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150. Geburtstag von Johannes Warns

warnsJubiläen sind immer gute Gelegenheiten, sich an die Lebensleistung bedeutender historischer Persönlichkeiten zu erinnern. Zum 150. Geburtstag des Wiedenester Bibelschullehrers und -leiters Johannes Warns hat Pastor i.R. Hartmut Wahl (Velbert) eine Würdigung verfasst, die ich exklusiv hier im Blog veröffentlichen darf.

Als biografische Hintergrundinformation zitiere ich einleitend Ernst Schrupps Artikel über Warns aus dem Evangelischen Lexikon für Theologie und Gemeinde, Bd. 3, Wuppertal (R. Brockhaus) 1994:

W[arns], geb. am 21.1.1874 in Osteel/Ostfriesland, gest. am 27.1.1937 in Wiedenest. Sohn eines Pfarrers in Ostfriesland und mütterlicherseits verbunden mit dem erwecklichen Pfarrer [Karl Gottlieb Georg] Trommershausen [1806–1888] in Wiedenest (Oberbergischer Kreis) erlebte W[arns] als Vikar zusammen mit seinem späteren Schwiegervater Pastor Chr[istoph] Köhler ([geb. 1860,] gest. 1922) in Schildesche bei Bielefeld eine Erweckung der dortigen Kirchengemeinde. 1905 folgten die beiden allianzgesinnten und missionswirksamen Männer dem Ruf an die neu gegründete Bibelschule für Innere und Äußere Mission nach Berlin, die 1919 nach Wiedenest verlegt und deren Leiter W[arns] dort wurde. In seinen Büchern und Schriften über Taufe (1913), Abendmahl (1917), Gemeindedienste und -Ordnung (1919) entfaltet W[arns] die Verbindlichkeit der Bibel für die örtliche Gemeinde.

Und nun hat Hartmut Wahl das Wort:


Zum 150. Geburtstag von Johannes Warns

Anfang des Jahres 1874, also vor 150 Jahren, kam in einem ostfriesischen Pfarrhaus ein Junge zur Welt, der bis heute in Europa einen Namen hat. Er lebte und wirkte auf vielen Gebieten als Christ und Lehrer, und er lebte nur 63 Jahre. Was er in dieser Zeit geleistet hat, das will ich uns in Erinnerung rufen (und ich bin sicher, dass ich nicht alles erfasst habe).

Johannes Warns war vor allem ein ganz lebendiger Christ. Seine Gottesbeziehung war ihm Lebenselixier. Täglich suchte er das Gespräch mit Gott. Er betete und las täglich seine Bibel. Er studierte sie. Dazu ließ er sich extra eine Bibel mit leeren Blättern binden („durchschießen“), auf die er seine Gedanken und Anmerkungen schrieb. (Das Exemplar findet man im Archiv in Wiedenest.)

Er war ein ständig Lernender, ein Leser vieler Bücher. Manche Bücher las er nicht nur einfach, sondern fertigte sich von ihnen Exzerpte an (auch davon gibt es im Wiedenester Brüder-Archiv Exemplare).

Ein ausgezeichneter Lehrer und Theologe war er, der die alten Sprachen – Latein, Griechisch und Hebräisch – gut beherrschte. Zum Lernen der griechischen Sprache, in der das Neue Testament geschrieben ist, gab er extra ein Lehrbuch heraus. Noch heute gibt es dieses Buch in erweiterter und ergänzter Auflage.

Er war ein beeindruckender Lehrer. Durch seine künstlerische Begabung übermittelte er manche biblischen Themen und Zusammenhänge seinen Schülern und Lesern anschaulich und sehr illustrativ. Er zeichnete zum Beispiel den Lebensgang Abrahams, den biblischen Festkalender, den Aufbau des Danielbuches und der Offenbarung, das Haus des Herodes, Stammbäume der biblischen Väter usw. Wer ein optischer Lerntyp war, hat bei ihm sicher sehr profitiert.

Johannes Warns war ein Künstler. Eigentlich wollte er Malerei studieren, und sicherlich wäre er kein schlechter Maler geworden. Das beweisen seine Gemälde und Zeichnungen. Allein in seinen Aufzeichnungen (die ich 2021 in zwei Bänden im jota-Verlag herausgegeben habe) findet man ganz viele Zeichnungen von ihm (und nur ein kleiner Teil davon ist in den beiden Bänden zu sehen!). Er malte auch für andere Autorinnen und Autoren. Für manche Bücher der damals sehr bekannten Schriftstellerin Kristina Roy steuerte er Bilder bei. Für das Herzbüchlein von Johannes E. Goßner und für das Buch von Franz Bartsch Unser Auszug nach Mittelasien zeichnete er. Für das Kinderbuch seiner Frau Aus dem Wunderland der Tiere gestaltete er viele Seiten, sodass es kinderfreundlich, farbig und bunt erschien (und immer wieder neu verlegt wird). Auch für sein Buch Russland und das Evangelium übernahm der Oncken-Verlag als Titel ein Gemälde von ihm. Johannes Warns hatte diese Szene von drei russischen Menschen auf einem Schlitten, die miteinander die Bibel lesen, in Öl gemalt. Überhaupt: Titel! Für etliche christliche Zeitschriften gestaltete er den Titel, zum Beispiel für die mennonitische Zeitschrift Friedensstimme, die slowakische Zeitschrift Svetlo (Licht), den Zions-Freund (einer judenchristlichen Mission), den Heilsruf (der Heilsarmee) bis zu seinen eigenen Zeitschriften, die er herausgab.

Herausgeber war er also auch. Er gab mehrere Zeitschriften heraus und ein Liederbuch. In ihm fanden sich auch Lieder aus seiner Feder. Auch eine dichterische Begabung hatte er. Doch als Liederdichter ist er nicht groß wahrgenommen worden.

Er war Autor. Das bekannteste und umfangreichste Buch ist sein Werk mit dem schlichten Titel Die Taufe, das in mehrere Sprachen übersetzt wurde. Die baptistischen Gemeinden und vor allem ihre Prediger haben über einige Generationen hinweg dieses Buch als „ihr“ Buch angesehen. Theologisch und geschichtlich zeigt es die Taufauffassung, für die sie eintraten. Die ersten Christen, die Täufer der Reformationszeit und die Baptisten der Neuzeit tauften keine Säuglinge, sondern nur Erwachsene, die zum Glauben gekommen waren. Fundiert zeigt das Warns auf. Darum gab der baptistische Oncken-Verlag mehrere Auflagen heraus (und heute gibt es das Buch noch im jota-Verlag).

