Kategorie-Archiv: Geschichte

50. Todestag von Werner Heukelbach

heukelbach
Werner Heukelbach (1898–1968)

Heute vor 50 Jahren starb in Gummersbach der wohl bekannteste Evangelist der deutschen Brüderbewegung, Werner Heukelbach. Durch das nach ihm benannte Missionswerk – in den 1960er Jahren angeblich das größte Schriftenmissionswerk Europas – ist sein Name auch heute noch weithin bekannt.

Über Heukelbachs Leben habe ich bereits vor Jahren einen Wikipedia-Artikel verfasst, sodass ich hier auf eine Kurzbiografie verzichte; auch das Biographisch-Bibliographische Kirchenlexikon (Bd. 2, 1990) enthält einen Artikel über ihn (an sich kostenpflichtig, aber per Wayback Machine noch gratis zugänglich).

Als Kuriosität sei noch ein Artikel im Nachrichtenmagazin Der Spiegel vom 23. September 1959 erwähnt, der – wenn auch im spöttisch-gehässigen Spiegel-Stil der damaligen Zeit verfasst und in Einzelheiten wohl nicht immer zuverlässig – interessante Einblicke in die zeitgenössische Rezeption Heukelbachs auch in kirchlichen und Allianzkreisen bietet.

Neuerscheinungen zur Brüderbewegung 2017

Es mag von Nutzen sein, am Ende des Jahres einmal die in den letzten zwölf Monaten erschienenen Veröffentlichungen zur Brüderbewegung übersichtlich zusammenzustellen und kurz zu kommentieren bzw. einzuordnen.


BÜCHER


Jill Aebi-Mytton: A Narrative Exploration of the Lived Experience of Being Born, Raised in, and Leaving a Cultic Group: The Case of the Exclusive Brethren. DPsych Thesis, London (Middlesex University / Metanoia Institute) 2017. 2 Bände. 221 + ? Seiten.

Psychologische Dissertation mit sechs Fallstudien über ehemalige Raven-Taylor-Brüder. Der Hauptband ist online verfügbar, der Anhangsband nicht.


Sylvain Aharonian: Les frères larges en France métropolitaine. Socio-histoire d’un mouvement évangélique de 1850 à 2010. Préface de Jean-Paul Willaime. Paris (Les éditions du cerf) 2017. 641 Seiten.

Ausführliche Sozialgeschichte der französischen Offenen Brüder. Die zugrunde liegende Dissertation ist auch online verfügbar.


Horia Azimioara: Mit beiden Flügeln fliegen. Das Leben von Teodor Popescu. Hückeswagen (CSV) 2017. 172 Seiten.

Teodor Popescu (1887–1963) gründete gemeinsam mit Dumitru Cornilescu (1891–1975) Anfang der 1920er Jahre in Rumänien eine Gemeindebewegung, die etwa zehn Jahre später mit den internationalen Kelly-Lowe-Continental-Brüdern in Gemeinschaft kam. Die hier vorliegende erbauliche Biografie erschien zuerst 2003 in englischer Sprache beim Gute-Botschaft-Verlag, Eschenburg.


Ian Burness: From Glasgow to Garenganze. Frederick Stanley Arnot and Nineteenth-Century African Mission. Studies in Brethren History. Lockerbie, UK (OPAL Trust) 2017. xvii, 339 Seiten.

Eine umfassende und gründliche Biografie des bekannten Afrikamissionars (1858–1914), die zum Standardwerk werden dürfte.


A[rthur] A. Fishburn: Resilience Tried and Tested. o.O. o.V. [Amazon CreateSpace] 2017. 474 Seiten. — Ders.: BCNW. Brethren Separating to God. o.O. o.V. [Amazon CreateSpace] 2017. 140 Seiten.

Beim erstgenannten Buch soll es sich um einen im Milieu der (Raven-Taylor?-)„Brüder“ angesiedelten Roman nach wahren Begebenheiten handeln, beim zweiten Buch um Hintergrundinformationen dazu.


Joan Kearney: Shaped to Fit. How God shaped a young woman for an unexpected calling to Brazil and back. Exeter (Onward & Upwards) 2017. 276 Seiten.

Autobiografie einer Wycliff-Missionarin (geb. 1936), die bis 1961 den Raven-Taylor-Brüdern angehört hatte.


Harvey G. Rees-Thomas: 100 Years on the Street. A Story of God’s Grace through Tory Street Hall, Elizabeth Street Chapel and The Street City Church. Wellington, NZ (HIS Services Limited) 2017. 547 Seiten.

Monumentale, aufwändig gestaltete Festschrift einer Offenen Brüdergemeinde in Neuseeland.


Robert Revie: India to Ethiopia. A 50 Year Journey. Kilmarnock, UK (Ritchie) 2017. 144 Seiten.

Autobiografie eines schottischen Missionars der Offenen Brüder.


stevensonMark R. Stevenson: The Doctrines of Grace in an Unexpected Place. Calvinistic Soteriology in Nineteenth-Century Brethren Thought. Foreword by Tim Grass. Eugene, OR (Pickwick) 2017. xvi, 304 Seiten.

Diese sorgfältig erarbeitete (und bibliophil gesetzte) Dissertation belegt, wie nahe die frühen „Brüder“ dem Calvinismus standen – näher, als sie selbst wahrscheinlich zugegeben hätten (und als vielen heutigen Lesern lieb ist, ich selbst inbegriffen). Nach zwei Kapiteln über die historische Entwicklung der calvinistischen Soteriologie seit dem 17. Jahrhundert untersucht Stevenson die ersten drei der „Fünf Punkte des Calvinismus“ und setzt sie zu den Schriften der „Brüder“ in Beziehung (jeweils nach Autoren geordnet). Es folgen ein hochinteressantes Kapitel über rettenden Glauben, Buße und Heilsgewissheit sowie eine zusammenfassende Bewertung.

Kritisch hätte ich anzumerken, dass der Autor seinem Thema nicht ganz neutral gegenübersteht: Er ist selbst calvinistischer „Bruder“ und hat daher ein offensichtliches Interesse daran, die Soteriologie der „Brüder“ als Variante des Calvinismus darzustellen; Lehren, die die „Brüder“ ablehnten (z.B. die doppelte Prädestination), erklärt er kurzerhand für weniger zentral oder für „hypercalvinistisch“. Bemerkenswert fand ich den Hinweis, dass die in der „Brüdertheologie“ übliche Unterscheidung zwischen Sühnung (propitiation) und Stellvertretung (substitution), „vorgeschattet“ in den beiden Böcken am großen Versöhnungstag (3Mo 16), eine originäre Erkenntnis Darbys war, die sich vor ihm nirgendwo in der Literatur findet (S. 180, Anm. 86).

Eine vorläufige Zusammenfassung der Arbeit erschien bereits 2010 in der Brethren Historical Review.


stottRebecca Stott: In the Days of Rain. London (4th Estate) 2017. 394 Seiten.

Das Genre der „Raven-Taylor-Aussteigerliteratur“ hat seit der Jahrtausendwende einen wahren Boom erlebt: Nach Ngaire Thomas (2004, ²2005), Em Amosa (2007), David Tchappat (2009), Lindsey Rosa (2010), James Bell (2014), Peter Wycherley Harrison (2014), Joy Nason (2015) und John L. Fear (2016) ist Rebecca Stott nun schon mindestens die neunte Vertreterin dieser Gattung in weniger als 15 Jahren. Aus zwei Gründen ragt ihr Buch allerdings aus der Reihe heraus: Es ist nach Meinung der meisten Rezensenten ungewöhnlich gut geschrieben (Rebecca Stott ist Literaturwissenschaftlerin und Romanautorin; ihre beiden historischen Thriller Ghostwalk und The Coral Thief liegen auch in deutscher Sprache vor), und es bietet Innenansichten aus einer „führenden Familie“: Rebeccas Großvater Robert Stott (1902–1976) war einer der Wortführer in der Aberdeen-Trennung von 1970 und verfasste gemeinsam mit seinem Sohn Roger – Rebeccas Vater (1938–2007) – die bekannte Schrift If We Walk in the Light. Die bisher ungedruckten Lebenserinnerungen von Roger Stott (der sich leider bald nach der Trennung ganz vom christlichen Glauben abwandte) sind im vorliegenden Buch mit verarbeitet – anders wäre es auch kaum zu schreiben gewesen, denn die Autorin selbst war zur Zeit der Trennung erst sechs Jahre alt. Kritiker wie der Religionssoziologe und „Sektenversteher“ Massimo Introvigne werfen dem Buch dennoch etliche historische und theologische Fehler vor. Laut der englischen Wikipedia ist auch eine deutsche Übersetzung in Vorbereitung.


Wilfried Weist / Reinhard Assmann: Dass das Wort des Herrn laufe und gepriesen werde. Die Schrifttumsarbeit im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in der DDR. Baptismus-Dokumentation 7. Wustermark/Norderstedt (Oncken-Archiv des BEFG / BoD) 2017. 298 Seiten.

Der sehr interessante und sorgfältig recherchierte Band enthält auch einige Hinweise auf die Brüdergemeinden.


AUFSÄTZE


Christopher Cone / James I. Fazio (Hrsg.): Forged from Reformation. How Dispensational Thought Advances the Reformed Legacy. El Cajon, CA (Southern California Seminary Press) 2017. xiv, 582 Seiten.

