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Neuerscheinungen zur Brüderbewegung 2018

Auch am Ende dieses Jahres möchte ich wieder die in den letzten zwölf Monaten erschienenen Veröffentlichungen zur Brüderbewegung übersichtlich zusammenstellen und kurz kommentieren bzw. einordnen. (In die Bibliografie von 2017 habe ich übrigens inzwischen etliche Nachträge aufgenommen; siehe die Bücher von Aharonian, Azimioara, Burness, Kearney und Revie sowie die Aufsätze von Cone/Fazio, Hempelmann/Swarat, Beugen, Grass, Kirkpatrick, Kramer, Liese und Ponzer.)


BÜCHER


akenson2Donald Harman Akenson: Exporting the Rapture. John Nelson Darby and the Victorian Conquest of North-American Evangelicalism. New York (Oxford University Press) 2018. xiv, 505 Seiten.

Nach seinem fulminanten Buch Discovering the End of Time (2016), in dem der amerikanische Profanhistoriker und Irlandspezialist Donald Akenson die Anfänge des „apokalyptischen Millennialismus“ im Irland des frühen 19. Jahrhunderts nachzeichnete, legt er nun den zweiten Teil einer geplanten Trilogie vor, in dessen Mittelpunkt die Ausbreitung dieser Idee in Großbritannien steht (noch nicht so sehr in Amerika, wie der Untertitel suggeriert – dies wird vermutlich erst Thema des dritten Teils sein).

In beiden Bänden nimmt die Biografie John Nelson Darbys breiten Raum ein, wobei der Autor immer wieder auch Seitenpfade einschlägt, die mit dem übergeordneten Thema eigentlich wenig zu tun haben, aber doch äußerst spannend zu lesen sind – zumal Akenson sich nie mit dem aus der Brüdergeschichtsschreibung bereits Bekannten zufriedengibt, sondern vieles kritisch hinterfragt und manches Neue zutage fördert. So widmet er im ersten Band mehrere Seiten der Beziehung Darbys zu Lady Powerscourt, im zweiten Band ein ganzes Kapitel der Bagdad-Mission von Groves und seinen Freunden (an der Darby gar nicht beteiligt war) und wiederum mehrere Seiten und einen Anhang dem vor einigen Jahren wiederentdeckten Pamphlet A Statement of Facts (1857), in dem Darby eine unangemessene Beziehung zu einer Fünfzehnjährigen unterstellt wird. Selbstverständlich kommen aber auch alle wichtigen Ereignisse der Brüdergeschichte (bis ca. 1870) ausführlich zur Sprache, darunter Darbys Tätigkeit in der Schweiz (1837–44), die Trennungen in Plymouth und Bethesda (1845/48) und die Kontroverse über Darbys Sufferings of Christ (1866).

Akenson schreibt nicht aus christlicher, sondern aus rein säkularer Perspektive. Wer ein erbauliches Buch sucht, das die „Lehre der Brüder“ bestätigt und verteidigt, wird hier also nicht fündig werden; wer dagegen an der vorurteilsfreien Suche nach historischer Wahrheit interessiert ist, wird dieses Werk mit Gewinn lesen. Dazu trägt auch der brillante Stil des Autors bei, den der Verlag schon beim ersten Band mit Recht als „zugleich gelehrt, unterhaltsam und humorvoll“ (at once erudite, conversational, and humorous) charakterisierte.

Crawford Gribben führte im November ein 34-minütiges Interview mit dem Autor, das auf der Website New Books Network nachgehört werden kann.


Bert Cargill / James Brown: Trailblazers and Triumphs of the Gospel. “Making Disciples of all Nations”. Brief accounts of some of those who pioneered with the Gospel in several countries and of some great revivals in recent times. Christian Heritage Series 2. Kilmarnock (Ritchie) 2018. 233 Seiten.

Der Band enthält Lebensbilder und Episoden aus der Missionsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, die zuerst 2013–16 als Artikelserie im Believer’s Magazine erschienen. Von Relevanz für die Brüderbewegung sind vor allem die Kapitel über Anthony Norris Groves (S. 37–44), Friedrich Wilhelm Baedeker (S. 80–87), Leonard Strong (S. 117–120), Stuart Edmund McNair (S. 122–124), William Williams (S. 125–127) und die „Operation Auca“ (S. 128–136).


Van Costen (Hrsg.): The Last Days of James Butler Stoney (1895–1897). Chesapeake, VA (Hold Fast What Thou Hast) 2018. 294 Seiten.

Im einleitenden Teil (S. 17–61) sind Erinnerungen von Stoneys Tochter Anna Maria Elizabeth abgedruckt („‘From Glory to Glory’ (2 Corinthians 3:18). The Closing Days of James B. Stoney (1895–1897). A Record kept by His Daughter“), im Hauptteil (S. 63–288) fünfzig „Meditations and Papers“, die Stoney in den letzten fünfzehn Monaten seines Lebens schrieb oder diktierte. Den Abschluss bilden ein kurzer Bericht über Stoneys Beerdigung und zwei Briefauszüge von Coates und Raven (S. 289–294).


btbNeil Dickson / T[homas] J. Marinello (Hrsg.): Bible and Theology in the Brethren. Studies in Brethren History. Glasgow (Brethren Archivists and Historians Network) 2018. xiv, 277 Seiten.

Der fünfte Band der Reihe Studies in Brethren History versammelt die Vorträge der BAHN-Konferenzen von 2013 und 2015:

James M. Houston: „Bible Reading Through the History of the Church (S. 5–14)
Neil Dickson: „Worn Symbols: Women’s Hair and Head Coverings in Brethren History“ (S. 17–38)
Dirk Jongkind: „Samuel Prideaux Tregelles: A Nineteenth-Century Evangelical Apology for New Testament Textual Criticism (S. 39–50)
Beth Dickson: „In the World and of It Too: Bible or Culture? The Role of Women in Brethren Assemblies, 1880–1940 (S. 51–67)
Roger N. Holden: „‘You have to go by Scripture’: Taylorite Exclusive Brethren, the Bible, and the Holy Spirit (S. 69–86)
Kovina Mutenda: „The Brethren and the Bible in Central Africa (S. 87–94)
Alan Millard: „Brethren and Biblical Scholarship in Britain in the Twentieth Century (S. 95–105)
Tórður Jóansson: „Victor Danielsen (1894–1961): Teacher – Translator – Evangelist (S. 107–113)
Ian Randall: „Wilfred James Wiseman (1891–1970): The Bible Society and the Brethren (S. 115–131)
Tim Grass: „F. F. Bruce and the Bible (S. 133–144)
T. J. Marinello: „Use of the Bible among the New Brethren in Flanders (S. 145–154)
Mark R. Stevenson: „The Brethren and Systematic Theology: Outspoken Objectors; Unconscious Practitioners (S. 157–169)
Neil Summerton: „The Theology of George Müller (S. 171–202)
Anne-Louise Critchlow: „William Kelly and his Mystic Spirituality (S. 203–211)
Neil Dickson: „A Darbyite Mystic: Frances Bevan (1827–1909) (S. 213–247)
Roger N. Holden: „‘I do not know that there is such a term in Scripture as eternal sonship’: James Taylor and the Question of the Eternal Son (S. 249–277)


Peter Herriot: The Open Brethren. A Christian Sect in the Modern World. Cham (Palgrave Macmillan) 2018. xi, 194 Seiten.

