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100. Todestag von Paul Jacob Loizeaux

loizeaux
Paul Jacob Loizeaux (1841–1916)

Wer hat den Tisch des Herrn? Diese Frage hat die „Brüder“ schon immer beschäftigt. Eine eher ungewöhnliche Antwort (zumindest für einen Geschlossenen Bruder) gab darauf der amerikanische „Grant-Bruder“ Paul Jacob Loizeaux – so ungewöhnlich, dass sich Rudolf Brockhaus 1925 veranlasst sah, im Botschafter des Heils in Christo eine Richtigstellung zu veröffentlichen.

Wer war Paul Jacob1 Loizeaux? Geboren wurde er im Oktober2 1841 als ältester Sohn des Seidenhändlers Jean Jacques Loizeaux (1816–1885) und seiner Frau Marie Susanne geb. Dusse (1819–1892) im nordfranzösischen Ort Lemé. 1850 zog die Familie, die seit Generationen protestantisch war, in den Süden Frankreichs, da es dort bessere protestantische Schulen gab. Als 1853 das Seidengewerbe in eine Krise geriet, emigrierten sie in die USA; nach kurzem Aufenthalt in Illinois ließen sie sich in Vinton (Iowa) nieder und begannen erfolgreich Landwirtschaft zu betreiben.

Paul Jacob besuchte von 1860 bis 1862 das Charlier Institute, eine höhere Schule in New York, und begann anschließend eine juristische Ausbildung in einer Anwaltskanzlei seiner Heimatregion. Aufgrund von Gewissensbedenken brach er diese jedoch bald wieder ab und kehrte als Lehrer ans Charlier Institute zurück. Er bemühte sich, ein moralisch einwandfreies Leben zu führen, und erhielt von seiner Kirche sogar eine Lizenz zum Predigen, war bis dahin aber noch nicht zum Evangelium der Gnade durchgedrungen; dies geschah erst, als er während eines Krankenbesuchs auf Römer 3 und die Rechtfertigung allein aus Glauben hingewiesen wurde. Loizeaux beschloss, seinen Beruf aufzugeben und sich fortan nur noch der Verkündigung dieser Botschaft zu widmen.

In New York hatte er Celia Sanderson (1842–1908) kennengelernt, die dort ebenfalls zur Schule ging und bereits den „Brüdern“ angehörte. Am 4. Februar 1868 heirateten die beiden in Celias Heimatstadt Milwaukee (Wisconsin) und zogen anschließend wieder nach Vinton. Durch Loizeaux’ Zeugnis fand ein großer Teil seiner Familie, darunter seine Eltern und sein zwei Jahre jüngerer Bruder Timothée Ophir Loizeaux (1843–1927), zur Gewissheit des Heils. In Vinton und Umgebung entstanden mehrere Hausgemeinden.

Im Sommer 1870 besuchte Loizeaux die große Konferenz der „Brüder“ in Guelph (Ontario), zu der auch John Nelson Darby (1800–1882) angereist war. Das dort Gehörte beeindruckte ihn sehr, und so schloss er sich – ebenso wie mehrere andere Mitglieder seiner Familie – den „Brüdern“ an. 1876 gründete er gemeinsam mit seinem Bruder Timothée in Vinton den Schriftenverlag Bible Truth Depot, der 1879 nach New York verlegt wurde und sich dort unter dem Namen Loizeaux Brothers bald zu einem der wichtigsten amerikanischen Verlage der „Brüder“ entwickelte.

Ab 1881 wohnten die Brüder Loizeaux in dem ca. 40 km westlich von New York gelegenen Plainfield (New Jersey), wo sich auch Frederick William Grant (1843–1902) niederließ. Paul Loizeaux predigte viel in den umliegenden Versammlungen, verkündigte das Evangelium und schrieb etliche Broschüren und Zeitschriftenartikel.3 Die höchste Auflage (mehrere Millionen!) erreichte eine bereits 1871 erschienene Schrift über den zum Tode verurteilten Verbrecher Daniel Mann, der im Gefängnis von Kingston (Ontario) durch Loizeaux zum Glauben gekommen war.4 Über seine Evangelisationsweise berichtet Henry Allan Ironsides Biograf eine interessante Episode:5

Mr. Loizeaux war vor allen Dingen ein Evangelist, der durch sein kraftvolle Verkündigung viele Menschen ansprach.

