Schlagwort-Archiv: Calvinismus

Neuerscheinungen zur Brüderbewegung 2020

Auch am Ende dieses Jahres möchte ich wieder die in den letzten zwölf Monaten erschienenen Veröffentlichungen zur Brüderbewegung übersichtlich zusammenzustellen und kurz kommentieren bzw. einordnen.

In die Bibliografie von 2019 habe ich inzwischen übrigens nicht weniger als 15 Nachträge aufgenommen: 11 Bücher (Cargill/Brown, Darby/Wigram, Ennis, Houston, Marzone, McLennan, Pickering, Riedel, Smith, Till, Yarrall) und 4 Aufsätze (Bauer/Metzger, King, Liese, Noble). Auch in der Bibliografie von 2018 waren noch zwei Aufsätze nachzutragen (Jabini und Völkening).


BÜCHER


applebySusan Appleby: Search for a Soul. Oldbury, Australien (Linellen Press) 2020. 352 Seiten. ISBN 978-1-922343-27-7.

Ein weiterer Beitrag zum seit der Jahrtausendwende boomenden Genre der Raven-Taylor-Aussteigerliteratur. Im Falle der 1940 geborenen Engländerin Susan Appleby liegt der „Ausstieg“ allerdings bereits lange zurück: Sie wurde 1961 ausgeschlossen, weil sie sich in einer Zusammenkunft, in der über den Ausschluss ihrer Mutter verhandelt wurde, Notizen gemacht hatte und nicht bereit war, diese zu vernichten. (Ihr Vater war schon knapp zwei Jahre vorher ausgeschlossen worden, weil er sich weigerte, die außenstehende Person zu benennen, deren Spende die Heizung des Versammlungsraums finanziert hatte!) Die Erinnerungen an die Raven-Taylor-Zeit, bereits 1970 niedergeschrieben, nehmen etwa die Hälfte des Buches ein; die zweite Hälfte führt bis in die Gegenwart. Im Unterschied zu vielen anderen Aussteigern hat sich die Autorin nicht vom christlichen Glauben abgewandt, sondern gehört seit ihrer Heirat 1968 der anglikanischen Kirche an.


Ken Barrett (Hrsg.): En España por amor al Señor. 150 años del movimiento de los Hermanos. Madrid (Centro Evangélico de Formación Bíblica) 2020. 235 Seiten. ISBN 978-84-120474-2-4.

Eine Geschichte der Offenen Brüder in Spanien.


berthoudJean-Marc Berthoud: John Nelson Darby. L’essor d’un hérétique total. Lausanne (Éditions Messages) 2020. 162 Seiten. ISBN 978-0-244-87512-1.

Der Untertitel „Aufstieg eines totalen Irrlehrers“ macht bereits deutlich, dass es sich hier nicht um ein sachlich informierendes, sondern um ein kritisches, wenn nicht polemisches Werk handelt. Im Zentrum stehen John Nelson Darbys Jahre in Lausanne von 1840 bis 1845, wo er eine „radikale Neuorientierung des christlichen Glaubens“ herbeizuführen versucht habe und damit zum Wegbereiter Satans geworden sei. Der Autor selbst ist offenbar Calvinist oder reformierter Baptist. Als Anhang zu seinen etwa 70-seitigen Darlegungen druckt er auf ca. 30 Seiten übersetzte Auszüge aus Thomas Croskerys Catechism on the Doctrines of the Plymouth Brethren (1879) sowie einen kurzen eigenen Kommentar zu Römer 11 ab. Eine knapp 20-seitige systematische Bibliografie beschließt den Band.


siegfriedkollWolfgang Bühne: Siegfried Koll. Der verfolgte, aber nicht verlassene Deutsch-Chinese. Bielefeld (CLV) 2020. 154 Seiten. ISBN 978-3-86699-757-8.

Gustav und Lili Koll, ein deutsches Missionarsehepaar der Geschlossenen Brüder, adoptierten 1929 in China einen knapp zweijährigen Waisenjungen und gaben ihm den Namen Siegfried. Drei Jahre seiner Kindheit (1933–36) verbrachte er mit seiner Adoptivmutter in Deutschland. Als junger Erwachsener wurde er aus politischen Gründen verhaftet und kam während seiner zweijährigen Gefangenschaft zum Glauben. Nach der kommunistischen Machtübernahme mussten seine Adoptiveltern 1952 China verlassen, woraufhin Siegfried sich der Gemeinde von Wang Ming-Tao anschloss. 1958 wurde er um seines Glaubens willen erneut interniert und verbrachte die folgenden 20 Jahre in Arbeitslagern. 1978 entlassen, wandte er sich vollzeitlich der Evangelisation und Verkündigung zu. Mitte der 1980er Jahre kam er wieder mit den deutschen Geschlossenen Brüdern in Kontakt, die ihn fortan unterstützten. Er starb 2010.

Die Biografie ist lebendig und gut lesbar geschrieben und durch acht farbige Bildseiten angereichert. Den zweiten Teil des Buches bildet eine 42-seitige Abhandlung über „Christen in China – gestern und heute“. Laut Wolfgang Bühne sind aktuelle Meldungen über Christenverfolgungen in China oft übertrieben; Gemeinden, die in ihrer Verkündigung auf politische Themen verzichteten, bekämen „mit wenigen Ausnahmen keine Probleme“ (S. 129). Ein Exkurs über die um 1991 entstandene chinesische Sondergemeinschaft „Kirche des Allmächtigen Gottes“ und ein Text von Siegfried Koll selbst über die Situation der Hausgemeinden in Nordchina runden den Band ab.


Charles E. Cotherman: To Think Christianly. A History of L’Abri, Regent College, and the Christian Study Center Movement. Foreword by Kenneth G. Elzinga. Downers Grove, IL (InterVarsity Press) 2020. xvii, 305 Seiten. ISBN 978-0-8308-5282-6.

Von brüdergeschichtlichem Interesse ist vor allem Kapitel 2 über das von Offenen Brüdern gegründete Regent College in Vancouver.


Jean DeBernardi: Christian Circulations: Global Christianity and the Local Church in Penang and Singapore, 1819–2000. Singapur (National University of Singapore Press) 2020. xvi, 430 Seiten. ISBN 978-981-3251-09-0.

Auch wenn es aus dem Buchtitel nicht direkt hervorgeht, handelt es sich hier laut Verlagstext um eine „überregionale Geschichte der Brüderbewegung und ihrer Stellung in Singapur und Malaysia“. Die Autorin ist Professorin für Anthropologie an der Universität von Alberta (Kanada).


brethrenchurchNeil Dickson / T[homas] J[ohn] Marinello (Hrsg.): The Brethren and the Church. Studies in Brethren History. Glasgow (Brethren Archivists and Historians Network) 2020. xviii, 472 Seiten. ISBN 978-1-9160130-2-5.

Der sechste Band der Reihe Studies in Brethren History versammelt die Vorträge der BAHN-Konferenzen von 2017 und 2019:

Timothy C. F. Stunt: „The Early Ecclesiastical Identity of John Nelson Darby“ (S. 7–22)
Neil Summerton: „Was George Müller Brethren?“ (S. 23–46)
Ian Randall: „‘I felt bound to receive all true Christians as brethren’: The Expansive Ecclesiology of Andrew Jukes (1815–1901)“ (S. 47–62)
Elisabeth Wilson: „‘Gathering and Receiving’: A Reassessment of the Role of Rice Thomas Hopkins in Australia“ (S. 63–77)
Roger N. Holden: „The Chicago Notes Controversy: James Taylor and Developing Views of the Assembly amongst the Exclusive Brethren“ (S. 79–101)
James I. Fazio: „The Elements and Ordinances of Proto-Brethren Assemblies, 1818–20“ (S. 105–115)
Crawford Gribben: „Brethren and the Legacy of the Reformation“ (S. 117–138)
David A. Smith: „Brethren Ecclesiology in Historical Perspective“ (S. 139–153)
Tim Grass: „What’s in a Name? Theology and the Names of Brethren Places of Worship“ (S. 155–165)
Mark R. Stevenson: „The Office of the Elder in Brethren History“ (S. 167–183)
Neil Summerton: „Charisma and Organization: An Unresolved Theological Tension in the Open Brethren“ (S. 185–200)
Neil Dickson: „The Body and the Circle: Church Metaphors in the Open Brethren“ (S. 201–215)
Peter Conlan: „‘What are you doing for Christ in Birmingham?’ The History, Strategy, and Legacy of a Missional Brethren Assembly Founded by Alexis Jacob in 1924“ (S. 217–227)
Tim Grass: „Ecclesiology in a Hostile Environment: Brethren in Franco’s Spain“ (S. 229–243)
Elisabeth Wilson: „‘A revolution in thought and practice’: The Reconciliation of the Hopkins and Open Meetings in Australia, 1950s–1960s“ (S. 245–257)
T[homas] J[ohn] Marinello: „New Brethren in Flanders: Changing Views of Their Identity“ (S. 259–274)
Neil Dickson: „‘Sweet feast of love divine’: The Lord’s Supper in Brethren History“ (S. 277–306)
Mark R. Stevenson: „The Language of Worship: Brethren Use of the Song of Solomon“ (S. 307–321)
Neil Summerton: „Charisma and Organization: Institutionalism in the Open Brethren in the United Kingdom“ (S. 323–349)
Roger Shuff Yatol: „Romantic Expressions: Brethren and the Value of Art“ (S. 351–370)
Jean DeBernardi: „Startling, Stubborn Things: Prayer and the Ministry of Deliverance in China and Southeast Asia“ (S. 371–387)
Roger N. Holden: „Household Baptism, not Infant Baptism: Taylorite Exclusive Brethren and Baptism“ (S. 389–412)
Kenneth B. E. Roxburgh: „Preaching among the Open Brethren in the Mid-Twentieth Century“ (S. 413–426)
T[homas] J[ohn] Marinello: „Opening of the Closed: The Worldwide Breakup of the Kelly-Lowe-Continental Brethren at the End of the Twentieth Century“ (S. 427–448)
Peter Lineham: „Open Worship and its Decline: Changes in Brethren Identity in New Zealand“ (S. 449–472)

Von den zahlreichen interessanten Aufsätzen dieses Bandes möchte ich insbesondere den vorletzten hervorheben, in dem die internationale Spaltung der Kelly-Lowe-Continental-Brüder (in Deutschland als Geschlossene Brüder oder „Alte Versammlung“ bekannt) in den 1990er Jahren erstmals akademisch untersucht wird. Marinello unterscheidet metaphorisch drei Phasen: „The gathering storm“ (umstrittene Ausschlüsse in Deutschland, den USA und Frankreich ab 1985), „The rumble of thunder“ (umstrittener Ausschluss in Den Helder 1990, Vorgänge in Lofer 1991 u.a.) und „The storm strikes“ (Trennungsbrief aus Den Helder 1995 mit den weltweiten Folgen). Dass sich in Deutschland ca. 30 % von den Geschlossenen Brüdern gelöst hätten (S. 447), ist wohl etwas zu hoch gegriffen.


kgsloanKlaus Güntzschel (Hrsg.): William Gibson Sloan. Einer geht hin – Erweckung auf den Färöern. Lychen (Daniel) 2020. 111 Seiten. ISBN 978-3-945515-38-9.

