Schlagwort-Archiv: Jean DeBernardi

Neuerscheinungen zur Brüderbewegung 2024

Auch am Ende dieses Jahres möchte ich wieder die in den letzten zwölf Monaten erschienenen Veröffentlichungen zur Brüderbewegung übersichtlich zusammenstellen und kurz kommentieren bzw. einordnen.

In zwei frühere Bibliografien habe ich inzwischen noch Nachträge aufgenommen:

  • 2023: Bücher von Griffiths und Higgs; Aufsätze von Albayrak, Bailey, Heinrichs und Markham; Hochschulschriften von Loureiro, Muhirwa und Rodrigues
  • 2022: Bücher von Jennings und McIlhinney; Aufsätze von Gribben, Ice, Miller et al. und Sibley

BÜCHER


Maria Compton: Out of Faith. A mother, a sect, and a journey to freedom. London (Blink Publishing) 2024. 352 Seiten. ISBN 978-1-78512-182-1.

Der Markt für Raven-Taylor-Symington-Hales-Aussteigerbiografien scheint immer noch nicht gesättigt zu sein; hier handelt es sich um einen neuen Beitrag aus England. Die in den 1960er Jahren geborene Autorin ist Mutter von sechs Kindern, die in der Gruppe verblieben.


gribbendarbyCrawford Gribben: J. N. Darby and the Roots of Dispensationalism. New York (Oxford University Press) 2024. xvi, 240 Seiten. ISBN 978-0-19-093234-3.

Gribbens Ziel ist es zu zeigen, dass John Nelson Darby nicht der „Vater der Dispensationalismus“ war, als der er heute oft dargestellt wird, sondern dass seine Theologie komplexer war und in vielen Punkten der seiner reformierten Kritiker näher stand als dem modernen Dispensationalismus. In vier großen Kapiteln werden vier theologische Teilgebiete untersucht: Soteriologie, Ekklesiologie, Pneumatologie und Eschatologie. Der Schwerpunkt liegt dabei nicht so sehr auf Darbys frühen Jahren, die in der bisherigen Forschung oft im Zentrum des Interesses standen, sondern eher auf seiner mittleren und späteren Periode, „als seine Führung der exklusiven Brüderbewegung am meisten gefestigt war und er die größte Freiheit hatte, seine Ideen in einer grundsätzlich unterstützenden Gemeinschaft zu entwickeln“ (S. 153). Die ihm nachfolgenden Dispensationalisten, insbesondere in Amerika, hätten seine Theologie dann aber so stark vereinfacht, reduziert und abgewandelt, dass Darby darin wahrscheinlich nur einen weiteren Beweis für den „Verfall der Kirche“ erblickt hätte. Statt als „Vater“ könne er allenfalls als „Großvater“ (S. xi) oder – wie Gribben im April 2024 auf der Jahrestagung des Vereins für Freikirchenforschung sagte – als „Onkel“ des Dispensationalismus bezeichnet werden.

Bei diesem Buch handelt es sich ohne Zweifel um eine der bisher gründlichsten Arbeiten über Darbys Theologie. Gribben steht Darby mit Sympathie gegenüber, verfolgt als Historiker aber keine theologische Agenda und muss Darby daher weder verteidigen noch widerlegen, was zu einem hohen Maß an Objektivität führt. Zu korrigieren wären lediglich ein paar historische Ungenauigkeiten (z.B. wenn auf S. 14 der Eindruck entsteht, die Trennung in Plymouth 1845 wäre bereits auf Newtons christologische Irrtümer zurückzuführen gewesen, oder wenn auf S. 23 Hermanus Cornelis Voorhoeve zum Übersetzerteam des Elberfelder Neuen Testaments gerechnet wird). Auch hätten gelegentliche Zwischenüberschriften die Lektüre der bis zu 30 Seiten langen Kapitel erleichtert.


Peter Herriot: Understanding Religious Fundamentalists. An Introduction. Abingdon / New York (Routledge) 2024. 126 Seiten. ISBN 978-1-032-75013-2.

Als Beispiele für religiösen Fundamentalismus stellt der Verfasser, ein emeritierter Psychologieprofessor mit Wurzeln in der Brüderbewegung, kurioserweise die Taliban und die Offenen Brüder einander gegenüber.


Xosé Manuel López Franco: Galicia Protestante. 100 años en O Grove. Ohne Ort (Alba Stories) 2024. 549 Seiten. ISBN 978-84-09-64450-6.

Geschichte der Offenen Brüdergemeinde in O Grove, Galicien (Spanien).


Betty Magennis / Victor Maxwell: All the Way My Saviour Leads Me. More than forty-six ye‍ars serving God in Zambia. Belfast (Victor Maxwell) 2024. 96 Seiten. ISBN 978-1-913446-60-4.

Die von einer nordirischen Offenen Brüdergemeinde ausgesandte Betty Magennis leitete ein Gesundheitszentrum mit Entbindungsstation in Dipalata (Sambia).


Jean Prod’hom: Un jardin sans clôture. John Nelson Darby et Alexis Muston. Petite Bibliothèque de Spiritualité. Genf (Editions Labor et Fides) 2024. 149 Seiten. ISBN 978-2-8309-1859-5.

Biografische Studien über Darby und den französisch-italienischen Pastor Alexis Muston (1810–1888), die sich 1879 im südfranzösischen Saint-Laurent-du-Pape einmal persönlich begegneten. Der Obertitel des Buches lautet übersetzt „Ein Garten ohne Zaun“. Der 1955 in Lausanne geborene Autor wuchs in einer Brüdergemeinde auf, verließ diese aber bereits mit 15 Jahren.


Gary R. Uremovich: Legacy of Faith: An Elder’s Life. In Memory of the Pastoral Impact of George M. Carrera, Sr. Brandon, FL (Growth Publishers / Amazon) 2024. 217 Seiten. ISBN 979-8-32911447-8.

Erinnerungen an George M. Carrera, einen Ältesten der Offenen Brüdergemeinde North­west Bible Chapel in Chicago.


becomingMax S. Weremchuk: Becoming “J.N.D.” The Early Years of John Nelson Darby 1800–1829. A biography. El Cajon, CA (Southern California Seminary Press) 2024. xv, 709 Seiten. ISBN 979-8-9882376-2-4.

Auf dieses Monumentalwerk hatte ich bereits kurz nach seinem Erscheinen hier im Blog hingewiesen.

Max Weremchuk hat in seinem Bestreben, die ersten 29 Lebensjahre John Nelson Darbys minutiös nachzuzeichnen, keinen Stein unumgedreht gelassen: familiärer Hintergrund, Schulzeit, Studium, juristische Ausbildung, Bekehrung, Ordination, kirchlicher Dienst, der berühmte Reitunfall, neue biblische Erkenntnisse und die Anfänge der Brüderbewegung – das alles wird hier ausführlich und detailliert beschrieben, garniert mit vielen, oft umfangreichen Zitaten aus zeitgenössischen Quellen und aus der Sekundärliteratur. Es folgen noch 35 Anhänge, in denen Spezialthemen vertieft oder weitere Quellentexte wiedergegeben werden.

Wer sich vor allem für die Brüderbewegung interessiert, wird natürlich bedauern, dass die Biografie dort abbricht, wo die eigentliche Brüdergeschichte erst beginnt (hier bildet das oben vorgestellte Buch von Gribben eine gute Ergänzung). Timothy Stunt äußert in seiner Rezension in der aktuellen Brethren Historical Review auch Zweifel, ob man bis 1829 überhaupt schon von “Becoming J.N.D.” reden könne – die für Darbys späteres Leben entscheidenden Erfahrungen und Erkenntnisse habe er erst ab 1830 gemacht bzw. gewonnen. Stunt kritisiert ferner den unübersichtlichen Endnotenapparat (der dem Verlag anzulasten ist – Weremchuks Vorlage hatte Fußnoten) und das magere Register von nur fünf Seiten.


AUFSÄTZE


bhr2018Ausgabe 19 (2023) der Brethren Historical Review erschien erst Ende Februar 2024 und wird daher auch erst in dieser Bibliografie berücksichtigt. Sie enthält (neben etlichen Rezensionen) folgende Beiträge:

  • Donald Tinder: „Movements Like the Brethren: Denominationalism and the Rise of Nondenominationalism (S. 1–13)
  • Max S. Weremchuk: „Dating Darby’s The Notion of a Clergyman (S. 14–32)
  • Timothy C. F. Stunt: „Some Late Nineteenth-Century Military Brethren (S. 33–40)
  • D[onald] H[arman] Akenson: „Counting the People with No Name. The Uses and Limits of the US Censuses (S. 41–53)
  • Branko Bjelajac: „James William Wiles (1877–1950): Serving the Bible in Serbia and Southeast Europe (S. 54–73)
  • Michael Schneider: „New Writing on Brethren History (S. 74–79)
  • Timothy C. F. Stunt: „William Elfe Tayler (1812 – Nov/?Dec. 1869) (S. 80f.)
  • Neil Dickson: „‘Exclusive’ and ‘Open’: A Footnote (S. 82–90)
  • Neil Summerton: „King Street Chapel, Tiverton: A Brief History (S. 91–99)
  • Peter Conlan: „George Verwer 1938–2023 (S. 143–150)
  • Neil Dickson: „David John Alfred Clines (1938–2022) (S. 151–155)

Die aktuelle Ausgabe 20 (2024) der Brethren Historical Review wurde im Dezember versandt und umfasst folgende Beiträge (von Rezensionen wiederum abgesehen):

  • Craig Hoyle: „England, Jamaica, New Zealand: The Childs Family and the Early Brethren Movement (S. 1–15)
  • Timothy C. F. Stunt: „William Vivian (1803–1836) of Torquay and His Family (S. 16–29)
  • Tim Grass: „Brethren in England and Wales and the 1851 Census of Religious Worship (S. 30–55)
  • Neil Dickson / Tim Grass: „Transmitting Tradition: Engaging with the McLaren ‘Triple Tradition’ Thesis (S. 56–77)
  • Jean DeBernardi: „‘Missionary Studies – By Use of Eye-Gate’: Missionary Helps Postcards, 1907–1921 (S. 78–124)
  • Sam McKinstry / Neil Dickson: „James Austen Laird of Kilmacolm (1878–1950), Christian and Architect (S. 125–156)
  • Crawford Gribben: „W. S. Desai, the Bo’ness Brethren, and Burmese-Indian history (S. 157–185)
  • Michael Schneider: „New Writing on Brethren History (S. 186–190)
  • Douglas Wertheimer: „Deciphering a Wigram Letter to Darby (S. 191–201)
  • Timothy C. F. Stunt: „… and one more individual defies the Brethren stereotype: The Case of Casimir-Marie Gaudibert (1823–1901) (S. 202–207)

Howard A. Barnes: „Samuel Ridout (1855–1930)“. In: Precious Seed 79 (2024), Heft 1, S. 7 (auch online).