Untersuchungen eines emeritierten Psychologieprofessors über den konservativen Flügel der britischen Offenen Brüder (“Tight Open Brethren”), den er für ein „archetypisches Beispiel des Fundamentalismus“ hält. Der Autor stammt ursprünglich selbst aus der Brüderbewegung, ist heute aber „liberaler Methodist“.


introvigneMassimo Introvigne: The Plymouth Brethren. New York (Oxford University Press) 2018. x, 141 Seiten.

Introvigne ist ein italienischer Religionssoziologe, der sich seit Jahren für „diskriminierte“ religiöse Minderheiten jedweder Couleur einsetzt, so auch für die Raven-Taylor-Symington-Hales-Brüder. Bereits 2007 legte er gemeinsam mit dem ehemaligen Offenen Bruder Domenico Maselli (1933–2016) das Buch I Fratelli. Una critica protestante alla modernità („Die Brüder. Eine protestantische Kritik der Moderne“) vor, auf dem der nun erschienene Band in weiten Teilen basiert. Die erste Hälfte ist der Geschichte der Brüderbewegung bis 1848 gewidmet, die zweite Hälfte den verschiedenen Gruppierungen der Geschlossenen Brüder mit Schwerpunkt auf den Raven-Taylor-Symington-Hales-Brüdern (die sich seit 2012 offiziell „Plymouth Brethren Christian Church“ [PBCC] nennen).

Introvignes Ansatz ist primär soziologisch, nicht theologisch; in letzterer Hinsicht lässt sein Buch manches zu wünschen übrig, wie Timothy Stunt und Neil Dickson in ihrer Rezension in BHR 2018 (s.u.) an mehreren Beispielen gezeigt haben. Auch historisch enthält das Werk etliche Fehler, auf die der Autor teilweise schon nach Erscheinen der italienischen Erstfassung 2007 aufmerksam gemacht wurde. Als deutscher Leser stolpert man z.B. über folgende Darstellung (S. 74):

Others went even further in their condemnation of Raven and separated from the Brethren III, accusing them of maintaining elements of the Raven system. They included Rudolf Brockhaus, the son of the most influential German leader of the Brethren, Carl Brockhaus. Some 600 members of his ‘Alte Elberfelder’ Brethren still exist in Germany, and their conferences attract several thousand sympathisers.

Hier wird also behauptet, Rudolf Brockhaus und andere hätten sich von den Brethren III getrennt (Introvigne benutzt das veraltete, willkürliche Nummerierungssystem des United States Census Bureau, das die Lowe-Continental-Brüder als Brethren III führte), und von dieser Gruppe gebe es heute noch 600 Mitglieder in Deutschland. Wie der Autor auf diese völlig aus der Luft gegriffenen Aussagen kommt, bleibt unerfindlich.

Wenn Introvigne in Fußnoten auf Quellen hinweist, sind die Angaben nicht immer zuverlässig (manche Erscheinungsorte sind falsch oder erfunden – Internetquellen werden wie Druckwerke zitiert, z.B. eine auf bruederbewegung.de wiederveröffentlichte Broschüre von Alfred Wellershaus mit dem Erscheinungsort Gütersloh!). Wiederholt wird auch pauschal auf ganze Bücher (ohne Seitenangabe) verwiesen, die die im Text aufgestellten Behauptungen gar nicht enthalten. Stunt nennt Introvignes “approach to scholarship” deshalb “astonishingly capricious” und das Buch “a sloppy and imprecise piece of work”.

Noch schwerer wiegt vielleicht die Kritik an der distanzlosen Darstellung der Raven-Taylor-Symington-Hales-Brüder, deren Binnensicht der Autor völlig übernimmt und die er gegen alle Vorwürfe verteidigt (z.B. in Sachen Absonderung von „ungläubigen“ Familienangehörigen, Gemeinnützigkeit, Prozessfreudigkeit). Von Seiten der „PBCC“ wird das Buch daher in Zukunft ohne weiteres für PR-Zwecke eingesetzt werden können (so wie früher die Arbeiten des Soziologen Bryan R. Wilson). Dass einer der renommiertesten Wissenschaftsverlage der Welt ein solches Werk in sein Programm aufgenommen hat, erscheint kaum nachvollziehbar.

Eine etwas wohlwollendere, die Mängel aber ebenfalls benennende Rezension von Crawford Gribben findet sich auf der Website Reading Religion.


ironsidebwHenry Allen [recte Allan] Ironside: Die Brüderbewegung – ein historischer Abriss. Aus dem Englischen von Günther Schwalb und Alois Wagner. Bielefeld (CLV) 2018. 352 Seiten.

Über 75 Jahre nach Erscheinen der amerikanischen Originalausgabe (1942) wurde nun eine deutsche Übersetzung von Ironsides Historical Sketch of the Brethren Movement vorgelegt. Den neuesten Forschungsstand wird man daher nicht erwarten dürfen, wohl aber eine knappe, gut lesbare, relativ unparteiische (aber auch nicht standpunktlose) Darstellung der ersten hundert Jahre der Brüderbewegung mit Schwerpunkt auf dem englischen Sprachraum.

Gegenüber der Originalausgabe wurden über 500 Fußnoten mit historischen, biografischen, bibliografischen und sonstigen Hintergrundinformationen hinzugefügt (was zusammen mit dem großzügigen Zeilenabstand dazu führte, dass die deutsche Ausgabe um 60 % umfangreicher ist als die englische). Die meisten dieser Fußnoten sind hilfreich, manche aber auch etwas redundant, da mehrmals in identischer Form wiederholt (so z.B. die Publikationsliste Belletts zweimal in den Fußnoten 31–34 und 484, die Biografie Robert T. Grants dreimal in den Fußnoten 221, 251 und 362 oder die Publikationsliste Walter Scotts viermal in den Fußnoten 285, 403, 414 und 441). Einige längere Fußnoten wurden leider ohne Quellenangabe aus anderen Werken abgeschrieben (so die Fußnote 49 über Darbys Bibliothek aus Max S. Weremchuks John Nelson Darby und die Anfänge einer Bewegung, S. 63, oder die Fußnoten 324–325 über Frederick E. Raven aus Wikipedia).