Der Schotte William Gibson Sloan (1838–1914) gilt als Begründer der (Offenen) Brüderbewegung auf den Färöer-Inseln. Seine 1865 begonnene Evangelisationsarbeit führte dazu, dass die Färöer heute den weltweit größten „Brüder“-Anteil an der Gesamtbevölkerung aufweisen (je nach Quelle zwischen 7 und 15 %). 1993 erschien in einem färöischen Verlag eine ca. 270-seitige englischsprachige Biografie Sloans (Fisherman of Faroe von Fred Kelling), die für das vorliegende Buch „zunächst übersetzt, dann aber komplett überarbeitet und in diesem Zuge stark gekürzt“ wurde (S. 10). Der Band erhebt keinen wissenschaftlichen Anspruch, sondern verfolgt in erster Linie praktisch-erbauliche Ziele. Durch das große Format und die zahlreichen Illustrationen – darunter viele eigens angefertigte Landschaftsaufnahmen von den Färöern – wirkt er streckenweise fast wie ein Bildband.


William Hall: Critique Of The Brethren. An examination of ‘Scripturally’ claims for Scriptural practices. How Biblical are Brethren claims Regarding Assembly Distinctive And Principles of Gathering? [sic] Ohne Ort (Selbstverlag/Amazon) 2020. 108 Seiten. ISBN 979-8-68314774-7.

Vorschläge zu einer Reform der Offenen Brüdergemeinden, zuerst vorgetragen auf der National Elders and Workers Conference in Kingston, Jamaika im Juni 1991 (daher der Umschlagtitel Looking In-depth at The Brethren Movement in Jamaica 1991).


Patricia Hazell: The Kennard Story. [North Manly, Australien] (Selbstverlag) 2020. 120 Seiten.

Die englische Familie Kennard, die bereits zu Darbys Lebzeiten den Geschlossenen Brüdern und später den Raven-Brüdern angehörte, wanderte 1911/13 nach Australien aus. Das Buch zeichnet ihre Geschichte von Mitte des 19. Jahrhunderts bis in die Gegenwart nach, einschließlich der Raven’schen Spaltungen, die sich auch auf die Familie auswirkten. Die Autorin ist Familienmitglied, wuchs aber nicht mehr unter den „Brüdern“ auf.


Robert Plant (Hrsg.): They Finished Their Course. Volume 5. Kilmarnock (Ritchie) 2020. 711 Seiten. ISBN 978-1-912522-93-4.

Kurzbiografien von fünfzig in den 2010er Jahren verstorbenen (konservativen) Offenen Brüdern, darunter David W. Gooding (S. 193–205) und Harold S. Paisley (S. 457–467), ergänzt durch vier Nachträge aus früheren Jahrzehnten.


Jessie Shedden: These Boots Were Made For Walking. Ohne Ort (Selbstverlag/Amazon) 2020. xiii, 157 Seiten. ISBN 979-8-68367-306-2. — Überarbeitete Ausgabe: Tomorrow’s Not Promised. Ohne Ort (Selbstverlag/Amazon) 2020. xxvii, 223 Seiten. ISBN 979-8-69848324-3.

Die jüngste Raven-Taylor-Aussteigerbiografie stammt auch von der bisher jüngsten Autorin: Die 1986 geborene Engländerin Jessie Shedden verließ die Raven-Taylor-Symington-Hales-Brüder erst Ende 2017. Nach Teilnahme an einem Kurs „40 Days to a Finished Book“ schrieb sie ihr Buch in 40 Tagen, brachte jedoch bereits einen Monat später unter neuem Titel eine überarbeitete und erweiterte Version davon heraus. Es bietet den wohl aktuellsten Einblick in das Innenleben dieser Randgruppe der Brüderbewegung.


stuecherHelmut Stücher [Hrsg.]: Das „Judenbuch“ in der Nazizeit. Erinnerungen eines Nichtwählers. Norderstedt (BoD) 2020. 179 Seiten. ISBN 978-3-7504-5263-3.

Wilhelm Stücher (1898–1969) war einer der bekanntesten Gegner des BfC und einer der wenigen „Brüder“, die den antichristlichen Charakter des NS-Regimes deutlich erkannten. Etwa ein Jahr vor seinem Tod besprach er ein Tonband mit Erinnerungen an die Zeit des Versammlungsverbots. Sein Sohn Helmut (* 1933) transkribierte und überarbeitete die Aufzeichnungen und ergänzte sie um einige Briefe und Dokumente. Unter dem Titel „Erinnerungen eines Nichtbündlers“ (aus der Nazizeit) kursiert dieses Typoskript seither vor allem in Kreisen der Geschlossenen Brüder und wurde auch von Historikern wiederholt als Quelle herangezogen.

Dass diese Erinnerungen nun – über 50 Jahre nach ihrer Niederschrift – erstmals auch in Buchform zugänglich gemacht werden, ist grundsätzlich verdienstvoll. Allerdings löst bereits der Umschlag Verwunderung aus: Offenbar meinte der Herausgeber einen für eine breitere Leserschaft verständlichen Titel finden zu müssen und ersetzte daher „Nichtbündler“ durch „Nichtwähler“ – das war Wilhelm Stücher sicher auch, aber es ist kaum das Hauptthema des Buches. Auch das in den Obertitel gesetzte Wort „Judenbuch“ (gemeint ist die Bibel) kommt in Stüchers Erinnerungen nur an einer einzigen Stelle vor, nämlich auf S. 24 (Typoskript S. 10). Befremdlich wirkt außerdem, dass der Name Wilhelm Stücher auf dem Titelblatt überhaupt nicht auftaucht, sondern Helmut Stücher als Autor firmiert – erst im Vorwort (S. 7) erfährt der Leser, dass es sich um die Erinnerungen seines Vaters handelt.

Das Vorwort wirft noch weitere Fragen auf. Im Originaltyposkript endete es mit folgendem Absatz (Fettdruck hinzugefügt):

Allerdings bedurften die Erzählungen, wie sie aufgezeichnet waren, einer Überarbeitung, was ich jüngst übernommen habe. Dabei konnte ich aus den noch vorhandenen Korrespondenzen aus jener Zeit Ergänzungen einfügen. Es erschien mir im Interesse eigener Urteilsbildung nützlich, von meinem Vater angeführte Briefe und Schriften zum Teil wörtlich wiederzugeben, wodurch m.E. dem Leser ein objektiverer Einblick in die Entwicklung der Dinge gegeben wird, wie sie durch das Aufkommen und Wirken des nationalsozialistischen Geistes im Kreise der „Brüder“ bestimmt wurde.

In der Buchfassung heißt es stattdessen lapidar:

Diese Memoiren sind auf Tonband gesprochen worden und später davon abgeschrieben, so daß es sich um das gesprochene Wort handelt, das nicht mehr überarbeitet wurde.

Das ist nicht nur eine erhebliche Verkürzung, sondern im Grunde eine Verkehrung ins Gegenteil: „Bedurften die Erzählungen“ nun „einer Überarbeitung“, die der herausgebende Sohn auch vornahm, oder wurde „das gesprochene Wort […] nicht mehr überarbeitet“? Dem Originaltyposkript wird man sicher mehr Glauben schenken dürfen als einem Nachdruck nach über 50 Jahren, und tatsächlich klingt der Text auch kaum wie eine wortwörtliche Mitschrift, aber warum dann diese Änderung im Vorwort?

Abweichungen vom Typoskript finden sich auch im Hauptteil des Buches gelegentlich. Manche davon beruhen vermutlich auf Abschreibversehen (z.B. „wichtig“ statt „richtig“, S. 12; „Am nächsten Morgen“ statt „Am nächsten Mittag“, S. 22; „sehen“ statt „stehen“, S. 60; „in einer Brüderversammlung“ statt „in einer großen Brüderversammlung“, S. 94; „wollten“ statt „sollten“, S. 127 [zweimal]; „am Vortag“ statt „am Vormittag“, S. 154; „im kleineren Kreis“ statt „im kleinsten Kreis“, S. 164), bei anderen ist die erneut eingreifende Hand eines Überarbeiters zu erkennen (z.B. „Gesprächen am Mittagstisch“ statt „Mittagstischgesprächen“, S. 20; „der Mitunterzeichner Ihres Briefes“ statt „der Bruder, dessen Namen ich aus der Unterschrift als Mitunterzeichner Ihres Briefes nicht entnehmen kann“, S. 16). An mindestens zwei Stellen sind mir Zusätze in Klammern aufgefallen, die im Typoskript keine Grundlage haben („Helmut geb.“, S. 19; „Bordellbesuch“, S. 91).