In diesem zum 500. Reformationsjubiläum erschienenen Sammelband amerikanischer Dispensationalisten sind zwei Aufsätze über Darby enthalten:

James I. Fazio: „John Nelson Darby: The Unknown and Well Known Nineteenth Century Irish Reformer (S. 81–108)
Cory M. Marsh: „Luther Meets Darby: The Reformation Legacy of Ecclesiastical Independence (S. 109–144)


elthg2aHeinzpeter Hempelmann / Uwe Swarat (Hrsg.): ELThG². Evangelisches Lexikon für Theologie und Gemeinde. Neuausgabe. Band 1. Holzgerlingen (SCM R. Brockhaus) 2017. LVIII, 1954 Spalten.

1992–94 in drei Bänden erstmals veröffentlicht, erscheint dieses verdienstvolle Lexikon nun in einer weitgehend neu geschriebenen, stark erweiterten 2. Auflage. Band 1 umfasst die Buchstaben A bis E; die geplanten drei weiteren Bände werden dem Vernehmen nach erst in zweijährlichen Abständen folgen. Aus dem Themenbereich Brüderbewegung sind in Band 1 nachstehende Artikel enthalten:

Kl(aus) vom Orde: „Baedeker, Friedrich Wilhelm (1823–1906) (Sp. 598f.)
G(erd) Goldmann: „Blücher, Toni von (1836–1906) (Sp. 954f.)
W(olfgang) Heinrichs: „Brockhaus, Carl Friedrich Wilhelm (1822–1899) (Sp. 1046–1048)
ders.: „Brüderverein, Evangelischer (Elberfelder) (Sp. 1058–1062)
B(erthold) Schwarz: „Darby, John Nelson (1800–1882) (Sp. 1326–1329)
R(oland) Deines: „Deichmann, Heinz-Horst (1926–2014) (Sp. 1340–1342)
Chr(istoph) Raedel: „Dispensationalismus (Sp. 1490–1493)

Einen Artikel „Brüderbewegung“ gibt es seltsamerweise nicht; stattdessen wird – wie in der 1. Auflage – auf das Stichwort „Versammlung, Christliche“ (und damit auf den wohl nicht vor 2023 zu erwartenden Band 4!) verwiesen. Die gesamte Brüderbewegung unter dieser nur noch von Geschlossenen und konservativen Freien Brüdern verwendeten Bezeichnung abzuhandeln erscheint kaum angemessen.


Bruce A. Baker: „The Early Life and Influence of John Nelson Darby“. In: Journal of Ministry & Theology 21 (2017), Heft 2, S. 110–126.

Einführung in Darbys erste Lebensjahrzehnte und Charakterzüge. Hauptquellen sind Turner (1926/44) und Weremchuk (1992); die neuere BAHN-Literatur wird vollständig ignoriert. Baker hält sogar an dem bereits von Weremchuk widerlegten Irrtum fest, Darbys Mutter sei früh verstorben (auch online).


Howard Barnes: „Walter Wolston“. In: Precious Seed 72 (2017), Heft 3, S. 20f.

Lebensbild des bekannten Evangelisten und Autors, erschienen zum 100. Todestag am 11. März 2017 (auch online).


John Bennett: „John R. Caldwell“. In: Precious Seed 72 (2017), Heft 1, S. 24f.

Lebensbild des langjährigen Herausgebers der Zeitschrift The Witness, erschienen zum 100. Todestag am 14. Januar 2017 (auch online).


Peter van Beugen: „John Nelson Darby“. In: Focus op de Bijbel [9] (2017), Heft 35, S. 34–41.

Lebensbild Darbys in einer niederländischen Zeitschrift der „blockfreien“ Brüdergemeinden (auch online).


Arnd Bretschneider: „Kein Preis zu hoch!? Ein junger Mann stellt sich dem Anspruch von Jesus Christus“. In: Perspektive16 [recte 17] (2017), Heft 5, S. 21–23.

Über den Missionar und Märtyrer Jim Elliot (1927–1956), dessen Zugehörigkeit zu den Offenen Brüdern im Artikel allerdings nicht erwähnt wird.


Peter Ferry: „Assemblies in Thailand. From Islands to Hill Tribes“. In: Precious Seed 72 (2017), Heft 3, S. 28f.

Über die Offenen Brüdergemeinden in Thailand (auch online).


Ken Follett: „Wie ich meinen Glauben verlor“. In: Rheinische Post 228 (30. September / 1. Oktober 2017), Magazin, S. C1–C2.

Autobiografischer Essay des unter den „Needed-Truth-Brüdern“ aufgewachsenen Bestsellerautors, zuerst auf Englisch erschienen in Granta. The Magazine of New Writing 137 (2016), S. 53–61. (Die deutsche Übersetzung ist online verfügbar, vom englischen Original gibt es auf YouTube eine Lesung des Autors mit Interview.)


Erich Geldbach: „Geschichtsschau und Gemeindeideal bei John Nelson Darby und in der Brüderbewegung“. In: Freikirchenforschung 26 (2017), S. 167–175.

Vortrag auf der Herbsttagung 2016 des Vereins für Freikirchenforschung zum Thema „Reformatio oder Restitutio? Vorstellungen von Erneuerung der Kirche in der Geschichte der Freikirchen“. Die Ausführungen sind im Wesentlichen sachlich korrekt und mit Zitaten belegt, aber der bei Geldbach obligate Seitenhieb gegen die Romanreihe Left Behind (für die Darby nicht verantwortlich ist und die er niemals gebilligt hätte) darf selbstverständlich nicht fehlen.


Tim Grass: „Restorationists and New Movements“. In: The Oxford History of Protestant Dissenting Traditions. Volume III: The Nineteenth Century. Hrsg. von Timothy Larsen und Michael Ledger-Lomas. Oxford (Oxford University Press) 2017. S. 150–174.

Die Seiten 156–160 dieses Überblicksartikels sind der Brüderbewegung gewidmet. (Der eigentlich £ 95 teure Band kann merkwürdigerweise hier vollständig als PDF heruntergeladen werden.)


Óli Jacobsen: „Jógvan F. Kjølbro (1887–1967): Ein Geschäftsmann in der Brüdergemeinde der Färöer“. In: Tjaldur. Mitteilungsblatt des Deutsch-Färöischen Freundeskreises 57/58 (Juni 2017), S. 77–85.

Biografischer Artikel, zuerst auf Englisch erschienen in Brethren Historical Review 12 (2016), S. 34–48.


David C. Kirkpatrick: „‘Freedom from Fundamentalism’: Christian Brethrenism and the Rise of Latin American Protestant Evangelical Social Christianity“. In: The Journal of World Christianity 7 (2017), S. 211–233.

Laut diesem Artikel führte die Übergabe der Leitungsverantwortung von europäischen „Brüder“-Missionaren an Einheimische in Lateinamerika zu größerem sozialem Engagement und zu einer Abkehr vom Fundamentalismus.


Gerard Kramer: „William Kelly (1821–1906)“. In: Focus op de Bijbel [9] (2017), Heft 36, S. 18–23.

Lebensbild Kellys in einer niederländischen Zeitschrift der „blockfreien“ Brüdergemeinden (auch online).


Andreas Liese: „‚Wir konnten immer das Evangelium verkünden‘. Baptisten und Brüdergemeinden im ‚Dritten Reich‘“. In: Kirchliche Zeitgeschichte 30 (2017), S. 93–133.

Der Beitrag untersucht die Entwicklung von Baptisten- und Brüdergemeinden im NS-Staat bis hin zum Zusammenschluss im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden.


Armin Lindenfelser: „Elizabeth Paget (1783–1863). Die ‚Mutter der Brüderbewegung‘“. In: Zeit & Schrift 20 (2017), Heft 4, S. 31–35.

Lebensbild der „geistlichen Mutter“ von Anthony Norris Groves, Georg Müller und Robert Cleaver Chapman (auch online verfügbar).


Peter Lineham: „Learning from History: An Exclusive Brethren Story“. In: History Making a Difference: New Approaches from Aotearoa. Hrsg. von Katie Pickles, Lyndon Fraser, Marguerite Hill, Sarah Murray und Greg Ryan. Newcastle upon Tyne (Cambridge Scholars Publishing) 2017. S. 73–91.

Der erste Teil des Aufsatzes handelt vom Geschichtsverständnis der Brüderbewegung allgemein (einschließlich der Offenen Brüder), im zweiten Teil analysiert der Autor Material aus dem Geschichtsunterricht der Raven-Taylor-Hales-Privatschulen, das ihm von einem Aussteiger zugespielt wurde.


Berlin M[artin] Nottage: „Heroes of the Faith: Brothers Beloved“. In: Cornerstone 1 (2017), Heft 1, S. 12–14.

Über die drei von den Bahamas stammenden, aber hauptsächlich unter Schwarzen in den USA wirkenden Evangelisten Whitfield Nottage (1883–1986), Talbot Burton Nottage (1885–1972) und Berlin Martin Nottage (1889–1966) (auch online). Die Zeitschrift Cornerstone wurde dieses Jahr neu gegründet.


Sarah Ponzer: „‘Disease, Wild Beasts, and Wilder Men’: The Plymouth Brethren Medical Mission to Ikelenge, Northern Rhodesia“. In: Conspectus Borealis 2 (2017), Issue 1, Article 4. 25 Seiten.

Studentische Hausarbeit über ein sehr spezielles Missionsthema, erschienen in der Zeitschrift der Northern Michigan University in Marquette (auch online).


Bogdan Emanuel Răduţ: „Origini europene ale Bisericii Creştine după Evanghelie din România“. In: Arhivele Olteniei NS 31 (2017), S. 205–213.