Das Buch steht beim Verlag zum kostenlosen Download zur Verfügung, aber der Kauf der gedruckten Version lohnt sich allein schon wegen des bibliophil gestalteten Umschlags (Klappenbroschur; innen Porträts, Zitate und ein Manuskriptfaksimile). Eine Rezension von Gerrit Alberts (der auch das Vorwort zum Buch schrieb) erschien in fest und treu 1/2018, S. 22f. Lesenswert ist auch die Rezension von Hanniel Strebel auf amazon.de.


Edwin O. P. Mutton: History of the “Little Flock Hymn Book” and its Authors. Editing and Layout by W. S. Chellberg. Wheaton, IL (Bibles, etc.) 2018. 88 Seiten.

Kompaktes Nachschlagewerk zum Liederbuch Hymns and Spiritual Songs for the Little Flock in der von James Taylor jun. besorgten Ausgabe von 1962. (Der Autor gehört allerdings einer der 1970 von Taylor abgefallenen Brüdergruppen an.)


Carl-Erik Sahlberg: George Müller – ett liv i bön och tro. Värnamo, Schweden (Semnos Förlag) 2018. 92 Seiten.

Übersetzung des Untertitels: Ein Leben in Gebet und Glauben.


schnurrwarnsJohannes Warns: Gemeinde nach dem Neuen Testament. Schriften zur Gemeindefrage mit acht unveröffentlichten Manuskripten. Hrsg. von Hartwig Schnurr. edition Forum Wiedenest. Muldenhammer (Jota) 2018. 348 Seiten.

Im ersten Teil dieses Sammelbandes sind acht bisher unveröffentlichte Aufsätze abgedruckt, in denen sich Johannes Warns (1874–1937), der erste Leiter der Bibelschule Wiedenest, kritisch mit der Ekklesiologie der Geschlossenen Brüder auseinandersetzt: „Darbys Lehre über das große Haus und den Verfall der Kirche“ (S. 10–47), „Versammelt im Namen Jesu“ (S. 48–66), „Gemeinde oder Versammlung?“ (S. 67–77), „Aufnahme und Gemeinschaft“ (S. 78–90), „Gaben und Dienste“ (S. 91–112), „Die Gemeindezucht“ (S. 113–137), „Der Tisch des Herrn“ (S. 138–168) und „Die sogenannte Haushaltstaufe“ (S. 169–174). Im zweiten Teil folgen die bereits zu Warns’ Lebzeiten gedruckten Schriften „Georg Müller und John Nelson Darby“ (S. 176–224; ergänzt durch einen Briefwechsel zwischen Rolf Brockhaus und Johannes Warns, S. 225–231), „Die Kindertaufe“ (S. 232–251), „Gedanken über eine schriftgemäße Abendmahlsfeier“ (S. 252–291), „Kennt das Neue Testament die Bedienung einer örtlichen Gemeinde durch einen einzelnen Prediger?“ (S. 292–312) und „Grenzen der Schriftauslegung“ (S. 313–340). Abgerundet wird der Band durch einen Nachruf auf Johannes Warns von Erich Sauer (S. 342–348).

Eine erste Rezension (von Matthias Schmidt) erschien im Wiedenester Magazin Offene Türen.


AUFSÄTZE


Heft 13 (2017) der Brethren Historical Review erschien erst Ende Januar 2018 und wird daher auch erst in dieser Bibliografie berücksichtigt. Es enthält (neben etlichen Rezensionen) die folgenden Beiträge:

Roger N. Holden: „Are We Worshipping at the Right Shrine? Fitzwilliam Square, Dublin (S. 1–5)
Timothy C. F. Stunt: „An Early Forgotten Letter by J. N. D. (S. 6–8)
David Brady: „David Walther (1794–1871) and His Family: With a Catalogue of Walther’s Known Publications (S. 9–58)
Timothy C. F. Stunt: „John William Peters (1791–1861): Some Clarifications (S. 59–74)
Christina Evangelina Lawrence: „Carter’s Kitchen: ‘Extraordinary tea drinkings for the starving poor.’ (S. 75–94)
Roger Shuff: „Romantic Affinities: A Brethren-tinted Perspective on the Spiritual Journey of John Ruskin (S. 95–107)
Alastair J. Durie: „A Morningside Brethren Meeting. The Old Schoolhouse (S. 108–132)
Michael Ward Thompson: „George Ward Ainsworth (1882–1938): Brethren Evangelist (S. 133–141)
Ian Wallace: „Peter Brandon (1925–2015) (S. 158–164)
Graham Rand: „John Samuel Andrews (1926–2016) (S. 164–167)
Ulrich Brockhaus: „Gerhard Jordy (1929–2017) (S. 167–169)
Carl E. Armerding: „Ian S. Rennie (1929–2015) (S. 170–174)
Tórður Jóansson: „Zacharias Zachariassen (1935–2017) (S. 175–180)
Neil Dickson: „Alastair J. Durie (1946–2017) (S. 180f.)

Von Interesse sind besonders die Artikel von Holden (über den Ort des ersten Brotbrechens in Dublin: nach seinen Recherchen das Haus Fitzwilliam Square 45), Brady (über den Autor und Verleger David Walther, von dem bereits 1850 in Düsseldorf die von Poseck übersetzte Schrift Die Persönlichkeit des Trösters erschien) und Brockhaus (Nachruf auf Gerhard Jordy, in kürzerer Form auch in AGB aktuell 7/2017, S. 2 veröffentlicht).


bhr2018Heft 14 (2018) der Brethren Historical Review folgte dann im „richtigen“ Jahr. Enthalten sind (wieder abgesehen von den Rezensionen) nachstehende Aufsätze:

Timothy C. F. Stunt: „Robert Nelson (1798–1895): Administrator, Judge, and Plymouth Brother (S. 1–15)
Vijaya Raju Bandela: „The Brethren Movement in Andhra (S. 16–46)
Timothy C. F. Stunt: „A Note Concerning Hannah Kilham Burlingham (1842–1901) (S. 47–54)
Sylvain Aharonian: „The Open Brethren Movement in France (S. 55–77)
Rose Dowsett: „Brethren Listed in the CIM Register, 1865–1948 (S. 78–88)
Dániel Kovács: „The Hungarian Brethren Movement: History, Nature, and Outlook (S. 89–119)
Crawford Gribben: „The Church of God in Belfast: Needed Truth, the Vernalites, and the Howard Street Christians, 1890–1924 (S. 120–148)
Timothy C. F. Stunt / Neil Dickson: „The Plymouth Brethren: A Review Article (S. 149–156)
Michael Schneider: „New Writing on Brethren History (S. 157–164)
Ruth Collins: „Stephen Somerset Short (1920–2018) (S. 193–200)

Der Beitrag von Aharonian ist eine Zusammenfassung seines in der vorigen Bibliografie verzeichneten Buches von 2017, der Beitrag von Kovács eine Zusammenfassung seiner Wiedenester Abschlussarbeit von 2014, der Beitrag von Stunt und Dickson eine Rezension des oben genannten Buches von Introvigne.


christianhistory128Ausgabe 128 der amerikanischen Zeitschrift Christian History (erschienen im November 2018) war ganz dem Thema „Living on a prayer: George Müller, the Brethren, and faith missions“ gewidmet. Die einzelnen Artikel:

Roger Steer: „Delighted in God. The prayer-full, faith-full life of George Müller (S. 6–12)
George Müller: „Nothing but the blood of Jesus (S. 13)
Philip Thomas: „A substantial work. How God led Müller to provide homes for children (S. 14–17)
Dan Graves: „Even the wind obeyed. George Müller’s testimony of 50,000 answered prayers (S. 18–20)
George Müller: „‘Ready to do the Lord’s will’. How to ascertain the will of God, according to Müller (S. 21)
The Christian History Timeline: From orphans to martyrs. The influence of Müller, his friends, his movement was long-lasting (S. 22f.)
Tim Grass: „Müller and friends. The development of the Brethren (S. 24–28)
Robert Bernard Dann: „The ‘simple standard of God’s word’: Anthony Norris Groves (S. 29)
Lisa Nichols Hickman: „‘Thus far the Lord has helped us’. How Hudson Taylor learned to live by faith (S. 30–33)
Roger Robins: „Caught up to meet Jesus in the clouds. John Nelson Darby’s view of the last things (S. 34–36)
Jennifer Boardman: „For the love of God’s Word. A legacy of Brethren influence (S. 37–40)
[Jennifer Woodruff Tait / Phil Thomas:] „A Christian organization with integrity (S. 41)
Recommended resources (S. 42f.).

Das Heft kann kostenlos online gelesen und auch heruntergeladen werden.


Howard Barnes: „Sir Robert Anderson (1841–1918)“. In: Precious Seed 73 (2018), Heft 1, S. 22f.

Lebensbild des bekannten Autors, der in leitender Stellung bei Scotland Yard tätig war und zeitweise den Offenen Brüdern nahestand. Erschienen aus Anlass des 100. Todestages am 15. November 2018 (auch online).


John Bennett: „Robert Eugene Sparks 1844–1918“. In: Precious Seed 73 (2018), Heft 3, S. 28.

Der laut Artikel selbst im englischen Sprachraum heute kaum noch bekannte Sparks war von 1894 bis 1918 Mitherausgeber der Missionszeitschrift Echoes of Service. Das Lebensbild erschien zum 100. Todestag am 18. Oktober 2018 (auch online).


John Dennison: „The Seam of Light: The Bible, the Gospel Hall, the Poet“. In: Journal of New Zealand Literature 36 (2018), Heft 2, S. 160–169.

Autobiografische Notizen eines neuseeländischen Dichters (* 1978), der unter den Offenen Brüdern aufwuchs.


Neil Dickson: „‘Sweet feast of love divine’“. In: Partnership Perspectives 63 (Summer 2018), S. 47–51.

Kurzer Artikel über Abendmahlsverständnis und -praxis der „Brüder“ (auch online). Der Titel ist der Beginn eines Liedes von Sir Edward Denny, das ins Liederbuch der britischen Offenen Brüder Eingang fand (aber offenbar nicht in das der Geschlossenen).


Neil Dickson: „Brethren and their Buildings“. In: The Chapels Society Journal 3 (2018), S. 24–40.

Über Versammlungshäuser der britischen „Brüder“ (offen wie geschlossen) in Vergangenheit und Gegenwart.


Andi Fett: „Steinsturz vom Dom“. In: ders.: Steseloffe. 9 Vorlesegeschichten für junge Leute. Limm & Nies 6. Bielefeld (CLV) 2018. S. 5–13.

Julius Anton von Posecks Bekehrung und die Entstehung seines Liedes „Auf dem Lamm ruht meine Seele“ für Kinder nacherzählt.


Liselotte Frisk / Sanja Nilsson: „Raising and Schooling Children in the Plymouth Brethren Christian Church: The Swedish Perspective“. In: Liselotte Frisk / Sanja Nilsson / Peter Åkerbäck: Children in Minority Religions. Growing up in Controversial Religious Groups. Sheffield/Bristol (Equinox) 2018. S. 333–361.

Wie in mehreren anderen Ländern haben die Raven-Taylor-Symington-Hales-Brüder auch in Schweden eine Privatschule gegründet, die zurzeit von ca. 50 Kindern besucht wird. Der Aufsatz untersucht Erziehung und Schulbildung dieser Kinder, insbesondere mit Blick auf das Prinzip der „Absonderung“.


Crawford Gribben: „Continuities and disjunctions in evangelical thinking about the last things“. In: Partnership Perspectives 62 (Spring 2018), S. 46–52.

Über die calvinistischen Hintergründe des Dispensationalismus (auch online). Die frühen „Brüder“ waren laut Gribben die „young, restless Calvinists“ des 19. Jahrhunderts.


Franklin S. Jabini: „Plymouth Brethren“. In: Encyclopedia of Christianity in the Global South. Hrsg. von Mark A. Lamport. Lanham, MD (Rowman & Littlefield) 2018. Bd. 2, S. 641f.

Lexikonartikel über die Brüderbewegung mit Schwerpunkt auf dem Globalen Süden.


Andreas Liese: „Deportiert nach Theresienstadt. Zum 75. Todestag von David Kogut“. In: Zeit & Schrift 21 (2018), Heft 6, S. 26–29.

Erstes Lebensbild des im KZ Theresienstadt umgekommenen Judenchristen David Kogut (1877–1943), der den Geschlossenen Brüdern angehörte (auch online).