Der gravierendste, kaum zu entschuldigende Mangel des Buches besteht allerdings darin, dass dem Herausgeber gar kein vollständiges Exemplar des Typoskripts mehr vorlag. An zwei Stellen der Erinnerungen sollten externe Dokumente eingefügt werden (S. 27: Kietzells Betrifft: Christen ohne Sonderbekenntnis; S. 53: Brief Darbys über die Beteiligung an Wahlen), die hier aber fehlen, da der Herausgeber sie (wie er vermutet) verliehen und nicht wieder zurückbekommen hat. (Dafür ist auf S. 63–66 die Barmer Erklärung abgedruckt, die Wilhelm Stücher nirgendwo erwähnt.) Ohne jede Begründung fehlt außerdem die letzte Seite des Typoskripts (96) – man wird wahrscheinlich davon ausgehen können, dass dies dem Herausgeber gar nicht bewusst war. Dadurch enden die Erinnerungen recht abrupt („Anschließend an die Gerichtsverhandlung kamen wir in meinem Hause mit noch anderen Geschwistern aus dem Dillkreis zusammen“), und es wirkt nachvollziehbar, dass der Herausgeber zur Abrundung noch ein eigenes Nachwort angehängt hat. Den Text der ursprünglichen Seite 96 stelle ich hier zum Download zur Verfügung.

Wilhelm Stüchers Erinnerungen eines Nichtbündlers sind eine wichtige Quelle zur Geschichte der Brüderbewegung im Dritten Reich. Die vorliegende Edition genügt den Ansprüchen einer Leseausgabe (wenn man das Fehlen der letzten Seite verschmerzen kann), ist aufgrund der beschriebenen Ungenauigkeiten aber wissenschaftlich wohl nicht zitierfähig.


stunttregellesTimothy C. F. Stunt: The Life and Times of Samuel Prideaux Tregelles. A Forgotten Scholar. Christianities in the Trans-Atlantic World. Cham (Palgrave Macmillan) 2020. xviii, 282 Seiten. ISBN 978-3-030-32265-6.

Samuel Prideaux Tregelles (1813–1875) kommt in jeder Brüdergeschichte vor und ist auch für die Geschichte der neutestamentlichen Textkritik bedeutsam, doch über sein Leben war bisher relativ wenig bekannt. Timothy Stunt hat diese Lücke nun überzeugend geschlossen. In gewohnt akribischer Manier verfolgt er Tregelles’ Weg von seiner Kindheit in einer Quäkerfamilie Cornwalls über seine autodidaktische Bildung in Wales und seine Forschungsreisen auf den europäischen Kontinent bis hin zu seinem krönenden Lebenswerk, einer 7-bändigen Ausgabe des griechischen Neuen Testaments. Auch seinem Verhältnis zu den „Brüdern“, denen er sich 1835 anschloss, wird gebührende Aufmerksamkeit geschenkt. Tregelles stellte sich bei der Spaltung von 1845 bekanntlich auf die Seite seines Freundes Benjamin Wills Newton und hielt diesem bis an sein Lebensende die Treue. Als Newton 1847 Plymouth verließ, blieb Tregelles in dessen Gemeinde (Ebrington Street, später Compton Street), die aber in den folgenden Jahren ihren „Brüder“-Charakter mehr und mehr verlor. 1863 stellte sie – mit Tregelles’ Zustimmung – einen gewissen William Elliot als Pastor an, doch dieser erwies sich mit der Zeit als so dominant und unbeherrscht, dass Tregelles und etliche andere 1866 die Gemeinde verließen. Ob er danach der presbyterianischen oder der anglikanischen Kirche beitrat (für beides gibt es Hinweise), kann auch Stunt nicht mit Bestimmtheit sagen. In jedem Fall wird sein Buch für viele Jahre das Standardwerk über Tregelles bleiben.


AUFSÄTZE


bhr2018Ausgabe 16 (2020) der Brethren Historical Review enthält (neben etlichen Rezensionen) die folgenden Beiträge:

(Timothy C. F. Stunt:) „Early Brethren as Observed by an Outsider, c. 1838“ (S. 1–4)
Neil Summerton: „Porous Frontier or Hard Border? George Müller and Brethren Identity“ (S. 5–32)
Gordon W. Simmonds: „Science and Medicine in the Exclusive Brethren“ (S. 33–41)
Timothy C. F. Stunt: „John Townsend Trench (1834–1909)“ (S. 42–51)
Neil Dickson: „‘With hesitating heart’: William Blane (1858–1936)“ (S. 52–91)
Christina Evangelina Lawrence: „Thomas Baird (1861–1932): Advocate of Mission“ (S. 92–115)
Roger Shuff Yatol: „In Ruskin’s Shadow: Darbyite Brethren in Coniston 1895–1975“ (S. 116–138)
P[aul] David Wilkin: „Dr Walter Fisher, an Ilomba, and the Spanish ’Flu Pandemic“ (S. 139–157)
Michael Schneider: „New Writing on Brethren History“ (S. 158–161)
Doug Engle: „Robert Henry Baylis (1924–2020)“ (S. 198–201)
Neil Summerton: „Brian Stanley Mawhinney (Lord Mawhinney of Peterborough) 1940–2019“ (S. 202–208)
Peter Conlan: „Peter Maiden 8 April 1948 – 14 July 2020“ (S. 209–215)


Howard A. Barnes: „William Henry Bennet (1843–1920)“. In: Precious Seed 75 (2020), Heft 3, S. 26.

Kurzes Lebensbild zum 100. Todestag von William Henry Bennet, der von 1891 bis zu seinem Tod Mitherausgeber von Echoes of Service war (auch online).


Howard A. Barnes: „Charles Henry Mackintosh“. In: Precious Seed 75 (2020), Heft 4, S. 15.

Kurzes Lebensbild zum 200. Geburtstag des bekannten Geschlossenen Bruders (auch online). Dass Mackintosh sich „in den letzten 15 Jahren seines Lebens nicht an den Spaltungen und lehrmäßigen Turbulenzen unter den exklusiven Versammlungen beteiligt“ hätte, kann man so wohl nicht stehen lassen – er war ein entschiedener Kritiker Grants und Stuarts (vgl. Noel, Bd. 2, S. 440f.) und bekanntlich auch ein Verteidiger Ravens.


Ulrich Brockhaus: „150 Jahre Elberfelder Bibel: Unbestechlich texttreu“. In: ideaSpektrum Spezial 6/2020 – lesen, hören & sehen (Einhefter in ideaSpektrum 41/2020), S. 12–14.

Die erste Gesamtausgabe der Elberfelder Bibel erschien zwar erst 1871, aber die Arbeit daran wurde bereits 1870 (also vor 150 Jahren) abgeschlossen, deshalb bat die Nachrichtenagentur idea den früheren Verleger und führenden Revisionsmitarbeiter Dr. Ulrich Brockhaus um einen Beitrag über Geschichte und Besonderheiten dieser Bibelübersetzung. Abonnenten von ideaSpektrum können den Beitrag auch online lesen. Zusätzlich produzierte idea ein dreiminütiges Video mit Ulrich Brockhaus zu diesem Thema.


Wolfgang Bühne: „50 Jahre ‚fest und treu‘“. In: fest und treu 172 (4/2020), S. 12f.

Mit etwas Verspätung (die ersten Ausgaben von fest und treu bzw. dem Vorläufer Bibelkurs erschienen bereits 1968) zeichnet der Schriftleiter hier knapp die Geschichte der Zeitschrift nach (auch online: siehe rechts das Dropdown-Menü „Dokumente zum Artikel“ – Direktverlinkungen auf PDF-Dateien sind seit dem letzten Relaunch der CLV-Website leider nicht mehr möglich!).


Sam Cairns: „Report: Gospel Folio Press. Port Colborne, Ontario, Canada“. In: Cornerstone 4 (2020), Heft 3, S. 8f.

Kurze Geschichte des kanadischen Verlags Gospel Folio Press, der den konservativen Offenen Brüdern zugerechnet wird (auch online).


Bernard Doherty: „Back at the Bar: Charity Law, Public Benefit, and a Case of Legal déjà vu for the Exclusive Brethren“. In: The Status of Religion and the Public Benefit in Charity Law. Hrsg. von Barry W. Bussey. London (Anthem Press) 2020. S. 101–126.

Im Juni 2012 verweigerte die Charity Commission for England and Wales einer Stiftung der Raven-Taylor-Symington-Hales-Brüder in Devon die Anerkennung als gemeinnützig. Nach einer heftigen politischen Kontroverse und internen Verhandlungen wurde die Entscheidung im Januar 2014 revidiert. Der Artikel untersucht diese Vorgänge und vergleicht sie mit einem früheren Rechtsstreit, in den die Raven-Brüder verwickelt waren (Holmes v Attorney General, 1981).


James I. Fazio: „Dispensational Thought as Motivation for Social Activism among Early Plymouth Brethren“. In: Journal of Ministry & Theology 24 (2020), Heft 1, S. 91–107.

Wie der Titel bereits andeutet, ist Fazio der Auffassung, dass das Motiv für soziale Aktivitäten der frühen „Brüder“ ihr Dispensationalismus gewesen sei. Als Beispiele nennt er die Missionsarbeit von Groves, Cronin und Parnell in Bagdad, die Evangelisationsarbeit von Deck in Neuseeland und die Gemeinde- und Waisenhausarbeit von Müller und Craik in Bristol (auch online).


Liselotte Frisk: „Plymouth Brethren Christian Church“. In: The SAGE Encyclopedia of the Sociology of Religion. Hrsg. von Adam Possamai und Anthony J. Blasi. Thousand Oaks, CA (SAGE Publications) 2020. Bd. 2, S. 583f.

Lexikonartikel über die Raven-Taylor-Symington-Hales-Brüder aus religionssoziologischer Sicht. Die Darstellung ist betont sachlich und neutral; jede Form von Kritik wird vermieden.


Tim Grass: „150 años de las Asambleas de Hermanos en España“. In: Edificación Cristiana 294 (Mai–August 2020), S. 27–31;  295 (September–Oktober 2020), S. 21–24.

Kurzer Überblick über die Geschichte der Offenen Brüder in Spanien.