Johannes Warns war auch ein Geschichtsforscher. Er suchte und fand aus vergessener Zeit Dokumente zur Geschichte der Freikirchen (dazu wollte er ein Buch herausgeben), zur Geschichte der mittelalterlichen Täufer (die er in sein Taufbuch aufnahm), zur Geschichte der Stundisten in Russland (die man in seinem Russland-Buch lesen kann), zur Geschichte seiner Familie und zur Geschichte und Geographie der Länder, die er bereiste.

Denn er war ein begeisterter Reisender und Besucher vieler, vor allem osteuropäischer Länder, in denen seine Schüler lebten und missionierten. Zu ihnen hielt er persönliche und briefliche Kontakte. Er schrieb viele Briefe. Eine umfangreiche Korrespondenz pflegte er nicht nur mit seinen Schülern. Auch mit manchen christlichen Persönlichkeiten im In- und Ausland hatte er regen Briefkontakt. (Leider sind diese Briefe nicht mehr aufzufinden – sofern sie nicht in Zeitschriften und Büchern veröffentlicht worden sind.)

Johannes Warns gehörte zu den sehr gefragten und beliebten Predigern und Rednern auf Konferenzen im In- und Ausland. Er sprach auf fast allen Konferenzen der Offenen Brüdergemeinden in Berlin und Leipzig. Man hörte ihn auf etlichen Allianzkonferenzen in Bad Blankenburg. Er sprach in Holland, in England, in der Schweiz, in Ungarn, in Russland auf großen und kleinen christlichen Tagungen. Manche Ansprache wurde anschließend in einer Zeitschrift gedruckt. Und wieder handelte er als praktischer Lehrer. Er gab für seine Schüler ein Buch heraus: 500 Entwürfe zu biblischen Ansprachen (2008 neu aufgelegt). Zugleich zeigt das Buch, wie belesen Johannes Warns war, denn er zitiert hier aus vielen Werken anderer Autoren.

Er war ein Mann, der sich nicht scheute, in aller Öffentlichkeit zu missionieren. Mit anderen Brüdern zog er viele Jahre in Berlin in den Grunewald und hielt dort Evangelisationsversammlungen. Hier knüpfte er an eine eigene entscheidende Erfahrung an. Als Theologiestudent hatte er sich auf einer Versammlung der Heilsarmee bekehrt. Darum gehörte der Heilsarmee viele Jahre sein Wohlwollen. Doch mit den dort in aller Öffentlichkeit predigenden Frauen hatte er als Mann seiner Zeit Probleme und wurde darum nicht Mitglied. Ansonsten aber schätzte er viele christliche Frauen, die sich für die Mission engagierten. Allen voran pflegte er gute Kontakte zu Toni von Blücher, aber auch zur Gräfin von Pfeil in Berlin und zur Gräfin Irma Lázár in Rumänien.

Johannes Warns war ein sehr kontaktfreudiger Mensch. Sein Zuhause, ob in Berlin oder dann in Wiedenest, war immer ein offenes Haus. Viele Gäste lud er ein und bewirtete sie – wobei natürlich vor allem seine Frau Annemarie die Gastfreundschaft ermöglichte. Sie stand ihm bei. Johannes Warns widmete sich seinen Gästen, nahm sie in seinen Unterricht mit, auf Exkursionen mit den Bibelschülern und diskutierte mit ihnen. Einige Gäste blieben sogar auf längere Zeit, besonders Christen, die auf Grund der Verfolgungen in der Sowjetunion nach Wiedenest geflohen waren.

Was Johannes Warns leistete, hatte er auch seiner ungemein tüchtigen Ehefrau zu verdanken. Sie übersetzte für ihn (ins Französische), gab eine Zeitschrift mit ihm heraus und gebar ihm neun Kinder. Sie pflegte ihn, wenn er krank war, sie sorgte dafür, dass er ungestört lesen und schreiben, malen und zeichnen konnte. Zu seinem 150. Geburtstag darf man sie nicht vergessen. Sie war ein ganz wesentlicher Teil seines Lebens und Wirkens. Doch zum 150. Geburtstag wollte ich aus seinem reichen Leben berichten.

Selbstverständlich war Johannes Warns kein unfehlbarer Mensch. Er hatte seine Fehler und irrte – wie auch wir. So gäbe es auch manche kritische Anmerkung, die ich ihm nachrufen könnte. Doch zu seinem Jubiläum sollen meine Zeilen vor allem ein Dank an Gott sein, der diesen hochbegabten, engagierten Mann für sein Werk gewinnen konnte. Vor 150 Jahren hat Gott ihm das Leben geschenkt und ihn dann in seinen Dienst und durch ihn viele Menschen zu einem fröhlichen Glaubensleben gerufen. Dass er nur 63 Jahre alt wurde, war auch in seinem Lebensstil begründet. Er brannte für Gott und brannte schneller aus als andere. Aber er brannte lichterloh und gab für Gott seine ganze Kraft und sein ganzes Können. Von ihm beeindruckt zu sein, heißt auch heute noch nach 150 Jahren von Gott gepackt und begeistert zu werden! Was für ein großer Mann Gottes!

Hartmut Wahl

100. Todestag von Christoph Köhler

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Christoph Köhler (1860–1922)

Heute vor 100 Jahren starb Christoph Köhler, der erste Leiter der Allianz-Bibelschule Berlin, während eines Besuchs in Wiedenest. Ihn als Pionier der deutschen Offenen Brüder zu bezeichnen ist vielleicht nicht ganz korrekt – zum einen war er noch bis 1905 evangelischer Pfarrer, zum anderen verstanden sich sowohl die Allianz-Bibelschule Berlin als auch die Gemeinde Berlin-Hohenstaufenstraße (der er sich anschloss) um diese Zeit noch nicht als Offene Brüder im engeren Sinne (bei der Bibelschule ist dies bereits am Namen erkennbar, die Gemeinde Hohenstaufenstraße stellte sich laut Gerhard Jordy erst ab 1927 „unter der Führung Heinrich Neumanns ganz bewusst in die Gemeinschaft der sich nun ausbreitenden ‚Offenen Brüder‘ in Deutschland“1).