Über britische, schweizerische und deutsche Einflüsse auf die Entstehung der Brüdergemeinden in Rumänien (auch online).


Richard E. Strout: „Ninety Years and Counting: The History of Assemblies in Quebec“. In: Cornerstone 1 (2017), Heft 2, S. 16f.

Zusammenfassung des vom selben Autor verfassten Buches Ebb and Flow. A History of Christian Brethren Churches in French Canada 1926–2010, Port Colborne, ON (Gospel Folio Press) 2016 (der Artikel ist auch online verfügbar).


Todne Thomas: „Rebuking the Ethnic Frame: Afro Caribbean and African American Evangelicals and Spiritual Kinship“. In: New Directions in Spiritual Kinship. Sacred Ties across the Abrahamic Religions. Hrsg. von Todne Thomas, Asiya Malik und Rose E. Wellman. Contemporary Anthropology of Religion. Cham, Schweiz (Palgrave Macmillan) 2017. S. 219–244.

Kulturanthropologische Studie über zwei afroamerikanische Gemeinden der Offenen Brüder in Atlanta (Georgia).


Für Hinweise auf weitere, von mir übersehene Neuerscheinungen bin ich dankbar!

Anfänge in Herefordshire – und zwei (fast) vergessene Offene Brüder

brewer_edihAls ich 2001 über Percy Francis Hall zu recherchieren begann, schickte mir David Brady vom Christian Brethren Archive (CBA) in Manchester u.a. einen Artikel mit dem Titel „Early Days in Herefordshire“ zu, den auch das CBA nur in Kopie besaß. Er war dem Archiv zusammen mit anderen historischen Dokumenten der Brüdergemeinde Hereford übergeben worden und trug die handschriftliche Notiz:

Obtained from Rev. Morgan,1 Hereford Cathedral – source unknown – Printed 1893. Author: “C. B.”2

Da die Seitenzählung mit 84 begann, musste es sich um einen Auszug aus einem Sammelband o.Ä. handeln; im Katalog des CBA erhielt der Artikel daher den Vermerk: “Apparently extracted from a larger work.”

Der Autor ließ sich immerhin identifizieren, denn unter den Archivalien aus Hereford befand sich auch eine handschriftliche Version des Aufsatzes, betitelt „The Lord’s Work amongst Early Brethren in Herefordshire“ und einem gewissen Charles Brewer aus Leominster zugeschrieben.3 Entdeckt hatte beide Dokumente Harold H. Rowdon, als er für seine Dissertation recherchierte;4 von der Manuskriptfassung machte er in seinem Kapitel über Hereford reichen Gebrauch, nannte sie aber etwas kryptisch nur „Brewer’s MS“, ohne den genauen Titel und den Fundort anzugeben,5 was noch Jahrzehnte später immer wieder zu Anfragen an das CBA führte.6

Die Quelle

Welchem “larger work” die Druckversion entnommen war, blieb jedoch weiterhin unklar; Tim Grass bibliografierte sie 2006 in seinem magnum opus als “n. pl.: n. p., 1893”,7 und ich selbst schrieb in meinem 2013 erschienenen Aufsatz über Percy Francis Hall nur von einem “extract from an unidentified larger work”.8 Erst 2014/15 gelang es durch eine gemeinsame Anstrengung mehrerer Mitglieder des Brethren Archivists and Historians Network (BAHN), die Quelle ausfindig zu machen. Samuel McBride erinnerte sich, in einem Buch des Offenen Bruders Joseph Henry Burridge einen “well written account full of interesting and obscure information” über die Anfänge in Hereford gelesen zu haben;9 nachdem er seine Bibliothek konsultiert hatte, konnte er das Buch als The Christian Outlook: A Compendium of Papers on Various Aspects of Christian Life and Doctrine, Glasgow (Pickering & Inglis) o.J. identifizieren.10 Auf den Seiten 84–95 war tatsächlich der Artikel „Early Days in Herefordshire“ von „C. B.“ abgedruckt – ein Befund, den Timothy Stunt unabhängig davon bestätigte.11

burridge_tco_titleEin halbes Jahr später hatte ich Gelegenheit, den Band The Christian Outlook bei einem australischen Antiquariat zu erwerben. Wie sich herausstellte, handelt es sich nicht eigentlich um ein Buch, sondern um zwei Jahrgänge einer Zeitschrift, die Burridge 1896 unter dem Titel Church Principles and Christian Practice begonnen und 1899 in The Christian Outlook umbenannt, aber bereits Ende 1899 (also nach nur vier Jahren) wieder eingestellt hatte. In dem undatierten Sammelband The Christian Outlook, der nach außen hin wie ein gewöhnliches Buch erscheint, sind – getrennt paginiert – der dritte Jahrgang von Church Principles and Christian Practice (1898) und der vierte, The Christian Outlook genannte Jahrgang (1899) enthalten. Das Inhaltsverzeichnis (auf der Rückseite des Titelblatts) erfasst eigenartigerweise nur Letzteren; der Artikel „Early Days in Herefordshire“ findet sich jedoch im ersten Teil, und zwar im zweiten Heft, erschien also ursprünglich im zweiten Quartal 1898 in Church Principles and Christian Practice.

Vorangestellt ist dem Artikel eine Einleitung des Herausgebers mit dem Titel „Early Days among Brethren“, in der es u.a. heißt:

The narrative referred to was written in 1893, but the wisdom of publishing it being questioned by some, it has been kept back. But the fact that the account of God’s ways with His people, and His mighty power and grace among them, as well as that of their failure, is often given in the scripture for the benefit of, and even to bring home the sin of, a succeeding generation, and that in some instances they are expressly told to tell to their children the works of God among themselves, influences us to publish it now, especially as it is in character with the object of this Magazine.12

Damit wäre auch die Jahreszahl 1893 erklärt, mit der die Kopie im CBA versehen ist: Es handelt sich nicht um das Erscheinungsjahr der Druckversion, sondern um das Entstehungsjahr des Manuskripts. Eine Neuedition der Druckfassung habe ich vor einigen Tagen auf bruederbewegung.de zugänglich gemacht.13

Der Autor

Wer war nun Charles Brewer? Das Buch Turning the World Upside Down, eine Missionsgeschichte der Offenen Brüder, weiß ein wenig über ihn zu berichten:

Born in 1826, as a boy of eight or nine years old he had heard his father read an account of the mission in Baghdad, its trials and tragedies. The effect never left him. Until he died in 1915 he used all his energies in the Lord’s work at home and abroad. In 1884 he moved with his wife to Leominster and lived in the very suitably named Perseverance Road. To stir up missionary interest, he addressed meetings in various parts of the country, published books, pamphlets, tracts, magazine articles, maps, prayer cards, postcards and collecting boxes.14

Einige weitere biografische Einzelheiten lassen sich per Internetrecherche ermitteln. Geboren wurde Charles Brewer in Worthing (Sussex)15 als Sohn des Lehrers Samuel Kilbinton Brewer (17821849), der anscheinend bereits Freikirchler war,16 und dessen Frau Sarah geb. Shackle (ca. 1789–1871). Charles’ beruflicher Werdegang war offenbar abwechslungsreich: Im Census 1841 erscheint er als “Bookseller”, 1851 als “Head Assistant Bookseller”, 1861 als “Sewing Machine Maker”, 1871 als “Agent”, 1881 als “Grocer Manager Tea Trade”, 1891 und 1901 als “Living on (his) own Means” und 1911 als “Retired Bookseller”. Als Wohnsitz ist 1841 Lambeth St. Mary, 1851 bis 1881 Liverpool und 1891 bis 1911 Leominster registriert.

1851 heiratete Brewer in Plymouth die etwa fünf Jahre ältere Rebecca Horlford (geb. in Devonport); 1853 wurde ihre Tochter Lucy geboren (die 1885 den späteren Needed-Truth-Mitbegründer Charles Mann Luxmoore heiratete17), 1855 ihr Sohn Charles Samuel. Nachdem Rebecca 1902 im Alter von 81 Jahren verstorben war, ging der ebenfalls schon recht betagte Charles Brewer 1904 eine zweite Ehe mit der aus Leominster stammenden, ca. 27 Jahre jüngeren Laura Marion Rogers ein. Am 11. April 1915 starb Brewer, wahrscheinlich in Leominster:

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Quelle: National Probate Calendar

Seine zweite Frau überlebte ihn um gut 22 Jahre:

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Quelle: National Probate Calendar

Was die “books, pamphlets, tracts” angeht, die Brewer laut Turning the World Upside Down veröffentlicht haben soll, so besitzt das CBA nur einige wenige dünne Broschüren; am umfangreichsten ist noch das 32-seitige Heft My Book of Remembrance of Some Service & Work Done in Other Lands in the Name of the Lord, Leominster ²1909.18

Der Herausgeber

Noch weniger als über Brewer scheint bisher über Joseph Henry Burridge bekannt gewesen zu sein, den Herausgeber von Church Principles and Christian Practice bzw. The Christian Outlook. Roy Coad erwähnt ihn überhaupt nicht,19 Tim Grass nur einmal in Verbindung mit den Wiedervereinigungsgesprächen zwischen Offenen und Geschlossenen Brüdern Anfang des 20. Jahrhunderts.20 Der Katalog des CBA verzeichnet immerhin eine namhafte Anzahl seiner Veröffentlichungen (darunter einige recht anspruchsvoll klingende Titel, z.B. God’s Prophetic Plan: A Comprehensive View of God’s Dealings with Man from Creation to the New Heavens and New Earth, 300 Seiten, oder Near Eastern Politics and the Bible: Science, Creation, and Revelation in the Light of Near Eastern Politics, 152 Seiten), und das Believer’s Magazine veröffentlichte im Juni 1941 einen kurzen Nachruf.21 Hieraus und aus verschiedenen Online-Datenbanken lässt sich in etwa folgendes Lebensbild rekonstruieren:

Joseph Henry Burridge wurde am 20. Januar22 1856 im Londoner Vorort Peckham23 in einfache Verhältnisse hineingeboren: Sein Vater George Burridge (18281907) war zunächst Landarbeiter24 und später Ziegelbrenner,25 und auch die beiden ältesten Söhne George und Joseph Henry mussten früh hart arbeiten – im Census von 1871 sind sie als “Bricklayers”, d.h. Maurer registriert. Joseph Henry scheint diesem Beruf aber körperlich nicht gewachsen gewesen zu sein, denn 1881 wird der erst 25-Jährige als “Invalid” geführt. In der Zwischenzeit hatte sein Leben freilich schon eine andere Wendung genommen: 1872 war er zum Glauben gekommen und hatte sich den „Brüdern“ angeschlossen, und bereits vier Jahre später – also im Alter von 20 Jahren – war er in den vollzeitlichen Dienst getreten.26 Im Census 1891 ließ er sich denn auch als “Evangelist” eintragen, 1901 als “Mission Preacher”.27 Sein Schwerpunkt war allerdings nicht nur missionarisch: Wie aus Zeitungsanzeigen und -berichten hervorgeht, hielt er oft auch apologetische Vorträge (z.B. 1888 auf Guernsey über die Gottheit Christi, 1890 in Portsmouth über den Katholizismus, 1929 in Preston über die Inspiration der Bibel) oder gab in längeren Vortragsreihen umfassende Überblicke über Heilsgeschichte und Prophetie (z.B. 1894 in Ilfracombe, 1897 in Bath, 1903 in Tunbridge Wells)28 – alles Themen, die auf ein intensives autodidaktisches Studium schließen lassen.

1894, im Alter von 38 Jahren, heiratete Burridge im Bezirk Barton Regis (Gloucestershire) die etwa sieben Jahre jüngere, aus Wells (Somerset) gebürtige Fanny White. Sie bekamen fünf Kinder: Ernest Leslie (18961948), Doris Eva K. (18981901), Irene Winifred (19001965), Margaret Mary (19011994) und Arthur Patrick (19041992). Das Ehepaar ließ sich zunächst in Bristol nieder (bis zu seiner Heirat hatte Burridge offenbar in der Region London gelebt); von etwa 1898 bis 1901 finden wir sie in Ross-on-Wye (Herefordshire) oder Umgebung (Linton, Walford) – was wohl den Kontakt mit Charles Brewer und das Interesse an den Anfängen in Herefordshire erklärt –, von etwa 1904 bis 1911 wieder in Bristol, ab 1912 in Weston-super-Mare und spätestens ab den 1920er Jahren in Birmingham, wo Fanny am 15. Februar 1937 im Alter von 74 Jahren starb.29 Joseph Henry wirkte weitere vier Jahre in großer geistiger und körperlicher Frische;30 sein Tod am 6. Mai 1941 war auf einen tragischen Verkehrsunfall zurückzuführen.31

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Quelle: National Probate Calendar

(Dass der Wert seines Nachlasses hier mit “Nil” angegeben wird, verwundert etwas; 1901 war die Familie immerhin noch so vermögend gewesen, dass sie vier Hausangestellte beschäftigen konnte.)

burridge_cpacp_1898_2In vielen seiner Veröffentlichungen befasste sich Burridge mit Gemeindefragen. Er galt als Offener Bruder der „alten Schule“ und wandte sich seit den 1890er Jahren gegen die Verengungstendenzen, die in der Needed-Truth-Gruppe mündeten, aber auch außerhalb davon weiterwirkten.32 Tatsächlich verstand sich gerade seine Zeitschrift Church Principles and Christian Practice als „Zeugnis“ gegen diesen „Irrtum“.33 In seiner wahrscheinlich letzten Schrift Church Theories among Brethren, um die Jahreswende 1940/41 entstanden, meinte er sogar bei Henry Pickering und William Edwy Vine Züge dieser Lehre entdecken zu können.34 Darüber hinaus geißelte er den sektiererischen Geist, den er auch unter den Offenen Brüdern wahrnahm:

In our ecclesiastical and party strife, our respective sects (and all Church parties – or party Churches – are sects) look upon each other as enemies, and cultivate the greatest of bitter feelings toward each other. […] And those sects who boast that “we have left the sects” (and there are many such) are the most culpable, in this respect of unchristian feeling. For they have some idea of the true centre of gathering, and (some of them) the unity of the whole Church, on the absolute side. And yet their rules, regulations and customs are deadly set against the practical manifestation of the same. They have no respect – not to say love or interest – for believers, or even the work of God, outside our [sic!] own boundary lines.35

burridge_edabMit der Veröffentlichung von Charles Brewers „Early Days in Herefordshire“ in Church Principles and Christian Practice über 40 Jahre zuvor hatte er ebenfalls eine erzieherische Absicht verfolgt:

Let us seek to emulate the simplicity and devotedness of the early brethren to whom God revealed so much that is matter of common knowledge to us. Let us also seek to avoid the evils which so soon marred the testimony to the truth thus revealed, and judge the cause of it in ourselves. To this end we shall be glad to receive any true and unbiased accounts of the work of God in recovering to His people truth that had been long lost to the Church, yet clearly taught in His Word, and its immediate effect upon those who received it. But prejudiced accounts which have as their object the vindication of one party of brethren as against another, will not be in harmony with our object.36

Weitere historische Berichte dieser Art erschienen trotz Burridges Aufforderung leider nicht. Die Auflage der Zeitschrift Church Principles and Christian Practice dürfte ohnehin nicht besonders hoch gewesen sein – heute ist sie so selten, dass eine Google-Suche nur einen einzigen Treffer liefert, und zwar diesen Blog! Auch das CBA besitzt nur den Sammelband The Christian Outlook, also wohl nicht die ersten beiden Jahrgänge der Zeitschrift. Vielleicht kann der vorliegende Blogeintrag ein wenig zur Wiederentdeckung dieser beiden nahezu vergessenen Offenen Brüder der zweiten und dritten Generation, Charles Brewer (1826–1915) und Joseph Henry Burridge (1856–1941), beitragen.


John Nelson Darby über die Reformation

Der Thesenanschlag von Wittenberg, der allgemein als Beginn der Reformation gilt, jährt sich heute zum 500. Mal.

darby
John Nelson Darby (1800–1882)

Auch wenn die frühen „Brüder“ für die protestantischen Staatskirchen ihrer Zeit nur wenig übrig hatten,1 äußerten sie sich über die Reformation doch stets mit großer Hochachtung. John Nelson Darby, der die Brüderbewegung auch in diesem Punkt prägte,2 schrieb etwa:

„Niemand, der weiß, was Finsternis und Licht ist, kann umhin, Gott von ganzem Herzen für sein gesegnetes Eingreifen durch die Reformation zu danken. Wir können diese erstaunliche Befreiung nicht hoch genug schätzen.“3

„Das Werk seines eigenen Sohnes, das Evangelium seiner Gnade, die Rechtfertigung aus Glauben – dies kam, wie wir wissen, damals ans Licht.“4

„Die Reformation war ein Werk des Geistes Gottes und der Kraft der Wahrheit“.5

Martin Luther als Person zollte er ebenfalls Respekt:

„Aus dem Leben und den Schriften Luthers ist offensichtlich, dass er ein Mann Gottes war – ein Mann, der das Wort Gottes eingehend studierte, ein Mann des Gebets und das ehrenvolle Werkzeug, das die Ketten der Finsternis über einem großen Teil Europas und der Welt zerbrach – Ketten, in denen seine Feinde, wenn möglich, die Menschen immer noch gerne halten würden“.6

„Luther ehrte die Wahrheit und liebte sie, und wir lieben ihn, weil er sie und ihren Urheber und Geber liebte – den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist; und wir sind Gott seinetwegen dankbar.“7

Die Reformatoren gehörten nach Darby zu jenen Menschen, die

„unter einer außergewöhnlichen Verantwortung als Gesandte Gottes handeln und durch einen Glauben, der von Mitteilungen abhängt, die nur dem zuteilwerden, der sie genießt“.8 Der Heilige Geist „ließ sie die Bedeutung und Tragweite gewisser Wahrheiten auf ganz besondere Art und Weise begreifen, durch spezielle Mitteilungen an ihr Herz und ihren Geist. Er ließ sie verstehen, wie bestimmte Teile des Wortes auf bestimmte in der Welt existierende Dinge anzuwenden waren. Er befähigte sie, diese Dinge anhand des Wortes zu beurteilen und das Wort auf diese Dinge mit einer Klarheit und Kraft anzuwenden, die anderen nicht zuteilwurde.“9

Auch in ihrem praktischen Glaubensleben achtete Darby die Reformatoren als Vorbilder:

„Die Reformatoren waren Männer des Glaubens. […] Was ihren Wandel angeht, leitete sie das Wort. Sie wagten zu gehorchen, weil sie sich, was ihre Kraft und ihre Bewahrung auf dem Weg des Gehorsams betrifft, auf Gott verließen. Warum ahmen wir sie darin nicht nach?“10