James Craig Holte: „John Nelson Darby and Dispensationalism“. In: Imagining the End. The Apocalypse in American Popular Culture. Hrsg. von James Craig Holte. Santa Barbara, CA (ABC-Clio) 2020. S. 65f.

Im Ganzen seriöser Lexikonartikel über Darby und den Einfluss seines Dispensationalismus auf populäre amerikanische Endzeitvorstellungen. Einige Behauptungen sind zweifelhaft (z.B. dass Darby die Erfindung des Telegrafen 1844 als Zeichen der Endzeit angesehen hätte) oder direkt falsch (z.B. dass Darby die doppelte Prädestination oder die sieben Dispensationen Scofields gelehrt hätte).


Thomas D. Ice: „The Calvinist Heritage of Dispensationalism“. In: Interdisciplinary Journal on Biblical Authority 1 (2020), Heft 2, S. 119–134.

Ice will aufzeigen, dass die frühen Dispensationalisten – darunter auch die „Brüder“ Darby und Bellett – Calvinisten gewesen seien. Vermutlich identisch mit einem älteren Artikel von ca. 2009.


Jan Jensen: „Christianity, Presence, and the Problem of History: On two forms of Christian temporality in the Faroe Islands“. In: Suomen Antropologi: Journal of the Finnish Anthropological Society 45 (2020), Heft 2, S. 3–16.

Untersuchung zum Zeit- und Geschichtsverständnis einer Pfingstgemeinde und einer Brüdergemeinde auf den Färöern (auch online).


Steve Knowles: „The Plymouth Brethren Christian Church, Media Engagement and Public Benefit“. In: Ecclesial Practices 7 (2020), S. 101–116.

Nachdem einer Stiftung der Raven-Taylor-Symington-Hales-Brüder 2012 die Gemeinnützigkeit aberkannt worden war (siehe oben unter Doherty), starteten diese eine beispiellose PR-Offensive, um ihre Gemeinnützigkeit unter Beweis zu stellen. Der Artikel untersucht die zu diesem Zweck eingegangene Zusammenarbeit mit den Mainstream-Medien.


Andreas Liese: „‚Unsere Heimath ist droben‘. Heimat und Fremde in den Geschlossenen Brüdergemeinden“. In: Zeitschrift für Theologie und Gemeinde 25 (2020), S. 209–232.

Eingehende Analyse der Haltung der (englischen und deutschen) Geschlossenen Brüder zur „Welt“ (Absonderung, Politikabstinenz, Himmelsbürgertum usw.). Herangezogen werden Texte von John Nelson Darby bis Ernst-August Bremicker.


Simone Maghenzani: „The English and the Italian Bible“. In: British Protestant Missions and the Conversion of Europe, 1600–1900. Hrsg. von Simone Maghenzani und Stefano Villani. Routledge Studies in Early Modern Religious Dissents and Radicalism. New York / London (Routledge) 2021. S. 102–118.

Wiederholte Verweise auf „Brüder“, u.a. auf Piero Guicciardini (1808–1886).


Gabriele Naujoks: „David Gooding (1925–2019). Bibellehrer und Gelehrter“. In: Zeit & Schrift 23 (2020), Heft 1, S. 20–27.

Lebensbild des bekannten Alttestamentlers, der den Offenen Brüdern angehörte und viel mit John Lennox zusammenarbeitete (auch online).


Thomas Riedel: „Es ging zuerst um Gott und sein Wort. Akademisches Aufbauprogramm und Masterarbeit an der Universität von Südafrika unter Wiedenester Begleitung“. In: Offene Türen 112 (2020), Heft 4, S. 25.

Bericht über die Masterarbeit Entstehung und Entwicklung der „Elberfelder Bibel“ (Neues Testament) von der Erstübersetzung bis heute (vgl. Neuerscheinungen 2019).


Berthold Schwarz: „John Nelson Darbys Einfluss auf die Schriftauslegung in konfessionell evangelikal geprägten (Frei-)Kirchen und Gemeinden. Ein Versuch, Zusammenhänge zu verstehen“. In: Freikirchenforschung 29 (2020), S. 129–147.

Aufgrund des Obertitels könnte man eine Untersuchung darüber erwarten, welche Kirchen und Freikirchen in welchem Maße von Darbys Theologie beeinflusst wurden, aber tatsächlich handelt es sich um eine (wohlwollende) Analyse und Einordnung von Darbys Theologie selbst, speziell seines Dispensationalismus.


Manuel Seibel: „Ein Leben für seinen Meister. Henry Allan Ironside – auf dem Weg zum Herrn Jesus“. In: Folge mir nach [28] (2020), Heft 4, S. 22–26; Heft 5, S. 22–27.

Zweiteiliges Lebensbild mit praktisch-erbaulichen Nutzanwendungen (auch online: Teil 1, Teil 2). Ironsides Verbindung mit den Offenen Brüdern und sein Pastorenamt an der Moody Church werden erwartungsgemäß kritisch gesehen.


(Rebecca Styler:) „Brethren“. In: Nineteenth-Century Religion, Literature and Society. Hrsg. von Naomi Hetherington. Volume I: Traditions. Hrsg. von Rebecca Styler. Abingdon / New York (Routledge) 2020. S. 197f.

Der Band versammelt Primärtexte zu Religion, Literatur und Gesellschaft des 19. Jahrhunderts. Für den Abschnitt 6.1 „Brethren“ (S. 199–207) wurden Auszüge aus Darbys Reflections on the Ruined Condition of the Church (1841) und Groves’ bekannter Brief an Darby (1836) ausgewählt; vorangestellt ist eine Einleitung der Herausgeberin.


Elisabeth Wilson: „The Legacy of Charles Frederick Reeve“. In: International Bulletin of Mission Research 44 (2020), S. 80–91.

Der australische Indienmissionar Charles Frederick Reeve (1859–1941), dessen Leben, Persönlichkeit und Einfluss hier untersucht werden, gehörte etwa ein Jahrzehnt lang den Offenen Brüdern in Hobart (Tasmanien) an.


Für Hinweise auf weitere, von mir übersehene Neuerscheinungen bin ich dankbar!

Neuerscheinungen zur Brüderbewegung 2019

Auch am Ende dieses Jahres möchte ich wieder die in den letzten zwölf Monaten erschienenen Veröffentlichungen zur Brüderbewegung übersichtlich zusammenstellen und kurz kommentieren bzw. einordnen. (In die Bibliografie von 2018 habe ich inzwischen noch mehrere Nachträge aufgenommen; siehe die Bücher von Cargill & Brown, Costen, Dickson & Marinello, Herriot und Mutton sowie den Aufsatz von Dennison.)


BÜCHER


Fred[erick] Stanley Arnot: Missionary Travels in Central Africa. Newtownards, Nordirland (Crimond House Publications) 2019. 172 Seiten.

Neuausgabe des zuerst 1914 bei Echoes of Service erschienenen autobiografischen Missionsberichts von Frederick Stanley Arnot (1858–1914).


cargillbrown3Bert Cargill / James Brown: Traditions to Treasure. “Hold fast that which is good” (1 Thess 5.21). Christian Heritage Series 3. Kilmarnock (Ritchie) 2019. 242 Seiten.

Der dritte Band der „Christian Heritage Series“, die auf Artikel im Believer’s Magazine zurückgeht, ist zum großen Teil der Brüderbewegung gewidmet. Enthalten sind u.a. Kapitel über John Nelson Darby (S. 25–33), John Gifford Bellett (S. 34–39), Lord Congleton (S. 40–45), Robert Cleaver Chapman (S. 46–51), George Vicesimus Wigram (S. 52–57), Benjamin Wills Newton (S. 58–63), Charles Henry Mackintosh (S. 64–69), William Kelly (S. 70–75), Samuel Prideaux Tregelles (S. 76–81), Andrew Miller und Edmund Hamer Broadbent (S. 82–87), Edward Denny (S. 118–124), James George Deck (S. 125–129), Joseph Denham Smith (S. 130–133), Albert Midlane (S. 139–143), Joseph Medlicott Scriven (S. 144–149), Mary Peters (S. 156–160), Thomas Newberry (S. 190–195), William Edwy Vine (S. 196–201), George Cutting und Alexander Marshall (S. 202–207), Georg Müller (S. 213–222).


Ann Cleeves: The Long Call. London (Macmillan) 2019. 382 Seiten.

Kriminalroman um einen Detective Inspector, der unter den „Barum Brethren“ in Devon aufgewachsen ist und durch seine Ermittlungen in diese Kreise zurückgeführt wird. Die „Barum Brethren“ zeigen einige Ähnlichkeiten mit den Raven-Taylor-Symington-Hales-Brüdern (z.B. Kontaktabbruch mit Aussteigern, Konsum von Whisky), weichen in vielem aber auch davon ab (z.B. Essen mit Ungläubigen, Fernsehen, Kremation). Das Buch wurde 2021 als Vierteiler verfilmt.


[John Nelson Darby / George Vicesimus Wigram:] Letters of J. N. Darby. Supplement. Correspondence with G. V. Wigram. Vol. 1: 1838–1855. Chessington (Bible and Gospel Trust) 2019. viii, 446 Seiten. — Vol. 2: 1856–1878. Ebd. 511 Seiten.

Der im Christian Brethren Archive in Manchester lagernde Bestand von ca. 800 Briefen zwischen Darby und Wigram wird hier in sorgfältiger Edition zum ersten Mal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im Gegensatz zu allen früheren Briefausgaben Darbys erfolgt die Wiedergabe unzensiert und unredigiert, sodass völlig neue Einblicke in Persönlichkeit und Privatleben möglich werden. Die zahlreich erwähnten Orte und Personen sind durch differenzierte Register erschlossen.


despinsGilles Despins: La Bible Darby et son histoire. Sa rédaction, ses objectifs et ses principes. Trois-Rivières, QC (Éditions Impact) 2019. 210 Seiten.