Eines Abends begab sich Ironside früh zum Versammlungssaal. Er stand hinten in einer kleinen Nische, die durch eine Querwand vom Rest des Saales abgetrennt war. Da kamen zwei Männer herein und betraten gleich den Hauptraum. Einer der beiden sagte: „Ist dir aufgefallen, worin sich der Predigtstil Loizeaux’ von dem Ironsides unterscheidet?“

Harry hielt es für angebracht, seine unsichtbare Anwesenheit kundzutun, aber bevor er überlegen konnte, was er sagen solle, antwortete der zweite Mann dem Fragenden: „Die beiden kann man überhaupt nicht miteinander vergleichen. Sie sind so grundverschieden.“

Jetzt war es zu spät, und im nächsten Augenblick hörte der unfreiwillige Lauscher den ersten Mann sagen: „Ja, aber es gibt eine Sache, die ins Auge fällt. Wenn Paul Loizeaux spricht, sagt er den Leuten immer, was sie bekommen werden, wenn sie zu Christus kommen. Harry Ironside dagegen sagt ihnen immer, was sie erwartet, wenn sie es nicht tun.“

Ironside wurde von diesem Gegensatz so getroffen, daß er das Gespräch später am Abend Mr. Loizeaux mitteilte. Jener sagte auf die für ihn typische Art: „Ja, mein lieber junger Bruder, das sollte uns zu denken geben. Wir dürfen niemals vergessen, daß unser großer Auftrag darin besteht, die Gnade Gottes zu verkünden.“

Als es 1884 zur „Grant-Trennung“ kam, blieben die Brüder Loizeaux treu auf der Seite Grants. Bei den späteren Vereinigungsgesprächen mit anderen „Brüder“-Gruppen spielte Paul Loizeaux meist eine führende Rolle, so bereits 1886, als William Kelly (1821–1906) nach Amerika kam, um die Aussichten für einen Zusammenschluss zwischen „Kelly-“ und „Grant-Brüdern“ zu erkunden (was letztlich an der Verbindung der „Grant-“ mit den „Stuart-Brüdern“ scheiterte, die Kelly nicht akzeptieren konnte). Der 1892 getroffenen Entscheidung der „Grant-Brüder“, auch Offene Brüder zum Brotbrechen zuzulassen, stand Loizeaux skeptisch gegenüber, trug sie aber doch mit – bevor sie 1893 und 1894 schrittweise wieder rückgängig gemacht wurde. 1909 reiste Loizeaux mit drei anderen führenden „Grant-Brüdern“ nach England, um einen möglichen Zusammenschluss mit den „Glanton-Brüdern“ zu erörtern, doch konnte darüber ebenfalls keine Einigung erzielt werden – Loizeaux nahm es den „Glanton-Brüdern“ übel, dass sie sich nicht eindeutig vom Ausschluss Clarence Esme Stuarts (1885) distanzieren wollten, und sprach sich schließlich gegen ein Zusammengehen mit ihnen aus. Den Aufenthalt in Europa nutzte er danach noch zu einem Besuch seiner französischen Heimat.

