Kategorie-Archiv: Irland

200. Geburtstag von William Kelly

kelly
William Kelly (1821–1906)

Diesen Beitrag kann ich genauso beginnen wie den über Charles Henry Mackintosh am 1. Oktober 2020:

In diesem Monat wäre William Kelly, einer der bekanntesten Geschlossenen Brüder des 19. Jahrhunderts, 200 Jahre alt geworden. Leider ist sein genaues Geburtsdatum (ebenso wie das seines sieben Monate älteren Landsmanns Charles Henry Mackintosh) nicht bekannt und auch von seinem Biografen Edwin Cross nicht ermittelt worden – vielleicht weil die betreffenden Kirchenbücher bei der Zerstörung des Public Record Office im Irischen Bürgerkrieg (1922) verloren gingen?1

Leben

Über Kellys Leben liegen online mindestens 20 kürzere oder längere Biografien, Würdigungen, Artikel und sogar eine Dissertation vor, sodass ich hier wie üblich auf eine eigene Skizze verzichte und nur eine sprachlich und chronologisch sortierte Linkliste biete:

In deutscher Sprache:

In englischer Sprache:

In niederländischer Sprache:

Nachrufe

Bei meinen Recherchen im British Newspaper Archive (BNA) bin ich auf mehrere Zeitungsartikel über Kellys Tod gestoßen, die meines Wissens bisher noch nie vollständig zitiert worden sind und daher hier einen Platz finden mögen. Den Anfang scheint die renommierte Londoner Times gemacht zu haben, die im BNA leider nicht vertreten ist; der Wortlaut ihres Nachrufs lässt sich aber der Yorkshire Post vom 2. April 1906 entnehmen:

1906-04-02 The Yorkshire Post 8 Obituary (Kelly)
The Yorkshire Post, 2. April 1906, S. 8

Dieser von einem ungenannten Korrespondenten (vielleicht E. E. Whitfield?) eingesandte Nachruf bildete wohl die Grundlage für die weiteren Zeitungsartikel über Kellys Tod. Die Brighton Gazette brachte am 5. April eine Notiz in der Spalte „Personal Gossip“:

1906-04-05 Brighton Gazette 7 Personal Gossip (Kelly)
Brighton Gazette, 5. April 1906, S. 7

Ein deutlich längerer Text, der den Times-Nachruf ebenfalls mit verwertet, aber auch die Trennung von 1881 erwähnt und von Kellys Beerdigung berichtet, erschien einen Tag später im Kentish Mercury (Greenwich). Der besseren Lesbarkeit halber gebe ich ihn in Transkription wieder:

The death occurred on Tuesday last week, at The Firs, Denmark-road, Exeter, of Mr. William Kelly, of Verner Lodge, Belmont-park, Lee. The deceased gentleman, who was a well-known member of the Plymouth Brethren, was born in the north of Ireland in 1820 [sic!]. He graduated at Trinity College, Dublin, with the highest honours in Classics, and joined the Plymouth Brethren in 1840. In 1860 he published a critical Greek Text of the Revelation of St. John, which Ewald pronounced in the Göttinger Jahrbücher to be the best piece of work of the kind that had come under his notice. For 50 years Mr. Kelly was editor of the monthly Bible Treasury, a periodical which the late Archdeacon Denison in his old age described as “the only one worth reading.” A book on the Mosaic Cosmogony – In the Beginning – brought to the writer a warm appreciation from Archbishop Benson. The Times says: – “In the judgment of outsiders he was a representative of erudition second only to Tregelles. Mr. Kelly was characteristically a lecturer; his discourses on the Apocalypse – from the Futurist point of view – and those on the New Testament doctrine of the Holy Spirit have been widely circulated. His last most considerable work is entitled God: [sic] Inspiration of the Scriptures (1903), in which he combated the Higher Criticism. A man of incisive intellect and a keen controversialist, he was the chief henchman of the late John Nelson Darby (‘J.N.D.’), and editor of his Collected Writings.” But in 1881 their friendship was broken, and the “Close Brethren” divided into “Kellyites” and “Darbyites.” For a considerable period Mr. Kelly resided in Guernsey, but for the last 30 years his home was at Lee, he attending the meeting at Bennett-park, Blackheath. He recently, on the suggestion of the Archbishop of York, presented his large and valuable theological library to the town of Middlesbrough. The funeral took place at Charlton Cemetery on Saturday, between 500 and 600 persons being present. In accordance with deceased’s strong aversion to anything like display the ceremony was of a very quiet and unostentatious character. At the graveside the hymns “For ever with the Lord” and “Saviour before Thy face we fall” were sung, and appropriate portions of Scripture were read. Addresses were given by Dr. Heyman Wreford, of Exeter (at whose house Mr. Kelly died), and Mr. T. Moore, of Bournemouth, the latter saying that a fortnight before his death Mr. Kelly remarked that there were three things that were real, the Cross of Christ, hatred of the world, and love of God. The funeral arrangements were entrusted to Messrs. Francis Chappell and Sons, of Lee Bridge and Catford.2