Auch wenn der Autor es offenbar nirgendwo erwähnt, handelt es sich hier um eine gekürzte französische Ausgabe seiner 2015 am South African Theological Seminary eingereichten Dissertation A Critical Assessment of J. N. Darby’s Translation Work. Thema der Arbeit sind die drei mit Darbys Namen verbundenen Bibelübersetzungen (deutsch [Elberfelder], französisch und englisch), deren Entstehungsgeschichte (Kapitel 2), Ziele (Kapitel 3), Prinzipien (Kapitel 4) und Grundtext (Kapitel 5) im Einzelnen untersucht werden.

Da der Autor sich praktisch durchweg auf bereits veröffentlichtes Material stützt, kommt er zu keinen revolutionär neuen Erkenntnissen. Als Primärliteratur zieht er vor allem Darbys Briefe und die Vorworte zu seinen Bibelübersetzungen heran; bei der Sekundärliteratur verlässt er sich zu sehr auf veraltete (z.B. Ischebeck, Ehlert) oder populäre (z.B. Field) Darstellungen. Literatur in deutscher Sprache war ihm offenbar unzugänglich, was sich besonders in den Abschnitten zur Elberfelder Bibel als eklatanter Mangel bemerkbar macht; allein Martin Arhelgers knappe Online-Veröffentlichung zur Geschichte der Elberfelder Bibel ist schon wesentlich zuverlässiger und informativer als alles, was Despins (auf der Grundlage von Ehlert und anderen) über dieses Thema zu sagen weiß. Widersprüchliche Aussagen verschiedener Autoren stellt er teilweise einfach nebeneinander, ohne den Versuch einer Lösung oder Klärung zu unternehmen. So heißt es auf S. 37 (unter Berufung auf Ehlert), der Initiator der Elberfelder Bibel sei ein „F. W. Brockhaus“ gewesen (die Fußnote vermerkt: „Einziger bekannter Hinweis auf diesen F. W. Brockhaus“!), während im nächsten Satz (unter Bezugnahme auf Field) richtig „Carl Brockhaus“ genannt wird (Fußnote: „Manchmal ‚Karl‘ geschrieben“!). Bereits eine einfache Google-Suche hätte dem Autor deutlich machen können, dass es sich hier um ein und dieselbe Person handelt, nämlich Carl Friedrich Wilhelm Brockhaus (1822–1899). In einer weiteren Fußnote ist von „einem gewissen Dr. Alfred Rochat“ die Rede (S. 38, Anm. 74), als ob über diesen Mann außer dem Namen nichts bekannt wäre – wo es doch sogar einen (deutschen) Wikipedia-Artikel über ihn gibt.

Die Kapitel 3–5 über Darbys Übersetzungsziele und -prinzipien sowie den verwendeten Grundtext sind insgesamt von besserer Qualität, auch wenn mir der sprachliche Duktus manchmal seltsam naiv vorkommen will. Das akademische Niveau der in den letzten Jahren aus dem Brethren Archivists and Historians Network hervorgegangenen Arbeiten erreicht diese Dissertation jedenfalls nicht.


Stewart Ennis: Blessed Assurance. Glasgow (Vagabond Voices) 2019. 321 Seiten.

Teilweise autobiografischer Roman über Kindheit und Jugend eines Jungen, der in Schottland unter den – satirisch überzeichneten – Offenen Brüdern aufwächst.


Tim Grass: Ernest and May Trenchard. Evangelical Mission in Franco’s Spain. Studies in Brethren History, Subsidia. Glasgow (Brethren Archivists and Historians Network) 2019. xx, 195 Seiten. — Spanische Ausgabe: Ernesto y Gertrudis Trenchard. La enseñanza que permanece. Aus dem Englischen von Alison Barrett. Madrid (Centro Evangélico de Formación Bíblica) 2019. 288 Seiten.

Biografie eines englischen Missionarsehepaars der Offenen Brüder, das jahrzehntelang in Spanien arbeitete.


James M[acintosh] Houston: Memoirs of a Joyous Exile and a Worldly Christian. Eugene, OR (Cascade Books) 2019. xiv, 140 Seiten.

Autobiografie eines Mitbegründers des Regent College (Vancouver), der von Haus aus den Glanton-Brüdern und später den Offenen Brüdern angehörte.


kurianAlexander Kurian: Faith and Practices of the Brethren. What they are and Why they matter. Ohne Ort (Selbstverlag/Amazon) 2019. 219 Seiten.

Überlegungen eines indisch-amerikanischen Offenen Bruders zu den besonderen Merkmalen von Brüdergemeinden. Für den Autor sind folgende 17 Kennzeichen zentral (S. 39–41):

1. nichtdenominationeller und nichtsektiererischer Charakter (kein besonderer Name)
2. Christus als Mittelpunkt („versammelt zum Namen Jesu“)
3. Autorität der Schrift („Sola Scriptura“)
4. Priestertum aller Gläubigen
5. Beachtung der „vier Säulen“ aus Apg 2,42
6. wöchentliches Brotbrechen
7. offene und spontane Anbetung
8. Gemeinschaft statt Mitgliedschaft
9. Leitung durch mehrere Älteste
10. Selbständigkeit und Unabhängigkeit der örtlichen Gemeinde
11. Glaubensprinzip (kein bezahlter Dienst)
12. antiochenisches Missionsmodell (örtliche Gemeinde sendet Missionare aus)
13. Schweigen und Kopfbedeckung der Frauen
14. keine Wundergaben in der heutigen Zeit
15. freiwillige Spenden (keine Verpflichtung zum Zehnten)
16. Betonung der Jüngerschaft und eines aufopferungsvollen Lebens
17. Naherwartung des Herrn Jesus

Das (typografisch leider sehr laienhaft gestaltete) Buch ist über Amazon erhältlich.


Fares Marzone: The Reformation and the Brethren Movement in Italy. Foreword by T[homas] J. Marinello. Lockerbie (OPAL Trust) 2019. xii, 210 Seiten.

Wie der Titel nahelegt, bietet das Buch einen Abriss der Geschichte der Reformation (S. 11–102) und der (Offenen) Brüderbewegung (S. 103–198) in Italien. Zugrunde liegen zwei italienischsprachige Bücher des Autors (La Riforma Protestante, 2017; Fratelli d’Italia e non solo, 2011), aus denen jeweils mehrere Kapitel übersetzt wurden (nach meinem Eindruck nicht immer idiomatisch).


douthwaiteSheila McClure: Letters from Chefoo. Constance Douthwaite’s Life in China 1887–1896. Southampton (Little Knoll Press) 2019. vi, 316 Seiten.

Constance Harriet Douthwaite geb. Groves (1867–1896) war eine Tochter von Edward Kennaway Groves (1836–1917) und somit eine Enkelin von Anthony Norris Groves (1795–1853). Als 19-Jährige reiste sie, empfohlen von der Bethesda-Gemeinde in Bristol, mit der China-Inland-Mission nach Chefoo in China aus. 1890 heiratete sie dort den 19 Jahre älteren, verwitweten Missionsarzt Arthur William Douthwaite (1848–1899). Bereits sechs Jahre später verstarb sie jedoch, vier Wochen nach der Geburt ihres vierten Kindes. Während ihrer Zeit in China schrieb sie über 200 Briefe an ihre Familie in Bristol, die hier, herausgegeben von ihrer Urenkelin, erstmals im Druck erscheinen.


Bruce McLennan: Pioneering in ‘The Beloved Strip’, 1881–1931. Assembly Missionary labour in Angola, Belgian Congo and Northern Rhodesia. Kilmarnock (Ritchie) 2019. 307 Seiten.

Die als „The Beloved Strip“ bezeichnete afrikanische Region war ein bevorzugtes Missionsgebiet der britischen Offenen Brüder (Frederick Stanley Arnot, Dan Crawford u.a.). Das Buch stellt die ersten 50 Jahre dieser Arbeit erstmals zusammenhängend dar.


bmww2019Ken und Jeanette Newton (Hrsg.): The Brethren Movement Worldwide. Key Information 2019. 5th edition. Lockerbie (OPAL Trust) 2019. xxviii, 346 Seiten.

Die 3. Auflage dieses Buches (2011) habe ich bereits früher hier vorgestellt. In der aktualisierten Neuausgabe sind 117 Länder enthalten; neu hinzugekommen sind Finnland, Schweden, Kroatien, Griechenland, Nigeria, Puerto Rico, die Dominikanische Republik, Haiti, Ecuador, Surinam, Libanon, Iran, Bhutan, Korea, Indonesien und Tuvalu. Gestrichen wurden die Republik Kongo, Mauritius und Neukaledonien, da die Herausgeber aus diesen Ländern seit mehreren Auflagen keine aktuellen Informationen mehr erhalten haben.

Der Abschnitt über Deutschland (S. 121–128) wurde grundlegend überarbeitet (vermutlich von Lothar Jung; S. 128) und listet nun minutiös alle Zeitschriften, Arbeitskreise und Werke der Freien Brüder und der AGB-Gemeinden auf. Die in der vorigen Auflage noch genannten „blockfreien“ Verlage und Zeitschriften (CLV, Daniel, Rigatio, Zeit & Schrift) fielen dabei leider gänzlich unter den Tisch. Bei den statistischen Angaben wurden nur die der Freien Brüder aktualisiert (wobei die Zahl der Gemeinden auffallenderweise stark nach unten korrigiert werden musste: von 265 auf 190!), während die übrigen Daten auf dem Stand von 2015 geblieben sind (was den Eindruck erhärtet, dass ein Freier Bruder für die Überarbeitung verantwortlich war).

Das Buch ist auch online lesbar, kann im Gegensatz zu früheren Auflagen aber nicht mehr als PDF heruntergeladen werden.


Henry Pickering (Hrsg.): Chief Men among the Brethren. Newtownards, Nordirland (Crimond House Publications) 2019. 352 Seiten.

Nachdruck der klassischen Sammlung von „Brüder“-Biografien, neu gesetzt und alphabetisch geordnet. Dass es sich um ein ca. 100 Jahre altes Werk handelt (1. Auflage 1918; 2., erweiterte Auflage 1931), wird seltsamerweise nirgendwo erwähnt. Die Qualität der faksimilierten Bilder lässt teilweise zu wünschen übrig.