Wann Loizeaux seine kleine Broschüre über den Tisch des Herrn schrieb, ist unbekannt – sie erschien unter dem Titel The Lord’s Table: Who Has It? ohne Jahresangabe im Verlag Loizeaux Brothers. Den Hintergrund bildeten vermutlich die Gespräche mit anderen „Brüder“-Gruppen, die den Tisch des Herrn für sich allein beanspruchten. Das Fazit von Loizeaux’ Überlegungen lautete:

Es gibt auch nur einen Tisch des Herrn; der andere ist „der Tisch der Dämonen“ (1. Kor. 10, 21), und der Tisch des Herrn ist da, wo der „eine Leib“ des Herrn ist. Er gab ihn der „Versammlung, welche sein Leib ist“, und eine jede Teilkirche, die dessen ausschließlichen Besitz für sich in Anspruch nehmen würde, wäre damit ebenso stolz und überheblich, als wenn sie behaupten würde, ausschließlich der Leib des Herrn zu sein. […] Die wahre Kirche, der wahre Tisch des Herrn, die Gegenwart des Herrn in der Mitte der Seinen sind Dinge, die niemals Besitz einer Sekte sein können. Nie kann irgendein bestimmter Teil des Volkes Gottes diese Dinge in ausschließlicher Weise vorwurfslos für sich in Anspruch nehmen. Nur Hochmut kann dazu führen, und „Gott widersteht dem Hochmütigen“!6

Auch wenn in einer Gemeinde Missstände vorhanden seien, die eine Trennung erforderlich machten, bedeute das nicht, dass dort nicht mehr der Tisch des Herrn sei:

Wenn also eine Gemeinschaft von Gläubigen an Grundsätzen festhält, die durch das Wort Gottes verurteilt werden, oder wenn sie ungerecht handelt und sich weigert, Buße zu tun oder von der Ungerechtigkeit abzustehen, so können wir dennoch nicht behaupten, daß sie nicht mehr des Herrn Gegenwart in ihrer Mitte genießen oder den Tisch des Herrn haben. Diese Frage zu beantworten ist nicht unsere Angelegenheit. Wir haben nur einfach Gott in allen Dingen, die Sein Wort uns anbefiehlt, zu gehorchen.7

Als diese Äußerungen – und ähnliche von Samuel Ridout (1855–1930), einem anderen führenden „Grant-Bruder“ – Rudolf Brockhaus zu Gesicht kamen, reagierte er beunruhigt:

Hört und liest man doch heute oft Worte, die man bisher in der Mitte und in den Schriften der Brüder nicht zu hören oder zu lesen gewöhnt war. Es werden Ansichten geäußert, die befürchten lassen, daß man Grundsätze, die früher für göttlich gehalten wurden, bereits aufgegeben hat, oder daß man doch in Gefahr steht, sie aufzugeben.8

Als Beispiele zitiert Brockhaus zunächst zwei Sätze von Ridout:

So lehrt man z.B. in Verbindung mit der uns beschäftigenden Frage: „Der Tisch des Herrn wurde einst für Seine ganze Kirche gegeben und kann von diesem Gesichtspunkt aus von keiner Vereinigung von Gläubigen für sich, unter Ausschluß anderer, in Anspruch genommen werden“. Oder: „Der Besitz des Tisches des Herrn steht mit der Stellung des Christen in Verbindung und nicht mit seiner Treue im Wandel“.9

Dann folgt die bereits oben zititerte Äußerung von Loizeaux:

Ja, man hat sogar geschrieben: „Wenn eine Vereinigung von Christen Grundsätze festhält, die das Wort Gottes verurteilt, oder ein Unrecht begeht und sich nun weigert, im Gehorsam gegen Gott Buße zu tun, oder von der Ungerechtigkeit abzustehen, so maßen wir uns nicht an zu sagen, daß sie nicht länger des Herrn Gegenwart oder des Herrn Tisch in ihrer Mitte habe“. Das sind, wie gesagt, Worte, die mit dem, was wir bisher gehört und gelernt haben, in unmittelbarem Widerspruch stehen. Es ist aber immer eine ernste Sache, die alten Grenzen, die die Väter gesetzt haben, zu verrücken. Gottes Wort warnt uns davor in Sprüche 22, 28.10

Brockhaus hatte Ridout seine Bedenken zunächst brieflich mitgeteilt (12. Mai 1925, mitunterzeichnet von Johannes Nicolaas Voorhoeve) und verarbeitete sie anschließend zu dem bekannten Botschafter-Artikel „Der Tisch des Herrn“, der auch als separate Broschüre11 erschien:

Sie [die nachstehenden Gedanken] wurden anläßlich eines Briefwechsels über eine Zuchtfrage, deren Entscheidung eine schmerzliche und weitgehende Trennung nach sich gezogen hat,12 niedergeschrieben, um beide Seiten noch einmal an die einfachen Grundlinien des Wortes Gottes zu erinnern, sowohl hinsichtlich der Feier des Abendmahls und des Zusammenkommens im Namen Jesu „außerhalb des Lagers“, als auch einiger mit dem Tische des Herrn in Verbindung stehender Wahrheiten.13

Mit Loizeaux konnte sich Brockhaus nicht mehr persönlich auseinandersetzen, da er zu dieser Zeit schon nicht mehr unter den Lebenden weilte. Er starb am 3. Oktober 1916, heute vor genau 100 Jahren, an seinem Wohnort Plainfield und wurde auf dem Hillside Cemetery in Scotch Plains begraben.

Ironside fasst seinen Dienst wie folgt zusammen:

cultured and of magnetic personality, he became a spirit-filled and flaming evangelist and went everywhere proclaiming the Word, in self-denying dependence on the Lord.14

Später nennt er ihn noch

the able evangelist whose fiery eloquence had made him the outstanding preacher in this particular section of the movement.15

Online zugängliche Biografien Loizeaux’ sind mir keine bekannt. Die obigen Informationen entstammen im Wesentlichen den Büchern von Noel,16 Ironside17 und Ouweneel,18 überprüft und ggf. korrigiert durch die Broschüre A Good Soldier of Jesus Christ. A Short Memoir of Paul J. Loizeaux von Samuel Ridout (New York [Loizeaux Brothers] o.J.).


Namen und Daten

Im Zuge meiner Recherchen im British Newspaper Archive und anderswo konnte ich einige Lebensdaten von „Brüdern“ präzisieren oder korrigieren – insbesondere von solchen, die in Henry Pickerings Chief Men among the Brethren1 enthalten sind. Bekanntermaßen schwankt die Qualität und Exaktheit der Artikel in diesem Sammelband erheblich; oft sind nur die Geburts- und Todesjahre und nicht die genauen Tage angegeben, manchmal kann man selbst die Jahre nur dem alphabetischen Inhaltsverzeichnis entnehmen, und einige Angaben sind auch schlichtweg falsch. Hier meine Erkenntnisse (in alphabetischer Reihenfolge).

Francis Christopher Bland (1826–1894)

Bei Pickering wird Bland nur „F. C.“ genannt, im Katalog des Christian Brethren Archive „Frederick Christopher“. Tatsächlich lautete sein erster Vorname Francis, wie man u.a. in seiner Todesanzeige lesen kann (zum Vergrößern anklicken):

1894-04-06 The Morning Post 1 Deaths (Bland)
The Morning Post, 6. April 1894, S. 1

Als Geburtsjahr gibt Pickering korrekt 1826 an; das genaue Datum (8. Oktober) ist in zeitgenössischen Adelsverzeichnissen wie z.B. Bernard Burkes Genealogical and Heraldic History of the Landed Gentry of Great Britain & Ireland (51871) zu finden. (Die Website The Peerage nennt übrigens einen falschen Geburtstag und ein falsches Todesjahr.)

George Brealey (1823–1888)

Nach Pickering starb Brealey Anfang März 1888. Der Taunton Courier vom Mittwoch, dem 14. März 1888 datiert seinen Tod auf “Tuesday morning”, womit vermutlich eher der 6. als der 13. März gemeint ist:2

1888-03-14 Taunton Courier 9 (Brealey)
Taunton Courier, 14. März 1888, S. 9

Adelbert Percy Cecil (1841–1889)

Bei Pickering und in den meisten anderen brüdergeschichtlichen Werken lautet Cecils erster Vorname „Adalbert“; zeitgenössische Presse und Adelsverzeichnisse überliefern aber einheitlich die Schreibweise „Adelbert“. Hier eine der ersten Meldungen seines Todes:

1889-06-14 Sheffield Daily Telegraph 5 (Cecil)
Sheffield Daily Telegraph, 14. Juni 1889, S. 5

William Henry Dorman (1802–1878)

Pickering nennt – ebenso wie Rowdon im Blackwell Dictionary of Evangelical Biography3 – nur Dormans Todesjahr; das genaue Todesdatum (14. September) erfährt man aus der Pall Mall Gazette:

1878-09-20 The Pall Mall Gazette 3 Deaths (Dorman)
The Pall Mall Gazette, 20. September 1878, S. 3

Samuel Trevor Francis (1834–1925)

Vom Dichter des Liedes „O die tiefe Liebe Jesu“4 kennt Pickering nicht das genaue Geburtsdatum. Hier können inzwischen sogar moderne Internetdatenbanken weiterhelfen, z.B. das Center for Church Music: Francis wurde am 19. November geboren.

Percy Francis Hall (1801–1884)

Als Geburtsjahr Halls gibt Pickering 1804 an, was von allen späteren Darstellungen übernommen wurde.5 Halls tatsächliches Geburtsdatum – der 20. März 1801 – erschien jedoch bereits 1888 in einem genealogischen Periodikum6 und 1928 im Schülerverzeichnis der Westminster School.7 Das Todesdatum hingegen überliefert Pickering korrekter als die zeitgenössische Presse: Nach der mir vorliegenden Kopie der Sterbeurkunde vom 15. Oktober 1884 starb Hall am 11. Oktober, wie auch Pickering schreibt, und nicht am 13. Oktober, wie die Bath Chronicle behauptet (das Alter wird allerdings sowohl in der Sterbeurkunde als auch in der Zeitung falsch angegeben – ob Halls 20-jährige Enkelin Gertrude, die den Tod meldete, nur eine ungefähre Schätzung abgab?):8

1884-10-30 The Bath Chronicle 5 (Hall)
The Bath Chronicle, 30. Oktober 1884, S. 5

James Lampen Harris (1793–1877)

Harris’ zweiter Vorname wird von Pickering als „Lampden“ wiedergegeben (ebenso von Noel9 und Rowdon10). Die meisten neueren Darstellungen (z.B. Embley11, Coad12, BDEB13, Stunt14, Burnham15, Grass16) schreiben dagegen „Lampen“. In der zeitgenössischen Presse findet sich ausschließlich die letztere Form;17 hier zwei Beispiele:

1832-10-04 The Bath Chronicle 3 (Harris)
The Bath Chronicle, 4. Oktober 1832, S. 3
1877-10-18 The Bath Chronicle 5 (Harris)
The Bath Chronicle, 18. Oktober 1877, S. 5 (Todesanzeige)

Nach Stunt war „Lampen“ in Plymouth ein verbreiteter Nachname, der wahrscheinlich in Harris’ Verwandtschaft mütterlicherseits vorkam.18 Die falsche Form „Lampden“ dürfte erst durch Pickering in Umlauf gelangt sein.

Thomas Shuldham Henry (1835–1894)

Henry ist der einzige „Bruder“ in Chief Men, für dessen Geburt Pickering noch nicht einmal ein Jahr anzugeben weiß. Nach der Todesanzeige im Londoner Standard starb er am 1. Januar 1894 im 59. Lebensjahr; er muss also 1835 geboren sein:

1894-01-05 The Standard 1 (Shuldham Henry) NA
The Standard, 5. Januar 1894, S. 1

Henrys Tod datiert Pickering übrigens auf den 2. Januar – ob man ihm oder der Zeitung Glauben schenken kann, ist ohne eine dritte, unabhängige Quelle nicht zu entscheiden.