Gabriele Naujoks: „‚Das Leben ist für mich Christus‘. Zum 175. Geburtstag von Alexander Hume Rule“. In: Zeit & Schrift 21 (2018), Heft 2, S. 28–35.

Lebensbild eines schottisch-amerikanischen Evangelisten und Lehrers der Lowe-Brüder (1843–1906). Bereits im Mai 2018 hier im Blog vorgestellt (auch online).


John Piper: „Georg Müller. Eine Strategie, Gott zu zeigen – Glauben in Einfalt, Gottes Wort, Genüge in Gott“. In: ders.: Vereint im Vertrauen. Die Frucht siegreichen Glaubens im Leben von Charles Spurgeon, Georg Müller und Hudson Taylor. Aus dem Englischen von Alois Wagner. Bielefeld (CLV) 2018. S. 103–138.

Lebensbild Georg Müllers mit Schwerpunkt auf seinem Calvinismus (wie bei diesem Autor zu erwarten). Die Bethesda Chapel in Bristol wird als „eine Art unabhängige, calvinistisch geprägte Gemeinde“ bezeichnet, „die ein zukünftiges Tausendjähriges Reich auf Erden erwartete, das Mahl des Herrn wöchentlich feierte und auch Menschen ohne Glaubenstaufe als Gemeindeglieder aufnahm“ (S. 103f.), ohne dass die Zugehörigkeit zur Brüderbewegung auch nur erwähnt würde. Das Buch steht zum kostenlosen Download zur Verfügung.


Dave Porsche: „Brüdergemeinden – wo geht es hin?“ In: Perspektive 17 [recte 18] (2018), Heft 3, S. 44f.

Der Autor befürchtet, dass Brüdergemeinden aussterben werden, und zeigt sechs Symptome dafür auf (wenig Nachwuchs in Leitungsverantwortung und vollzeitlichem Dienst, wenig Innovationsbereitschaft, wenig neue Lieder, kaum neue Gemeinden, Zufriedenheit mit dem Status quo).


Martin von der Mühlen: „Eine kritisch-konstruktive Ergänzung zum Artikel ‚Brüdergemeinden – wo geht es hin?‘ von Dave Porsche in der ‚Perspektive‘ 3/18“. In: Perspektive 17 [recte 18] (2018), Heft 5, S. 26f.

Der Verfasser kritisiert die Ausführungen Porsches als einseitig und verallgemeinernd und ruft dazu auf, alle Generationen (und nicht nur die junge) im Blick zu behalten.


Bogdan Emanuel Răduţ: „Reflecţii privind impactul celui de-al Doilea Război Mondial asupra Asociaţiei Religioase ‚Creştinii după Evanghelie‘“. In: Arhivele Olteniei NS 32 (2018), S. 125–134.

Über die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs auf die Brüdergemeinden in Rumänien (auch online).


Barbara Schieb / Jutta Hercher: „Aktion ‚Arbeitsscheu Reich‘ im Juni 1938“. In: 1938. Warum wir heute genau hinschauen müssen. Hrsg. von Barbara Schieb und Jutta Hercher. Mit einem Vorwort von Klaus von Dohnanyi. München (Elisabeth Sandmann) 2018. S. 146f.

Kurzes Porträt des Judenchristen Kurt Seelig (1887–1954), der der „Christlichen Versammlung“ angehörte und im Juni 1938 zwei Wochen im KZ Buchenwald inhaftiert war.


Ian F. Shaw: „‘This Way of Living’: George Müller and the Ashley Down Orphanage“. In: Foundations: An International Journal of Evangelical Theology 75 (November 2018), S. 73–92.

Über Georg Müllers Waisenhausarbeit in Bristol (auch online).


Mark R. Stevenson: „The Brethren and Systematic Theology: Outspoken Objectors; Unconscious Practitioners“. In: Reflections from the Emmaus Road. Essays in Honor of John H. Fish III, David A. Glock, and David J. MacLeod. Hrsg. von Franklin S. Jabini, Raju D. Kunjummen und Mark R. Stevenson. Dubuque, IA (Emmaus Bible College) 2018. S. 112–131.

Über das zwiespältige Verhältnis der „Brüder“ zur Systematischen Theologie.


Timothy C. F. Stunt: „The Formation of a Seceder. John Nelson Darby at Trinity College, 1815–1819“. In: A Flight of Parsons. The Divinity Diaspora of Trinity College Dublin. Hrsg. von Thomas P. Power. Eugene, OR (Pickwick) 2018. S. 41–59.

Überlegungen zur Frage, welchen Einfluss das Studium am Trinity College (Dublin) auf Darbys geistige und geistliche Entwicklung hatte.


Helga Völkening: „Christliche Gemeinde Potsdam-Babelsberg (Brüdergemeinde)“. In: Glaube in Potsdam. Band I: Religiöse, spirituelle und weltanschauliche Gemeinschaften. Beschreibungen und Analysen. Hrsg. von Johann Hafner, Helga Völkening und Irene Becci. Baden-Baden (Ergon) 2018. S. 436–450.

Porträt der 1993 gegründeten „blockfreien“ Brüdergemeinde in Potsdam-Babelsberg mit folgenden Schwerpunkten: 1. Entstehung und Entwicklung; 2. Gebäude und Lage; 3. Gottesdienst, Ritual, Zusammenkunft; 4. Gemeinschaftsleben und Gruppen; 5. Mitgliedschaft; 6. Außenbeziehungen. Die Darstellung beruht auf Interviews mit der Gemeindeleitung und wurde von dieser gegengelesen. Der Einleitungsteil über die Brüderbewegung insgesamt enthält allerdings etliche Fehler (z.B. Darby habe an der ersten Versammlung in Dublin teilgenommen, 1842 seien die ersten „exklusiven“ Versammlungen in Württemberg und im Rheinland gegründet worden, das Verbot 1937 sei wegen der Organisationslosigkeit erfolgt, die größten deutschen Brüdergemeinden befänden sich in Bad Endbach und Düsseldorf!).


Hartmut Wahl: „Vergesst eure Lehrer nicht! War Karl von Rohr-Levetzow am Widerstand gegen Hitler beteiligt?“ In: Perspektive 17 [recte 18] (2018), Heft 5, S. 31f.

Erste Erkenntnisse über den Offenen Bruder Karl von Rohr-Levetzow (1878–1945), der bis 1939 BfC-Reisebruder war und im April 1945 unter ungeklärten Umständen von der SS ermordet wurde – möglicherweise wegen seiner Kontakte zum Widerstand (Henning von Tresckow war sein Neffe).