Kurzes Lebensbild des amerikanischen Grant-Bruders Samuel Ridout.


John Bennett: „Leonard Strong (1797–1874)“. In: Precious Seed 79 (2024), Heft 1, S. 11 (auch online).

Der Todestag des englischen Guayana-Missionars Leonard Strong jährte sich am 17. Oktober zum 150. Mal. Das kurze Lebensbild legt den Schwerpunkt eher auf die Zeit vor seinem Übertritt zu den „Brüdern“.


John Bennett: „William Yapp 1807–1874“. In: Precious Seed 79 (2024), Heft 4, S. 15 (auch online).

William Yapp, dessen 150. Todestag sich am 28. November ebenfalls zum 150. Mal jährte, gehörte zu den ersten „Brüdern“ in Hereford und wirkte später als Buchhändler und Verleger in London. Nach ihm sind die bei ledergebundenen Bibeln häufig verwendeten überstehenden Einbanddeckel benannt.


Wolfgang Bühne: „Ungewöhnliche Bekehrungen. Von einem, der Christus leben wollte … Robert Cleaver Chapman (1803–1902)“. In: fest und treu 186 (2/2024), S. 8–10.

Wolfgang Bühne: „Robert Cleaver Chapman (1803–1902)“. In: Perspektive 24 (2024), Heft 5, S. 31–33.

Zwei leicht voneinander abweichende Versionen eines Lebensbildes des bekannten „Patriarchen von Barnstaple“. Bei der ersten Version ist ein Download des gesamten Heftes möglich (unter „Dokumente zum Artikel“).


Zach Doppelt: „A Re-evaluation of Anglo-Irish Premillennialism 1789–1914: Part 1“. In: The Evangelical Review of Theology and Politics 12 (2024), S. A29–A48 (auch online).

Zach Doppelt: „A Re-evaluation of Anglo-Irish Premillennialism 1789–1914: Part 2“. In: The Evangelical Review of Theology and Politics 12 (2024), S. A49–A65 (auch online).

Der zweiteilige Artikel vergleicht u.a. den Dispensationalismus mit anderen prämillennialistischen Modellen, wobei auch ausführlich auf John Nelson Darby eingegangen wird.


Jens Dörpinghaus / Vera Weil / Martin W. Sommer: „Towards modeling and analysis of longitudinal social networks“. In: Applied Network Science 9 (2024), Artikel 52 (online).

In diesem informatischen (?) Aufsatz dienen die deutschen Brüdergemeinden als eines von drei Beispielen für „Netzwerke“. Was genau hier untersucht wird, übersteigt allerdings meinen Horizont.


Büşra Elmas: „Dispensasyonalizm: Tarihi, Öğretileri ve Etkileri“. In: Oksident 6 (2024), Heft 1, S. 1–17 (auch online).

Der türkische Titel lautet übersetzt: „Dispensationalismus: Geschichte, Lehren und Einflüsse“. Die Autorin geht u.a. ausführlich auf John Nelson Darby ein.


Christopher H. Evans: „Called to Arouse, Warn, and Save. The American Fascination with Premillennial Dispensationalism“. In: Expanding Energy. The Dynamic Story of Christianity in North America. Hrsg. von Christopher H. Evans und Mark A. Lamport. The Global Story of Christianity 7. Eugene, OR (Cascade) 2024. S. 87–102.

Im Rahmen seiner Überlegungen zur Frage, warum der Dispensationalismus in Amerika so erfolgreich war, beschreibt der Autor auch die Anfänge unter John Nelson Darby.


St(ephan) Holthaus: „Müller, Georg (1805–1898)“. In: ELThG². Evangelisches Lexikon für Theologie und Gemeinde. Neuausgabe. Hrsg. von Heinzpeter Hempelmann und Uwe Swarat in Verbindung mit Roland Gebauer, Wolfgang Heinrichs, Christoph Raedel und Peter Zimmerling. Band 3. Holzgerlingen (SCM R. Brockhaus) 2024. Sp. 759–761.

Der Lexikonartikel widmet Georg Müllers gemeindlichen Aktivitäten relativ breiten Raum (26 Zeilen) – bis hin zur Erwähnung des ChristusForums Deutschland als heutiger Erscheinungsform der Offenen Brüder –, während seine Waisenhausarbeit überraschend kurz abgehandelt wird (nur gut 8 Zeilen).


Lothar Jung: „75 Jahre Freie Brüdergemeinden – Danke, Herr!“ In: Gemeinde aktuell [11] (2024), Heft 5, S. 11–14.

Überblick über Geschichte und Gegenwart der Freien Brüdergemeinden mit einem hilfreichen Diagramm, das alle relevanten Strömungen der Brüderbewegung berücksichtigt. Das Heft kann insgesamt heruntergeladen werden.


Annie Kaemper: „Dem, der uns liebt“. In: Perspektive 24 (2024), Heft 5, S. 28–30.

Reflexionen über das 1877 erstmals veröffentlichte, bis heute in allen „Brüder“-Liederbüchern enthaltene Lied „Dem, der uns liebt“ (Text, Melodie, Verwendung).


Andreas Liese: „Ein wirklicher Neuanfang? 75 Jahre Dortmunder Beschlüsse“. In: Die Gemeinde [79] (2024), Heft 20/21, S. 24–26.

Angesichts des Austritts vieler Brüdergemeinden aus dem Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden nach 1945 trafen sich im August 1949 Vertreter von Baptisten- und Brüdergemeinden in Dortmund zu einem „innerbündischen Gespräch“, um das Verhältnis der Brüdergemeinden zum Bund zu klären. Der Autor zeichnet Vorgeschichte und Folgen dieser Besprechung nach.


J(ohannes) Reimer: „Nee, Watchman (1903–1972)“. In: ELThG². Evangelisches Lexikon für Theologie und Gemeinde. Neuausgabe. Hrsg. von Heinzpeter Hempelmann und Uwe Swarat in Verbindung mit Roland Gebauer, Wolfgang Heinrichs, Christoph Raedel und Peter Zimmerling. Band 3. Holzgerlingen (SCM R. Brockhaus) 2024. Sp. 894–896.

Im Rahmen seines knappen Überblicks über Watchman Nees Leben und Werk kommt der Autor zum Schluss auch auf den Einfluss der „Brüder“ und auf Nees kurzzeitige Verbindung mit ihnen zu sprechen.


Silvia Rodríguez de Chiappero: „Las Iglesias de los Hermanos Libres en Santa Fe (Argentina) en sus primeros 100 años (1893–1993). Miradas al rol de la mujer“. In: Protesta y Carisma 4 (2024), Heft 7. 20 Seiten (online).

Der Titel lautet übersetzt: „Die Freien [= Offenen] Brüdergemeinden in Santa Fe (Argentinien) in ihren ersten 100 Jahren (1893–1993). Ein Blick auf die Rolle der Frau“. Die Autorin kommt u.a. zu dem Schluss, „dass bezüglich der Rolle der Frau im öffentlichen Gottesdienst einige Fortschritte gemacht wurden, wenn auch nur vereinzelt“.


Michael Schneider: „‚Ich möchte warnen vor Prinzipienreiterei‘. Emil Dönges über ‚Gastzulassungen‘“. In: Zeit & Schrift 27 (2024), Heft 3, S. 25–31 (auch online).

Im Juli 1903 kam es zwischen Emil Dönges und einigen Dillenburger Geschlossenen Brüdern zu einer „erregten Diskussion über die Zulassung zum Tisch des Herrn“, die anschließend noch mehrere Monate brieflich fortgesetzt wurde. Über diesen bisher unveröffentlichten Briefwechsel berichtet der Artikel.


Michael Schneider: „‚So aktiv wie eh und je‘. Zum 200. Geburtstag von Peter Nippel“. In: Zeit & Schrift 27 (2024), Heft 4, S. 24–31 (auch online).

Peter Nippel, dessen Geburtstag sich am 4. Dezember zum 200. Mal jährte, ist aus der Geschichte der Brüderbewegung als Gründer der zweiten „Versammlung“ auf deutschem Boden (Tübingen 1849) bekannt. Der Artikel gibt erstmals einen Gesamtüberblick über sein durchaus abwechslungsreiches Leben.


Lothar Triebel: „Neue evangelikale Freikirche auf den Weg gebracht. Zusammenschluss von Baptisten und Brüdergemeinden vor dem Aus“. In: Zeitschrift für Religion und Weltanschauung 87 (2024), S. 368–376.

Im April 2024 beschlossen die Brüdergemeinden im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden (ChristusForum) mit einer Mehrheit von gut 90 %, eigene Körperschaftsrechte anzustreben und damit aus dem BEFG auszutreten. Der Referent für Freikirchen am Konfessionskundlichen Institut des Evangelischen Bundes in Bensheim analysiert diese Entwicklung.


HOCHSCHULSCHRIFTEN


Lovisa S. Bengtsson: Mediebevakningen av Plymouthbrödernas skola. En studie gällande representationen av Plymouthbrödernas skola i svenska tidningar mellan år 2004–2024. Seminararbeit, Jönköping University 2024. 65 Seiten (auch online).

Der schwedische Titel lautet übersetzt: „Medienberichterstattung über die Plymouth-Brethren-Schule. Eine Studie über die Darstellung der Plymouth-Brethren-Schule in schwedischen Zeitungen zwischen 2004 und 2024“. Es handelt sich um die Schule der Raven-Taylor-Symington-Hales-Brüder im südschwedischen Nyby.


James Isaac Fazio: John Nelson Darby and the Ruin of the Church: Tracing the Development of Darby’s Views Concerning the Present and Future State of the Church (1820–1840). PhD Thesis, Queen’s University Belfast 2024.

Über diese Dissertation liegen online außer dem Titel bisher keine Informationen vor. Doktorvater ist Crawford Gribben (s.o.).


Samuel Pagán: Odd Fellows: The Intersection of Arminianism and Calvinism in the Writings of Desmond Ford and F. F. Bruce. PhD Thesis. Seventh-day Adventist Theological Seminary, Andrews University, Berrien Springs, MI 2024. vi, 459 Seiten (auch online).

Desmond Ford (1929–2019) war ein australischer adventistischer Theologe, der bei dem Offenen Bruder F. F. Bruce in Manchester promovierte. Anschließend wurde ihm von adventistischer Seite vorgeworfen, er habe sich von Bruces „Calvinismus“ beeinflussen lassen.