Was Köhler schon bis 1905 als landeskirchlicher Erweckungsprediger leistete, ist allerdings beeindruckend; das anonyme2 Lebensbild auf der Website der Gemeinde Hohenstaufenstraße gibt einen recht guten Einblick in diese Arbeit. Edmund Hamer Broadbent (1861–1945), der in vielerlei Hinsicht als „Geburtshelfer“ der deutschsprachigen Offenen Brüder gelten kann,3 besuchte Köhler zwei Monate vor dessen Kirchenaustritt in Schildesche bei Bielefeld und schrieb darüber in sein Tagebuch:

14. Dezember [1904]. Ich erreichte Bielefeld am Morgen und wurde von Johannes Warns abgeholt, der mich in das kleine Dorf Schildesche mitnahm, wo ich von Pastor Köhler, seiner Frau4 und seinem ganzen Haushalt in dem großen, altmodischen Pfarrhaus, einem 200 Jahre alten, schwarz-weißen Gebäude, sehr herzlich willkommen geheißen wurde. Dort blieb ich bis zum nächsten Tag. Es war eine außergewöhnlich angenehme Erfahrung, in diesen Haushalt in Schildesche zu kommen, denn er ist das Zentrum eines Werkes des Geistes, das in der ganzen Umgebung im Gange ist. Köhler ist Pfarrer eines großen Bezirks, ist bekehrt und macht seit Jahren Fortschritte in der Kenntnis des Wortes. Unter dem Widerstand der klerikalen Kräfte um ihn herum hat er so weit wie möglich die innerkirchliche „Gemeinschaft“ unterstützt, die dort wie an so vielen Orten entstanden ist. In Verbindung damit hat eine wahre Erweckung stattgefunden, und mehrere hundert haben sich bekehrt. Es wurde ein attraktiver, praktischer Versammlungssaal gebaut (wo ich über das Buch Nehemia sprach). Pastor Köhler hat einen Punkt erreicht, wo er keine andere Möglichkeit mehr sieht, als sein Amt niederzulegen und die Kirche zu verlassen. Er hofft, sich dem Werk des Evangeliums zu widmen und die Gläubigen in dieser Gegend zu erbauen. Es gibt bereits 16 oder 18 Dörfer und Städte, wo regelmäßige Zusammenkünfte stattfinden und wo einige Gläubige wohnen. Frau Köhler ist ganz in Übereinstimmung mit ihrem Mann; sie ist eine sehr freundliche und liebenswürdige Person. Ihre Schwester ist die Frau von Pfarrer Lohmann. Sie haben fünf Kinder, das älteste zehn, das jüngste drei Jahre alt. Die beiden ältesten Jungen sind bekehrt. Es wird keine leichte Sache für sie sein, das Haus, die Stellung und das Einkommen aufzugeben, über das sie so lange verfügten, aber sie haben nicht den geringsten Zweifel über den einzuschlagenden Weg.5

Köhlers Amtsniederlegung erfolgte am 7. Februar 1905; seine schriftliche Erklärung darüber ist im oben verlinkten Artikel nachzulesen. Noch im selben Jahr wurde in Berlin die Allianz-Bibelschule gegründet, deren Leitung Köhler übernahm. Als sie 1919 nach Wiedenest umzog, blieb er aus gesundheitlichen Gründen in Berlin und widmete sich dem Gemeindedienst in der Hohenstaufenstraße, kam aber gelegentlich noch als Gastlehrer nach Wiedenest. Er starb während einer dortigen Konferenz, erst knapp 62 Jahre alt.

An Online-Informationsquellen über Christoph Köhler sind mir außer dem erwähnten Lebensbild noch zwei bekannt:


Neuerscheinungen zur Brüderbewegung 2019

Auch am Ende dieses Jahres möchte ich wieder die in den letzten zwölf Monaten erschienenen Veröffentlichungen zur Brüderbewegung übersichtlich zusammenstellen und kurz kommentieren bzw. einordnen. (In die Bibliografie von 2018 habe ich inzwischen noch mehrere Nachträge aufgenommen; siehe die Bücher von Cargill & Brown, Costen, Dickson & Marinello, Herriot und Mutton sowie den Aufsatz von Dennison.)


BÜCHER


Fred[erick] Stanley Arnot: Missionary Travels in Central Africa. Newtownards, Nordirland (Crimond House Publications) 2019. 172 Seiten.

Neuausgabe des zuerst 1914 bei Echoes of Service erschienenen autobiografischen Missionsberichts von Frederick Stanley Arnot (1858–1914).


cargillbrown3Bert Cargill / James Brown: Traditions to Treasure. “Hold fast that which is good” (1 Thess 5.21). Christian Heritage Series 3. Kilmarnock (Ritchie) 2019. 242 Seiten.

Der dritte Band der „Christian Heritage Series“, die auf Artikel im Believer’s Magazine zurückgeht, ist zum großen Teil der Brüderbewegung gewidmet. Enthalten sind u.a. Kapitel über John Nelson Darby (S. 25–33), John Gifford Bellett (S. 34–39), Lord Congleton (S. 40–45), Robert Cleaver Chapman (S. 46–51), George Vicesimus Wigram (S. 52–57), Benjamin Wills Newton (S. 58–63), Charles Henry Mackintosh (S. 64–69), William Kelly (S. 70–75), Samuel Prideaux Tregelles (S. 76–81), Andrew Miller und Edmund Hamer Broadbent (S. 82–87), Edward Denny (S. 118–124), James George Deck (S. 125–129), Joseph Denham Smith (S. 130–133), Albert Midlane (S. 139–143), Joseph Medlicott Scriven (S. 144–149), Mary Peters (S. 156–160), Thomas Newberry (S. 190–195), William Edwy Vine (S. 196–201), George Cutting und Alexander Marshall (S. 202–207), Georg Müller (S. 213–222).


Ann Cleeves: The Long Call. London (Macmillan) 2019. 382 Seiten.

Kriminalroman um einen Detective Inspector, der unter den „Barum Brethren“ in Devon aufgewachsen ist und durch seine Ermittlungen in diese Kreise zurückgeführt wird. Die „Barum Brethren“ zeigen einige Ähnlichkeiten mit den Raven-Taylor-Symington-Hales-Brüdern (z.B. Kontaktabbruch mit Aussteigern, Konsum von Whisky), weichen in vielem aber auch davon ab (z.B. Essen mit Ungläubigen, Fernsehen, Kremation). Das Buch wurde 2021 als Vierteiler verfilmt.


[John Nelson Darby / George Vicesimus Wigram:] Letters of J. N. Darby. Supplement. Correspondence with G. V. Wigram. Vol. 1: 1838–1855. Chessington (Bible and Gospel Trust) 2019. viii, 446 Seiten. — Vol. 2: 1856–1878. Ebd. 511 Seiten.