Der Rat der Stadt Middlesbrough, der Kelly seine Bibliothek gestiftet hatte, drückte in seiner Sitzung vom 10. April sein Bedauern über den Tod des Spenders aus:

1906-04-11 The Yorkshire Post 9 (Kelly)
The Yorkshire Post, 11. April 1906, S. 9

Zweieinhalb Wochen später war in der Presse – heute unvorstellbar – sogar der Wert von Kellys Nachlass zu lesen:

1906-04-28 Irish Independent 6 (Kelly)
Irish Independent, 28. April 1906, S. 6
1906-05-04 The Kentish Mercury 2 (Kelly)
The Kentish Mercury, 4. Mai 1906, 2

£ 5892 bzw. 5891 entsprechen nach heutiger Kaufkraft mindestens £ 630.800 (= ca. € 734.500).

Ewald über Kelly

Die drei im Times-Nachruf genannten prominenten Kelly-„Bewunderer“ Ewald, Denison und Benson werden auch in späteren Lebensbildern Kellys immer wieder zitiert (was einigermaßen erstaunlich ist, legen die Geschlossenen Brüder doch sonst auf den Beifall der „Welt“, auch der „religiösen Welt“, wenig Wert). Besonders interessant – da nachprüfbar – ist die Aussage des gemäßigt bibelkritischen3 Göttinger Theologieprofessors Heinrich Ewald (1803–1875) über Kellys griechische Edition der Offenbarung. Das Zitat tritt in zwei leicht voneinander abweichenden Varianten auf: Laut der Times hielt Ewald das Buch für “the best piece of work of the kind that had come under his notice”; in Chief Men among the Brethren überliefert Whitfield später den Wortlaut “the best piece of English work of the kind that he had seen”.

Ewalds Rezension erschien 1861 im 11. Band seiner Jahrbücher der Biblischen wissenschaft [sic], umgangssprachlich Göttinger Jahrbücher genannt, S. 247f. (für eine schärfere Version bitte Bild anklicken):

ewald_kelly
Jahrbücher der Biblischen wissenschaft 11 (1860/61), S. 247f.

Hat man sich einmal an die eigenartige Rechtschreibung gewöhnt (Ewald folgte den Reformvorschlägen Jacob Grimms), so stellt man überrascht fest, dass das Times-Zitat nirgendwo im Text vorkommt. Der Ton der Besprechung ist zwar insgesamt wohlwollend („recht nüzlich“, „sehr genau“, „manche gute bemerkung“), aber den Superlativ “best piece of work of the kind that had come under his notice” sucht man vergebens. Entweder hat Ewald sich noch woanders (vielleicht mündlich?) über das Buch geäußert, oder (wahrscheinlicher) wir haben es hier mit einer ungenauen Überlieferung zu tun, die mit der Zeit den Charakter einer frommen Legende annahm (immerhin vergingen zwischen der Rezension und Kellys Tod 45 Jahre).

Hätte Ewald gewusst, dass Kelly der Brüderbewegung angehörte, wäre seine Besprechung übrigens vielleicht kritischer ausgefallen. Zwölf Jahre zuvor hatte er nämlich zwei der frühen Übersetzungen von Julius Anton von Poseck und William Henry Darby in die Hände bekommen und in den Jahrbüchern rezensiert – falls man diesen unsachlichen, rein emotionalen Verriss überhaupt eine Rezension nennen kann:

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Jahrbücher der Biblischen wissenschaft 2 (1849), S. 77

200. Geburtstag von Charles Henry Mackintosh

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Charles Henry Mackintosh (1820–1896)