Robert Crispin Revington: The Reception of Modern Biblical Scholarship in Britain in Popular Christian Writing. PhD Thesis, University of Toronto 2024. 298 Seiten (auch online).

Das erste Kapitel (S. 46–111) behandelt die Schriften Sir Robert Andersons, der zeitweise den Offenen Brüdern angehörte.


Enoch Wooseok Song: George Müller’s Missionary Pastoral Spirituality and Legacy Analysed from a Missiological Perspective. PhD Thesis, Presbyterian Theological Seminary in America, Santa Fe Springs, CA 2024. xxiv, 419 Seiten.

Das theologische Seminar, an dem diese Dissertation eingereicht wurde, ist mit der Korean Presbyterian Church Abroad verbunden. Dem Inhaltsverzeichnis nach zu urteilen wurde die Arbeit in koreanischer Sprache abgefasst.


Für Hinweise auf weitere, von mir übersehene Neuerscheinungen bin ich dankbar!

Neuerscheinungen zur Brüderbewegung 2022

Auch am Ende dieses Jahres möchte ich wieder die in den letzten zwölf Monaten erschienenen Veröffentlichungen zur Brüderbewegung übersichtlich zusammenstellen und kurz kommentieren bzw. einordnen.

In vier frühere Bibliografien habe ich inzwischen noch Nachträge aufgenommen:

  • 2021: Bücher von Fay, Martin, Skemmuni und Tonkin
  • 2020: Aufsatz von Fazio
  • 2018: Aufsätze von Răduţ, Shaw und Walter
  • 2017: Aufsätze von Baker und Răduţ

BÜCHER


Sinésio Barreto: McNair: uma vida. Petrópolis (Selbstverlag) 2022. 158 Seiten. ISBN 978-65-00-42949-7.

Biografie des englischen Brasilien-Missionars Stuart Edmund McNair (1867–1959). Zunächst „geschlossen“, wandte er sich später „offenen“ Kreisen zu (ähnlich wie Harold St John, mit dem er zusammenarbeitete). In portugiesischer Sprache.


John A. H. Dempster: Choosing Joy. A memoir of spiritual trauma survived. Market Harborough (Matador) 2022. xvi, 406 Seiten. ISBN 978-1-80313-224-2.

Autobiografie eines 1952 geborenen Schotten, dessen Familie während seiner ersten knapp zehn Lebensjahre den Offenen Brüdern angehörte und der heute Episkopaler ist. Begleitend zum Buch erstellte er eine Website.

Dempster veröffentlichte 1986 auch einen Aufsatz über die Verlage der schottischen Offenen Brüder: „Aspects of Brethren publishing enterprise in late nineteenth century Scotland“, in: Publishing History 20 (1986), S. 61–101 (Vorschau).


Gilles Despins: The Darby Bible and Its History. Its purpose, principles of translation and progress. London (Chapter Two) 2022. 150 Seiten. ISBN 978-1-85307-271-0.

Englische Ausgabe des vor drei Jahren auf Französisch erschienenen Buches (vgl. meine Bemerkungen in der Bibliografie 2019).


Footsteps Worth Following. 150 years of mission – 150 photographs – 150 stories. Bath (Echoes International) 2022. x, 308 Seiten. ISBN 978-1-9169058-1-8.

Jubiläumsband zum 150-jährigen Bestehen der wichtigsten britischen Missionsgesellschaft der Offenen Brüder, Echoes International.


Paul Geyser: Die ihr Leben nicht schonten. Wie Gott Johannes & Susanna Meyer auf erstaunliche Weise in der Mission führte. Steffisburg (Edition Nehemia) 2022. 182 Seiten. ISBN 978-3-906289-47-2.

Romanhafte Biografie des Schweizers Johannes Meyer (1814–1847), der ab 1840 als Missionar der „Brüder“ in Britisch-Guayana wirkte.

Zuvor erschienen als: Mit eisernem Willen. Eine Erzählung aus dem Leben des Indianermissionars Joh. Meyer. Stuttgart/Basel (Evangelischer Missionsverlag / Basler Missionsbuchhandlung) 1905, ²1923, ³1927. – Die ihr Leben nicht schonten. Die ungewöhnlichen Entscheidungen eines jungen Ehepaares, das alle Sicherheiten hinter sich läßt und ans Ende der Welt geht. Wuppertal (R. Brockhaus) 1981. – Für die Neuausgabe sprachlich überarbeitet und inhaltlich korrigiert.


David W[alter] Gill: What Are You Doing About It? The Memoir of a Marginal Activist. Eugene, OR (Resource Publications / Wipf & Stock) 2022. xix, 434 Seiten. ISBN 978-1-6667-5046-1.

Autobiografie eines 1946 geborenen Ethikprofessors, der unter den Tunbridge-Wells-Brüdern in Oakland (Kalifornien) aufwuchs. Mit 25 Jahren wurde er ausgeschlossen, weil er Artikel in einer Zeitschrift der linksevangelikalen Christian World Liberation Front veröffentlicht hatte. In den folgenden vier Jahren hielt er sich zu den Offenen Brüdern, bevor er der Evangelical Covenant Church beitrat. Die Zeit bei den Tunbridge-Wells-Brüdern wird in Kapitel 8 ausführlich beschrieben.


Samuel W. Jennings: Caribbean Adventures. Kilmarnock (Ritchie) 2022. 153 Seiten. ISBN 978-1-914273-34-6.

Erinnerungen eines 1928 geborenen nordirischen Missionars der Offenen Brüder.


Bert Koene: Hoe strenge protestanten de homeopathie kaapten. Het bewind van de familie Voorhoeve, 1886–1951. Zutphen (Walburg Pers) 2022. 288 Seiten. ISBN 978-94-624-9933-1.

Dem Autor zufolge wurde die niederländische Homöopathie von 1886 bis 1951 von der Familie Voorhoeve und anderen „strengen Protestanten“ (insbesondere „Brüdern“) beherrscht. Nicolaas Anthony Johannes Voorhoeve (1854–1922), der jüngste Bruder von Hermanus Cornelis Voorhoeve (1837–1901) und Gründer der Vereniging tot bevordering der Homoeopathie in Nederland (1886), habe die Homöopathie zu einer „christlich gefärbten Heilkunde“ machen wollen und zu diesem Zweck viele Glaubensbrüder in den Vorständen von Krankenhäusern und Vereinigungen untergebracht. Erst mit dem Tod seines Sohnes Jacob Nicolaas (1882–1951) sei die „religiöse Färbung“ der niederländischen Homöopathie verschwunden. – Das Buch enthält auch über das Thema Homöopathie hinaus viel Interessantes über die Familie Voorhoeve.


Elizabeth Laird: The Misunderstandings of Charity Brown. London (Macmillan) 2022. 352 Seiten. ISBN 978-1-5290-7563-2.

Teilweise autobiografisches Jugendbuch über ein Mädchen, das in den 1950er Jahren unter den Offenen Brüdern in London aufwächst.


Alex McIlhinney: The Service of Giving. Sir John Laing and his Trusts, 1922–2022. Darvel (OPAL Trust) 2022. 305 Seiten. Ohne ISBN.

Der englische Offene Bruder John William Lang (1879–1978) war ein Bauunternehmer, der im Laufe seines Lebens etwa 500 Millionen englische Pfund für wohltätige Zwecke spendete.


David J(ohn) Murray: They went from Cumbria. Heralds of the Cross around the globe from churches of the Christian Brethren Movement in 19th & 20th century Cumbria. Workington (Selbstverlag) 2022. vii, 122 Seiten. ISBN 979-835496154-2.

Neun Lebensbilder von Missionaren der Offenen Brüder aus der Grafschaft Cumbria.


Felix vom Stein: Die Geschwister aus der Heidenstraße. 115 Jahre. Hückeswagen (Selbstverlag) 2022. 127 Seiten.

Opulent bebilderte Geschichte der Geschlossenen Brüder in Hückeswagen.


Neil Summerton: ‘I thanked the Lord, and asked for more’. George Müller’s Life and Work. Foreword by David Bebbington. Studies in Brethren History, Subsidia. Glasgow (Brethren Archivists and Historians Network) 2022. xix, 359 Seiten. ISBN 978-1-7391283-0-2.

Die erste in Buchform erschienene wissenschaftliche Studie über Georg Müller. Nach einem knappen Überblick über sein Leben (S. 11–28) werden einzelne Themenbereiche vertieft, z.B. seine Theologie (S. 31–60), seine gemeindliche Identität (S. 63–85), seine Predigttätigkeit (S. 143–182) und seine Waisenhausarbeit (S. 257–311).


Bettina Tietjen: Früher war ich auch mal jung. Eine Zeitreise durch meine Tagebücher. München (Piper) 2022. 304 Seiten. ISBN 978-3-492-07116-1.

Die 1960 geborene Fernsehmoderatorin Bettina Tietjen geb. Schniewind wuchs ab ihrem 4. Lebensjahr unter den Geschlossenen Brüdern in Elberfeld (Hochstraße 47) auf und thematisiert dies auch ausführlich in ihrem Buch, insbesondere in Kapitel 3. Das christliche Medienmagazin PRO berichtete 2023 wiederholt über ihre Erfahrungen (11. Mai, 30. August, Printausgabe 4/2023).


Michael P. Veit: Unterwegs nach Schonda. John Nelson Darbys Auslegungen des Kolosserbriefes, übersetzt und kommentiert von Michael Veit. Hamburg (disserta) 2022. 220 Seiten. ISBN 978-3-95935-584-1.

Der Autor ist der Auffassung, „dass in Darbys Kolosser-Kommentaren im Grunde nahezu der gesamte Reichtum seiner Theologie ausgebreitet ist“. Da diese Kommentare – abgesehen von der Synopsis – bisher nicht auf Deutsch vorlagen, werden sie hier in kommentierter Übersetzung zugänglich gemacht.


wahlrohrHartmut Wahl: Kein bedingungsloser Gehorsam. Karl von Rohr-Levetzow – ausgelöscht und vergessen. Unterstützt von Rafold von Rohr. Muldenhammer (Jota) 2022. 337 Seiten. ISBN 978-3-949069-01-7.

Hartmut Wahl veröffentlichte bereits 2018 in der Perspektive erste Erkenntnisse über den Offenen Bruder Karl von Rohr-Levetzow (1878–1945), der bis 1939 BfC-Reisebruder war und im April 1945 unter ungeklärten Umständen von der SS ermordet wurde – möglicherweise wegen seiner Kontakte zum Widerstand (Henning von Tresckow war sein Neffe). In diesem Buch sind die Resultate umfassender weiterer Recherchen niedergelegt.