Der im Christian Brethren Archive in Manchester lagernde Bestand von ca. 800 Briefen zwischen Darby und Wigram wird hier in sorgfältiger Edition zum ersten Mal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im Gegensatz zu allen früheren Briefausgaben Darbys erfolgt die Wiedergabe unzensiert und unredigiert, sodass völlig neue Einblicke in Persönlichkeit und Privatleben möglich werden. Die zahlreich erwähnten Orte und Personen sind durch differenzierte Register erschlossen.


despinsGilles Despins: La Bible Darby et son histoire. Sa rédaction, ses objectifs et ses principes. Trois-Rivières, QC (Éditions Impact) 2019. 210 Seiten.

Auch wenn der Autor es offenbar nirgendwo erwähnt, handelt es sich hier um eine gekürzte französische Ausgabe seiner 2015 am South African Theological Seminary eingereichten Dissertation A Critical Assessment of J. N. Darby’s Translation Work. Thema der Arbeit sind die drei mit Darbys Namen verbundenen Bibelübersetzungen (deutsch [Elberfelder], französisch und englisch), deren Entstehungsgeschichte (Kapitel 2), Ziele (Kapitel 3), Prinzipien (Kapitel 4) und Grundtext (Kapitel 5) im Einzelnen untersucht werden.

Da der Autor sich praktisch durchweg auf bereits veröffentlichtes Material stützt, kommt er zu keinen revolutionär neuen Erkenntnissen. Als Primärliteratur zieht er vor allem Darbys Briefe und die Vorworte zu seinen Bibelübersetzungen heran; bei der Sekundärliteratur verlässt er sich zu sehr auf veraltete (z.B. Ischebeck, Ehlert) oder populäre (z.B. Field) Darstellungen. Literatur in deutscher Sprache war ihm offenbar unzugänglich, was sich besonders in den Abschnitten zur Elberfelder Bibel als eklatanter Mangel bemerkbar macht; allein Martin Arhelgers knappe Online-Veröffentlichung zur Geschichte der Elberfelder Bibel ist schon wesentlich zuverlässiger und informativer als alles, was Despins (auf der Grundlage von Ehlert und anderen) über dieses Thema zu sagen weiß. Widersprüchliche Aussagen verschiedener Autoren stellt er teilweise einfach nebeneinander, ohne den Versuch einer Lösung oder Klärung zu unternehmen. So heißt es auf S. 37 (unter Berufung auf Ehlert), der Initiator der Elberfelder Bibel sei ein „F. W. Brockhaus“ gewesen (die Fußnote vermerkt: „Einziger bekannter Hinweis auf diesen F. W. Brockhaus“!), während im nächsten Satz (unter Bezugnahme auf Field) richtig „Carl Brockhaus“ genannt wird (Fußnote: „Manchmal ‚Karl‘ geschrieben“!). Bereits eine einfache Google-Suche hätte dem Autor deutlich machen können, dass es sich hier um ein und dieselbe Person handelt, nämlich Carl Friedrich Wilhelm Brockhaus (1822–1899). In einer weiteren Fußnote ist von „einem gewissen Dr. Alfred Rochat“ die Rede (S. 38, Anm. 74), als ob über diesen Mann außer dem Namen nichts bekannt wäre – wo es doch sogar einen (deutschen) Wikipedia-Artikel über ihn gibt.

Die Kapitel 3–5 über Darbys Übersetzungsziele und -prinzipien sowie den verwendeten Grundtext sind insgesamt von besserer Qualität, auch wenn mir der sprachliche Duktus manchmal seltsam naiv vorkommen will. Das akademische Niveau der in den letzten Jahren aus dem Brethren Archivists and Historians Network hervorgegangenen Arbeiten erreicht diese Dissertation jedenfalls nicht.


Stewart Ennis: Blessed Assurance. Glasgow (Vagabond Voices) 2019. 321 Seiten.

Teilweise autobiografischer Roman über Kindheit und Jugend eines Jungen, der in Schottland unter den – satirisch überzeichneten – Offenen Brüdern aufwächst.


Tim Grass: Ernest and May Trenchard. Evangelical Mission in Franco’s Spain. Studies in Brethren History, Subsidia. Glasgow (Brethren Archivists and Historians Network) 2019. xx, 195 Seiten. — Spanische Ausgabe: Ernesto y Gertrudis Trenchard. La enseñanza que permanece. Aus dem Englischen von Alison Barrett. Madrid (Centro Evangélico de Formación Bíblica) 2019. 288 Seiten.

Biografie eines englischen Missionarsehepaars der Offenen Brüder, das jahrzehntelang in Spanien arbeitete.


James M[acintosh] Houston: Memoirs of a Joyous Exile and a Worldly Christian. Eugene, OR (Cascade Books) 2019. xiv, 140 Seiten.

Autobiografie eines Mitbegründers des Regent College (Vancouver), der von Haus aus den Glanton-Brüdern und später den Offenen Brüdern angehörte.


kurianAlexander Kurian: Faith and Practices of the Brethren. What they are and Why they matter. Ohne Ort (Selbstverlag/Amazon) 2019. 219 Seiten.

Überlegungen eines indisch-amerikanischen Offenen Bruders zu den besonderen Merkmalen von Brüdergemeinden. Für den Autor sind folgende 17 Kennzeichen zentral (S. 39–41):

1. nichtdenominationeller und nichtsektiererischer Charakter (kein besonderer Name)
2. Christus als Mittelpunkt („versammelt zum Namen Jesu“)
3. Autorität der Schrift („Sola Scriptura“)
4. Priestertum aller Gläubigen
5. Beachtung der „vier Säulen“ aus Apg 2,42
6. wöchentliches Brotbrechen
7. offene und spontane Anbetung
8. Gemeinschaft statt Mitgliedschaft
9. Leitung durch mehrere Älteste
10. Selbständigkeit und Unabhängigkeit der örtlichen Gemeinde
11. Glaubensprinzip (kein bezahlter Dienst)
12. antiochenisches Missionsmodell (örtliche Gemeinde sendet Missionare aus)
13. Schweigen und Kopfbedeckung der Frauen
14. keine Wundergaben in der heutigen Zeit
15. freiwillige Spenden (keine Verpflichtung zum Zehnten)
16. Betonung der Jüngerschaft und eines aufopferungsvollen Lebens
17. Naherwartung des Herrn Jesus

Das (typografisch leider sehr laienhaft gestaltete) Buch ist über Amazon erhältlich.