Bei alledem übersah er keineswegs ihre Schwächen. Wiederholt machte er ihnen z.B. den Vorwurf, nicht von der Taufwiedergeburtslehre losgekommen zu sein:

„Sie predigten die Rechtfertigung aus Glauben zur Erlösung der Seelen, aber als sie ein System gründeten, lehrten sie die Taufwiedergeburt und quälten sich damit ab, beides miteinander zu versöhnen.“11

Ebenso kritisch beurteilte er den nicht überwundenen Klerikalismus und Sakramentalismus:

„Die Reformation beseitigte viele Missstände, die unerträglich geworden waren, und viele falsche Grundsätze; aber die Idee der Kirche wurde immer noch auf den Klerus und die Sakramente gegründet.“12

Diese Versäumnisse konnte er nicht entschuldigen; für zwei weitere Wahrheiten, auf die er besonderen Wert legte, schien ihm die Zeit im 16. Jahrhundert aber offenbar noch nicht reif gewesen zu sein:

„Die Frage zu Luthers Zeit war der Wert und die Wirksamkeit des Werkes Christi oder mit anderen Worten die Rechtfertigung aus Glauben. […] Die Frage heute ist die Gegenwart und Kraft des Heiligen Geistes in der Bildung und Verkörperung der Kirche in Einheit“,13 ferner „die Wiederkunft Jesu, um seine Braut zu sich zu nehmen und mit ihr zurückzukehren, um die Welt zu richten“14 – Wahrheiten, „die Gott in seiner Weisheit zur Zeit der Reformation nicht ans Licht brachte“,15 die aber „den Bedürfnissen unserer Zeit entsprechen“.16

Darbys Maßstab konnten daher nicht die Reformatoren sein, sondern nur das Wort Gottes:

„Wenn wir Gott in unserer Generation dienen wollen, lasst uns die Bibel selbst zur Hand nehmen“.17

Auf die Grunderkenntnis der Reformation, die Rechtfertigung allein aus Glauben, kam er dennoch immer wieder zurück, denn auch sie wurde seiner Meinung nach nicht mehr mit der wünschenswerten Klarheit und Wirksamkeit verkündigt, auch nicht von der zeitgenössischen Erweckungsbewegung;18 an ihre Stelle getreten seien oft

„benachbarte Lehren (wie z.B. die Wiedergeburt und die Beweise dafür), sodass Gewissheit des Heils im Allgemeinen selten war und als besondere geistliche Errungenschaft galt“.19

Dass sich hieran etwas zu ändern begann, hielt er – sicher nicht ganz zu Unrecht – für ein Verdienst der „Brüder“: Ihre neue Erkenntnis von der Bildung der Gemeinde durch den Heiligen Geist sei begleitet worden von einer „Wiederbelebung der klaren Lehre von der Rechtfertigung aus Glauben“20 und der „Gewissheit des Heils“.21

Insofern sind die „Brüder“ vielleicht nicht nur als Erben, sondern sogar als die wahren Erben der Reformation zu betrachten …?


50. Todestag von Peter L. Embley

embleyIn den 1960er Jahren forschten in England gleichzeitig zwei Doktoranden über die Frühgeschichte der Brüderbewegung. Harold Hamlyn Rowdon, Ende 30, legte seine 519 Schreibmaschinenseiten umfassende Arbeit 1964 der Universität London vor, erhielt 1965 den Doktortitel1 und konnte sein Werk – nach nochmaliger Überarbeitung2 – 1967 bei dem Londoner „Brüder“-Verlag Pickering & Inglis veröffentlichen;3 es wurde bald zum Standardwerk auf seinem Gebiet.4 Peter Lindsay Embley, Mitte 20, reichte seine „nur“ 294-seitige Dissertation 1966 bei der Universität Cambridge ein, bestand am 21. Februar 1967 die Doktorprüfung5 – und kam fünf Monate später bei einem Autounfall ums Leben, sodass seine Arbeit bis heute ungedruckt blieb.

Über Embleys Biografie liegen nur wenige Informationen vor. Geboren wurde er im 2. Quartal 1940 in Holderness (Yorkshire)6 als Sohn des kommunalen Verwaltungsbeamten Kenneth Lindsay Embley (1902–1968)7 und seiner Frau Gladys Lucy geb. Gibson (1910–1976)8. Die Familie gehörte wohl nicht der Brüderbewegung an; wahrscheinlich kam Embley erst während seines Studiums in Cambridge durch die Cambridge Inter-Collegiate Christian Union (CICCU) mit „Brüdern“ in Kontakt9 (nicht ohne Grund meint man in seiner Dissertation noch etwas mehr wissenschaftliche Distanz zum Untersuchungsgegenstand zu spüren als bei Rowdon). Nach Abschluss seines Studiums erhielt Embley eine Dozentenstelle10 am St Paul’s College in Cheltenham (einem der Vorläufer der heutigen University of Gloucestershire), wo er im August 1966 seine Doktorarbeit fertigstellte.11 Am 19. Juli 1967, heute vor genau 50 Jahren, wurde er auf der Autobahn M4 in der Nähe von Bray (Berkshire)12 unverschuldet13 in einen Verkehrsunfall verwickelt, bei dem er tragischerweise im blühenden Alter von 27 Jahren starb. Der ein Jahr jüngere Timothy Stunt, der ihn persönlich kannte,14 charakterisierte ihn 1969 wie folgt:

Anyone who knew Peter Embley will recall the energy and enthusiasm which would suddenly and unpredictably bubble up and find expression in tremendous industry applied to any project that he had in hand.15

Von Embleys Dissertation war lange Zeit nur eine 30-seitige Kurzfassung bekannt, die in seinem Todesjahr als Aufsatz in dem Sammelband Patterns of Sectarianism erschien16 (seit heute auch auf bruederbewegung.de zugänglich). Das einzige Exemplar der Dissertation befand sich in der Universitätsbibliothek Cambridge und konnte nur dort eingesehen werden – ein Aufwand, dem sich nur wenige Forscher unterzogen. 1982 bat das Christian Brethren Archive an der Universitätsbibliothek Manchester die Kollegen in Cambridge um die Erlaubnis, eine Kopie der Arbeit in seinen Bestand aufnehmen zu dürfen. Cambridge wollte zuerst die urheberrechtliche Situation geklärt wissen, aber bereits damals – nur wenige Jahre nach dem Tod von Embleys Mutter – ließen sich keine Erben mehr ausfindig machen, sodass dem CBA die Genehmigung erteilt wurde.17 Ende 2001 durfte ich mir die Kopie von Manchester ausleihen und einscannen; seit 2003 steht die Arbeit auf bruederbewegung.de zum Download zur Verfügung, und seither ist sie auch in zahlreichen wissenschaftlichen Arbeiten über die Brüderbewegung verwertet worden.

Die etwas früher fertiggestellte, aber damals noch unveröffentlichte Dissertation Rowdons konnte Embley vor Abschluss seiner Arbeit noch einsehen. Sein Urteil, sie überschneide sich nur geringfügig mit seiner eigenen,18 ist sicher etwas zu optimistisch (und wohl dem unter Doktoranden üblichen Bedürfnis geschuldet, sich von „Konkurrenten“ abzugrenzen), behandeln doch beide Dissertationen exakt denselben Zeitraum (1825–1850). Dennoch lohnt sich die Lektüre beider Arbeiten unbedingt, denn jede von ihnen verwendet Quellen, die der jeweils anderen fehlen – bei Embley sind es z.B. die Sibthorpe Collection, die Schriften von Andrew Jukes, Materialien aus den Devon County Archives und vor allem der Census of Religious Worship in England and Wales, eine statistische Erhebung über den Gottesdienstbesuch am 30. März 1851, die interessante Aufschlüsse über Anzahl und Größe der Brüdergemeinden zu diesem Zeitpunkt gibt.19

Zum 50. Todestag Embleys habe ich seine Dissertation in einer verbesserten Fassung hochgeladen: Die originalen Seitenzahlen sind jetzt rot hervorgehoben, sodass man Querverweisen wesentlich leichter nachgehen kann, das Fußnotenlayout wurde angepasst, ein OCR-Fehler (falsche Jahreszahl) auf S. 84 korrigiert, die editorische Notiz ins Englische übersetzt und der Bezug zu Cambridge klarer herausgestellt.