François Walter: „Les débuts de la chocolaterie Favarger à Versoix: éthique darbyste, exotisme et suissitude (1875–1940)“. In: Laurent Tissot, une passion loin des sentiers battus. Hrsg. von Francesco Garufo und Jean-Daniel Morerod. Neuchâtel (Éditions Alphil – Presses universitaires suisses) 2018. S. 103–127.

Über die Anfänge der Schweizer Schokoladenfabrik Favarger (ab 1875 in Versoix bei Genf), die von einer „darbystischen Ethik“ geprägt gewesen seien. Jacques Samuel Favarger (1857–1909), der Enkel des Firmengründers Jacques Foulquier, war ab 1884 mit Carl Brockhaus’ Tochter Emma (1860–1948) verheiratet. Der Aufsatz erschien in einer Festschrift für den Schweizer Historiker Laurent Tissot (* 1953).


Joseph Webster: „The Exclusive Brethren ‘Doctrine of Separation’. An Anthropology of Theology“. In: Theologically Engaged Anthropology. Hrsg. von J. Derrick Lemons. Oxford (Oxford University Press) 2018. S. 315–335.

Über Absonderungslehre und -praxis der Raven-Taylor-Symington-Hales-Brüder. Zu Beginn berichtet der Autor ausführlich über seine Schwierigkeiten, an einem ihrer Gottesdienste teilnehmen zu dürfen.


Für Hinweise auf weitere, von mir übersehene Neuerscheinungen bin ich dankbar!

Namen und Daten

Im Zuge meiner Recherchen im British Newspaper Archive und anderswo konnte ich einige Lebensdaten von „Brüdern“ präzisieren oder korrigieren – insbesondere von solchen, die in Henry Pickerings Chief Men among the Brethren1 enthalten sind. Bekanntermaßen schwankt die Qualität und Exaktheit der Artikel in diesem Sammelband erheblich; oft sind nur die Geburts- und Todesjahre und nicht die genauen Tage angegeben, manchmal kann man selbst die Jahre nur dem alphabetischen Inhaltsverzeichnis entnehmen, und einige Angaben sind auch schlichtweg falsch. Hier meine Erkenntnisse (in alphabetischer Reihenfolge).

Francis Christopher Bland (1826–1894)

Bei Pickering wird Bland nur „F. C.“ genannt, im Katalog des Christian Brethren Archive „Frederick Christopher“. Tatsächlich lautete sein erster Vorname Francis, wie man u.a. in seiner Todesanzeige lesen kann (zum Vergrößern anklicken):

1894-04-06 The Morning Post 1 Deaths (Bland)
The Morning Post, 6. April 1894, S. 1

Als Geburtsjahr gibt Pickering korrekt 1826 an; das genaue Datum (8. Oktober) ist in zeitgenössischen Adelsverzeichnissen wie z.B. Bernard Burkes Genealogical and Heraldic History of the Landed Gentry of Great Britain & Ireland (51871) zu finden. (Die Website The Peerage nennt übrigens einen falschen Geburtstag und ein falsches Todesjahr.)

George Brealey (1823–1888)

Nach Pickering starb Brealey Anfang März 1888. Der Taunton Courier vom Mittwoch, dem 14. März 1888 datiert seinen Tod auf “Tuesday morning”, womit vermutlich eher der 6. als der 13. März gemeint ist:2

1888-03-14 Taunton Courier 9 (Brealey)
Taunton Courier, 14. März 1888, S. 9

Adelbert Percy Cecil (1841–1889)

Bei Pickering und in den meisten anderen brüdergeschichtlichen Werken lautet Cecils erster Vorname „Adalbert“; zeitgenössische Presse und Adelsverzeichnisse überliefern aber einheitlich die Schreibweise „Adelbert“. Hier eine der ersten Meldungen seines Todes:

1889-06-14 Sheffield Daily Telegraph 5 (Cecil)
Sheffield Daily Telegraph, 14. Juni 1889, S. 5

William Henry Dorman (1802–1878)

Pickering nennt – ebenso wie Rowdon im Blackwell Dictionary of Evangelical Biography3 – nur Dormans Todesjahr; das genaue Todesdatum (14. September) erfährt man aus der Pall Mall Gazette:

1878-09-20 The Pall Mall Gazette 3 Deaths (Dorman)
The Pall Mall Gazette, 20. September 1878, S. 3

Samuel Trevor Francis (1834–1925)

Vom Dichter des Liedes „O die tiefe Liebe Jesu“4 kennt Pickering nicht das genaue Geburtsdatum. Hier können inzwischen sogar moderne Internetdatenbanken weiterhelfen, z.B. das Center for Church Music: Francis wurde am 19. November geboren.

Percy Francis Hall (1801–1884)

Als Geburtsjahr Halls gibt Pickering 1804 an, was von allen späteren Darstellungen übernommen wurde.5 Halls tatsächliches Geburtsdatum – der 20. März 1801 – erschien jedoch bereits 1888 in einem genealogischen Periodikum6 und 1928 im Schülerverzeichnis der Westminster School.7 Das Todesdatum hingegen überliefert Pickering korrekter als die zeitgenössische Presse: Nach der mir vorliegenden Kopie der Sterbeurkunde vom 15. Oktober 1884 starb Hall am 11. Oktober, wie auch Pickering schreibt, und nicht am 13. Oktober, wie die Bath Chronicle behauptet (das Alter wird allerdings sowohl in der Sterbeurkunde als auch in der Zeitung falsch angegeben – ob Halls 20-jährige Enkelin Gertrude, die den Tod meldete, nur eine ungefähre Schätzung abgab?):8

1884-10-30 The Bath Chronicle 5 (Hall)
The Bath Chronicle, 30. Oktober 1884, S. 5

James Lampen Harris (1793–1877)

Harris’ zweiter Vorname wird von Pickering als „Lampden“ wiedergegeben (ebenso von Noel9 und Rowdon10). Die meisten neueren Darstellungen (z.B. Embley11, Coad12, BDEB13, Stunt14, Burnham15, Grass16) schreiben dagegen „Lampen“. In der zeitgenössischen Presse findet sich ausschließlich die letztere Form;17 hier zwei Beispiele:

1832-10-04 The Bath Chronicle 3 (Harris)
The Bath Chronicle, 4. Oktober 1832, S. 3
1877-10-18 The Bath Chronicle 5 (Harris)
The Bath Chronicle, 18. Oktober 1877, S. 5 (Todesanzeige)

Nach Stunt war „Lampen“ in Plymouth ein verbreiteter Nachname, der wahrscheinlich in Harris’ Verwandtschaft mütterlicherseits vorkam.18 Die falsche Form „Lampden“ dürfte erst durch Pickering in Umlauf gelangt sein.