Fares Marzone: The Reformation and the Brethren Movement in Italy. Foreword by T[homas] J. Marinello. Lockerbie (OPAL Trust) 2019. xii, 210 Seiten.

Wie der Titel nahelegt, bietet das Buch einen Abriss der Geschichte der Reformation (S. 11–102) und der (Offenen) Brüderbewegung (S. 103–198) in Italien. Zugrunde liegen zwei italienischsprachige Bücher des Autors (La Riforma Protestante, 2017; Fratelli d’Italia e non solo, 2011), aus denen jeweils mehrere Kapitel übersetzt wurden (nach meinem Eindruck nicht immer idiomatisch).


douthwaiteSheila McClure: Letters from Chefoo. Constance Douthwaite’s Life in China 1887–1896. Southampton (Little Knoll Press) 2019. vi, 316 Seiten.

Constance Harriet Douthwaite geb. Groves (1867–1896) war eine Tochter von Edward Kennaway Groves (1836–1917) und somit eine Enkelin von Anthony Norris Groves (1795–1853). Als 19-Jährige reiste sie, empfohlen von der Bethesda-Gemeinde in Bristol, mit der China-Inland-Mission nach Chefoo in China aus. 1890 heiratete sie dort den 19 Jahre älteren, verwitweten Missionsarzt Arthur William Douthwaite (1848–1899). Bereits sechs Jahre später verstarb sie jedoch, vier Wochen nach der Geburt ihres vierten Kindes. Während ihrer Zeit in China schrieb sie über 200 Briefe an ihre Familie in Bristol, die hier, herausgegeben von ihrer Urenkelin, erstmals im Druck erscheinen.


Bruce McLennan: Pioneering in ‘The Beloved Strip’, 1881–1931. Assembly Missionary labour in Angola, Belgian Congo and Northern Rhodesia. Kilmarnock (Ritchie) 2019. 307 Seiten.

Die als „The Beloved Strip“ bezeichnete afrikanische Region war ein bevorzugtes Missionsgebiet der britischen Offenen Brüder (Frederick Stanley Arnot, Dan Crawford u.a.). Das Buch stellt die ersten 50 Jahre dieser Arbeit erstmals zusammenhängend dar.


bmww2019Ken und Jeanette Newton (Hrsg.): The Brethren Movement Worldwide. Key Information 2019. 5th edition. Lockerbie (OPAL Trust) 2019. xxviii, 346 Seiten.

Die 3. Auflage dieses Buches (2011) habe ich bereits früher hier vorgestellt. In der aktualisierten Neuausgabe sind 117 Länder enthalten; neu hinzugekommen sind Finnland, Schweden, Kroatien, Griechenland, Nigeria, Puerto Rico, die Dominikanische Republik, Haiti, Ecuador, Surinam, Libanon, Iran, Bhutan, Korea, Indonesien und Tuvalu. Gestrichen wurden die Republik Kongo, Mauritius und Neukaledonien, da die Herausgeber aus diesen Ländern seit mehreren Auflagen keine aktuellen Informationen mehr erhalten haben.

Der Abschnitt über Deutschland (S. 121–128) wurde grundlegend überarbeitet (vermutlich von Lothar Jung; S. 128) und listet nun minutiös alle Zeitschriften, Arbeitskreise und Werke der Freien Brüder und der AGB-Gemeinden auf. Die in der vorigen Auflage noch genannten „blockfreien“ Verlage und Zeitschriften (CLV, Daniel, Rigatio, Zeit & Schrift) fielen dabei leider gänzlich unter den Tisch. Bei den statistischen Angaben wurden nur die der Freien Brüder aktualisiert (wobei die Zahl der Gemeinden auffallenderweise stark nach unten korrigiert werden musste: von 265 auf 190!), während die übrigen Daten auf dem Stand von 2015 geblieben sind (was den Eindruck erhärtet, dass ein Freier Bruder für die Überarbeitung verantwortlich war).

Das Buch ist auch online lesbar, kann im Gegensatz zu früheren Auflagen aber nicht mehr als PDF heruntergeladen werden.


Henry Pickering (Hrsg.): Chief Men among the Brethren. Newtownards, Nordirland (Crimond House Publications) 2019. 352 Seiten.

Nachdruck der klassischen Sammlung von „Brüder“-Biografien, neu gesetzt und alphabetisch geordnet. Dass es sich um ein ca. 100 Jahre altes Werk handelt (1. Auflage 1918; 2., erweiterte Auflage 1931), wird seltsamerweise nirgendwo erwähnt. Die Qualität der faksimilierten Bilder lässt teilweise zu wünschen übrig.


Thomas Riedel: Entstehung und Entwicklung der „Elberfelder Bibel“ (Neues Testament) von der Erstübersetzung bis heute: Eine Untersuchung des Übersetzungsansatzes und eine kritische Würdigung. M.Th. Thesis, University of South Africa 2019. 195 Seiten.

Diese hochinteressante Arbeit ist zwar (bisher) nicht als Buch erschienen, aber online im Volltext verfügbar. Sie stellt zunächst „Ziele und Übersetzungsansatz“ der Elberfelder Bibel dar (S. 15–47) und untersucht anschließend „die praktische Umsetzung dieses Ansatzes anhand von drei ausgewählten Kapiteln des Neuen Testamentes“, nämlich Lk 1–2, Röm 6 und 2Petr 3 (S. 48–134). „Eine Einordnung in die aktuelle Übersetzungsdiskussion und Vorschläge für die Weiterentwicklung dieser Übersetzung runden die Arbeit ab“ (S. 135–165).


Valerie Elliot Shepard: Devotedly, The Personal Letters and Love Story of Jim and Elisabeth Elliot. Nashville, TN (B & H) 2019. 285 Seiten.

Auf der Grundlage von bisher teilweise unveröffentlichten Briefen und Tagebüchern wird hier die Liebesgeschichte zwischen dem Missionar Jim Elliot (1927–1956), der aus einer Offenen Brüdergemeinde stammte, und seiner späteren Frau Elisabeth Howard (1926–2015) nachgezeichnet. Die Autorin ist die 1955 geborene Tochter der beiden.


David A[ndrew] Smith: The Model Church. Its Essence, Expression, and Goal. Karrinyup, Australien (Snowgoose Media) 2019. xi, 196 Seiten.