Eine Rezension von Hartmut Kretzer erschien in Zeit & Schrift 2/2022, S. 32–34.


AUFSÄTZE


Philip Church: „Separation from the (Evil) World: 2 Timothy 2.19–21 and the Plymouth Brethren Christian Church“. In: The Bible Translator 73 (2022), S. 252–267.

Exegetische und philologische Untersuchung zu Darbys englischer Übersetzung von 2Tim 2,19–21, einer der Kernstellen der „exklusiven“ Absonderungslehre. Während die alte Elberfelder Bibel den Satz „Wenn nun jemand sich von diesen reinigt“ (V. 21) lediglich in einer Fußnote durch den Hinweis erläuterte: „Eig. sich von diesen wegreinigt, d.h. sich reinigt, indem er sich von ihnen absondert“, nahm Darby diese Erläuterung in seiner englischen Ausgabe ohne jede Kennzeichnung in den Text selbst auf (“If therefore one shall have purified himself from these, in separating himself from them”).

Der Verfasser des Artikels stammt aus einer Familie in Auckland (Neuseeland), die sich 1956 von den Raven-Taylor-Brüdern trennte und sich 1960 den Cowell-Brüdern anschloss. Zusammenfassung auch online.


Jean DeBernardi: „Pietism, the Brethren Movement, and the Globalization of Evangelical Christian Practice“. In: Journal of Early Modern History 26 (2022), S. 124–145.

Über den Einfluss des Pietismus auf die Missionsarbeit der Offenen Brüder. Zusammenfassung auch online.


Neil Dickson: „The Brethren in Scotland: A Historical Overview during the Long Twentieth-Century“. In: Religions 13 (2022), Ausgabe 6, Artikel 504. 18 Seiten (online).

Der Autor berücksichtigt Offene und Geschlossene Brüder in Schottland und geht auf geographische und soziale Verteilung, Spaltungen, Verhältnis zu Kultur und Gesellschaft sowie zahlenmäßige Stärke ein.


Bernard Doherty / Laura Dyason: „Revision or re-branding? The Plymouth Brethren Christian Church in Australia under Bruce D. Hales 2002–2016“. In: Radical Transformations in Minority Religions. Hrsg. von Beth Singler und Eileen Barker. Routledge Inform Series on Minority Religions and Spiritual Movements. Abingdon / New York (Routledge) 2022. S. 152–171.

Über Veränderungen der Raven-Taylor-Symington-Hales-Brüder seit der Leitungsübernahme durch Bruce D. Hales 2002. Schwerpunkte sind „The Review“ (Überprüfung von Ausschlüssen vorangegangener Jahrzehnte und Versuch, die Ausgeschlossenen zurückzugewinnen, ca. 2003), Politik, Bildung, Technik und Wohltätigkeit.

Die Beschriebenen erhalten im selben Band Gelegenheit zu einer Stellungnahme:

PBCC: „Appendix to revision or re-branding? The Plymouth Brethren Christian Church 2002–2016“. Ebd., S. 172–174.

Die Hales-Brüder bestreiten, dass sie ihren Kurs geändert hätten, um sich den herrschenden Bedingungen anzupassen; vielmehr seien sie „ihren Grundwerten treu geblieben, um einen Weg durch dieses Zeitalter zu finden und gleichzeitig einen Weg, allen Gutes zu tun (Galater 6,10)“.


weilderhimmelsingtAndreas Ebert: „Glaubenslieder 2015. Die Geschichte hinter dem Buch“. In: Weil der Himmel singt … Musik in der Gemeinde Gottes im 21. Jahrhundert. Hrsg. von Thomas Hammer, Kai Müller und Marco Vedder. Dillenburg (Christliche Verlagsgesellschaft) 2022. S. 311–318.

Entstehungsgeschichte des von den meisten Gemeinden der „offenen“ Brüdergruppen verwendeten Liederbuchs Glaubenslieder 2015 – einschließlich eines knappen Abrisses der Vorgeschichte seit den 1850er Jahren in Form von drei kommentierten Zeittafeln. An den Letzteren erlaube ich mir einige Detailkorrekturen vorzunehmen:

  • Die „erste Brüdergemeinde in Düsseldorf“ kann noch nicht 1847 entstanden sein, denn wie wir spätestens seit August Jungs Buch von 2002 (!) wissen, kam Julius Anton von Poseck erst 1848 zum Glauben.
  • 1850 als Erscheinungsjahr der Lieder für die Kinder Gottes (1. Auflage) ist sicher ebenfalls zu früh angesetzt. Da Wigram das Heft im Juli 1852 von Düsseldorf nach England mitnahm, muss es aber spätestens dann vorgelegen haben.
  • Die Ausgabe 1858 der Kleinen Sammlung geistlicher Lieder wurde von Carl Brockhaus als 1. Auflage gezählt, nicht als 2.; die Erstausgabe von 1853 könnte man daher als „0. Auflage“ bezeichnen.
  • Dass die Erweiterung der Kleinen Sammlung auf 300 Lieder schon 1978 fertig gewesen sei, aber bis 1990 „in der Schublade“ gelegen habe, erscheint mir zweifelhaft; laut einem Artikel in der Wegweisung 5/1990 war die Erweiterung „seit mehr als drei Jahren“ vorgesehen, aber nicht seit zwölf.
  • Dass die 300er-Ausgabe der Kleinen Sammlung (1990) ein „Ladenhüter“ geblieben sei, weil man bereits auf die Glaubenslieder (1993) gewartet habe, widerspricht der Darstellung in der Wegweisung 2/1994, wonach bei Erscheinen der 300er-Ausgabe „trotz Befragens“ noch keine Rede von einer Neuausgabe der Glaubenslieder gewesen sei.

Interessant finde ich die Einschätzung, dass der zweite Band der Glaubenslieder von 2005 „etwas unreif“ und „unfertig“ gewesen sei. Schwer nachvollziehbar wiederum folgende kategorische Aussage:

Und dann gibt es Lieder, die sind einfach nicht „löschbar“. Kann man ein Lied wie „Ein feste Burg ist unser Gott“ einfach weglassen? Nein. Ausgeschlossen.

„Ein feste Burg“ wurde erst 1959/61 bei der Erweiterung auf 250 Lieder überhaupt in die Kleine Sammlung aufgenommen, war also über ein Jahrhundert lang von den „Brüdern“ als durchaus entbehrlich angesehen worden. Dass das Lied heute – unabhängig von seiner tatsächlichen Nutzung – zu den „nicht weglassbaren“ gehören soll (offenbar wegen seines prominenten Dichters?), halte ich für äußerst befremdlich.

Im Abschnitt „Neue Lieder“ heißt es u.a.:

Denn keinesfalls sollte in den Liedern etwas ausgesagt werden, was im Widerspruch zur biblischen Wahrheit steht.

Diesem Satz dürfte in der Theorie wohl jeder zustimmen. Ob alle neuen Lieder in den Glaubensliedern 2015 diesem Anspruch jedoch auch in der Praxis genügen, wird bekanntlich durchaus kontrovers beurteilt.


Jacob Chengwei Feng: „Against the Tide: The Ecclesiology of the Local Churches Movement in the Colonial Context and Its Contribution to a Glocal Church“. In: Journal of the Evangelical Theological Society 65 (2022), S. 239–259 (auch online).

Der Aufsatz behandelt u.a. den Einfluss der „Brüder“ auf Watchman Nee (1903–1972) und seine Bewegung sowie seine kurzzeitige Verbindung mit ihnen.


Crawford Gribben: „Baptist or Brethren? Primitivism, restorationism, and the legacies of Alexander Carson“. In: Irish Baptist Historical Society Journal 29 (2022), S. 5–22.

Alexander Carson (1776–1844) war ein irischer baptistischer Geistlicher, dessen Lehren hier mit denen John Nelson Darbys verglichen werden. Carsons Sohn James Crawford Ledlie veröffentlichte ab 1862 in mehreren Auflagen das Buch The Heresies of the Plymouth Brethren.


Brian Gunning: „Homecall: Arnot McIntee“. In: Cornerstone 6 (2022), Heft 2, S. 13 (auch online).

Nachruf auf einen kanadischen Evangelisten, Hirten und Lehrer der Offenen Brüder (1924–2021), der lange Zeit im Radio predigte und zuletzt noch einen YouTube-Kanal unterhielt.


hilbertMatthias Hilbert: „Carl Brockhaus – Prägende Gestalt der deutschen Brüderbewegung“. In: ders.: Unvergessene Wuppertaler und oberbergische Glaubensboten. Zwölf Personenporträts. Dillenburg (Christliche Verlagsgesellschaft) 2022. S. 245–278.

Der Titel fasst den Inhalt des insgesamt verdienstvollen Aufsatzes treffend zusammen. Leider verwendet der Autor keine nach 1999 erschienene brüdergeschichtliche Literatur, sodass etliche längst überwunden geglaubte Irrtümer älterer Darstellungen hier wiederbelebt und durch (vermutlich) eigene noch vermehrt werden. Nachstehend eine Auswahl:

  • Carl Brockhaus sei in „Himmelwert“ geboren (tatsächlich Himmelmert)
  • Darbys Vater sei „Lord“ gewesen (dieser Titel war dem Hochadel vorbehalten, während die Darbys nur der Gentry angehörten)
  • Darby habe Theologie studiert (dafür gibt es keine Belege; die Ordination zum Geistlichen war auch mit einem anderen Studium möglich)
  • Benjamin Wills Newton sei der jüngere Bruder „des später so bekannten Kardinals John Henry Newton“ gewesen (eine Verwechslung mit Francis William Newman, dem Bruder von Kardinal John Henry Newman)
  • Darby habe die Versammlung in Plymouth (auch) wegen Newtons „Ansichten über die Person Jesu“ verlassen (Letztere kamen erst 1847 ans Licht, aber Darby trennte sich bereits 1845 wegen Newtons Position als De-facto-Gemeindeleiter)
  • das Alte Testament der Elberfelder Bibel sei fünf Jahre nach dem Neuen Testament entstanden (tatsächlich 15 Jahre)
  • die Kleine Sammlung geistlicher Lieder sei erstmals 1858 erschienen (tatsächlich 1853)
  • in der letzten Auflage zu Carl Brockhaus’ Lebzeiten (1898) habe die Kleine Sammlung 145 Lieder enthalten (tatsächlich 137)
  • die Geschlossenen Brüder seien 1937 „aufgrund ihrer Organisationslosigkeit“ verboten worden (tatsächlich unterstellte man ihnen aufgrund ihrer Absonderungslehre eine staatsfeindliche Haltung)

Eine Rezension (des gesamten Buches) von Hartmut Wahl erschien in Zeit & Schrift 6/2022, S. 32–34.


