Heute vor 100 Jahren starb Jean Emil Leonhardt, der Gründer der Offenen Brüdergemeinde in Bad Homburg. Die Frankfurter Neue Presse (bzw. deren Regionalausgabe Taunus-Zeitung) gedenkt dieses Ereignisses durch eine zweiteilige Artikelserie der trotz ihrer 93 Jahre noch immer sehr rührigen Bad Homburger Stadthistorikerin Gerta Walsh, die bereits 2012 einen Artikel zum 125-jährigen Jubiläum der EFG Bad Homburg und 2014 zwei Artikel über die Aktivitäten Jean Emil Leonhardts und Friedrich Kleemanns im Ersten Weltkrieg verfasst hatte.
Die aktuelle Serie enthält einiges an bisher unbekannten Informationen:
- Leonhardts genaues Geburtsdatum (25. Oktober 1853) wird hier meines Wissens zum ersten Mal veröffentlicht.
- Laut Walsh erwarb Leonhardt 1883 die britische Staatsbürgerschaft und pendelte bis 1900 zwischen England und Deutschland hin und her (Letzteres erscheint mir allerdings etwas zweifelhaft, da ab 1886 kontinuierliche Gemeindeaktivitäten in Bad Homburg belegt sind, wie ich demnächst noch zu zeigen hoffe).
- Aus der 1897 geschlossenen Ehe mit Ida Schneider gingen fünf Söhne und drei Töchter hervor.
Die von Walsh beschriebenen geschäftlichen Aktivitäten Leonhardts sind für Freunde der Bad Homburger Stadtgeschiche vielleicht interessanter als für Brüderhistoriker; Letztere werden allerdings den Schluss der Artikelserie zu würdigen wissen:
Am 11. Oktober 1917 musste er sich einer Operation unterziehen, deren Ausgang ungewiss war. Damals spürte er den „Schatten des Todes“. Zu Herzen gehend ist der Brief, den er am Vorabend dieses Tages seiner Frau und den Kindern schrieb. Darin spiegelte sich sein tiefes Gottvertrauen, und Leonhardt verband die Nachricht zugleich mit der Mahnung an seine Lieben, stets an die Mitmenschen zu denken, denen es im Leben nicht so gut ging wie ihm und seiner Familie. Hier fand er Worte, die seine Lebenshaltung ausdrückten: „Gedenke der Armen, der Waisen, der Brüder die in Noth sind und des ganzen Werkes des Herrn. Er hat uns so reichlich gesegnet, deshalb thue deine Hand weit auf und verschließe dein Herz nicht. Alles war und ist nur anvertrautes Gut. Ich wünsche keine Lobreden, keine Blumen.“
Diese Operation überlebte er, doch am 24. August 1918 starb Jean Emil Leonhardt nach langem Leiden und fand auf dem evangelischen Friedhof am Untertor seine letzte Ruhestätte.
Um „Lobreden“ geht es auch in diesem Blog nicht, aber eine sachliche Biografie dieses nur noch wenig bekannten Pioniers der deutschen Offenen Brüder würde sich sicher lohnen!