In diesem Monat wäre Charles Henry Mackintosh, einer der bekanntesten Geschlossenen Brüder des 19. Jahrhunderts, 200 Jahre alt geworden. Leider ist sein genaues Geburtsdatum (ebenso wie das seines sieben Monate jüngeren Landsmanns William Kelly) nicht bekannt und auch von seinem Biografen Edwin Cross nicht ermittelt worden – vielleicht weil die betreffenden Kirchenbücher bei der Zerstörung des Public Record Office im Irischen Bürgerkrieg (1922) verloren gingen?1

Leben

Über Mackintoshs Leben sind bereits etliche Darstellungen online verfügbar:

Ich begnüge mich deshalb hier mit einer Übersetzung des knappen Artikels von Edward Elihu Whitfield aus The New Schaff-Herzog Encyclopedia of Religious Knowledge (Bd. 7, 1910):

MACKINTOSH, CHARLES HENRY: Plymouth-Bruder; * 1820 in der Grafschaft Wicklow, Irland; † 2. November 1896 in Cheltenham (7 Meilen nordöstlich von Gloucester). Er war einige Jahre Lehrer in Westport, Grafschaft Mayo, Irland. Den größten Teil seines Lebens widmete er sich jedoch der Evangelisation, dem Hirtendienst, dem religiösen Journalismus (als Herausgeber der Monatszeitschrift Things New and Old) und der religiösen Literatur. Er war der Autor der Gedanken zu den fünf Büchern Mose, die sich großer Beliebtheit erfreuten und besonders in den Vereinigten Staaten in enormer Zahl verkauft wurden, sodass die Initialen „C.H.M.“, unter denen sie erschienen, vielen vertraut waren – der Name, für den sie standen, aber wahrscheinlich nicht. Mr Gladstone lobte seinen englischen Stil; Spurgeon lobte die Gedanken, insbesondere den Band über das 2. Buch Mose, auch wenn er mit ihrem „Darbysmus“ nicht einverstanden war.

Darby über Mackintosh

Einige interessante Hinweise auf Mackintosh sind in John Nelson Darbys Briefwechsel mit George Vicesimus Wigram zu finden, der letztes Jahr erstmals im Druck erschien2 (die Originale werden im Christian Brethren Archive in Manchester aufbewahrt). Am 8. Mai 1854 schrieb Darby an Wigram:

There is blessing in Ireland, and Macintosh active.3

Im August 1854 leitete Darby eine Anfrage Mackintoshs an Wigram weiter:

Macintosh desires to know the best elementary books to learn Hebrew. I thought you would know them better than me, so I write to you […].4

Mitte Dezember desselben Jahres wusste Wigram zu berichten:

McIntosh is supplying for Miller, who is in Scotland for 10 days, & is lecturing round London meeting rooms.5

Anfang Dezember 1857 hatte Darby von Mackintoshs geplanter neuer Zeitschrift Things New and Old gehört und schrieb darüber aus Gebweiler (Elsass) an Wigram:

I hear you are to have a new periodical by Mackintosh. lt is all well if there are not too many, that makes four. They may reach different classes, and if so it will be a most happy result.6

Im Januar 1862 wurden Mackintoshs Notes on Leviticus in der Zeitschrift The Quarterly Journal of Prophecy attackiert; Darby äußerte sich dazu im Juli wie folgt:

I have no doubt Macintosh has expressed himself unguardedly in his expressions, but the accusing him of denying the true humanity of Christ is simple unrighteousness: he is just as plain and clear as any of us on it. The poor Church people glutton in what attacks brethren and feed on ordure: I am sorry for it but how can one help it? That is all the feeling I have about it. lt is a very bad sign for them.7

1863 kam es erneut zu Angriffen auf Mackintosh; Darby schrieb Mitte August aus Kanada:

I judge Macintosh has been very rash in some of his papers which I had never seen or heard of before, and then words used against it which could also be attacked, as all human language can on such subjects. […] still certainly Macintosh has given occasion, by strong statements on it, to this spirit which has arisen, tho’ that be not the origin.8