Eine wenig bekannte Artikelserie von „Titus Blicker“

In seiner Broschüre Die Zerrissenheit des Gottesvolkes in der Gegenwart, einem Beitrag zum „Schriftenstreit“ zwischen den Freien evangelischen Gemeinden und den Geschlossenen Brüdern, schrieb der FeG-Prediger Gustav Nagel (1868–1944):

„Ich kenne,“ hat ein Kenner der „Versammlung“ gesagt, „eine gleichartige sicher funktionierende Organisation nur noch im deutschen Heere und im Jesuitenorden.“1

blicker40Wer dieser „Kenner der ‚Versammlung‘“ war, ist uns nicht überliefert; immerhin konnte jetzt aber die Quelle identifiziert werden, der Nagel dieses Zitat entnommen hatte. Es handelt sich um die vierteilige Artikelserie „Ist der Darbysmus, was er vorgibt zu sein?“ eines gewissen Titus Blicker, erschienen 1912 in der Zeitschrift Auf der Warte. Ein Blatt zur Förderung und Pflege der Reichgottesarbeit in allen Ländern. Gleich im ersten Teil schreibt Blicker:

Keine der lutherischen, auch keine der reformierten, der methodistischen, baptistischen oder irgend eine der unabhängigen Kirchen, ja selbst nicht einmal die römische kann so rasch und sicher ein Glied, einen Lehrenden exkommunizieren und für sie schadlos machen, wie der alte Darbysmus in seinen Bündnissen deutscher, englischer, französischer und anderer Zungen. Jeder Bund hat eine so fest gegliederte Organisation, daß ein Knecht Gottes, der sie von England und anderwärts her kennt, zum Schreiber sagte: Ich kenne eine gleichartige sicher funktionierende Organisation nur noch im deutschen Heere und im Jesuitenorden.2

Auch ein zweites Zitat Nagels – nur wenige Zeilen nach dem oben angeführten – stammt aus dem Artikel von Blicker:

Es ist keine Übertreibung, wenn jemand bei einer Erörterung dieser Fragen sagt: „Gewiß hat keine gläubige Gemeinschaft stärker das hierarchische System verneint und in allen diesbezüglichen Schriften bekämpft, als die darbystischen Gruppen, und gerade sie haben dieses System.“3

Im Original heißt es:

Gewiß hat keine evangelische Kirche, keine gläubige Gemeinschaft stärker das hierarchische System verneint und in allen seinen diesbezüglichen Schriften bekämpft, als die vielen darbystischen Gruppen, und gerade sie haben dieses System.4

Blickers Hauptthema, wie es sich in diesen Zitaten und auch bereits im Titel ausdrückt, ist die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit der „Versammlung“: Während sie sich immerfort auf das Wort Gottes und die Leitung durch den Heiligen Geist berufe, folge sie in Wirklichkeit doch nur den Festlegungen Darbys:

Darbys Form und Art ward Sitte; die Sitte ward Gewohnheit; die Gewohnheit ward Natur; die Natur erzwang die Notwendigkeit, die unevangelische, unpaulinische Gesetzlichkeit!5

Diese kleinliche Nachahmung in so vielen ernsten Fragen steht Betern und ernsten Bibelchristen schlecht an, sonderlich aber solchen, die in allen Schriften in allen erdenklichen Tonarten behaupten, sie und sie allein richteten alles ein nach dem Worte Gottes, und bei ihnen stände alles unter der Leitung des Heiligen Geistes.6

Der Autor

Wer war Titus Blicker? Eine Google-Suche erbringt (wenn man von den Telefonnummern einiger nordamerikanischer Namensvettern absieht) nur einen einzigen Treffer: Bernhard Kochs Als Manuskript gedruckten Brief an den Verfasser der Schrift „Die Zerrissenheit des Gottesvolkes in der Gegenwart“ – ein weiterer Beitrag zum „Schriftenstreit“, den wir 2007 auf bruederbewegung.de veröffentlicht haben. Koch schreibt:

Interessant war mir übrigens die Bemerkung des Rezensenten vom „Wahrheitszeugen“, daß „Titus Blicker“ mit den Brüdern unangenehme Erfahrungen gemacht haben soll. Ob es dieser denn gar nicht weiß, welche Erfahrungen die Brüder mit dessen Pseudonymus gemacht haben? – Und nicht nur diese, sondern auch die Baptistengemeinde selbst, dessen Organ doch der „Wahrheitszeuge“ ist. Aber auch selbst diejenigen Brüder, mit denen M. Spr. – denn um diesen handelt es sich doch – noch später in Verbindung war, können ebenfalls nicht von angenehmen Erfahrungen sprechen. Dieser Mann hätte wirklich am allerwenigsten Ursache, gegen andere zu schreiben.7

„Titus Blicker“ war also offenbar ein Pseudonym von „M. Spr.“ Dahinter verbirgt sich mit großer Wahrscheinlichkeit Max Springer, dessen Name mit zwei weiteren „brüderkritischen“ Schriften in Verbindung steht:

Über Springers Leben ist bisher außerordentlich wenig bekannt; nicht einmal seine Geburts- und Todesdaten und sein vollständiger Name (er publizierte unter den Initialen „W. C. M.“ Springer) liegen uns vor. Sicher ist, dass er bis 1892 den „Elberfelder Brüdern“ angehörte, sich dann aber auf die Seite Ravens stellte – vielleicht weniger aus Sympathie mit Ravens Lehren als aus Opposition gegen die „zentralistische“ Art und Weise, wie die kontinentaleuropäischen „Brüder“ 1890/91 auf zwei Elberfelder Konferenzen ihre Entscheidung gegen Raven gefällt hatten. So richtete er am 5. Juni 1892 in einem Rundschreiben „eine scharfe Anklage gegen die autoritäre Haltung einiger führender Brüder“.8 Als Rudolf Brockhaus (1856–1932) dreißig Jahre später seine Abhandlung über Raven und seine Lehren schrieb, hatte er vielleicht nicht zuletzt Max Springer im Sinn, wenn er über die deutschen Raven-Verteidiger von 1892/93 wie folgt urteilte:

bemerkenswerter Weise waren es fast ausnahmslos Elemente, die schon seit längerer Zeit unzufrieden und vielfach eine Beschwerde für die örtlichen Versammlungen gewesen waren und nun einen willkommenen Anlass fanden, ihrer Unzufriedenheit Ausdruck zu geben.9

Dass dieses Motiv tatsächlich eine Rolle spielte, wird von dem Raven-Bruder Alfred Wellershaus (1897–1968) bestätigt:

Es gab in Deutschland einige Brüder, die schon längere Zeit unter dem nebeneingeschlichenen Lehrbrüdertum Elberfelds […] geseufzt hatten, und diese Brüder gingen nicht mit Elberfeld, sondern blieben bei F. E. Raven und der Wahrheit Gottes.10

Max Springer gründete 1893 die erste Zeitschrift der deutschen Raven-Brüder, Worte der Gnade und Wahrheit. Bereits Ende 1894 scheint er jedoch auch mit den Raven-Brüdern in Konflikt geraten zu sein, denn Raven schrieb am 17. Dezember 1894 an Thomas Henry Reynolds (1830–1930):

I am quite pained to hear about Springer and am quite in sympathy with your appeal.11

Etwa 1896 wandte Springer sich dann offenbar ganz von der Brüderbewegung ab; die Worte der Gnade und Wahrheit wurden 1897 von Christian Schatz (1869–1947) übernommen. Nach dem oben zitierten Hinweis Bernhard Kochs muss Springer sich eine Zeitlang zu den Baptisten gehalten haben; wen Koch mit „d[en]jenigen Brüder[n]“ meint, „mit denen M. Spr. […] noch später in Verbindung war“, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit feststellen. 1909 veröffentlichte Springer die Broschüre Der Weg zur schriftgemäßen Heiligung: Hingabe und Hindernisse (Mülheim/Ruhr, Evangelisches Vereinshaus), was möglicherweise auf eine Nähe zur Heiligungsbewegung hindeutet. Laut Ekkehard Hirschfeld war er um 1910 ein „wichtiger Mitarbeiter“ von Arthur Heinrich Großmann (1879–1958), der in Berlin eine freie, unabhängige „Christliche Gemeinschaft“ leitete.12 In deren Partnergemeinde in Posen hielt Springer Anfang 1910 eine Vortragsreihe, deren Thema noch durchaus „brüdertypisch“ klang:

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Auf der Warte 7 (1910), Heft 3, S. 4

Die Zeitschrift Auf der Warte, in der diese Anzeige und zwei Jahre später auch die „Titus-Blicker“-Artikelserie erschienen,13 wurde von Gustav Ihloff (1854–1938) und seinem Schwiegersohn Karl Möbius (1878–1962) in Neumünster/Holstein herausgegeben und stand der Gemeinschaftsbewegung nahe.

Nach diesen Veröffentlichungen verliert sich Springers Spur. Das wechselvolle Leben dieses Mannes, der sich vom überzeugten „Darbysten“ zum scharfen „Antidarbysten“ wandelte (man fühlt sich an F. W. Bernsteins legendären Zweizeiler erinnert: „Die schärfsten Kritiker der Elche / waren früher selber welche“), wäre zweifellos ein lohnendes Forschungsthema!

Die Artikelserie

Auf die Artikelserie „Ist der Darbysmus, was er vorgibt zu sein?“ wurde ich zuerst von Hartmut Wahl, einem geschätzten Kollegen aus dem „Arbeitskreis Geschichte der Brüderbewegung“, aufmerksam gemacht; er hatte im Archiv der Lippischen Landeskirche in Detmold eine handschriftliche Abschrift davon entdeckt. Auf der Suche nach der Originalveröffentlichung wandte ich mich ans Archiv der Evangelischen Allianz in Bad Blankenburg, wo vom Jahrgang 1912 der Warte allerdings nur ein einziges Heft vorhanden ist; immerhin konnte mir Archivar Werner Beyer aber zwei Antworten auf Leserbriefe aus dem Jahrgang 1913 zur Verfügung stellen. Die eigentliche Artikelserie erhielt ich schließlich über einen Dokumentlieferdienst von der Universitätsbibliothek Kiel. Seit heute ist sie auf bruederbewegung.de in zeichengetreuer Neuedition zugänglich.