Eine theoriegesättigte ekklesiologische Abhandlung, die mit zwei „Fallstudien“ schließt: einer historischen über die Brüderbewegung im 19. Jahrhundert (S. 107–161) und einer aktuellen über den „progressiven“ Flügel der Offenen Brüder in Australien („Christian Community Churches of Australia“; S. 163–184).


spinksJohn D. Spinks: Cult Escape. My Journey to Freedom. Ohne Ort (Selbstverlag/Amazon) 2019. 195 Seiten.

Der Boom der Raven-Taylor-Aussteigerliteratur setzt sich fort: Nach Ngaire Thomas (2004, ²2005), Em Amosa (2007), David Tchappat (2009), Lindsey Rosa (2010), James Bell (2014), Peter Wycherley Harrison (2014), Joy Nason (2015), John L. Fear (2016) und Rebecca Stott (2017) ist dies nun schon mindestens der zehnte Vertreter dieses Genres innerhalb von 15 Jahren. Spinks verließ die Raven-Taylor-Brüder 1988 im Alter von 22 Jahren; der größere Teil seines Buches handelt allerdings von der Zeit danach und versucht Lesern in ähnlichen Situationen Hilfestellung zu geben. Wie den meisten selbst verlegten Büchern mangelt es auch diesem an der straffenden, glättenden und ordnenden Hand eines Lektors. Parallel zum Buch hat der Autor eine Website mit Beratungsangebot eingerichtet.


Mark R. Stevenson: Die Brüder und die Lehren der Gnade. Wie stand die Brüderbewegung des 19. Jahrhunderts zur calvinistischen Heilslehre? Aus dem Englischen von Alois Wagner. Bielefeld (CLV) 2019. 476 Seiten.

Die amerikanische Originalausgabe dieser Dissertation, The Doctrines of Grace in an Unexpected Place (2017), habe ich vor zwei Jahren kurz vorgestellt; eine ausführlichere Besprechung der deutschen Übersetzung erschien bereits in Zeit & Schrift 6/2019 und auf der Hauptseite von bruederbewegung.de, sodass ich hier auf weitere Erläuterungen verzichten kann. Das Buch steht auf der Website des Verlags auch zum kostenlosen Download zur Verfügung.


Rebecca Stott: Erlöst. Mein Weg aus der Sekte. Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence. München (btb) 2019. 383 Seiten.

Obwohl die Raven-Taylor-Brüder in der deutschen Öffentlichkeit praktisch keine Rolle spielen, hielt die Verlagsgruppe Random House es offenbar für erfolgversprechend, Rebecca Stotts Aussteigerbiografie In the Days of Rain (2017) auch hierzulande auf den Markt zu bringen. Im Klappentext wird die Glaubensgemeinschaft denn auch gar nicht beim Namen genannt, sondern es ist nur von einer „ultra-konservativen“ bzw. „fundamentalistischen christlichen Sekte“ die Rede. Die Übersetzung macht auf den ersten Blick einen guten Eindruck; die von Stott verwendete Bezeichnung (Exclusive) Brethren wurde unübersetzt gelassen, was sicher keine schlechte Idee war.

Von den deutschen Feuilletons scheint das Buch (das jetzt knapp zwei Monate auf dem Markt ist) bisher noch nicht beachtet worden zu sein; auch bei Amazon findet sich derzeit noch keine einzige Kundenrezension. Auf einige Stärken und Schwächen hatte ich bei meiner Vorstellung der englischen Originalausgabe vor zwei Jahren hingewiesen.


tillMichael Till: Crusader with Compassion. Dr Walter Hadwen, Gloucester GP, 1854–1932. Gloucester (Hobnob Press) 2019. 192 Seiten.

Der Arzt Walter Hadwen ist einer der wenigen „Brüder“, die außerhalb der Brüderbewegung bekannter sind als innerhalb: Er war zu Lebzeiten einer der führenden Tierversuchs- und Impfgegner Großbritanniens. Die Biografie interessiert sich daher auch mehr für sein medizinisches Wirken als für seine Glaubensüberzeugungen. Hadwen trat als junger Erwachsener wahrscheinlich den Geschlossenen Brüdern bei und wechselte nach den Trennungen der 1880er Jahre (Stuart?) zu den Offenen Brüdern.


Terence-Pablo Wickham Ferrier: Renovarse o morir. Pasado, presente y futuro de las Asambleas de Hermanos. Barcelona (wobebo/Bibliasfera) 2019. 174 Seiten.

Überlegungen eines englischstämmigen Missionars zur Situation der Offenen Brüdergemeinden in Spanien. Die Haltung des Autors ist konservativer, als es der Titel vermuten ließe („Erneuern oder Sterben: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Brüdergemeinden“).


David Woodbridge: Missionary Primitivism and Chinese Modernity. The Brethren in Twentieth-Century China. Studies in Christian Mission 54. Leiden/Boston (Brill) 2019. xi, 173 Seiten.

Buchausgabe der Dissertation des Autors von 2012 (die auch online zugänglich ist). Behandelt werden vor allem die missionarischen Aktivitäten von Echoes of Service (Kapitel 1, 3, 4, 5) und die Little-Flock-Bewegung von Watchman Nee (Kapitel 2).


Richard Yarrall: From Poverty Bay to Riches Untold. Auckland, Neuseeland (Castle Publishing) 2019. 434 Seiten.

Autobiografie eines neuseeländischen Missionars der Offenen Brüder, der in Kolumbien und Los Angeles arbeitete.


AUFSÄTZE


bhr2018Ausgabe 15 (2019) der Brethren Historical Review enthält (neben etlichen Rezensionen) die folgenden Beiträge:

Bill Anderson: „Andersons and Chrystalls: Scottish Pioneers in Aotearoa/New Zealand (S. 1–11)
P[aul] David Wilkin: „Education at Chitokoloki, 1914–1924: The Vision of George Suckling (S. 12–39)
William E. Buntain: „The Exclusive Brethren, Watchman Nee, and the Local Churches in China (S. 40–72)
Jonathan Side: „Some Reflections on the Life and Scientific Work of Robert Rendall (1898–1967) (S. 73–82)
Michael Schneider: „New Writing on Brethren History (S. 83–88)
Timothy Stunt: „Philip Murray Jourdan McNair (1924–2018) (S. 142–145)
S[amuel] J[ames] McBride / N[eil] Dickson: „David Willoughby Gooding (1925–2019) (S. 146–149)
Neil Dickson: „Richard Stephen Saunders (1930–2018) (S. 150–153)

Besonders hervorheben möchte ich hier den Nachruf auf Philip McNair. Der aus dem Exklusiven Brüdertum stammende, um 1960 in die Church of England übergetretene Experte für italienische Literatur verfasste u.a. eine Biografie John Nelson Darbys von offenbar herausragender Qualität, deren Veröffentlichung er jedoch aus Bescheidenheit und Perfektionismus zeitlebens verweigerte. Von den wenigen, die sie bisher zu Gesicht bekamen, wurde sie in den höchsten Tönen gelobt; Max Weremchuk etwa schrieb 2004 auf My Brethren, sie sei wie die Mona Lisa im Vergleich mit dem Gekritzel eines dreijährigen Kindes und habe ihm selbst jeden Mut genommen, mit der Überarbeitung seines eigenen Darby-Buches fortzufahren. Marion Field konnte sie für ihre Darby-Biografie von 2008 immerhin nutzen und mehrmals daraus zitieren. Dem Vernehmen nach besteht die Chance, dass das nachgelassene Typoskript nun in ein Archiv überführt und der Forschung zugänglich gemacht werden kann.

