China war bis zur kommunistischen Machtübernahme eines der wichtigsten Missionsgebiete der Kelly-Lowe-Continental-Brüder. Auch mehrere deutsche Missionare arbeiteten dort, darunter Wilhelm Koll, dessen Todestag sich heute zum 50. Mal jährt. Ich fasse im Folgenden ein Referat zusammen, das Klaus Mauden 2017 im Arbeitskreis Geschichte der Brüderbewegung hielt,1 und ergänze es lediglich durch einige genealogische Daten.
Johannes Wilhelm Koll wurde am 13. März 18822 in Barmen geboren und erlernte zunächst den Kaufmannsberuf. Nach einer Begegnung mit dem englischen Chinamissionar Thomas Hutton (1856–1926) ging er im Oktober 1911 gemeinsam mit seinem jüngeren Bruder Gustav (1887–1957) nach London, um sich am Livingstone Medical College für den Missionsdienst medizinisch ausbilden zu lassen. 1912 reisten die beiden Brüder nach China aus und begannen ihre Arbeit in Hinghwa.
Im Ersten Weltkrieg wurde Wilhelm Koll zum Militärdienst in der deutschen Kolonie Tsingtau einberufen, die allerdings bereits wenige Monate später in die Hände der Japaner fiel, was für Koll fünf Jahre japanische Kriegsgefangenschaft zur Folge hatte. Nach seiner Entlassung setzte er die Arbeit in Hinghwa fort, wobei er besonders in der medizinischen Versorgung der Chinesen tätig war. Als 1922 der Arzt Hans Neuffer (1892–1968) nach China kam, unterstützte Koll dessen Arbeit im neu gebauten Krankenhaus.
Nach einem Heimaturlaub in Deutschland ab 1926 heiratete Wilhelm Koll am 7. Oktober 1929 in Shanghai die Engländerin Elsie Alice Ransom (1896–1977), die bereits einige Jahre als Lehrerin in China gearbeitet hatte. In den beiden folgenden Jahren wurden die Kinder Ruth Elsie (1930–2006) und Godfrey Ernest (1931–2019) geboren. 1937 machte die Familie eine Reise nach England und von dort im Mai 1938 nach Deutschland, wo sie verbotene Zusammenkünfte der „Nichtbündler“ besuchten. Wilhelm Koll kehrte noch im selben Jahr nach China zurück; seine Familie konnte erst 1940 über die USA nachreisen.
Die Missionsarbeit in Hinghwa endete 1946, als die Stadt von den Kommunisten erobert wurde. Auf abenteuerliche Weise gelangte die Familie Koll nach Shanghai, doch Wilhelm erhielt als Deutscher kein Ausreisevisum, sodass Elsie mit den beiden Kindern im Dezember 1946 allein nach England aufbrechen musste. Erst Ostern 1947 durfte Wilhelm nachkommen. Die Familie ließ sich in Iver Heath westlich von London nieder und zog 1969 nach Eastbourne.
Wilhelm Koll war in mehreren Ländern noch oft im Verkündigungsdienst aktiv, Elsie arbeitete in der Kinder- und Jugendarbeit von Jean André in der Schweiz mit und übersetzte auf den Konferenzen in Zürich. Am 13. September 1971, heute vor 50 Jahren, starb Wilhelm Koll im 90. Lebensjahr.
Anmerkungen:
- Klaus Mauden: Überblick über die Arbeit einiger Missionare in China, unveröffentlichtes Skript, Arbeitskreis Geschichte der Brüderbewegung, Wiedenest, 27. Februar 2017.
- Der wenig bekannte erste Vorname und das genaue Geburtsdatum sind dem Eintrag im England and Wales Death Registration Index zu entnehmen.