Thomas Riedel: Entstehung und Entwicklung der „Elberfelder Bibel“ (Neues Testament) von der Erstübersetzung bis heute: Eine Untersuchung des Übersetzungsansatzes und eine kritische Würdigung. M.Th. Thesis, University of South Africa 2019. 195 Seiten.

Diese hochinteressante Arbeit ist zwar (bisher) nicht als Buch erschienen, aber online im Volltext verfügbar. Sie stellt zunächst „Ziele und Übersetzungsansatz“ der Elberfelder Bibel dar (S. 15–47) und untersucht anschließend „die praktische Umsetzung dieses Ansatzes anhand von drei ausgewählten Kapiteln des Neuen Testamentes“, nämlich Lk 1–2, Röm 6 und 2Petr 3 (S. 48–134). „Eine Einordnung in die aktuelle Übersetzungsdiskussion und Vorschläge für die Weiterentwicklung dieser Übersetzung runden die Arbeit ab“ (S. 135–165).


Valerie Elliot Shepard: Devotedly, The Personal Letters and Love Story of Jim and Elisabeth Elliot. Nashville, TN (B & H) 2019. 285 Seiten.

Auf der Grundlage von bisher teilweise unveröffentlichten Briefen und Tagebüchern wird hier die Liebesgeschichte zwischen dem Missionar Jim Elliot (1927–1956), der aus einer Offenen Brüdergemeinde stammte, und seiner späteren Frau Elisabeth Howard (1926–2015) nachgezeichnet. Die Autorin ist die 1955 geborene Tochter der beiden.


David A[ndrew] Smith: The Model Church. Its Essence, Expression, and Goal. Karrinyup, Australien (Snowgoose Media) 2019. xi, 196 Seiten.

Eine theoriegesättigte ekklesiologische Abhandlung, die mit zwei „Fallstudien“ schließt: einer historischen über die Brüderbewegung im 19. Jahrhundert (S. 107–161) und einer aktuellen über den „progressiven“ Flügel der Offenen Brüder in Australien („Christian Community Churches of Australia“; S. 163–184).


spinksJohn D. Spinks: Cult Escape. My Journey to Freedom. Ohne Ort (Selbstverlag/Amazon) 2019. 195 Seiten.

Der Boom der Raven-Taylor-Aussteigerliteratur setzt sich fort: Nach Ngaire Thomas (2004, ²2005), Em Amosa (2007), David Tchappat (2009), Lindsey Rosa (2010), James Bell (2014), Peter Wycherley Harrison (2014), Joy Nason (2015), John L. Fear (2016) und Rebecca Stott (2017) ist dies nun schon mindestens der zehnte Vertreter dieses Genres innerhalb von 15 Jahren. Spinks verließ die Raven-Taylor-Brüder 1988 im Alter von 22 Jahren; der größere Teil seines Buches handelt allerdings von der Zeit danach und versucht Lesern in ähnlichen Situationen Hilfestellung zu geben. Wie den meisten selbst verlegten Büchern mangelt es auch diesem an der straffenden, glättenden und ordnenden Hand eines Lektors. Parallel zum Buch hat der Autor eine Website mit Beratungsangebot eingerichtet.


Mark R. Stevenson: Die Brüder und die Lehren der Gnade. Wie stand die Brüderbewegung des 19. Jahrhunderts zur calvinistischen Heilslehre? Aus dem Englischen von Alois Wagner. Bielefeld (CLV) 2019. 476 Seiten.

Die amerikanische Originalausgabe dieser Dissertation, The Doctrines of Grace in an Unexpected Place (2017), habe ich vor zwei Jahren kurz vorgestellt; eine ausführlichere Besprechung der deutschen Übersetzung erschien bereits in Zeit & Schrift 6/2019 und auf der Hauptseite von bruederbewegung.de, sodass ich hier auf weitere Erläuterungen verzichten kann. Das Buch steht auf der Website des Verlags auch zum kostenlosen Download zur Verfügung.


Rebecca Stott: Erlöst. Mein Weg aus der Sekte. Aus dem Englischen von Werner Löcher-Lawrence. München (btb) 2019. 383 Seiten.

Obwohl die Raven-Taylor-Brüder in der deutschen Öffentlichkeit praktisch keine Rolle spielen, hielt die Verlagsgruppe Random House es offenbar für erfolgversprechend, Rebecca Stotts Aussteigerbiografie In the Days of Rain (2017) auch hierzulande auf den Markt zu bringen. Im Klappentext wird die Glaubensgemeinschaft denn auch gar nicht beim Namen genannt, sondern es ist nur von einer „ultra-konservativen“ bzw. „fundamentalistischen christlichen Sekte“ die Rede. Die Übersetzung macht auf den ersten Blick einen guten Eindruck; die von Stott verwendete Bezeichnung (Exclusive) Brethren wurde unübersetzt gelassen, was sicher keine schlechte Idee war.

Von den deutschen Feuilletons scheint das Buch (das jetzt knapp zwei Monate auf dem Markt ist) bisher noch nicht beachtet worden zu sein; auch bei Amazon findet sich derzeit noch keine einzige Kundenrezension. Auf einige Stärken und Schwächen hatte ich bei meiner Vorstellung der englischen Originalausgabe vor zwei Jahren hingewiesen.


tillMichael Till: Crusader with Compassion. Dr Walter Hadwen, Gloucester GP, 1854–1932. Gloucester (Hobnob Press) 2019. 192 Seiten.

Der Arzt Walter Hadwen ist einer der wenigen „Brüder“, die außerhalb der Brüderbewegung bekannter sind als innerhalb: Er war zu Lebzeiten einer der führenden Tierversuchs- und Impfgegner Großbritanniens. Die Biografie interessiert sich daher auch mehr für sein medizinisches Wirken als für seine Glaubensüberzeugungen. Hadwen trat als junger Erwachsener wahrscheinlich den Geschlossenen Brüdern bei und wechselte nach den Trennungen der 1880er Jahre (Stuart?) zu den Offenen Brüdern.


Terence-Pablo Wickham Ferrier: Renovarse o morir. Pasado, presente y futuro de las Asambleas de Hermanos. Barcelona (wobebo/Bibliasfera) 2019. 174 Seiten.

Überlegungen eines englischstämmigen Missionars zur Situation der Offenen Brüdergemeinden in Spanien. Die Haltung des Autors ist konservativer, als es der Titel vermuten ließe („Erneuern oder Sterben: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Brüdergemeinden“).


David Woodbridge: Missionary Primitivism and Chinese Modernity. The Brethren in Twentieth-Century China. Studies in Christian Mission 54. Leiden/Boston (Brill) 2019. xi, 173 Seiten.

Buchausgabe der Dissertation des Autors von 2012 (die auch online zugänglich ist). Behandelt werden vor allem die missionarischen Aktivitäten von Echoes of Service (Kapitel 1, 3, 4, 5) und die Little-Flock-Bewegung von Watchman Nee (Kapitel 2).


Richard Yarrall: From Poverty Bay to Riches Untold. Auckland, Neuseeland (Castle Publishing) 2019. 434 Seiten.

Autobiografie eines neuseeländischen Missionars der Offenen Brüder, der in Kolumbien und Los Angeles arbeitete.


AUFSÄTZE


bhr2018Ausgabe 15 (2019) der Brethren Historical Review enthält (neben etlichen Rezensionen) die folgenden Beiträge:

Bill Anderson: „Andersons and Chrystalls: Scottish Pioneers in Aotearoa/New Zealand (S. 1–11)
P[aul] David Wilkin: „Education at Chitokoloki, 1914–1924: The Vision of George Suckling (S. 12–39)
William E. Buntain: „The Exclusive Brethren, Watchman Nee, and the Local Churches in China (S. 40–72)
Jonathan Side: „Some Reflections on the Life and Scientific Work of Robert Rendall (1898–1967) (S. 73–82)
Michael Schneider: „New Writing on Brethren History (S. 83–88)
Timothy Stunt: „Philip Murray Jourdan McNair (1924–2018) (S. 142–145)
S[amuel] J[ames] McBride / N[eil] Dickson: „David Willoughby Gooding (1925–2019) (S. 146–149)
Neil Dickson: „Richard Stephen Saunders (1930–2018) (S. 150–153)

Besonders hervorheben möchte ich hier den Nachruf auf Philip McNair. Der aus dem Exklusiven Brüdertum stammende, um 1960 in die Church of England übergetretene Experte für italienische Literatur verfasste u.a. eine Biografie John Nelson Darbys von offenbar herausragender Qualität, deren Veröffentlichung er jedoch aus Bescheidenheit und Perfektionismus zeitlebens verweigerte. Von den wenigen, die sie bisher zu Gesicht bekamen, wurde sie in den höchsten Tönen gelobt; Max Weremchuk etwa schrieb 2004 auf My Brethren, sie sei wie die Mona Lisa im Vergleich mit dem Gekritzel eines dreijährigen Kindes und habe ihm selbst jeden Mut genommen, mit der Überarbeitung seines eigenen Darby-Buches fortzufahren. Marion Field konnte sie für ihre Darby-Biografie von 2008 immerhin nutzen und mehrmals daraus zitieren. Dem Vernehmen nach besteht die Chance, dass das nachgelassene Typoskript nun in ein Archiv überführt und der Forschung zugänglich gemacht werden kann.

Philip McNair veröffentlichte übrigens 1986 einen Artikel über die Brüderbewegung in der Zeitschrift Christian History und gab 2008 im Selbstverlag Briefe seines Vaters aus dem Ersten Weltkrieg heraus (A Pacifist At War: Military Memoirs of a Conscientious Objector in Palestine, 1917–1918).