Thomas Shuldham Henry (1835–1894)

Henry ist der einzige „Bruder“ in Chief Men, für dessen Geburt Pickering noch nicht einmal ein Jahr anzugeben weiß. Nach der Todesanzeige im Londoner Standard starb er am 1. Januar 1894 im 59. Lebensjahr; er muss also 1835 geboren sein:

1894-01-05 The Standard 1 (Shuldham Henry) NA
The Standard, 5. Januar 1894, S. 1

Henrys Tod datiert Pickering übrigens auf den 2. Januar – ob man ihm oder der Zeitung Glauben schenken kann, ist ohne eine dritte, unabhängige Quelle nicht zu entscheiden.

John Eliot Howard (1807–1883)

Als namhafter Pharmakologe wurde Howard 1891 mit genauem Geburts- und Todesdatum in Band 28 des Dictionary of National Biography aufgenommen. Dennoch nennt Pickering auch 40 Jahre später nur sein Geburtsjahr, und um das Todesdatum zu erfahren, muss man wissen, auf welchen Wochentag der 20. November 1883 fiel:

He was taken ill on 20th Nov., 1883, but no danger was apprehended until Thursday morning, when he gently fell asleep in Jesus at his residence, Lord’s Meade, Tottenham.19

(Der 20. November war übrigens ein Dienstag; Howard starb am 22.)

Albert Midlane (1825–1909)

Von Midlane, dem Dichter des im englischen Sprachraum sehr populären Liedes “There’s a Friend for little children”, schreibt Pickering, er sei verstorben “just as the morning of Lord’s Day, February 28, 1909, was approaching”.20 Aus der zeitgenössischen Presse geht hervor, dass der genaue Todeszeitpunkt vor Mitternacht lag, kalendarisch also noch am 27. Februar (so auch das Oxford Dictionary of National Biography21):

1909-03-01 The Western Daily Press 6 (Midlane)
The Western Daily Press, 1. März 1909, S. 6

Thomas Blair Miller (1840–1905)

Pickering erweckt den Eindruck, als sei der Sohn Andrew Millers am 11. September 1905 gestorben:

On 11th September, 1905, he set out for Skegness for a few days’ rest, and whilst there was seized with another shock, from which he did not recover.22

Der 11. September 1905 war ein Montag. Nach Auskunft der Aberdeener Zeitung The People’s Journal starb Miller aber an einem Dienstagabend, also erst am 12. September:

1905-09-15 The People's Journal, Aberdeen 7 (TB Miller)
The People’s Journal, 15. September 1905, S. 7

John Usticke Scobell (1803–1883)

Den zweiten Vornamen Scobells ersetzt Pickering eigenartigerweise durch die Initiale N. Über den Todestag (Pickering nennt nur das Jahr) finden sich in der zeitgenössischen Presse unterschiedliche Angaben; laut The Cornishman war es der 3. Januar (ein Mittwoch):

1883-01-11 The Cornishman 8 Deaths (Scobell)
The Cornishman, 11. Januar 1883, S. 8

In einem ausführlichen Bericht auf derselben Seite ist ebenfalls von Mittwoch die Rede:

1883-01-11 The Cornishman 8 (Scobell)
The Cornishman, 11. Januar 1883, S. 8

Die Royal Cornwall Gazette nennt demgegenüber den 2. Januar:

1883-01-12 The Royal Cornwall Gazette 5 Deaths (Scobell)
The Royal Cornwall Gazette, 12. Januar 1883, S. 5

Charles Henry Scott (1848–1919)

Von Scotts zweitem Vornamen teilt Pickering nur die Initiale H. mit. Wir erfahren das Datum von Scotts Beerdigung (10. Oktober 1919), aber nicht das seines Todes; nach dem Sussex Express war es der 6. Oktober:

1919-10-10 The Sussex Express 6 (Scott)
The Sussex Express, 10. Oktober 1919, S. 6

Hugh Henry Snell (1817–1892)

Die von Pickering angegebenen Lebensdaten 1815–1891 sind beide falsch. Nach der Datenbank England Births and Christenings 1538–1975 wurde Snell am 29. März 1817 geboren; diese Angabe wird von allen Volkszählungen bestätigt (1851, 1861, 1871, 1881, 1891). Snells Todesjahr kann nicht 1891 sein, da er am 13. Januar 1892 noch einen Artikel schrieb (abgedruckt in The Collected Writings of H. H. Snell, S. 313f.). Wie seine Tochter berichtet, starb er jedoch bald darauf (ebd.); der England and Wales Death Registration Index verzeichnet seinen Tod im ersten Quartal 1892.

Leonard Strong (1797–1874)

Pickering nennt – ebenso wie Stunt im Blackwell Dictionary of Evangelical Biography23 – nur Strongs Todesjahr; das genaue Todesdatum (17. Oktober) findet sich z.B. in der Exeter and Plymouth Gazette:

1874-10-23 The Exeter and Plymouth Gazette 5 Deaths (Strong)
The Exeter and Plymouth Gazette, 23. Oktober 1874, S. 5

Clarence Esme Stuart (1827–1903)

Stuart ist – neben Wigram – der vielleicht prominenteste „Bruder“ auf dieser Liste; insofern mag es erstaunen, dass bei seinen Lebensdaten noch Korrekturen notwendig sind. Die Angaben bei Pickering sind widersprüchlich: Als Geburtsjahr wird im Inhaltsverzeichnis 1823 genannt, im Artikel selbst aber 1828; das Todesjahr findet sich überhaupt nur im Inhaltsverzeichnis und fehlt im Artikel ganz. Spätere Darstellungen (z.B. Arend Remmers’ Gedenket eurer Führer) übernehmen meist die Daten 1828–1903. Tatsächlich wurde Stuart jedoch bereits am 29. Mai 1827 geboren, wie eine amerikanische genealogische Zeitschrift 1967 in einem Artikel über die Familie William Penns am Rande mitteilte;24 auch Stuarts genaues Todesdatum (8. Januar 1903) wird dort erwähnt (ebenso auf der Website Global Plants, die Stuarts Testament zusammenfasst).