Matthias Hilbert: „Als Grafe, Köbner und Brockhaus ihr eigenes Süppchen kochten … und sich im Wuppertal unterschiedliche freikirchliche Gemeinden bildeten“. In: Perspektive 20 [recte 22] (2022), Heft 4, S. 37f.

Zwischen 1852 und 1854 entstanden im Wuppertal drei verschiedene freikirchliche Gemeinden: die Baptistengemeinde von Julius Köbner (1852), die Brüdergemeinde von Carl Brockhaus (1853) und die Freie evangelische Gemeinde von Hermann Heinrich Grafe (1854). Der Artikel beleuchtet kurz die Gründe für diese Diversität.


Matthias Hilbert: „Damals im Wuppertal. Als Grafe, Köbner und Brockhaus ihr eigenes Süppchen kochten“. In: Die Gemeinde [77] (2022), Heft 15/16, S. 28f.

Revidierte Version des vorgenannten Artikels. In den Abschnitt über Köbner und Grafe wurde die Position der baptistischen Kirchenhistorikerin Andrea Strübind eingearbeitet, der Abschnitt über Brockhaus wurde gekürzt.


Thomas D. Ice: „A Refutation of False Origin of the Rapture Theories“. In: Journal of Dispensational Theology 26 (2022), S. 139–156.

Argumente gegen die Behauptung, John Nelson Darby habe die Lehre von der Entrückung vor der Großen Drangsal entweder von Edward Irving oder von Margaret MacDonald übernommen.


Gerhard Jordy: „Carl Brockhaus – und was wir von ihm lernen können“. In: Zeit & Schrift 25 (2022), Heft 2, S. 20–25 (auch online).

Geringfügig überarbeiteter Nachdruck eines zuerst 1999 in der Wegweisung erschienenen Artikels.


Volker Kessler: „‘Women, forgive us’: A German case study“. In: HTS Teologiese Studies / Theological Studies 78 (2022), Nr. 2. 7 Seiten (online).

Über die Rolle der Frau in deutschen Brüdergemeinden. Der Autor berichtet u.a. von eigenen Erfahrungen in einer Freien und einer BEFG-Brüdergemeinde und plädiert für volle Gleichberechtigung der Geschlechter, auch in Lehre und Leitung.


Joachim Köhler: „Leben im Vertrauen. Das Vorbild von Georg Müller“. In: Perspektive 20 [recte 22] (2022), Heft 2, S. 32f.

Über Georg Müller (1805–1898) als Glaubensvorbild.


Andreas Liese: „Sich vom Bösen trennen – Absonderungslehren in der Brüderbewegung“. In: Gewagt! 500 Jahre Täuferbewegung 1525–2025. Themenjahr 22: gewagt! konsequent leben. Hrsg. vom Verein 500 Jahre Täuferbewegung 2025 e.V. Kassel (Oncken / Blessings 4 you) 2022. S. 70f.

Die Absonderungslehre der Geschlossenen Brüder wird kurz in ihrer Entwicklung skizziert, kirchengeschichtlich eingeordnet und theologisch reflektiert.


Andreas Liese: „Brüderbewegung in Deutschland“. In: Konfessionskunde. Hrsg. von der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland, dem Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik und dem Konfessionskundlichen Institut des Evangelischen Bundes. 2022 (online).

Überblicksartikel zur Brüderbewegung in einer neuen ökumenischen Online-Konfessionskunde. Behandelt werden gegenwärtige Situation, Geschichte, Glaubensinhalte, Gottesdienste, Ethik und Haltung zur Ökumene.


Armin Lindenfelser: „Hymnologische Aspekte der Entwicklung des Gesangbuchs der deutschen Brüderbewegung (Kleine Sammlung geistlicher Lieder)“. In: Zeit & Schrift 25 (2022), Heft 1, S. 22–33 (auch online).

Über Grundsätze, Geschichte, Quellen und Einflüsse der Gesangbücher Lieder für die Kinder Gottes (von Julius Anton von Poseck) und Kleine Sammlung geistlicher Lieder (von Carl Brockhaus).


Kevin Miller / Ian Montgomery / Catherine O’Hara: „Ulster’s Evangelical Plain Style: A Visual Inquiry“. In: Architecture and Culture 10 (2022), S. 689–709 (auch online).

Über Versammlungshäuser (gospel halls) vor allem der Offenen Brüder in Nordirland.


Andrew Sibley: „John Nelson Darby, the Scofield Reference Bible, and the rise of old-earth creationism“. In: Journal of Creation 36 (2022), Heft 3, S. 123–128 (auch online).

Der Verfasser, offenbar ein Junge-Erde-Kreationist, untersucht die Rezeption der Lückentheorie und damit des Alte-Erde-Kreationismus bei John Nelson Darby, George Hawkins Pember und Cyrus I. Scofield.


Joseph Webster: „Anthropology-as-theology: Violent endings and the permanence of new beginnings“. In: American Anthropologist 124 (2022), S. 333–344 (auch online).

Anthropologische Untersuchung über den gewalttätigen Charakter von Endzeitvorstellungen der „Brüder“ und der Zeugen Jehovas.


Joseph Webster: „Whose Sins Do the Brethren Confess? The Problem of Sin as the Problem of Expiation“. In: Ethnos. Journal of Anthropology 87 (2022), S. 679–695.

Nach Ansicht des Autors bekennen die (Ex-Taylor-)„Brüder“ im schottischen Fischerdorf Gamrie in ihren Zusammenkünften nicht ihre eigenen Sünden, sondern die der „gefallenen Welt“. Dieses Phänomen wird aus anthropologischer Sicht untersucht. Zusammenfassung auch online.


Joseph Webster: „Nor shadow of turning: Anthropological reflections on theological critiques of doctrinal change“. In: TAJA. The Australian Journal of Anthropology 33 (2022), S. 360–382 (auch online).

Eine der im Rahmen dieser Fallstudie untersuchten Glaubensgemeinschaften sind erneut die (Ex-Taylor-)„Brüder” in Gamrie.


Ausgabe 18 (2022) der Brethren Historical Review ist leider bis Jahresende noch nicht erschienen und kann daher erst in der nächsten Bibliografie berücksichtigt werden.


Für Hinweise auf weitere, von mir übersehene Neuerscheinungen bin ich dankbar!

Neuerscheinungen zur Brüderbewegung 2020

Auch am Ende dieses Jahres möchte ich wieder die in den letzten zwölf Monaten erschienenen Veröffentlichungen zur Brüderbewegung übersichtlich zusammenzustellen und kurz kommentieren bzw. einordnen.

In die Bibliografie von 2019 habe ich inzwischen übrigens nicht weniger als 15 Nachträge aufgenommen: 11 Bücher (Cargill/Brown, Darby/Wigram, Ennis, Houston, Marzone, McLennan, Pickering, Riedel, Smith, Till, Yarrall) und 4 Aufsätze (Bauer/Metzger, King, Liese, Noble). Auch in der Bibliografie von 2018 waren noch zwei Aufsätze nachzutragen (Jabini und Völkening).


BÜCHER


applebySusan Appleby: Search for a Soul. Oldbury, Australien (Linellen Press) 2020. 352 Seiten. ISBN 978-1-922343-27-7.

Ein weiterer Beitrag zum seit der Jahrtausendwende boomenden Genre der Raven-Taylor-Aussteigerliteratur. Im Falle der 1940 geborenen Engländerin Susan Appleby liegt der „Ausstieg“ allerdings bereits lange zurück: Sie wurde 1961 ausgeschlossen, weil sie sich in einer Zusammenkunft, in der über den Ausschluss ihrer Mutter verhandelt wurde, Notizen gemacht hatte und nicht bereit war, diese zu vernichten. (Ihr Vater war schon knapp zwei Jahre vorher ausgeschlossen worden, weil er sich weigerte, die außenstehende Person zu benennen, deren Spende die Heizung des Versammlungsraums finanziert hatte!) Die Erinnerungen an die Raven-Taylor-Zeit, bereits 1970 niedergeschrieben, nehmen etwa die Hälfte des Buches ein; die zweite Hälfte führt bis in die Gegenwart. Im Unterschied zu vielen anderen Aussteigern hat sich die Autorin nicht vom christlichen Glauben abgewandt, sondern gehört seit ihrer Heirat 1968 der anglikanischen Kirche an.


Ken Barrett (Hrsg.): En España por amor al Señor. 150 años del movimiento de los Hermanos. Madrid (Centro Evangélico de Formación Bíblica) 2020. 235 Seiten. ISBN 978-84-120474-2-4.

Eine Geschichte der Offenen Brüder in Spanien.


berthoudJean-Marc Berthoud: John Nelson Darby. L’essor d’un hérétique total. Lausanne (Éditions Messages) 2020. 162 Seiten. ISBN 978-0-244-87512-1.

Der Untertitel „Aufstieg eines totalen Irrlehrers“ macht bereits deutlich, dass es sich hier nicht um ein sachlich informierendes, sondern um ein kritisches, wenn nicht polemisches Werk handelt. Im Zentrum stehen John Nelson Darbys Jahre in Lausanne von 1840 bis 1845, wo er eine „radikale Neuorientierung des christlichen Glaubens“ herbeizuführen versucht habe und damit zum Wegbereiter Satans geworden sei. Der Autor selbst ist offenbar Calvinist oder reformierter Baptist. Als Anhang zu seinen etwa 70-seitigen Darlegungen druckt er auf ca. 30 Seiten übersetzte Auszüge aus Thomas Croskerys Catechism on the Doctrines of the Plymouth Brethren (1879) sowie einen kurzen eigenen Kommentar zu Römer 11 ab. Eine knapp 20-seitige systematische Bibliografie beschließt den Band.


siegfriedkollWolfgang Bühne: Siegfried Koll. Der verfolgte, aber nicht verlassene Deutsch-Chinese. Bielefeld (CLV) 2020. 154 Seiten. ISBN 978-3-86699-757-8.