John Eliot Howard (1807–1883)

Als namhafter Pharmakologe wurde Howard 1891 mit genauem Geburts- und Todesdatum in Band 28 des Dictionary of National Biography aufgenommen. Dennoch nennt Pickering auch 40 Jahre später nur sein Geburtsjahr, und um das Todesdatum zu erfahren, muss man wissen, auf welchen Wochentag der 20. November 1883 fiel:

He was taken ill on 20th Nov., 1883, but no danger was apprehended until Thursday morning, when he gently fell asleep in Jesus at his residence, Lord’s Meade, Tottenham.19

(Der 20. November war übrigens ein Dienstag; Howard starb am 22.)

Albert Midlane (1825–1909)

Von Midlane, dem Dichter des im englischen Sprachraum sehr populären Liedes “There’s a Friend for little children”, schreibt Pickering, er sei verstorben “just as the morning of Lord’s Day, February 28, 1909, was approaching”.20 Aus der zeitgenössischen Presse geht hervor, dass der genaue Todeszeitpunkt vor Mitternacht lag, kalendarisch also noch am 27. Februar (so auch das Oxford Dictionary of National Biography21):

1909-03-01 The Western Daily Press 6 (Midlane)
The Western Daily Press, 1. März 1909, S. 6

Thomas Blair Miller (1840–1905)

Pickering erweckt den Eindruck, als sei der Sohn Andrew Millers am 11. September 1905 gestorben:

On 11th September, 1905, he set out for Skegness for a few days’ rest, and whilst there was seized with another shock, from which he did not recover.22

Der 11. September 1905 war ein Montag. Nach Auskunft der Aberdeener Zeitung The People’s Journal starb Miller aber an einem Dienstagabend, also erst am 12. September:

1905-09-15 The People's Journal, Aberdeen 7 (TB Miller)
The People’s Journal, 15. September 1905, S. 7

John Usticke Scobell (1803–1883)

Den zweiten Vornamen Scobells ersetzt Pickering eigenartigerweise durch die Initiale N. Über den Todestag (Pickering nennt nur das Jahr) finden sich in der zeitgenössischen Presse unterschiedliche Angaben; laut The Cornishman war es der 3. Januar (ein Mittwoch):

1883-01-11 The Cornishman 8 Deaths (Scobell)
The Cornishman, 11. Januar 1883, S. 8

In einem ausführlichen Bericht auf derselben Seite ist ebenfalls von Mittwoch die Rede:

1883-01-11 The Cornishman 8 (Scobell)
The Cornishman, 11. Januar 1883, S. 8

Die Royal Cornwall Gazette nennt demgegenüber den 2. Januar:

1883-01-12 The Royal Cornwall Gazette 5 Deaths (Scobell)
The Royal Cornwall Gazette, 12. Januar 1883, S. 5

Charles Henry Scott (1848–1919)

Von Scotts zweitem Vornamen teilt Pickering nur die Initiale H. mit. Wir erfahren das Datum von Scotts Beerdigung (10. Oktober 1919), aber nicht das seines Todes; nach dem Sussex Express war es der 6. Oktober:

1919-10-10 The Sussex Express 6 (Scott)
The Sussex Express, 10. Oktober 1919, S. 6

Hugh Henry Snell (1817–1892)

Die von Pickering angegebenen Lebensdaten 1815–1891 sind beide falsch. Nach der Datenbank England Births and Christenings 1538–1975 wurde Snell am 29. März 1817 geboren; diese Angabe wird von allen Volkszählungen bestätigt (1851, 1861, 1871, 1881, 1891). Snells Todesjahr kann nicht 1891 sein, da er am 13. Januar 1892 noch einen Artikel schrieb (abgedruckt in The Collected Writings of H. H. Snell, S. 313f.). Wie seine Tochter berichtet, starb er jedoch bald darauf (ebd.); der England and Wales Death Registration Index verzeichnet seinen Tod im ersten Quartal 1892.

