Von 1885 bis 1908 war das Gebiet der heutigen Demokratischen Republik Kongo Privatbesitz des belgischen Königs Leopold II. (1835–1909). Während dieser Zeit wurden die Kautschukvorkommen des Landes von europäischen Unternehmen mittels Sklaverei und Zwangsarbeit systematisch ausgeplündert, wobei es
massenhaft zu Geiselnahmen, Tötungen, Verstümmelungen und Vergewaltigungen [kam]. Es wird geschätzt, dass acht bis zehn Millionen Kongolesen den Tod fanden, etwa die Hälfte der damaligen Bevölkerung. […] Die Kongogräuel „gehören unzweifelhaft zu den größten Verbrechen der modernen Kolonialgeschichte“. Nach heutigen Begriffen können die Verbrechen der Kolonialherren im Kongo als Genozid oder sogar Holocaust bezeichnet werden.1
Einer der Ersten, die dieses Unrecht öffentlich anprangerten, war der färöische „Bruder“ Daniel Jacob Danielsen (1871–1916). Von 1901 bis 1903 als Missionar und Ingenieur im Kongo tätig, erfuhr er aus erster Hand von den Gräueltaten und fertigte von etlichen Verstümmelungsopfern Beweisfotos an, die er Ende 1903 in Schottland und Anfang 1904 auf den Färöer-Inseln in mehreren Vortragsveranstaltungen öffentlich zeigte. Damit leistete er einen wesentlichen Beitrag zur Aufdeckung der Verbrechen.
Der färöische Historiker Óli Jacobsen, der bereits 2012 in der Brethren Historical Review eine Kurzbiografie Danielsens veröffentlichte, hat diese in der Folgezeit zu einer 200-seitigen Monografie ausgearbeitet, die 2014 unter dem Titel Daniel J. Danielsen and the Congo: Missionary Campaigns and Atrocity Photographs als erster Band der neuen BAHN-Reihe „Studies in Brethren History – Subsidia“ erschienen ist. Das Buch kann zum Preis von £ 20 beim Brethren Archivists and Historians Network bestellt oder kostenlos als PDF-Datei von der Website des Autors heruntergeladen werden.
Anmerkungen:
- Aus dem Artikel „Kongogräuel“ in der deutschsprachigen Wikipedia. Das zitierte Urteil stammt von dem Historiker Horst Gründer.