Offene Türen 111 (2019), Heft 4 brachte einige kurze Beiträge aus dem Arbeitskreis „Geschichte der Brüderbewegung“ zum 100-jährigen Jubiläum des Umzugs der Bibelschule von Berlin nach Wiedenest:

Gerd Goldmann: „100 Jahre Bibelschule in Wiedenest. Historisches vom Arbeitskreis ‚Geschichte der Brüderbewegung‘“ (S. 18)
Hartmut Wahl: „Bibelschule Wiedenest: Weltweite Wirkungen (S. 18f.)
Erich Sauer: „Von Berlin nach Wiedenest – der Weg der Allianz-Bibelschule (S. 19)
Hartmut Wahl: „Johannes Warns – Lehrer freier Gemeinden (S. 20)
Horst Afflerbach: „Erich Sauer und die Bibelschule (S. 21)
Hartwig Schnurr: „Ernst Schrupp (S. 22)


Gisa Bauer / Paul Metzger: „Brüderbewegung (auch: Brüdergemeinden, Brüderversammlungen, Christliche Versammlungen, Freier Brüderkreis, Darbysten, Plymouth-Brüder)“. In: dies.: Grundwissen Konfessionskunde. UTB 5254. Tübingen (Narr Francke Attempto) 2019. S. 238–241.

Ein grundsätzlich brauchbarer Überblick, auch wenn (oder gerade weil) vieles offenkundig aus der Wikipedia übernommen wurde (ohne Quellennachweis). Unscharf dargestellt sind die Trennungsgründe von 1848; falsch ist die Behauptung, dass Raven sich 1890 von der Brüderbewegung getrennt hätte und die Mehrheit in Nordamerika ihm gefolgt wäre. Bei der Auflistung der verschiedenen Brüdergruppen in Deutschland bleiben die „blockfreien“ Gemeinden unberücksichtigt.


John Bennett: „Major-General Sir Charles H. Scott, KCB, RA 1848–1919“. In: Precious Seed 74 (2019), Heft 1, S. 15.

Kurzes Lebensbild zum 100. Todestag des Offenen Bruders Charles Henry Scott am 6. Oktober 2019 (auch online).


Kate Brooks: „In this Age of Wonders: Exploring the Myth of George Muller“. In: Question. Essays & Art from the Humanities 4 (2019), S. 58–65, 115–118.

Annäherung an Georg Müller aus säkular-atheistischer Perspektive (auch online). Die Autorin ist die Urenkelin eines von Müller aufgenommenen Waisenjungen.


Bert Cargill: „Joseph Medlicott Scriven (1819–1886)“. In: Precious Seed 74 (2019), Heft 3, S. 28f.

Scriven war der Dichter des Liedes What a Friend We Have in Jesus (Welch ein Freund ist unser Jesus). Geboren in Irland, wo er während seines Studiums auch mit den „Brüdern“ in Verbindung kam, wanderte er später nach Kanada aus und arbeitete dort als Lehrer, Holzfäller, Farmarbeiter und Evangelist. Gleich zwei Verlobungen scheiterten durch den tragischen Tod der Verlobten (1843 und 1860). Gegen Ende seines Lebens litt Scriven an Depressionen; ob sein Tod in einem Mühlenteich ein Unfall oder Selbstmord war, blieb ungeklärt.

Der Gedenkartikel erschien zum 200. Geburtstag am 10. September 2019 und ist auch online zugänglich; als Name des Autors wird hier allerdings „Mitchell Cargill“ angegeben, und das beigegebene Bild zeigt nicht Scriven, sondern den Komponisten von What a Friend We Have in Jesus, Charles Crozat Converse (1832–1918).


María Eugenia Cornou: „Formative Worship ‘at the End of the World’: The Worship Practices of Methodists, Baptists and Plymouth Brethren in the Emergence of Protestantism in Argentina, 1867–1930“. In: Studies in World Christianity 25 (2019), S. 166–186.

Von diesem Artikel war mir nur ein Abstract zugänglich, aber der Titel scheint deutlich zu benennen, worum es geht.


Bernard Ineichen: „Losing the rapture: escaping from fundamentalist Christian belief“. In: Mental Health, Religion & Culture 22 (2019), S. 661–673.

Vergleich der Lebensläufe von vier Aussteigern aus „fundamentalistischen“ Gruppen. Zwei davon haben mit der Brüderbewegung zu tun: Edmund Gosse (1849–1928), Sohn des Naturforschers Philip Henry Gosse, verbrachte seine ersten Lebensjahre unter den Offenen Brüdern (von denen sich die Familie allerdings bereits 1857 löste, was im Artikel – wie auch sonst häufig – ignoriert wird); Rebecca Stott (* 1964) stammt aus einer Familie der Raven-Brüder, die sich nach Aberdeen 1970 von James Taylor junior trennte.


Keith Keyser: „Homecall: David Gooding (September 16, 1925 – August 30, 2019)“. In: Cornerstone 3 (2019), Heft 6, S. 14.

Nachruf auf den bekannten Alttestamentler, der den Offenen Brüdern angehörte und viel mit John Lennox zusammenarbeitete (auch online verfügbar). Von seinen zahlreichen Publikationen wurden etliche auch ins Deutsche übersetzt (zuletzt Das Evangelium nach Lukas und In der Schule des Meisters).


Daniel J. King: „Filled with a Hallowed Presence: Abundant Events in the Lives of George Müller and Amanda Berry Smith“. In: Fides et Historia 51 (2019), S. 143–152.

In Auseinandersetzung mit dem Buch History and Presence von Robert A. Orsi untersucht der Autor die Spiritualität von Georg Müller und Amanda Berry Smith, einer amerikanischen Evangelistin der Heiligungsbewegung.


Andreas Liese: „Die evangelischen Freikirchen in der Zeit des Nationalsozialismus“. In: Eine freie Kirche in einer freien Gesellschaft. Freikirchliche Perspektiven auf das Verhältnis von Kirche und Staat. Beiträge einer internationalen Tagung des Berliner Instituts für vergleichende Staat-Kirche-Forschung in Kooperation mit der Theologischen Hochschule Elstal, Berlin, 6. und 7. Dezember 2017. Hrsg. von Martin Rothkegel und Reinhard Assmann. Schriftenreihe des Berliner Instituts für vergleichende Staat-Kirche-Forschung 30. Berlin (Gesellschaft zur Förderung vergleichender Staat-Kirche-Forschung) 2019. S. 255–286.

Der Aufsatz beschreibt die „überwiegend unkritische Haltung deutscher Freikirchler gegenüber dem Nationalsozialismus“ (Vorwort der Herausgeber, S. 17) und geht dabei auch auf die Brüderbewegung ein.


Andreas Liese: „‚Zum Fluch für die Nationen gesetzt‘? Die Geschlossenen Brüder und ihr Verhältnis zum jüdischen Volk“. In: Freikirchenforschung 28 (2019), S. 189–213.

Der Autor untersucht ausführlich die 1934/35 geführte briefliche Diskussion zwischen Wilhelm Stücher, Fritz von Kietzell, Franz Kaupp und David Kogut, auf die er 2018 bereits in seinem Lebensbild Koguts hingewiesen hatte, und ordnet sie in die Israeltheologie der Geschlossenen Brüder ein, wobei er Äußerungen von 1840 (John Nelson Darby) bis 2017 (Ernst-August Bremicker) heranzieht.


Alastair Noble: „Plymouth Brethren“. In: ders.: Born in a Golden Age. Reflections on Faith, Family and Fallacies. Kilmarnock (Ritchie) 2019. S. 40–69.

Porträt der Brüderbewegung (Geschichte, Merkmale, Herausforderungen) von einem der derzeit führenden Offenen Brüder Schottlands.


Alexander Rockstroh: „Frömmigkeitsformen in der Brüderbewegung“. In: Die Gemeinde [74] (2019), Heft 3, S. 8f.

Der neue Geschäftsführer der AGB, der ursprünglich aus der Landeskirche stammt, beschreibt in diesem Beitrag, „welche Ausdrucksformen der Frömmigkeit er innerhalb der Brüderbewegung besonders schätzt“ (auch online).


Gerrid Setzer: „Johannes Meyer. Er schonte sein Leben nicht. 05.04.1814 – 01.09.1847“. In: Treue und Hingabe. Hrsg. von Alexander Schneider und Gerrid Setzer. Hückeswagen (CSV) 2019. S. 106–117.

Der gebürtige Schweizer Johannes Meyer wurde bei der Basler Mission und bei der Londoner Church Missionary Society zum Missionar ausgebildet, trennte sich aber 1839 von Letzterer und schloss sich den „Brüdern“ an. 1840 heiratete er und reiste nach Britisch-Guayana aus, wo Leonard Strong (1797–1874) bereits seit einigen Jahren wirkte. Nach siebenjähriger aufopferungsvoller Missionstätigkeit starb er 1847 an einem Fieber.

Das in erzählender Form geschriebene, in erster Linie wohl an junge Leser gerichtete Lebensbild ist wahrscheinlich die erste Veröffentlichung über Meyer aus der deutschen Brüderbewegung seit Emil Dönges’ Artikel von 1906 („Johannes Meyer, das Lebensbild eines treuen Mannes aus dem vorigen Jahrhundert“, Botschafter des Friedens 16 [1906], S. 35–44, 47–51; auch als Separatdruck erschienen).


Für Hinweise auf weitere, von mir übersehene Neuerscheinungen bin ich dankbar!

Neuerscheinungen zur Brüderbewegung 2018

Auch am Ende dieses Jahres möchte ich wieder die in den letzten zwölf Monaten erschienenen Veröffentlichungen zur Brüderbewegung übersichtlich zusammenstellen und kurz kommentieren bzw. einordnen. (In die Bibliografie von 2017 habe ich übrigens inzwischen etliche Nachträge aufgenommen; siehe die Bücher von Aharonian, Azimioara, Burness, Kearney und Revie sowie die Aufsätze von Cone/Fazio, Hempelmann/Swarat, Beugen, Grass, Kirkpatrick, Kramer, Liese und Ponzer.)


BÜCHER


akenson2Donald Harman Akenson: Exporting the Rapture. John Nelson Darby and the Victorian Conquest of North-American Evangelicalism. New York (Oxford University Press) 2018. xiv, 505 Seiten.