Über die von „Titus Blicker“ geäußerte Kritik an der „Versammlung“ mag man geteilter Meinung sein; neben manchem Berechtigten finden sich in den Artikeln auch einige eher zweifelhafte Behauptungen. Interessanter sind die historischen Hinweise, die „Blicker“ hier und da einstreut. Gleich im ersten Satz heißt es:

„Die Versammlung“ ist in Deutschland in vier scharf getrennten Gruppen vertreten und eifrig tätig.14

An welche vier Gruppen „Blicker“ dabei denkt, erläutert er in Teil 2 der Serie:

Wenn die Schüler Darbys in Deutschland bisher auch nur in vier verschiedenen Lagern vertreten sind (ein großes und drei kleinere), die alle unter sich gut organisiert sind und ihre regelmäßig wiederkehrende Konferenz haben (die Elberfelder in Dillenburg, Elberfeld und Berlin; die Ravensche [englische] in Berlin und Düsseldorf; die Neudarbysten [open Brethern] in Homburg bei Wiesbaden; von der kleinsten mit etwa 20 kleinen Versammlungen ist uns der Konferenzort nicht bekannt) …15

Demnach zählt „Blicker“ auch die Offenen Brüder zu den „Schülern Darbys“; bei der vierten, offenbar noch recht neuen Gruppe dürfte es sich um die Glanton-Brüder handeln (deren Geschichte in Deutschland noch weitgehend unerforscht ist16).

Aufschlussreich ist auch die folgende Bemerkung über Georg von Viebahn (1840–1915), den Springer einige Jahre zuvor noch recht scharf angegriffen hatte:17

Viele Gläubige nehmen an, „die Versammlung“ sei nicht mehr so rigoros wie früher, wie es die Tätigkeit und Freiheit des Herrn v. V. beweise. Das bißchen evangelische Freiheit genießt selbst dieser warmherzige, treue Herr nur unter kleinlich nörgelndem Widerspruch.18

Seine eigene frühere Zugehörigkeit zu den „Brüdern“ lässt der Autor nur an einer einzigen Stelle durchblicken:

Schreiber hörte vor dreißig Jahren den tüchtigen Schriftausleger C. Brockhaus (gest. 9. 5. 1899) in einer großen Versammlung reden über den Auftrag und Wert, über die Verantwortung und Rechte eines Bruders, der da lehrt.19

Die Replik

1913 erschienen in Auf der Warte zwei Nachträge zu „Titus Blickers“ Artikelserie, ein redaktioneller und einer von „Blicker“ selbst (ebenfalls in der Neuedition auf bruederbewegung.de enthalten). Beide sind an „Kaufmann A. Mann-Hildesheim“ gerichtet, der einen Offenen Brief an die Redaktion geschrieben und diesen anscheinend auch sonst breit gestreut hatte. Mit allergrößter Wahrscheinlichkeit handelt es sich dabei um den Glanton-Bruder August Mann, der in Hildesheim u.a. als Verleger wirkte (so gab er 1909 und 1921 das Liederbuch Geistliche Lieder und Gesänge heraus20). Ein wesentlicher Teil des Offenen Briefes muss aus „persönlichen Verdächtigungen gegen den Verfasser“21 (also Blicker bzw. Springer) bestanden haben, den Mann „mit einem sittlichen Makel offen behafte[te]“ und „als einen abgefallenen Schüler Darbys hart brandmark[te]“22 – Vorwürfe, auf die „Blicker“ in seiner Antwort aber nicht einging:

Das sind häßliche Ausführungen, darauf antwortet man nicht! Mit solchem Geist streitet man nicht (1. Kor. 11, 16; Phil. 4, 8).23

Leider liegt mir dieser Offene Brief bislang nicht vor; sollte ein Leser ihn besitzen und mir eine Kopie zugänglich machen können, wäre ich dafür dankbar!


200. Geburtstag von Heinrich Thorens

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Heinrich Thorens (1817–1864)

Heinrich Thorens war einer der Männer, die einen bedeutenden Beitrag zum Entstehen der Brüderversammlungen in Deutschland gegeben haben, ohne dabei jedoch persönlich besonders hervorzutreten.

So schrieb Paul Krumme 1990 in der Zeitschrift Die Wegweisung.1 Heinrich Thorens’ Geburtstag jährt sich heute zum 200. Mal;2 aus diesem Anlass soll Krummes kurzer Artikel, der meines Wissens die einzige in sich abgeschlossene Veröffentlichung über Thorens geblieben ist, hier vollständig wiedergegeben werden.

Er wurde 1817 als Sohn eines Gastwirts im Kanton Neuchâtel (französische Schweiz)3 geboren, lernte aber schon früh, auf der höheren Stadtschule in Biel, auch die deutsche Sprache.

Um das Jahr 1830 kamen während einer Erweckungsbewegung in der Westschweiz viele Menschen zum Glauben. Zu denen, die das Heil in dem Herrn Jesus fanden, gehörte auch Heinrich Thorens.

Durch John Nelson Darby, der Anfang der vierziger Jahre in der Schweiz weilte und wirkte, wurde Thorens mit der biblischen Lehre über Heilsgewißheit, Bedeutung der Versammlung/Gemeinde des Herrn, Nachfolge usw. bekannt. Als Folge davon trat er aus der Staatskirche aus.

Thorens wurde Musterzeichner. Um sich in diesem Beruf weiterzubilden, begab er sich um 1841/42 nach Lyon, dem Zentrum der französischen Seidenindustrie. Zu dieser Zeit hielt sich auch der etwa gleichaltrige Hermann Heinrich Grafe dort auf. Die beiden jungen Männer lernten sich kennen und schlossen Freundschaft. Thorens ging zu der kleinen Brüderversammmlung in Lyon, während sich Grafe der dortigen Freien Gemeinde anschloß.

Grafe hatte in Wuppertal-Barmen zusammen mit seinem Schwager eine Textilfirma, Grafe und Neviandt. Er stellte 1846 Heinrich Thorens als Musterzeichner ein. Mit ihm hatte er für seinen Betrieb einen fähigen und fleißigen Mitarbeiter bekommen, aber weit höhere Bedeutung sollte Thorens’ Übersiedlung nach Westdeutschland auf geistlichem Gebiet haben.

Da der junge Schweizer schon durch das Gedankengut der „Brüder“ geprägt war, besuchte er die gerade im Entstehen begriffenen Brüderversammlungen in Düsseldorf und Hilden. Bald hatte er enge Verbindung mit Julius Anton von Poseck und William H. Darby (einem Bruder John Nelson Darby’s) und lernte auch die „Lehrbrüder“ (zu denen auch Carl Brockhaus zählte) des „Evangelischen Brüdervereins“ kennen, der im Juli 1850 gegründet worden war. Bei regelmäßigen Zusammenkünften in den Wohnungen Grafe’s und C. Brockhaus’ konnte Thorens die ihm klargewordenen Grundsätze des Wortes Gottes weitergeben. Wie sehr er dadurch auch Carl Brockhaus beeinflußte, geht aus einem Schriftstück hervor, das dessen ältester Sohn Ernst verfaßte und in dem es heißt, daß „besonders Bruder Thorens“ dazu beitrug, daß das Verständnis seines Vaters über die Wahrheit, das Wesen der Versammlung Christi, ihre Einheit durch den Geist Gottes, ihre Verbindung mit dem Haupt droben und ihre himmlische Stellung wuchs.4

Aufgrund seiner Gesinnung und von Demut geprägten Haltung war Heinrich Thorens allgemein geschätzt. Er nutzte jede freie Zeit, um das Evangelium von dem Herrn Jesus zu verkündigen.

Er war es gewohnt, einen bedeutenden Teil seines Einkommens für mildtätige Zwecke und für die Arbeit im Werk des Herrn zur Verfügung zu stellen. Infolge dessen stand nach seinem frühen Tod im Jahre 18645 seine Familie fast mittellos da. Jedoch kamen sowohl die Firma Grafe und Neviandt als auch die Elberfelder Brüderversammlung für ihre Bedürfnisse auf.

In Heinrich Thorens sehen wir ein deutliches Beispiel dafür, wie wunderbar die Wege des Herrn verlaufen. Ein junger Mann wird in seiner Heimat – der Schweiz – mit biblischem Gedankengut vertraut, das Brüdern in England neu geschenkt worden war. In Frankreich lernt er einen Deutschen kennen, der ihn als Mitarbeiter in seine Firma nach Westdeutschland holt, und in diesem Raum kann er sein Schriftverständnis weitergeben und dadurch wesentliche Anstöße geben zu einer „Glaubensbewegung“, die sich bald über weite Teile Deutschlands erstrecken sollte. Gott plant im voraus jeden Schritt der Gläubigen und fügt alles so zusammen, daß es zum Bau und zur Auferbauung des wunderbaren Organismus des „Leibes des Christus“ beiträgt!

Einige weitere Einzelheiten aus Thorens’ Leben erfahren wir aus der Grafe-Biografie von Walther Hermes (die zweifellos auch Krummes Hauptquelle war):

Als einst ein Heimarbeiter eine fehlerhafte Webarbeit ablieferte und damit auffiel, schob dieser die Schuld auf den Musterzeichner, den er nicht zugegen glaubte. Thorens stand auf, sich zu rechtfertigen, unterdrückte aber plötzlich seine Rede und ging wortlos an sein Pult zurück. Als ihm in jenen unruhigen Zeiten auf der Ronsdorfer Landstraße einmal ein Wegelagerer Uhr und Geld abforderte, gab er dieses sogleich her, wies dann aber den Räuber ernst und liebevoll auf die Folgen seiner Tat hin, worauf ihm dieser, der wohl erst ein Anfänger in diesem bösen Handwerk war, beschämt beides zurückgab. Seine ganze freie Zeit widmete er dem Werk des Herrn, für den er in den Kreisen der Weber mit Wort und Schrift zu werben suchte, wobei er manche Arme und Kranke besuchte, deren es damals in den Auswirkungen der Cholerazeit viele gab.6

Am Rande sei noch erwähnt, dass die bekannte Schweizer Firma Thorens, die zuerst Musikdosen und andere Musikapparate, im 20. Jahrhundert aber vor allem hochwertige Plattenspieler herstellte, 1883 von Heinrich Thorens’ in Elberfeld geborenem Sohn Hermann (1856–1943) gegründet wurde.