1865 fühlte sich schließlich sogar Darby gedrängt, öffentlich gegen eine Schrift Mackintoshs (über Buße) Stellung zu beziehen.9 Er sandte einen entsprechenden Artikel an Wigram für dessen Zeitschrift The Present Testimony, doch Wigram lehnte ab: Für kontroverse Veröffentlichungen dieser Art sei die Zeitschrift nicht gedacht.10 Darbys Kritik wurde Mackintosh jedoch privat zugeschickt, und er nahm sie sofort demütig an.11 In welche Richtung die Kritik ging, wird aus einem Brief Darbys an Wigram von Ende Juni 1865 deutlich:

The last thing I should desire would be to pain dear Macintosh. But the system is one of great importance. What I fear is superficiality and jumping into peace, the conscience unreached. Previous inward work hinders this in Macintosh & others like him, but this is not so with those who receive the doctrine.12

Todesanzeige

Mackintoshs Todesnotiz in der Gloucestershire Chronicle fiel kurz und bündig aus:

1896-11-07 Gloucestershire Chronicle 4 (Mackintosh)
Gloucestershire Chronicle, 7. November 1896, S. 4

50. Todestag von Peter L. Embley

embleyIn den 1960er Jahren forschten in England gleichzeitig zwei Doktoranden über die Frühgeschichte der Brüderbewegung. Harold Hamlyn Rowdon, Ende 30, legte seine 519 Schreibmaschinenseiten umfassende Arbeit 1964 der Universität London vor, erhielt 1965 den Doktortitel1 und konnte sein Werk – nach nochmaliger Überarbeitung2 – 1967 bei dem Londoner „Brüder“-Verlag Pickering & Inglis veröffentlichen;3 es wurde bald zum Standardwerk auf seinem Gebiet.4 Peter Lindsay Embley, Mitte 20, reichte seine „nur“ 294-seitige Dissertation 1966 bei der Universität Cambridge ein, bestand am 21. Februar 1967 die Doktorprüfung5 – und kam fünf Monate später bei einem Autounfall ums Leben, sodass seine Arbeit bis heute ungedruckt blieb.

Über Embleys Biografie liegen nur wenige Informationen vor. Geboren wurde er im 2. Quartal 1940 in Holderness (Yorkshire)6 als Sohn des kommunalen Verwaltungsbeamten Kenneth Lindsay Embley (1902–1968)7 und seiner Frau Gladys Lucy geb. Gibson (1910–1976)8. Die Familie gehörte wohl nicht der Brüderbewegung an; wahrscheinlich kam Embley erst während seines Studiums in Cambridge durch die Cambridge Inter-Collegiate Christian Union (CICCU) mit „Brüdern“ in Kontakt9 (nicht ohne Grund meint man in seiner Dissertation noch etwas mehr wissenschaftliche Distanz zum Untersuchungsgegenstand zu spüren als bei Rowdon). Nach Abschluss seines Studiums erhielt Embley eine Dozentenstelle10 am St Paul’s College in Cheltenham (einem der Vorläufer der heutigen University of Gloucestershire), wo er im August 1966 seine Doktorarbeit fertigstellte.11 Am 19. Juli 1967, heute vor genau 50 Jahren, wurde er auf der Autobahn M4 in der Nähe von Bray (Berkshire)12 unverschuldet13 in einen Verkehrsunfall verwickelt, bei dem er tragischerweise im blühenden Alter von 27 Jahren starb. Der ein Jahr jüngere Timothy Stunt, der ihn persönlich kannte,14 charakterisierte ihn 1969 wie folgt:

Anyone who knew Peter Embley will recall the energy and enthusiasm which would suddenly and unpredictably bubble up and find expression in tremendous industry applied to any project that he had in hand.15

Von Embleys Dissertation war lange Zeit nur eine 30-seitige Kurzfassung bekannt, die in seinem Todesjahr als Aufsatz in dem Sammelband Patterns of Sectarianism erschien16 (seit heute auch auf bruederbewegung.de zugänglich). Das einzige Exemplar der Dissertation befand sich in der Universitätsbibliothek Cambridge und konnte nur dort eingesehen werden – ein Aufwand, dem sich nur wenige Forscher unterzogen. 1982 bat das Christian Brethren Archive an der Universitätsbibliothek Manchester die Kollegen in Cambridge um die Erlaubnis, eine Kopie der Arbeit in seinen Bestand aufnehmen zu dürfen. Cambridge wollte zuerst die urheberrechtliche Situation geklärt wissen, aber bereits damals – nur wenige Jahre nach dem Tod von Embleys Mutter – ließen sich keine Erben mehr ausfindig machen, sodass dem CBA die Genehmigung erteilt wurde.17 Ende 2001 durfte ich mir die Kopie von Manchester ausleihen und einscannen; seit 2003 steht die Arbeit auf bruederbewegung.de zum Download zur Verfügung, und seither ist sie auch in zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten über die Brüderbewegung verwertet worden.