Gustav und Lili Koll, ein deutsches Missionarsehepaar der Geschlossenen Brüder, adoptierten 1929 in China einen knapp zweijährigen Waisenjungen und gaben ihm den Namen Siegfried. Drei Jahre seiner Kindheit (1933–36) verbrachte er mit seiner Adoptivmutter in Deutschland. Als junger Erwachsener wurde er aus politischen Gründen verhaftet und kam während seiner zweijährigen Gefangenschaft zum Glauben. Nach der kommunistischen Machtübernahme mussten seine Adoptiveltern 1952 China verlassen, woraufhin Siegfried sich der Gemeinde von Wang Ming-Tao anschloss. 1958 wurde er um seines Glaubens willen erneut interniert und verbrachte die folgenden 20 Jahre in Arbeitslagern. 1978 entlassen, wandte er sich vollzeitlich der Evangelisation und Verkündigung zu. Mitte der 1980er Jahre kam er wieder mit den deutschen Geschlossenen Brüdern in Kontakt, die ihn fortan unterstützten. Er starb 2010.

Die Biografie ist lebendig und gut lesbar geschrieben und durch acht farbige Bildseiten angereichert. Den zweiten Teil des Buches bildet eine 42-seitige Abhandlung über „Christen in China – gestern und heute“. Laut Wolfgang Bühne sind aktuelle Meldungen über Christenverfolgungen in China oft übertrieben; Gemeinden, die in ihrer Verkündigung auf politische Themen verzichteten, bekämen „mit wenigen Ausnahmen keine Probleme“ (S. 129). Ein Exkurs über die um 1991 entstandene chinesische Sondergemeinschaft „Kirche des Allmächtigen Gottes“ und ein Text von Siegfried Koll selbst über die Situation der Hausgemeinden in Nordchina runden den Band ab.


Charles E. Cotherman: To Think Christianly. A History of L’Abri, Regent College, and the Christian Study Center Movement. Foreword by Kenneth G. Elzinga. Downers Grove, IL (InterVarsity Press) 2020. xvii, 305 Seiten. ISBN 978-0-8308-5282-6.

Von brüdergeschichtlichem Interesse ist vor allem Kapitel 2 über das von Offenen Brüdern gegründete Regent College in Vancouver.


Jean DeBernardi: Christian Circulations: Global Christianity and the Local Church in Penang and Singapore, 1819–2000. Singapur (National University of Singapore Press) 2020. xvi, 430 Seiten. ISBN 978-981-3251-09-0.

Auch wenn es aus dem Buchtitel nicht direkt hervorgeht, handelt es sich hier laut Verlagstext um eine „überregionale Geschichte der Brüderbewegung und ihrer Stellung in Singapur und Malaysia“. Die Autorin ist Professorin für Anthropologie an der Universität von Alberta (Kanada).


brethrenchurchNeil Dickson / T[homas] J[ohn] Marinello (Hrsg.): The Brethren and the Church. Studies in Brethren History. Glasgow (Brethren Archivists and Historians Network) 2020. xviii, 472 Seiten. ISBN 978-1-9160130-2-5.

Der sechste Band der Reihe Studies in Brethren History versammelt die Vorträge der BAHN-Konferenzen von 2017 und 2019:

Timothy C. F. Stunt: „The Early Ecclesiastical Identity of John Nelson Darby“ (S. 7–22)
Neil Summerton: „Was George Müller Brethren?“ (S. 23–46)
Ian Randall: „‘I felt bound to receive all true Christians as brethren’: The Expansive Ecclesiology of Andrew Jukes (1815–1901)“ (S. 47–62)
Elisabeth Wilson: „‘Gathering and Receiving’: A Reassessment of the Role of Rice Thomas Hopkins in Australia“ (S. 63–77)
Roger N. Holden: „The Chicago Notes Controversy: James Taylor and Developing Views of the Assembly amongst the Exclusive Brethren“ (S. 79–101)
James I. Fazio: „The Elements and Ordinances of Proto-Brethren Assemblies, 1818–20“ (S. 105–115)
Crawford Gribben: „Brethren and the Legacy of the Reformation“ (S. 117–138)
David A. Smith: „Brethren Ecclesiology in Historical Perspective“ (S. 139–153)
Tim Grass: „What’s in a Name? Theology and the Names of Brethren Places of Worship“ (S. 155–165)
Mark R. Stevenson: „The Office of the Elder in Brethren History“ (S. 167–183)
Neil Summerton: „Charisma and Organization: An Unresolved Theological Tension in the Open Brethren“ (S. 185–200)
Neil Dickson: „The Body and the Circle: Church Metaphors in the Open Brethren“ (S. 201–215)
Peter Conlan: „‘What are you doing for Christ in Birmingham?’ The History, Strategy, and Legacy of a Missional Brethren Assembly Founded by Alexis Jacob in 1924“ (S. 217–227)
Tim Grass: „Ecclesiology in a Hostile Environment: Brethren in Franco’s Spain“ (S. 229–243)
Elisabeth Wilson: „‘A revolution in thought and practice’: The Reconciliation of the Hopkins and Open Meetings in Australia, 1950s–1960s“ (S. 245–257)
T[homas] J[ohn] Marinello: „New Brethren in Flanders: Changing Views of Their Identity“ (S. 259–274)
Neil Dickson: „‘Sweet feast of love divine’: The Lord’s Supper in Brethren History“ (S. 277–306)
Mark R. Stevenson: „The Language of Worship: Brethren Use of the Song of Solomon“ (S. 307–321)
Neil Summerton: „Charisma and Organization: Institutionalism in the Open Brethren in the United Kingdom“ (S. 323–349)
Roger Shuff Yatol: „Romantic Expressions: Brethren and the Value of Art“ (S. 351–370)
Jean DeBernardi: „Startling, Stubborn Things: Prayer and the Ministry of Deliverance in China and Southeast Asia“ (S. 371–387)
Roger N. Holden: „Household Baptism, not Infant Baptism: Taylorite Exclusive Brethren and Baptism“ (S. 389–412)
Kenneth B. E. Roxburgh: „Preaching among the Open Brethren in the Mid-Twentieth Century“ (S. 413–426)
T[homas] J[ohn] Marinello: „Opening of the Closed: The Worldwide Breakup of the Kelly-Lowe-Continental Brethren at the End of the Twentieth Century“ (S. 427–448)
Peter Lineham: „Open Worship and its Decline: Changes in Brethren Identity in New Zealand“ (S. 449–472)

Von den zahlreichen interessanten Aufsätzen dieses Bandes möchte ich insbesondere den vorletzten hervorheben, in dem die internationale Spaltung der Kelly-Lowe-Continental-Brüder (in Deutschland als Geschlossene Brüder oder „Alte Versammlung“ bekannt) in den 1990er Jahren erstmals akademisch untersucht wird. Marinello unterscheidet metaphorisch drei Phasen: „The gathering storm“ (umstrittene Ausschlüsse in Deutschland, den USA und Frankreich ab 1985), „The rumble of thunder“ (umstrittener Ausschluss in Den Helder 1990, Vorgänge in Lofer 1991 u.a.) und „The storm strikes“ (Trennungsbrief aus Den Helder 1995 mit den weltweiten Folgen). Dass sich in Deutschland ca. 30 % von den Geschlossenen Brüdern gelöst hätten (S. 447), ist wohl etwas zu hoch gegriffen.


kgsloanKlaus Güntzschel (Hrsg.): William Gibson Sloan. Einer geht hin – Erweckung auf den Färöern. Lychen (Daniel) 2020. 111 Seiten. ISBN 978-3-945515-38-9.

Der Schotte William Gibson Sloan (1838–1914) gilt als Begründer der (Offenen) Brüderbewegung auf den Färöer-Inseln. Seine 1865 begonnene Evangelisationsarbeit führte dazu, dass die Färöer heute den weltweit größten „Brüder“-Anteil an der Gesamtbevölkerung aufweisen (je nach Quelle zwischen 7 und 15 %). 1993 erschien in einem färöischen Verlag eine ca. 270-seitige englischsprachige Biografie Sloans (Fisherman of Faroe von Fred Kelling), die für das vorliegende Buch „zunächst übersetzt, dann aber komplett überarbeitet und in diesem Zuge stark gekürzt“ wurde (S. 10). Der Band erhebt keinen wissenschaftlichen Anspruch, sondern verfolgt in erster Linie praktisch-erbauliche Ziele. Durch das große Format und die zahlreichen Illustrationen – darunter viele eigens angefertigte Landschaftsaufnahmen von den Färöern – wirkt er streckenweise fast wie ein Bildband.


William Hall: Critique Of The Brethren. An examination of ‘Scripturally’ claims for Scriptural practices. How Biblical are Brethren claims Regarding Assembly Distinctive And Principles of Gathering? [sic] Ohne Ort (Selbstverlag/Amazon) 2020. 108 Seiten. ISBN 979-8-68314774-7.

Vorschläge zu einer Reform der Offenen Brüdergemeinden, zuerst vorgetragen auf der National Elders and Workers Conference in Kingston, Jamaika im Juni 1991 (daher der Umschlagtitel Looking In-depth at The Brethren Movement in Jamaica 1991).


Patricia Hazell: The Kennard Story. [North Manly, Australien] (Selbstverlag) 2020. 120 Seiten.

Die englische Familie Kennard, die bereits zu Darbys Lebzeiten den Geschlossenen Brüdern und später den Raven-Brüdern angehörte, wanderte 1911/13 nach Australien aus. Das Buch zeichnet ihre Geschichte von Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart nach, einschließlich der Raven’schen Spaltungen, die sich auch auf die Familie auswirkten. Die Autorin ist Familienmitglied, wuchs aber nicht mehr unter den „Brüdern“ auf.


Robert Plant (Hrsg.): They Finished Their Course. Volume 5. Kilmarnock (Ritchie) 2020. 711 Seiten. ISBN 978-1-912522-93-4.

Kurzbiografien von fünfzig in den 2010er Jahren verstorbenen (konservativen) Offenen Brüdern, darunter David W. Gooding (S. 193–205) und Harold S. Paisley (S. 457–467), ergänzt durch vier Nachträge aus früheren Jahrzehnten.


Jessie Shedden: These Boots Were Made For Walking. Ohne Ort (Selbstverlag/Amazon) 2020. xiii, 157 Seiten. ISBN 979-8-68367-306-2. — Überarbeitete Ausgabe: Tomorrow’s Not Promised. Ohne Ort (Selbstverlag/Amazon) 2020. xxvii, 223 Seiten. ISBN 979-8-69848324-3.

Die jüngste Raven-Taylor-Aussteigerbiografie stammt auch von der bisher jüngsten Autorin: Die 1986 geborene Engländerin Jessie Shedden verließ die Raven-Taylor-Symington-Hales-Brüder erst Ende 2017. Nach Teilnahme an einem Kurs „40 Days to a Finished Book“ schrieb sie ihr Buch in 40 Tagen, brachte jedoch bereits einen Monat später unter neuem Titel eine überarbeitete und erweiterte Version davon heraus. Es bietet den wohl aktuellsten Einblick in das Innenleben dieser Randgruppe der Brüderbewegung.


stuecherHelmut Stücher [Hrsg.]: Das „Judenbuch“ in der Nazizeit. Erinnerungen eines Nichtwählers. Norderstedt (BoD) 2020. 179 Seiten. ISBN 978-3-7504-5263-3.