Philip McNair veröffentlichte übrigens 1986 einen Artikel über die Brüderbewegung in der Zeitschrift Christian History und gab 2008 im Selbstverlag Briefe seines Vaters aus dem Ersten Weltkrieg heraus (A Pacifist At War: Military Memoirs of a Conscientious Objector in Palestine, 1917–1918).


Offene Türen 111 (2019), Heft 4 brachte einige kurze Beiträge aus dem Arbeitskreis „Geschichte der Brüderbewegung“ zum 100-jährigen Jubiläum des Umzugs der Bibelschule von Berlin nach Wiedenest:

Gerd Goldmann: „100 Jahre Bibelschule in Wiedenest. Historisches vom Arbeitskreis ‚Geschichte der Brüderbewegung‘“ (S. 18)
Hartmut Wahl: „Bibelschule Wiedenest: Weltweite Wirkungen (S. 18f.)
Erich Sauer: „Von Berlin nach Wiedenest – der Weg der Allianz-Bibelschule (S. 19)
Hartmut Wahl: „Johannes Warns – Lehrer freier Gemeinden (S. 20)
Horst Afflerbach: „Erich Sauer und die Bibelschule (S. 21)
Hartwig Schnurr: „Ernst Schrupp (S. 22)


Gisa Bauer / Paul Metzger: „Brüderbewegung (auch: Brüdergemeinden, Brüderversammlungen, Christliche Versammlungen, Freier Brüderkreis, Darbysten, Plymouth-Brüder)“. In: dies.: Grundwissen Konfessionskunde. UTB 5254. Tübingen (Narr Francke Attempto) 2019. S. 238–241.

Ein grundsätzlich brauchbarer Überblick, auch wenn (oder gerade weil) vieles offenkundig aus der Wikipedia übernommen wurde (ohne Quellennachweis). Unscharf dargestellt sind die Trennungsgründe von 1848; falsch ist die Behauptung, dass Raven sich 1890 von der Brüderbewegung getrennt hätte und die Mehrheit in Nordamerika ihm gefolgt wäre. Bei der Auflistung der verschiedenen Brüdergruppen in Deutschland bleiben die „blockfreien“ Gemeinden unberücksichtigt.


John Bennett: „Major-General Sir Charles H. Scott, KCB, RA 1848–1919“. In: Precious Seed 74 (2019), Heft 1, S. 15.

Kurzes Lebensbild zum 100. Todestag des Offenen Bruders Charles Henry Scott am 6. Oktober 2019 (auch online).


Kate Brooks: „In this Age of Wonders: Exploring the Myth of George Muller“. In: Question. Essays & Art from the Humanities 4 (2019), S. 58–65, 115–118.

Annäherung an Georg Müller aus säkular-atheistischer Perspektive (auch online). Die Autorin ist die Urenkelin eines von Müller aufgenommenen Waisenjungen.


Bert Cargill: „Joseph Medlicott Scriven (1819–1886)“. In: Precious Seed 74 (2019), Heft 3, S. 28f.

Scriven war der Dichter des Liedes What a Friend We Have in Jesus (Welch ein Freund ist unser Jesus). Geboren in Irland, wo er während seines Studiums auch mit den „Brüdern“ in Verbindung kam, wanderte er später nach Kanada aus und arbeitete dort als Lehrer, Holzfäller, Farmarbeiter und Evangelist. Gleich zwei Verlobungen scheiterten durch den tragischen Tod der Verlobten (1843 und 1860). Gegen Ende seines Lebens litt Scriven an Depressionen; ob sein Tod in einem Mühlenteich ein Unfall oder Selbstmord war, blieb ungeklärt.

Der Gedenkartikel erschien zum 200. Geburtstag am 10. September 2019 und ist auch online zugänglich; als Name des Autors wird hier allerdings „Mitchell Cargill“ angegeben, und das beigegebene Bild zeigt nicht Scriven, sondern den Komponisten von What a Friend We Have in Jesus, Charles Crozat Converse (1832–1918).


María Eugenia Cornou: „Formative Worship ‘at the End of the World’: The Worship Practices of Methodists, Baptists and Plymouth Brethren in the Emergence of Protestantism in Argentina, 1867–1930“. In: Studies in World Christianity 25 (2019), S. 166–186.

Von diesem Artikel war mir nur ein Abstract zugänglich, aber der Titel scheint deutlich zu benennen, worum es geht.


Bernard Ineichen: „Losing the rapture: escaping from fundamentalist Christian belief“. In: Mental Health, Religion & Culture 22 (2019), S. 661–673.

Vergleich der Lebensläufe von vier Aussteigern aus „fundamentalistischen“ Gruppen. Zwei davon haben mit der Brüderbewegung zu tun: Edmund Gosse (1849–1928), Sohn des Naturforschers Philip Henry Gosse, verbrachte seine ersten Lebensjahre unter den Offenen Brüdern (von denen sich die Familie allerdings bereits 1857 löste, was im Artikel – wie auch sonst häufig – ignoriert wird); Rebecca Stott (* 1964) stammt aus einer Familie der Raven-Brüder, die sich nach Aberdeen 1970 von James Taylor junior trennte.


Keith Keyser: „Homecall: David Gooding (September 16, 1925 – August 30, 2019)“. In: Cornerstone 3 (2019), Heft 6, S. 14.

Nachruf auf den bekannten Alttestamentler, der den Offenen Brüdern angehörte und viel mit John Lennox zusammenarbeitete (auch online verfügbar). Von seinen zahlreichen Publikationen wurden etliche auch ins Deutsche übersetzt (zuletzt Das Evangelium nach Lukas und In der Schule des Meisters).