Leonard Strong (1797–1874)

Pickering nennt – ebenso wie Stunt im Blackwell Dictionary of Evangelical Biography23 – nur Strongs Todesjahr; das genaue Todesdatum (17. Oktober) findet sich z.B. in der Exeter and Plymouth Gazette:

1874-10-23 The Exeter and Plymouth Gazette 5 Deaths (Strong)
The Exeter and Plymouth Gazette, 23. Oktober 1874, S. 5

Clarence Esme Stuart (1827–1903)

Stuart ist – neben Wigram – der vielleicht prominenteste „Bruder“ auf dieser Liste; insofern mag es erstaunen, dass bei seinen Lebensdaten noch Korrekturen notwendig sind. Die Angaben bei Pickering sind widersprüchlich: Als Geburtsjahr wird im Inhaltsverzeichnis 1823 genannt, im Artikel selbst aber 1828; das Todesjahr findet sich überhaupt nur im Inhaltsverzeichnis und fehlt im Artikel ganz. Spätere Darstellungen (z.B. Arend Remmers’ Gedenket eurer Führer) übernehmen meist die Daten 1828–1903. Tatsächlich wurde Stuart jedoch bereits am 29. Mai 1827 geboren, wie eine amerikanische genealogische Zeitschrift 1967 in einem Artikel über die Familie William Penns am Rande mitteilte;24 auch Stuarts genaues Todesdatum (8. Januar 1903) wird dort erwähnt (ebenso auf der Website Global Plants, die Stuarts Testament zusammenfasst).

William Trotter (1818–1865)

Von Trotter scheinen bisher ebenfalls nur die Geburts- und Todesjahre bekannt zu sein (siehe z.B. Pickering). Das genaue Todesdatum (5. November) dokumentieren verschiedene Zeitungen, darunter der Leeds Mercury:

1865-11-13 The Leeds Mercury 2 Deaths (Trotter)
The Leeds Mercury, 13. November 1865, S. 2

William Henry George Wellesley (1806–1875)

Trotz seiner adeligen Abstammung weiß Chief Men auch von diesem „Bruder“ nur die Geburts- und Todesjahre anzugeben. The Peerage liefert die genauen Daten: geboren am 2. Februar 1806, gestorben am 21. Dezember 1875. Das Todesdatum lässt sich auch durch Zeitungen bestätigen, z.B. durch den Essex Standard:

1875-12-24 The Essex Standard 5 Deaths (Wellesley)
The Essex Standard, 24. Dezember 1875, S. 5

George Vicesimus Wigram (1805–1879)

Über Wigrams Lebensdaten herrscht trotz seiner Bekanntheit einige Verwirrung. Pickering führt nur die Jahreszahlen an (die unstrittig sind). Als Geburtsdatum wird je nach Quelle der 28. März (The Peerage, Brown, BDEB25, ODNB26) oder der 29. März (STEM Publishing, My Brethren) angegeben, als Todesdatum der 1. Januar (DNB, Schaff-Herzog, Remmers, My Brethren, The Peerage, BDEB, ODNB) oder der 1. Februar (STEM Publishing, Brown). Was das Geburtsdatum betrifft, wird man wohl der Datenbank England Births and Christenings 1538–1975 vertrauen können; sie nennt den 28. März. Beim Todesdatum hilft ein Blick in die zeitgenössische Presse: Die Pall Mall Gazette datiert Wigrams Tod auf den 1. Februar, die Daily News berichtet ausführlich über seine Beerdigung am 6. Februar:

1879-02-04 The Pall Mall Gazette 3 Deaths (Wigram)
The Pall Mall Gazette, 4. Februar 1879, S. 3
1879-02-07 The Daily News 6 (Wigram)
The Daily News, 7. Februar 1879, S. 6 (Auszug)

Das falsche Datum 1. Januar ist möglicherweise durch das renommierte Dictionary of National Biography (Bd. 61, 1900) in die Literatur eingedrungen; My Brethren zitiert allerdings sogar eine angebliche Sarginschrift, die den 1. Januar genannt haben soll, und datiert die Beerdigung auf den 7. Januar! Da die Zeitungen den Ereignissen zweifellos näher standen, wird man ihnen wohl eine höhere Glaubwürdigkeit zubilligen können.


Es folgen noch einige Personen, die nicht in Pickerings Chief Men enthalten sind.