Die etwas früher fertiggestellte, aber damals noch unveröffentlichte Dissertation Rowdons konnte Embley vor Abschluss seiner Arbeit noch einsehen. Sein Urteil, sie überschneide sich nur geringfügig mit seiner eigenen,18 ist sicher etwas zu optimistisch (und wohl dem unter Doktoranden üblichen Bedürfnis geschuldet, sich von „Konkurrenten“ abzugrenzen), behandeln doch beide Dissertationen exakt denselben Zeitraum (1825–1850). Dennoch lohnt sich die Lektüre beider Arbeiten unbedingt, denn jede von ihnen verwendet Quellen, die der jeweils anderen fehlen – bei Embley sind es z.B. die Sibthorpe Collection, die Schriften von Andrew Jukes, Materialien aus den Devon County Archives und vor allem der Census of Religious Worship in England and Wales, eine statistische Erhebung über den Gottesdienstbesuch am 30. März 1851, die interessante Aufschlüsse über Anzahl und Größe der Brüdergemeinden zu diesem Zeitpunkt gibt.19

Zum 50. Todestag Embleys habe ich seine Dissertation in einer verbesserten Fassung hochgeladen: Die originalen Seitenzahlen sind jetzt rot hervorgehoben, sodass man Querverweisen wesentlich leichter nachgehen kann, das Fußnotenlayout wurde angepasst, ein OCR-Fehler (falsche Jahreszahl) auf S. 84 korrigiert, die editorische Notiz ins Englische übersetzt und der Bezug zu Cambridge klarer herausgestellt.


100. Todestag von George Frederic Trench

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George Frederic Trench

Wie die meisten britischen und irischen Offenen Brüder der zweiten und dritten Generation ist George Frederic Trench im deutschen Sprachraum kaum bekannt. Er erhielt jedoch einen Platz in Henry Pickerings Chief Men among the Brethren1 – Grund genug, auch an dieser Stelle einmal an ihn zu erinnern.

Trenchs Vater Frederic FitzJohn Trench (1808–1859) war ursprünglich Kavallerieoffizier in Indien und später Pfarrer im irischen Staplestown. George Frederic,2 sein dritter Sohn, wurde am 6. August 1841 geboren. Zum Glauben kam er im Konfirmationsalter durch eine Ansprache des bekannten Erweckungspredigers Henry Grattan Guinness (1835–1910). Während seines Studiums am Trinity College in Dublin, das er mit einem B.A. abschloss, lernte er den gleichaltrigen Robert Anderson (1841–1918) kennen, der ebenfalls ein bekannter Offener Bruder werden sollte und mit dem er zeitlebens freundschaftlich verbunden blieb. Gemeinsam unternahmen sie in den 1860er Jahren erfolgreiche Evangelisationsreisen durch Irland.

1868 heiratete Trench Frances Charlotte Talbot-Crosbie, eine Tochter des Offenen Bruders William Talbot Talbot-Crosbie (1817–1899), und ließ sich an deren Heimatort Ardfert im Südwesten Irlands nieder. In den folgenden Jahrzehnten engagierte er sich stark als Evangelist, Prediger und Autor bei den Offenen Brüdern und darüber hinaus;3 das Christian Brethren Archive verzeichnet 15 Bücher und Schriften von ihm,4 hinzu kommen zahlreiche Beiträge zu den Zeitschriften The Witness, The Christian u.a. Pickering schreibt über seinen Dienst:

Having received clear light on the evil of Sec­tarianism in his younger days, he was clear in heart and ways to the end. No man was more loyal to the truths dear to those who seek to gather in the Worthy Name alone. An ardent worker, a diligent student, an able minister of the Word, ever a friend of the young, and interested in young men, also in policemen, soldiers, and other special branches of work, his influence was most widely extended by his pen.5

George Frederic Trench starb heute vor 100 Jahren und wurde auf dem protestantischen Friedhof von Dublin (Mount Jerome Ceme­tery) begraben. Sein von Pickering verfasstes Lebensbild ist online verfügbar.