Wilhelm Stücher (1898–1969) war einer der bekanntesten Gegner des BfC und einer der wenigen „Brüder“, die den antichristlichen Charakter des NS-Regimes deutlich erkannten. Etwa ein Jahr vor seinem Tod besprach er ein Tonband mit Erinnerungen an die Zeit des Versammlungsverbots. Sein Sohn Helmut (* 1933) transkribierte und überarbeitete die Aufzeichnungen und ergänzte sie um einige Briefe und Dokumente. Unter dem Titel „Erinnerungen eines Nichtbündlers“ (aus der Nazizeit) kursiert dieses Typoskript seither vor allem in Kreisen der Geschlossenen Brüder und wurde auch von Historikern wiederholt als Quelle herangezogen.

Dass diese Erinnerungen nun – über 50 Jahre nach ihrer Niederschrift – erstmals auch in Buchform zugänglich gemacht werden, ist grundsätzlich verdienstvoll. Allerdings löst bereits der Umschlag Verwunderung aus: Offenbar meinte der Herausgeber einen für eine breitere Leserschaft verständlichen Titel finden zu müssen und ersetzte daher „Nichtbündler“ durch „Nichtwähler“ – das war Wilhelm Stücher sicher auch, aber es ist kaum das Hauptthema des Buches. Auch das in den Obertitel gesetzte Wort „Judenbuch“ (gemeint ist die Bibel) kommt in Stüchers Erinnerungen nur an einer einzigen Stelle vor, nämlich auf S. 24 (Typoskript S. 10). Befremdlich wirkt außerdem, dass der Name Wilhelm Stücher auf dem Titelblatt überhaupt nicht auftaucht, sondern Helmut Stücher als Autor firmiert – erst im Vorwort (S. 7) erfährt der Leser, dass es sich um die Erinnerungen seines Vaters handelt.

Das Vorwort wirft noch weitere Fragen auf. Im Originaltyposkript endete es mit folgendem Absatz (Fettdruck hinzugefügt):

Allerdings bedurften die Erzählungen, wie sie aufgezeichnet waren, einer Überarbeitung, was ich jüngst übernommen habe. Dabei konnte ich aus den noch vorhandenen Korrespondenzen aus jener Zeit Ergänzungen einfügen. Es erschien mir im Interesse eigener Urteilsbildung nützlich, von meinem Vater angeführte Briefe und Schriften zum Teil wörtlich wiederzugeben, wodurch m.E. dem Leser ein objektiverer Einblick in die Entwicklung der Dinge gegeben wird, wie sie durch das Aufkommen und Wirken des nationalsozialistischen Geistes im Kreise der „Brüder“ bestimmt wurde.

In der Buchfassung heißt es stattdessen lapidar:

Diese Memoiren sind auf Tonband gesprochen worden und später davon abgeschrieben, so daß es sich um das gesprochene Wort handelt, das nicht mehr überarbeitet wurde.

Das ist nicht nur eine erhebliche Verkürzung, sondern im Grunde eine Verkehrung ins Gegenteil: „Bedurften die Erzählungen“ nun „einer Überarbeitung“, die der herausgebende Sohn auch vornahm, oder wurde „das gesprochene Wort […] nicht mehr überarbeitet“? Dem Originaltyposkript wird man sicher mehr Glauben schenken dürfen als einem Nachdruck nach über 50 Jahren, und tatsächlich klingt der Text auch kaum wie eine wortwörtliche Mitschrift, aber warum dann diese Änderung im Vorwort?

Abweichungen vom Typoskript finden sich auch im Hauptteil des Buches gelegentlich. Manche davon beruhen vermutlich auf Abschreibversehen (z.B. „wichtig“ statt „richtig“, S. 12; „Am nächsten Morgen“ statt „Am nächsten Mittag“, S. 22; „sehen“ statt „stehen“, S. 60; „in einer Brüderversammlung“ statt „in einer großen Brüderversammlung“, S. 94; „wollten“ statt „sollten“, S. 127 [zweimal]; „am Vortag“ statt „am Vormittag“, S. 154; „im kleineren Kreis“ statt „im kleinsten Kreis“, S. 164), bei anderen ist die erneut eingreifende Hand eines Überarbeiters zu erkennen (z.B. „Gesprächen am Mittagstisch“ statt „Mittagstischgesprächen“, S. 20; „der Mitunterzeichner Ihres Briefes“ statt „der Bruder, dessen Namen ich aus der Unterschrift als Mitunterzeichner Ihres Briefes nicht entnehmen kann“, S. 16). An mindestens zwei Stellen sind mir Zusätze in Klammern aufgefallen, die im Typoskript keine Grundlage haben („Helmut geb.“, S. 19; „Bordellbesuch“, S. 91).

Der gravierendste, kaum zu entschuldigende Mangel des Buches besteht allerdings darin, dass dem Herausgeber gar kein vollständiges Exemplar des Typoskripts mehr vorlag. An zwei Stellen der Erinnerungen sollten externe Dokumente eingefügt werden (S. 27: Kietzells Betrifft: Christen ohne Sonderbekenntnis; S. 53: Brief Darbys über die Beteiligung an Wahlen), die hier aber fehlen, da der Herausgeber sie (wie er vermutet) verliehen und nicht wieder zurückbekommen hat. (Dafür ist auf S. 63–66 die Barmer Erklärung abgedruckt, die Wilhelm Stücher nirgendwo erwähnt.) Ohne jede Begründung fehlt außerdem die letzte Seite des Typoskripts (96) – man wird wahrscheinlich davon ausgehen können, dass dies dem Herausgeber gar nicht bewusst war. Dadurch enden die Erinnerungen recht abrupt („Anschließend an die Gerichtsverhandlung kamen wir in meinem Hause mit noch anderen Geschwistern aus dem Dillkreis zusammen“), und es wirkt nachvollziehbar, dass der Herausgeber zur Abrundung noch ein eigenes Nachwort angehängt hat. Den Text der ursprünglichen Seite 96 stelle ich hier zum Download zur Verfügung.

Wilhelm Stüchers Erinnerungen eines Nichtbündlers sind eine wichtige Quelle zur Geschichte der Brüderbewegung im Dritten Reich. Die vorliegende Edition genügt den Ansprüchen einer Leseausgabe (wenn man das Fehlen der letzten Seite verschmerzen kann), ist aufgrund der beschriebenen Ungenauigkeiten aber wissenschaftlich wohl nicht zitierfähig.


stunttregellesTimothy C. F. Stunt: The Life and Times of Samuel Prideaux Tregelles. A Forgotten Scholar. Christianities in the Trans-Atlantic World. Cham (Palgrave Macmillan) 2020. xviii, 282 Seiten. ISBN 978-3-030-32265-6.

Samuel Prideaux Tregelles (1813–1875) kommt in jeder Brüdergeschichte vor und ist auch für die Geschichte der neutestamentlichen Textkritik bedeutsam, doch über sein Leben war bisher relativ wenig bekannt. Timothy Stunt hat diese Lücke nun überzeugend geschlossen. In gewohnt akribischer Manier verfolgt er Tregelles’ Weg von seiner Kindheit in einer Quäkerfamilie Cornwalls über seine autodidaktische Bildung in Wales und seine Forschungsreisen auf den europäischen Kontinent bis hin zu seinem krönenden Lebenswerk, einer 7-bändigen Ausgabe des griechischen Neuen Testaments. Auch seinem Verhältnis zu den „Brüdern“, denen er sich 1835 anschloss, wird gebührende Aufmerksamkeit geschenkt. Tregelles stellte sich bei der Spaltung von 1845 bekanntlich auf die Seite seines Freundes Benjamin Wills Newton und hielt diesem bis an sein Lebensende die Treue. Als Newton 1847 Plymouth verließ, blieb Tregelles in dessen Gemeinde (Ebrington Street, später Compton Street), die aber in den folgenden Jahren ihren „Brüder“-Charakter mehr und mehr verlor. 1863 stellte sie – mit Tregelles’ Zustimmung – einen gewissen William Elliot als Pastor an, doch dieser erwies sich mit der Zeit als so dominant und unbeherrscht, dass Tregelles und etliche andere 1866 die Gemeinde verließen. Ob er danach der presbyterianischen oder der anglikanischen Kirche beitrat (für beides gibt es Hinweise), kann auch Stunt nicht mit Bestimmtheit sagen. In jedem Fall wird sein Buch für viele Jahre das Standardwerk über Tregelles bleiben.


AUFSÄTZE


bhr2018Ausgabe 16 (2020) der Brethren Historical Review enthält (neben etlichen Rezensionen) die folgenden Beiträge:

(Timothy C. F. Stunt:) „Early Brethren as Observed by an Outsider, c. 1838“ (S. 1–4)
Neil Summerton: „Porous Frontier or Hard Border? George Müller and Brethren Identity“ (S. 5–32)
Gordon W. Simmonds: „Science and Medicine in the Exclusive Brethren“ (S. 33–41)
Timothy C. F. Stunt: „John Townsend Trench (1834–1909)“ (S. 42–51)
Neil Dickson: „‘With hesitating heart’: William Blane (1858–1936)“ (S. 52–91)
Christina Evangelina Lawrence: „Thomas Baird (1861–1932): Advocate of Mission“ (S. 92–115)
Roger Shuff Yatol: „In Ruskin’s Shadow: Darbyite Brethren in Coniston 1895–1975“ (S. 116–138)
P[aul] David Wilkin: „Dr Walter Fisher, an Ilomba, and the Spanish ’Flu Pandemic“ (S. 139–157)
Michael Schneider: „New Writing on Brethren History“ (S. 158–161)
Doug Engle: „Robert Henry Baylis (1924–2020)“ (S. 198–201)
Neil Summerton: „Brian Stanley Mawhinney (Lord Mawhinney of Peterborough) 1940–2019“ (S. 202–208)
Peter Conlan: „Peter Maiden 8 April 1948 – 14 July 2020“ (S. 209–215)


Howard A. Barnes: „William Henry Bennet (1843–1920)“. In: Precious Seed 75 (2020), Heft 3, S. 26.

Kurzes Lebensbild zum 100. Todestag von William Henry Bennet, der von 1891 bis zu seinem Tod Mitherausgeber von Echoes of Service war (auch online).