John Beaumont (1823/24–1896)

Dieser heute nahezu vergessene Evangelist wird auf STEM Publishing als Liederdichter vorgestellt, jedoch ohne Lebensdaten. Dem Zeitungsbefund nach starb er am 27. September 1896 im Alter von 72 Jahren; er muss also zwischen dem 28. September 1823 und dem 27. September 1824 geboren sein:

1896-09-30 The Standard 1 (Beaumont) NA
The Standard, 30. September 1896, S. 1

Henry D’Arcy Champney (1854–1942)

Kurzbiografien Champneys finden sich auf STEM Publishing und My Brethren. Die Zeitung Western Daily Press nennt sein genaues Todesdatum (5. September):

1942-09-08 The Western Daily Press 4 Deaths (Champney)
The Western Daily Press, 8. September 1942, S. 4

William Henry Darby (1790–1880)

Über John Nelson Darbys ältesten Bruder ist nach wie vor erstaunlich wenig bekannt; The Peerage kennt noch nicht einmal sein Todesjahr. Nach zeitgenössischen Adelsverzeichnissen27 und der Pall Mall Gazette starb er am 20. Februar 1880:

1880-02-26 The Pall Mall Gazette 3 (WH Darby)
The Pall Mall Gazette, 26. Februar 1880, S. 3

William Wooldridge Fereday (1866–1959)

Feredays zweiter Vorname kursiert in mindestens vier verschiedenen Varianten: Woolreidge (Google Books, WorldCat, Christian Brethren Archive), Woolridge (eHymnBook), Wooldridge (STEM Publishing) und Woldridge (STEM Publishing, Bible Truth Publishers, The Cyber Hymnal, Google Books). Nach dem England and Wales Marriage Registration Index und dem England and Wales Census 1911 lautet die richtige Form Wooldridge; Feredays Vater trug denselben Namen.

Auch das Geburtsjahr Feredays wird unterschiedlich angegeben: Zur Auswahl stehen 1861 (Grass28), 1863 (eHymnBookSTEM Publishing) und 1866 (Dickson29, STEM Publishing, The Cyber Hymnal). Nach dem England and Wales Birth Registration Index ist Letzteres korrekt – Fereday wurde im zweiten Quartal 1866 geboren. Dies stimmt auch mit der Angabe in seinem Nachruf überein, wonach er bei seinem Tod 93 Jahre alt war.30 Das genaue Todesdatum lässt sich anhand des Nachrufs nur auf die Monate vor September 1959 (dem Erscheinungstermin des betreffenden Witness-Hefts) eingrenzen.31

Richard Holden (1828–1886)

Holden, ein Missionar der „Brüder“ in Portugal, wird auf STEM Publishing mit dem Todesjahr 1886 erwähnt. Eine portugiesische Website teilt seinen Geburtsmonat (August 1828) und sein genaues Todesdatum (7. Juli 1886) mit.

Walter Alexander Lickley (1909–1996)

Der australische „Bruder“ Lickley, durch zwei Bücher auch hierzulande bekannt,32 ist auf STEM Publishing als noch lebend verzeichnet; nach der Trauer-Website HeavenAddress starb er am 26. September 1996.33

Hamilton Smith (1862–1943)

Smith starb nach STEM Publishing am 23. Januar 1943. Die Zeitung Western Daily Press, die ein knappes halbes Jahr später den Wert seines Nachlasses veröffentlichte, nannte dagegen den 22. Januar als Todesdatum:

1943-07-06 The Western Daily Press 2 (H Smith)
The Western Daily Press, 6. Juli 1943, S. 2

Welche Angabe richtig ist, wäre nur durch eine dritte, unabhängige Quelle zu klären.

William Henry Westcott (1865–1936)

Westcott wird auf STEM Publishing mit Geburts- und Todesjahr erwähnt. Nach der Anzeige in der Yorkshire Post starb er am 9. November 1936:

1936-11-19 The Yorkshire Post 1 Deaths (Westcott)
The Yorkshire Post, 19. November 1936, S. 1