William Trotter (1818–1865)

Von Trotter scheinen bisher ebenfalls nur die Geburts- und Todesjahre bekannt zu sein (siehe z.B. Pickering). Das genaue Todesdatum (5. November) dokumentieren verschiedene Zeitungen, darunter der Leeds Mercury:

1865-11-13 The Leeds Mercury 2 Deaths (Trotter)
The Leeds Mercury, 13. November 1865, S. 2

William Henry George Wellesley (1806–1875)

Trotz seiner adeligen Abstammung weiß Chief Men auch von diesem „Bruder“ nur die Geburts- und Todesjahre anzugeben. The Peerage liefert die genauen Daten: geboren am 2. Februar 1806, gestorben am 21. Dezember 1875. Das Todesdatum lässt sich auch durch Zeitungen bestätigen, z.B. durch den Essex Standard:

1875-12-24 The Essex Standard 5 Deaths (Wellesley)
The Essex Standard, 24. Dezember 1875, S. 5

George Vicesimus Wigram (1805–1879)

Über Wigrams Lebensdaten herrscht trotz seiner Bekanntheit einige Verwirrung. Pickering führt nur die Jahreszahlen an (die unstrittig sind). Als Geburtsdatum wird je nach Quelle der 28. März (The Peerage, Brown, BDEB25, ODNB26) oder der 29. März (STEM Publishing, My Brethren) angegeben, als Todesdatum der 1. Januar (DNB, Schaff-Herzog, Remmers, My Brethren, The Peerage, BDEB, ODNB) oder der 1. Februar (STEM Publishing, Brown). Was das Geburtsdatum betrifft, wird man wohl der Datenbank England Births and Christenings 1538–1975 vertrauen können; sie nennt den 28. März. Beim Todesdatum hilft ein Blick in die zeitgenössische Presse: Die Pall Mall Gazette datiert Wigrams Tod auf den 1. Februar, die Daily News berichtet ausführlich über seine Beerdigung am 6. Februar:

1879-02-04 The Pall Mall Gazette 3 Deaths (Wigram)
The Pall Mall Gazette, 4. Februar 1879, S. 3
1879-02-07 The Daily News 6 (Wigram)
The Daily News, 7. Februar 1879, S. 6 (Auszug)

Das falsche Datum 1. Januar ist möglicherweise durch das renommierte Dictionary of National Biography (Bd. 61, 1900) in die Literatur eingedrungen; My Brethren zitiert allerdings sogar eine angebliche Sarginschrift, die den 1. Januar genannt haben soll, und datiert die Beerdigung auf den 7. Januar! Da die Zeitungen den Ereignissen zweifellos näher standen, wird man ihnen wohl eine höhere Glaubwürdigkeit zubilligen können.


Es folgen noch einige Personen, die nicht in Pickerings Chief Men enthalten sind.

John Beaumont (1823/24–1896)

Dieser heute nahezu vergessene Evangelist wird auf STEM Publishing als Liederdichter vorgestellt, jedoch ohne Lebensdaten. Dem Zeitungsbefund nach starb er am 27. September 1896 im Alter von 72 Jahren; er muss also zwischen dem 28. September 1823 und dem 27. September 1824 geboren sein:

1896-09-30 The Standard 1 (Beaumont) NA
The Standard, 30. September 1896, S. 1

Henry D’Arcy Champney (1854–1942)

Kurzbiografien Champneys finden sich auf STEM Publishing und My Brethren. Die Zeitung Western Daily Press nennt sein genaues Todesdatum (5. September):

1942-09-08 The Western Daily Press 4 Deaths (Champney)
The Western Daily Press, 8. September 1942, S. 4

William Henry Darby (1790–1880)

Über John Nelson Darbys ältesten Bruder ist nach wie vor erstaunlich wenig bekannt; The Peerage kennt noch nicht einmal sein Todesjahr. Nach zeitgenössischen Adelsverzeichnissen27 und der Pall Mall Gazette starb er am 20. Februar 1880:

1880-02-26 The Pall Mall Gazette 3 (WH Darby)
The Pall Mall Gazette, 26. Februar 1880, S. 3

William Wooldridge Fereday (1866–1959)

Feredays zweiter Vorname kursiert in mindestens vier verschiedenen Varianten: Woolreidge (Google Books, WorldCat, Christian Brethren Archive), Woolridge (eHymnBook), Wooldridge (STEM Publishing) und Woldridge (STEM Publishing, Bible Truth Publishers, The Cyber Hymnal, Google Books). Nach dem England and Wales Marriage Registration Index und dem England and Wales Census 1911 lautet die richtige Form Wooldridge; Feredays Vater trug denselben Namen.

Auch das Geburtsjahr Feredays wird unterschiedlich angegeben: Zur Auswahl stehen 1861 (Grass28), 1863 (eHymnBookSTEM Publishing) und 1866 (Dickson29, STEM Publishing, The Cyber Hymnal). Nach dem England and Wales Birth Registration Index ist Letzteres korrekt – Fereday wurde im zweiten Quartal 1866 geboren. Dies stimmt auch mit der Angabe in seinem Nachruf überein, wonach er bei seinem Tod 93 Jahre alt war.30 Das genaue Todesdatum lässt sich anhand des Nachrufs nur auf die Monate vor September 1959 (dem Erscheinungstermin des betreffenden Witness-Hefts) eingrenzen.31

Richard Holden (1828–1886)

Holden, ein Missionar der „Brüder“ in Portugal, wird auf STEM Publishing mit dem Todesjahr 1886 erwähnt. Eine portugiesische Website teilt seinen Geburtsmonat (August 1828) und sein genaues Todesdatum (7. Juli 1886) mit.

Walter Alexander Lickley (1909–1996)

Der australische „Bruder“ Lickley, durch zwei Bücher auch hierzulande bekannt,32 ist auf STEM Publishing als noch lebend verzeichnet; nach der Trauer-Website HeavenAddress starb er am 26. September 1996.33

Hamilton Smith (1862–1943)

Smith starb nach STEM Publishing am 23. Januar 1943. Die Zeitung Western Daily Press, die ein knappes halbes Jahr später den Wert seines Nachlasses veröffentlichte, nannte dagegen den 22. Januar als Todesdatum:

1943-07-06 The Western Daily Press 2 (H Smith)
The Western Daily Press, 6. Juli 1943, S. 2

Welche Angabe richtig ist, wäre nur durch eine dritte, unabhängige Quelle zu klären.

William Henry Westcott (1865–1936)

Westcott wird auf STEM Publishing mit Geburts- und Todesjahr erwähnt. Nach der Anzeige in der Yorkshire Post starb er am 9. November 1936:

1936-11-19 The Yorkshire Post 1 Deaths (Westcott)
The Yorkshire Post, 19. November 1936, S. 1