Howard A. Barnes: „Charles Henry Mackintosh“. In: Precious Seed 75 (2020), Heft 4, S. 15.

Kurzes Lebensbild zum 200. Geburtstag des bekannten Geschlossenen Bruders (auch online). Dass Mackintosh sich „in den letzten 15 Jahren seines Lebens nicht an den Spaltungen und lehrmäßigen Turbulenzen unter den exklusiven Versammlungen beteiligt“ hätte, kann man so wohl nicht stehen lassen – er war ein entschiedener Kritiker Grants und Stuarts (vgl. Noel, Bd. 2, S. 440f.) und bekanntlich auch ein Verteidiger Ravens.


Ulrich Brockhaus: „150 Jahre Elberfelder Bibel: Unbestechlich texttreu“. In: ideaSpektrum Spezial 6/2020 – lesen, hören & sehen (Einhefter in ideaSpektrum 41/2020), S. 12–14.

Die erste Gesamtausgabe der Elberfelder Bibel erschien zwar erst 1871, aber die Arbeit daran wurde bereits 1870 (also vor 150 Jahren) abgeschlossen, deshalb bat die Nachrichtenagentur idea den früheren Verleger und führenden Revisionsmitarbeiter Dr. Ulrich Brockhaus um einen Beitrag über Geschichte und Besonderheiten dieser Bibelübersetzung. Abonnenten von ideaSpektrum können den Beitrag auch online lesen. Zusätzlich produzierte idea ein dreiminütiges Video mit Ulrich Brockhaus zu diesem Thema.


Wolfgang Bühne: „50 Jahre ‚fest und treu‘“. In: fest und treu 172 (4/2020), S. 12f.

Mit etwas Verspätung (die ersten Ausgaben von fest und treu bzw. dem Vorläufer Bibelkurs erschienen bereits 1968) zeichnet der Schriftleiter hier knapp die Geschichte der Zeitschrift nach (auch online: siehe rechts das Dropdown-Menü „Dokumente zum Artikel“ – Direktverlinkungen auf PDF-Dateien sind seit dem letzten Relaunch der CLV-Website leider nicht mehr möglich!).


Sam Cairns: „Report: Gospel Folio Press. Port Colborne, Ontario, Canada“. In: Cornerstone 4 (2020), Heft 3, S. 8f.

Kurze Geschichte des kanadischen Verlags Gospel Folio Press, der den konservativen Offenen Brüdern zugerechnet wird (auch online).


Bernard Doherty: „Back at the Bar: Charity Law, Public Benefit, and a Case of Legal déjà vu for the Exclusive Brethren“. In: The Status of Religion and the Public Benefit in Charity Law. Hrsg. von Barry W. Bussey. London (Anthem Press) 2020. S. 101–126.

Im Juni 2012 verweigerte die Charity Commission for England and Wales einer Stiftung der Raven-Taylor-Symington-Hales-Brüder in Devon die Anerkennung als gemeinnützig. Nach einer heftigen politischen Kontroverse und internen Verhandlungen wurde die Entscheidung im Januar 2014 revidiert. Der Artikel untersucht diese Vorgänge und vergleicht sie mit einem früheren Rechtsstreit, in den die Raven-Brüder verwickelt waren (Holmes v Attorney General, 1981).


James I. Fazio: „Dispensational Thought as Motivation for Social Activism among Early Plymouth Brethren“. In: Journal of Ministry & Theology 24 (2020), Heft 1, S. 91–107.

Wie der Titel bereits andeutet, ist Fazio der Auffassung, dass das Motiv für soziale Aktivitäten der frühen „Brüder“ ihr Dispensationalismus gewesen sei. Als Beispiele nennt er die Missionsarbeit von Groves, Cronin und Parnell in Bagdad, die Evangelisationsarbeit von Deck in Neuseeland und die Gemeinde- und Waisenhausarbeit von Müller und Craik in Bristol (auch online).


Liselotte Frisk: „Plymouth Brethren Christian Church“. In: The SAGE Encyclopedia of the Sociology of Religion. Hrsg. von Adam Possamai und Anthony J. Blasi. Thousand Oaks, CA (SAGE Publications) 2020. Bd. 2, S. 583f.

Lexikonartikel über die Raven-Taylor-Symington-Hales-Brüder aus religionssoziologischer Sicht. Die Darstellung ist betont sachlich und neutral; jede Form von Kritik wird vermieden.


Tim Grass: „150 años de las Asambleas de Hermanos en España“. In: Edificación Cristiana 294 (Mai–August 2020), S. 27–31;  295 (September–Oktober 2020), S. 21–24.

Kurzer Überblick über die Geschichte der Offenen Brüder in Spanien.


James Craig Holte: „John Nelson Darby and Dispensationalism“. In: Imagining the End. The Apocalypse in American Popular Culture. Hrsg. von James Craig Holte. Santa Barbara, CA (ABC-Clio) 2020. S. 65f.

Im Ganzen seriöser Lexikonartikel über Darby und den Einfluss seines Dispensationalismus auf populäre amerikanische Endzeitvorstellungen. Einige Behauptungen sind zweifelhaft (z.B. dass Darby die Erfindung des Telegrafen 1844 als Zeichen der Endzeit angesehen hätte) oder direkt falsch (z.B. dass Darby die doppelte Prädestination oder die sieben Dispensationen Scofields gelehrt hätte).


Thomas D. Ice: „The Calvinist Heritage of Dispensationalism“. In: Interdisciplinary Journal on Biblical Authority 1 (2020), Heft 2, S. 119–134.

Ice will aufzeigen, dass die frühen Dispensationalisten – darunter auch die „Brüder“ Darby und Bellett – Calvinisten gewesen seien. Vermutlich identisch mit einem älteren Artikel von ca. 2009.


Jan Jensen: „Christianity, Presence, and the Problem of History: On two forms of Christian temporality in the Faroe Islands“. In: Suomen Antropologi: Journal of the Finnish Anthropological Society 45 (2020), Heft 2, S. 3–16.

Untersuchung zum Zeit- und Geschichtsverständnis einer Pfingstgemeinde und einer Brüdergemeinde auf den Färöern (auch online).


Steve Knowles: „The Plymouth Brethren Christian Church, Media Engagement and Public Benefit“. In: Ecclesial Practices 7 (2020), S. 101–116.

Nachdem einer Stiftung der Raven-Taylor-Symington-Hales-Brüder 2012 die Gemeinnützigkeit aberkannt worden war (siehe oben unter Doherty), starteten diese eine beispiellose PR-Offensive, um ihre Gemeinnützigkeit unter Beweis zu stellen. Der Artikel untersucht die zu diesem Zweck eingegangene Zusammenarbeit mit den Mainstream-Medien.


Andreas Liese: „‚Unsere Heimath ist droben‘. Heimat und Fremde in den Geschlossenen Brüdergemeinden“. In: Zeitschrift für Theologie und Gemeinde 25 (2020), S. 209–232.

Eingehende Analyse der Haltung der (englischen und deutschen) Geschlossenen Brüder zur „Welt“ (Absonderung, Politikabstinenz, Himmelsbürgertum usw.). Herangezogen werden Texte von John Nelson Darby bis Ernst-August Bremicker.


Simone Maghenzani: „The English and the Italian Bible“. In: British Protestant Missions and the Conversion of Europe, 1600–1900. Hrsg. von Simone Maghenzani und Stefano Villani. Routledge Studies in Early Modern Religious Dissents and Radicalism. New York / London (Routledge) 2021. S. 102–118.

Wiederholte Verweise auf „Brüder“, u.a. auf Piero Guicciardini (1808–1886).


Gabriele Naujoks: „David Gooding (1925–2019). Bibellehrer und Gelehrter“. In: Zeit & Schrift 23 (2020), Heft 1, S. 20–27.

Lebensbild des bekannten Alttestamentlers, der den Offenen Brüdern angehörte und viel mit John Lennox zusammenarbeitete (auch online).


Thomas Riedel: „Es ging zuerst um Gott und sein Wort. Akademisches Aufbauprogramm und Masterarbeit an der Universität von Südafrika unter Wiedenester Begleitung“. In: Offene Türen 112 (2020), Heft 4, S. 25.

Bericht über die Masterarbeit Entstehung und Entwicklung der „Elberfelder Bibel“ (Neues Testament) von der Erstübersetzung bis heute (vgl. Neuerscheinungen 2019).


Berthold Schwarz: „John Nelson Darbys Einfluss auf die Schriftauslegung in konfessionell evangelikal geprägten (Frei-)Kirchen und Gemeinden. Ein Versuch, Zusammenhänge zu verstehen“. In: Freikirchenforschung 29 (2020), S. 129–147.

Aufgrund des Obertitels könnte man eine Untersuchung darüber erwarten, welche Kirchen und Freikirchen in welchem Maße von Darbys Theologie beeinflusst wurden, aber tatsächlich handelt es sich um eine (wohlwollende) Analyse und Einordnung von Darbys Theologie selbst, speziell seines Dispensationalismus.


Manuel Seibel: „Ein Leben für seinen Meister. Henry Allan Ironside – auf dem Weg zum Herrn Jesus“. In: Folge mir nach [28] (2020), Heft 4, S. 22–26; Heft 5, S. 22–27.

Zweiteiliges Lebensbild mit praktisch-erbaulichen Nutzanwendungen (auch online: Teil 1, Teil 2). Ironsides Verbindung mit den Offenen Brüdern und sein Pastorenamt an der Moody Church werden erwartungsgemäß kritisch gesehen.


(Rebecca Styler:) „Brethren“. In: Nineteenth-Century Religion, Literature and Society. Hrsg. von Naomi Hetherington. Volume I: Traditions. Hrsg. von Rebecca Styler. Abingdon / New York (Routledge) 2020. S. 197f.

Der Band versammelt Primärtexte zu Religion, Literatur und Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Für den Abschnitt 6.1 „Brethren“ (S. 199–207) wurden Auszüge aus Darbys Reflections on the Ruined Condition of the Church (1841) und Groves’ bekannter Brief an Darby (1836) ausgewählt; vorangestellt ist eine Einleitung der Herausgeberin.


Elisabeth Wilson: „The Legacy of Charles Frederick Reeve“. In: International Bulletin of Mission Research 44 (2020), S. 80–91.

Der australische Indienmissionar Charles Frederick Reeve (1859–1941), dessen Leben, Persönlichkeit und Einfluss hier untersucht werden, gehörte etwa ein Jahrzehnt lang den Offenen Brüdern in Hobart (Tasmanien) an.


Für Hinweise auf weitere, von mir übersehene Neuerscheinungen bin ich dankbar!