Daniel J. King: „Filled with a Hallowed Presence: Abundant Events in the Lives of George Müller and Amanda Berry Smith“. In: Fides et Historia 51 (2019), S. 143–152.

In Auseinandersetzung mit dem Buch History and Presence von Robert A. Orsi untersucht der Autor die Spiritualität von Georg Müller und Amanda Berry Smith, einer amerikanischen Evangelistin der Heiligungsbewegung.


Andreas Liese: „Die evangelischen Freikirchen in der Zeit des Nationalsozialismus“. In: Eine freie Kirche in einer freien Gesellschaft. Freikirchliche Perspektiven auf das Verhältnis von Kirche und Staat. Beiträge einer internationalen Tagung des Berliner Instituts für vergleichende Staat-Kirche-Forschung in Kooperation mit der Theologischen Hochschule Elstal, Berlin, 6. und 7. Dezember 2017. Hrsg. von Martin Rothkegel und Reinhard Assmann. Schriftenreihe des Berliner Instituts für vergleichende Staat-Kirche-Forschung 30. Berlin (Gesellschaft zur Förderung vergleichender Staat-Kirche-Forschung) 2019. S. 255–286.

Der Aufsatz beschreibt die „überwiegend unkritische Haltung deutscher Freikirchler gegenüber dem Nationalsozialismus“ (Vorwort der Herausgeber, S. 17) und geht dabei auch auf die Brüderbewegung ein.


Andreas Liese: „‚Zum Fluch für die Nationen gesetzt‘? Die Geschlossenen Brüder und ihr Verhältnis zum jüdischen Volk“. In: Freikirchenforschung 28 (2019), S. 189–213.

Der Autor untersucht ausführlich die 1934/35 geführte briefliche Diskussion zwischen Wilhelm Stücher, Fritz von Kietzell, Franz Kaupp und David Kogut, auf die er 2018 bereits in seinem Lebensbild Koguts hingewiesen hatte, und ordnet sie in die Israeltheologie der Geschlossenen Brüder ein, wobei er Äußerungen von 1840 (John Nelson Darby) bis 2017 (Ernst-August Bremicker) heranzieht.


Alastair Noble: „Plymouth Brethren“. In: ders.: Born in a Golden Age. Reflections on Faith, Family and Fallacies. Kilmarnock (Ritchie) 2019. S. 40–69.

Porträt der Brüderbewegung (Geschichte, Merkmale, Herausforderungen) von einem der derzeit führenden Offenen Brüder Schottlands.


Alexander Rockstroh: „Frömmigkeitsformen in der Brüderbewegung“. In: Die Gemeinde [74] (2019), Heft 3, S. 8f.

Der neue Geschäftsführer der AGB, der ursprünglich aus der Landeskirche stammt, beschreibt in diesem Beitrag, „welche Ausdrucksformen der Frömmigkeit er innerhalb der Brüderbewegung besonders schätzt“ (auch online).


Gerrid Setzer: „Johannes Meyer. Er schonte sein Leben nicht. 05.04.1814 – 01.09.1847“. In: Treue und Hingabe. Hrsg. von Alexander Schneider und Gerrid Setzer. Hückeswagen (CSV) 2019. S. 106–117.

Der gebürtige Schweizer Johannes Meyer wurde bei der Basler Mission und bei der Londoner Church Missionary Society zum Missionar ausgebildet, trennte sich aber 1839 von Letzterer und schloss sich den „Brüdern“ an. 1840 heiratete er und reiste nach Britisch-Guayana aus, wo Leonard Strong (1797–1874) bereits seit einigen Jahren wirkte. Nach siebenjähriger aufopferungsvoller Missionstätigkeit starb er 1847 an einem Fieber.

Das in erzählender Form geschriebene, in erster Linie wohl an junge Leser gerichtete Lebensbild ist wahrscheinlich die erste Veröffentlichung über Meyer aus der deutschen Brüderbewegung seit Emil Dönges’ Artikel von 1906 („Johannes Meyer, das Lebensbild eines treuen Mannes aus dem vorigen Jahrhundert“, Botschafter des Friedens 16 [1906], S. 35–44, 47–51; auch als Separatdruck erschienen).


Für Hinweise auf weitere, von mir übersehene Neuerscheinungen bin ich dankbar!

„Offene Türen“ 1909–13 online

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Erste Ausgabe der „Offenen Türen“

Die Zeitschrift Offene Türen, die heute die Oberzeile „Das Wiedenester Magazin“ trägt, erschien zum ersten Mal im April 1909 als Doppelheft („No. 1 u. 2“) mit dem Untertitel Mitteilungen aus dem Werke des Herrn in Ungarn, Rumänien und den Balkanländern. Herausgeber war Christian Schatz (1869–1947) in Verbindung mit Edmund Hamer Broadbent (1861–1945), Albert von der Kammer (1860–1951) und Johannes Warns (1874–1937). Parallel erschien das Blatt Central-Asien: Mitteilungen aus Turkestan, Chiwa, Buchara, herausgegeben von Johannes Warns. Schon nach jeweils einer Ausgabe wurden die beiden Zeitschriften zusammengelegt, und zwar unter dem Titel Offene Türen: Mitteilungen aus dem Werk des Herrn. Als Herausgeber firmierte weiterhin Christian Schatz mit seinen drei Mitarbeitern, die Nummerierung begann mit „Heft 2“. Bereits im nächsten Heft schieden Broadbent und von der Kammer als Mitherausgeber aus, und Warns und Schatz wurden gleichberechtigte Hauptherausgeber. Ab Heft 4/1912 gab Warns die Zeitschrift allein heraus.

Die Missionare, die mit den Offenen Türen in Verbindung standen, wirkten zunächst oft auch in mennonitischen Kreisen. Daher haben die Betreiber der Website Chortitza: Mennonitische Geschichte und Ahnenforschung die ersten fünf Jahrgänge der Zeitschrift dankenswerterweise digitalisiert und ins Netz gestellt. Leider ist die Liste der einzelnen Hefte sehr unübersichtlich, da nicht chronologisch geordnet; hier ein systematischer Überblick mit Direktlinks zu den PDF-Dateien (jeweils 3–8 MB Umfang):

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Einzige Ausgabe von „Central-Asien“

Central-Asien

Offene Türen 1909

Offene Türen 1910

Offene Türen 1911

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Erstes von Warns allein herausgegebenes Heft

Offene Türen 1912

Offene Türen 1913