100. Todestag von Walter Thomas Prideaux Wolston

1917-03-14 The Scotsman 6 (Wolston)

Diese Meldung erschien am 14. März 1917 in der Edinburgher Zeitung The Scotsman (S. 6). Das genaue Todesdatum des Verstorbenen war den Familiennotizen auf S. 12 derselben Ausgabe zu entnehmen:

1917-03-14 The Scotsman 12 Deaths (Wolston)

Walter Thomas Prideaux Wolstons Lebenslauf ist durch die Kurzbiografien von Henry Pickering, Arend Remmers und John Bjorlie hinreichend bekannt und muss daher hier nicht wiederholt werden. Was keiner der drei Autoren erwähnt, ist der Name seiner Ehefrau. Die Zeitung The South London Press berichtete am 8. Juni 1878 (S. 11):

1878-06-08 The South London Press 11 (Wolston, Lean)

Mary Lean wurde im 3. Quartal 1842 in Plymouth geboren1 und starb am 25. November 1932 in Weston-super-Mare.2 Über ihren Vater Francis Lean (1795–1873) weiß George Henry Lang zu berichten, dass er noch am Abend seiner Bekehrung (und seines Übertritts zu den „Brüdern“) seine Position bei der Marine aufgab.3 (Vermutlich handelt es sich um denselben Francis Lean, der am 16. Juni 1849 einen Brief aus London an die Gemeinde in Bethesda [Bristol] mitunterzeichnete.4 Seine jüngste Tochter Ellen Teresa heiratete übrigens einen Sohn von Charles Henry Mackintosh.5)

W. T. P. Wolstons Schriften sind größtenteils auf STEM Publishing, einige Faksimiles auch im Brethren Archive und im Christian Writings Archive zugänglich.

100. Todestag von Edward Kennaway Groves

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Edward Kennaway Groves (1836–1917)

Im Gegensatz zu seinem Vater Anthony Norris Groves ist Edward Kennaway Groves nicht übermäßig bekannt – am ehesten vielleicht noch als Autor des Buches Conversations on “Bethesda” Family Matters (1885). Um als geistliches Vorbild oder als “Chief Man among the Brethren” verehrt zu werden, war er wohl psychisch zu labil und theologisch zu unberechenbar; sein Leben weist einige Brüche auf und hat etwas Tragisches an sich, aber gerade das macht ihn vielleicht interessanter und sympathischer als so manchen „Glaubenshelden“, dessen Leben glatt und ohne große Schwierigkeiten verlief.

Edward Kennaway Groves wurde am 11. August 1836 in der indischen Stadt Madras geboren, wo sein Vater als Missionar tätig war. Im Alter von 7½ Jahren schickte man ihn zur Ausbildung nach England; er besuchte verschiedene Schulen und studierte 1852 am Londoner Royal College of Chemistry. Nach dem Tod seines Vaters kehrte er 1853 nach Indien zurück und widmete sich knapp 20 Jahre lang – teils gemeinsam mit seinen Halbbrüdern Henry und Frank – verschiedenen geschäftlichen Unternehmungen (u.a. Zuckerraffinerie, Landmaschinenreparatur). Infolge einer wirtschaftlichen Krise erlitt er 1872 jedoch einen Nervenzusammenbruch, der die Behandlung in einer Heilanstalt notwendig machte.

Nach seiner Genesung übersiedelte Groves 1874 mit seiner Familie – er war seit 1864 mit Isabella geb. Reeve verheiratet und hatte drei Kinder – dauerhaft nach England. Er ließ sich in Bristol nieder, trat der bekannen Bethesda Chapel seines Onkels Georg Müller bei, freundete sich mit dessen Mitarbeiter George Frederic Bergin (1843–1912) an und stieg bald auch selbst in den Leitungskreis von Bethesda auf. Um neuen Mitgliedern die Grundsätze der Gemeinde nahezubringen, begann er 1879 mit der Arbeit an seinem bereits erwähnten Buch Conversations on “Bethesda” Family Matters. Das letzte Kapitel über die Trennung von 1848 setzte seiner psychischen Gesundheit jedoch wieder derart zu, dass er 1880 zweimal in eine Heilanstalt eingewiesen werden musste, beim zweiten Mal für fast ein ganzes Jahr. Die Conversations on “Bethesda” Family Matters konnten – mit Zustimmung Georg Müllers – 1885 zwar noch erscheinen, aber das Stigma des “certified lunatic” (etwa: beglaubigten Geisteskranken) sollte Groves bis zum Ende seines Lebens anhaften.

1889 kam es zu einem ersten Zerwürfnis mit Bethesda, weil die Gemeindeleitung die von Groves’ Tochter Constance gewünschte Auflösung ihrer Verlobung nicht akzeptieren wollte. Groves nahm vorerst weiter an den Zusammenkünften teil, hielt sich aber mit Wortbeiträgen zurück und veröffentlichte stattdessen eine Reihe von Schriften mit zunehmend unorthodoxem Inhalt (u.a. Leugnung der Unsterblichkeit der Seele und der prämillennialen Wiederkunft Christi, Forderung nach Ausweitung der Dienste von Schwestern). Dadurch brachte er die Leitung von Bethesda endgültig gegen sich auf und wurde 1900 aus der Gemeinde ausgeschlossen.

Auf der Suche nach einer neuen geistlichen Heimat wandte sich Groves der Highbury Congregational Church in Bristol zu, der er bis zu seinem Lebensende verbunden blieb, ohne allerdings Mitglied zu werden. 1904 fasste er seine neueren Schriften in dem Band The Key of Knowledge And How to Use It zusammen, in dessen Anhang er auch einige Dokumente seiner Auseinandersetzungen mit Bethesda abdruckte. 1906 folgte George Müller and his Successors, ein im Wesentlichen autobiografisches Buch, das stellenweise jedoch auch Züge einer Abrechnung hat, insbesondere mit Müllers Nachfolgern James Wright (1825–1906) und George Frederic Bergin, seinem früheren Freund.

Edward Kennaway Groves starb am 16. Februar 1917, heute vor 100 Jahren, in seinem Haus in Bristol und wurde drei Tage später beigesetzt. Über sein Leben und Werk liegt ein 26-seitiger Artikel von John Owen (Brethren Historical Review 2011) und ein 210-seitiges, sehr lesenswertes Buch vom selben Autor vor (Tentmaker Press 2012).

1917-02-17 The Western Daily Press 8 Deaths (E K Groves)
The Western Daily Press, 17. Februar 1917, S. 8, Deaths

Das Friedenszeugnis der frühen „Brüder“

brockFür die meisten Pioniere der (britischen) Brüderbewegung waren Militär- und Kriegsdienst mit dem Christsein unvereinbar; wer als Soldat zum Glauben (und zu den „Brüdern“) kam, quittierte in der Regel den Dienst.1 Der britisch-kanadische Pazifismusforscher Peter Brock (1920–2006) stellt das „Friedenszeugnis“ der frühen „Brüder“ denn auch mit dem der Quäker auf eine Stufe; er hält es sogar für möglich, dass der Ausdruck conscientious objection – im Englischen heute der Terminus technicus für „Kriegsdienstverweigerung“ – von einem „Bruder“ geprägt wurde, nämlich 1846 von Sir Charles Brenton (1807–1862).2 Brocks klassischer Artikel “The Peace Testimony of the Early Plymouth Brethren”, zuerst 1984 in der amerikanischen Zeitschrift Church History erschienen, ist seit gestern auf bruederbewegung.de als Download zugänglich. Außer auf Brenton geht Brock darin insbesondere auf Anthony Norris Groves, Georg Müller, John Nelson Darby, Benjamin Wills Newton und Percy Francis Hall ein.

Ein zentrales Motiv für den Pazifismus der „Brüder“ (wenn man ihn überhaupt so nennen darf) bleibt bei Brock allerdings leider unerwähnt: ihr dispensationalistisches Geschichtsbild. Die „Brüder“ waren und sind im Allgemeinen ja keine radikalen Pazifisten, die jede Form des Krieges für böse und verwerflich halten würden (andernfalls müssten sie weite Teile des Alten Testaments und der Prophetie ablehnen), sondern sie sind lediglich der Auffassung, dass Nachfolger Jesu in der gegenwärtigen Zeit der Gnade nicht dazu berufen sind, sich daran zu beteiligen. George Henry Lang (1874–1958) fasst diese Haltung prägnant zusammen:

Therefore we do not with some say that all war is inherently and necessarily wrong, for we recognize that God has ordered wars … We say that all this is not the present business of the associate of the Lord Jesus Christ …3

Wenigstens knapp erläutert wird dieser Zusammenhang zwischen „Brüderpazifismus“ und Dispensationalismus in Elisabeth Wilsons thematisch verwandter Masterarbeit Brethren Attitudes to Authority and Government, with Particular Reference to Pacifism (University of Tasmania, Hobart 1994), S. 38f.