Nach seinem fulminanten Buch Discovering the End of Time (2016), in dem der amerikanische Profanhistoriker und Irlandspezialist Donald Akenson die Anfänge des „apokalyptischen Millennialismus“ im Irland des frühen 19. Jahrhunderts nachzeichnete, legt er nun den zweiten Teil einer geplanten Trilogie vor, in dessen Mittelpunkt die Ausbreitung dieser Idee in Großbritannien steht (noch nicht so sehr in Amerika, wie der Untertitel suggeriert – dies wird vermutlich erst Thema des dritten Teils sein).

In beiden Bänden nimmt die Biografie John Nelson Darbys breiten Raum ein, wobei der Autor immer wieder auch Seitenpfade einschlägt, die mit dem übergeordneten Thema eigentlich wenig zu tun haben, aber doch äußerst spannend zu lesen sind – zumal Akenson sich nie mit dem aus der Brüdergeschichtsschreibung bereits Bekannten zufriedengibt, sondern vieles kritisch hinterfragt und manches Neue zutage fördert. So widmet er im ersten Band mehrere Seiten der Beziehung Darbys zu Lady Powerscourt, im zweiten Band ein ganzes Kapitel der Bagdad-Mission von Groves und seinen Freunden (an der Darby gar nicht beteiligt war) und wiederum mehrere Seiten und einen Anhang dem vor einigen Jahren wiederentdeckten Pamphlet A Statement of Facts (1857), in dem Darby eine unangemessene Beziehung zu einer Fünfzehnjährigen unterstellt wird. Selbstverständlich kommen aber auch alle wichtigen Ereignisse der Brüdergeschichte (bis ca. 1870) ausführlich zur Sprache, darunter Darbys Tätigkeit in der Schweiz (1837–44), die Trennungen in Plymouth und Bethesda (1845/48) und die Kontroverse über Darbys Sufferings of Christ (1866).

Akenson schreibt nicht aus christlicher, sondern aus rein säkularer Perspektive. Wer ein erbauliches Buch sucht, das die „Lehre der Brüder“ bestätigt und verteidigt, wird hier also nicht fündig werden; wer dagegen an der vorurteilsfreien Suche nach historischer Wahrheit interessiert ist, wird dieses Werk mit Gewinn lesen. Dazu trägt auch der brillante Stil des Autors bei, den der Verlag schon beim ersten Band mit Recht als „zugleich gelehrt, unterhaltsam und humorvoll“ (at once erudite, conversational, and humorous) charakterisierte.

Crawford Gribben führte im November ein 34-minütiges Interview mit dem Autor, das auf der Website New Books Network nachgehört werden kann.


Bert Cargill / James Brown: Trailblazers and Triumphs of the Gospel. “Making Disciples of all Nations”. Brief accounts of some of those who pioneered with the Gospel in several countries and of some great revivals in recent times. Christian Heritage Series 2. Kilmarnock (Ritchie) 2018. 233 Seiten.

Der Band enthält Lebensbilder und Episoden aus der Missionsgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, die zuerst 2013–16 als Artikelserie im Believer’s Magazine erschienen. Von Relevanz für die Brüderbewegung sind vor allem die Kapitel über Anthony Norris Groves (S. 37–44), Friedrich Wilhelm Baedeker (S. 80–87), Leonard Strong (S. 117–120), Stuart Edmund McNair (S. 122–124), William Williams (S. 125–127) und die „Operation Auca“ (S. 128–136).


Van Costen (Hrsg.): The Last Days of James Butler Stoney (1895–1897). Chesapeake, VA (Hold Fast What Thou Hast) 2018. 294 Seiten.

Im einleitenden Teil (S. 17–61) sind Erinnerungen von Stoneys Tochter Anna Maria Elizabeth abgedruckt („‘From Glory to Glory’ (2 Corinthians 3:18). The Closing Days of James B. Stoney (1895–1897). A Record kept by His Daughter“), im Hauptteil (S. 63–288) fünfzig „Meditations and Papers“, die Stoney in den letzten fünfzehn Monaten seines Lebens schrieb oder diktierte. Den Abschluss bilden ein kurzer Bericht über Stoneys Beerdigung und zwei Briefauszüge von Coates und Raven (S. 289–294).


btbNeil Dickson / T[homas] J. Marinello (Hrsg.): Bible and Theology in the Brethren. Studies in Brethren History. Glasgow (Brethren Archivists and Historians Network) 2018. xiv, 277 Seiten.

Der fünfte Band der Reihe Studies in Brethren History versammelt die Vorträge der BAHN-Konferenzen von 2013 und 2015:

James M. Houston: „Bible Reading Through the History of the Church (S. 5–14)
Neil Dickson: „Worn Symbols: Women’s Hair and Head Coverings in Brethren History“ (S. 17–38)
Dirk Jongkind: „Samuel Prideaux Tregelles: A Nineteenth-Century Evangelical Apology for New Testament Textual Criticism (S. 39–50)
Beth Dickson: „In the World and of It Too: Bible or Culture? The Role of Women in Brethren Assemblies, 1880–1940 (S. 51–67)
Roger N. Holden: „‘You have to go by Scripture’: Taylorite Exclusive Brethren, the Bible, and the Holy Spirit (S. 69–86)
Kovina Mutenda: „The Brethren and the Bible in Central Africa (S. 87–94)
Alan Millard: „Brethren and Biblical Scholarship in Britain in the Twentieth Century (S. 95–105)
Tórður Jóansson: „Victor Danielsen (1894–1961): Teacher – Translator – Evangelist (S. 107–113)
Ian Randall: „Wilfred James Wiseman (1891–1970): The Bible Society and the Brethren (S. 115–131)
Tim Grass: „F. F. Bruce and the Bible (S. 133–144)
T. J. Marinello: „Use of the Bible among the New Brethren in Flanders (S. 145–154)
Mark R. Stevenson: „The Brethren and Systematic Theology: Outspoken Objectors; Unconscious Practitioners (S. 157–169)
Neil Summerton: „The Theology of George Müller (S. 171–202)
Anne-Louise Critchlow: „William Kelly and his Mystic Spirituality (S. 203–211)
Neil Dickson: „A Darbyite Mystic: Frances Bevan (1827–1909) (S. 213–247)
Roger N. Holden: „‘I do not know that there is such a term in Scripture as eternal sonship’: James Taylor and the Question of the Eternal Son (S. 249–277)


Peter Herriot: The Open Brethren. A Christian Sect in the Modern World. Cham (Palgrave Macmillan) 2018. xi, 194 Seiten.

Untersuchungen eines emeritierten Psychologieprofessors über den konservativen Flügel der britischen Offenen Brüder (“Tight Open Brethren”), den er für ein „archetypisches Beispiel des Fundamentalismus“ hält. Der Autor stammt ursprünglich selbst aus der Brüderbewegung, ist heute aber „liberaler Methodist“.


introvigneMassimo Introvigne: The Plymouth Brethren. New York (Oxford University Press) 2018. x, 141 Seiten.

Introvigne ist ein italienischer Religionssoziologe, der sich seit Jahren für „diskriminierte“ religiöse Minderheiten jedweder Couleur einsetzt, so auch für die Raven-Taylor-Symington-Hales-Brüder. Bereits 2007 legte er gemeinsam mit dem ehemaligen Offenen Bruder Domenico Maselli (1933–2016) das Buch I Fratelli. Una critica protestante alla modernità („Die Brüder. Eine protestantische Kritik der Moderne“) vor, auf dem der nun erschienene Band in weiten Teilen basiert. Die erste Hälfte ist der Geschichte der Brüderbewegung bis 1848 gewidmet, die zweite Hälfte den verschiedenen Gruppierungen der Geschlossenen Brüder mit Schwerpunkt auf den Raven-Taylor-Symington-Hales-Brüdern (die sich seit 2012 offiziell „Plymouth Brethren Christian Church“ [PBCC] nennen).

Introvignes Ansatz ist primär soziologisch, nicht theologisch; in letzterer Hinsicht lässt sein Buch manches zu wünschen übrig, wie Timothy Stunt und Neil Dickson in ihrer Rezension in BHR 2018 (s.u.) an mehreren Beispielen gezeigt haben. Auch historisch enthält das Werk etliche Fehler, auf die der Autor teilweise schon nach Erscheinen der italienischen Erstfassung 2007 aufmerksam gemacht wurde. Als deutscher Leser stolpert man z.B. über folgende Darstellung (S. 74):

Others went even further in their condemnation of Raven and separated from the Brethren III, accusing them of maintaining elements of the Raven system. They included Rudolf Brockhaus, the son of the most influential German leader of the Brethren, Carl Brockhaus. Some 600 members of his ‘Alte Elberfelder’ Brethren still exist in Germany, and their conferences attract several thousand sympathisers.

Hier wird also behauptet, Rudolf Brockhaus und andere hätten sich von den Brethren III getrennt (Introvigne benutzt das veraltete, willkürliche Nummerierungssystem des United States Census Bureau, das die Lowe-Continental-Brüder als Brethren III führte), und von dieser Gruppe gebe es heute noch 600 Mitglieder in Deutschland. Wie der Autor auf diese völlig aus der Luft gegriffenen Aussagen kommt, bleibt unerfindlich.

Wenn Introvigne in Fußnoten auf Quellen hinweist, sind die Angaben nicht immer zuverlässig (manche Erscheinungsorte sind falsch oder erfunden – Internetquellen werden wie Druckwerke zitiert, z.B. eine auf bruederbewegung.de wiederveröffentlichte Broschüre von Alfred Wellershaus mit dem Erscheinungsort Gütersloh!). Wiederholt wird auch pauschal auf ganze Bücher (ohne Seitenangabe) verwiesen, die die im Text aufgestellten Behauptungen gar nicht enthalten. Stunt nennt Introvignes “approach to scholarship” deshalb “astonishingly capricious” und das Buch “a sloppy and imprecise piece of work”.

Noch schwerer wiegt vielleicht die Kritik an der distanzlosen Darstellung der Raven-Taylor-Symington-Hales-Brüder, deren Binnensicht der Autor völlig übernimmt und die er gegen alle Vorwürfe verteidigt (z.B. in Sachen Absonderung von „ungläubigen“ Familienangehörigen, Gemeinnützigkeit, Prozessfreudigkeit). Von Seiten der „PBCC“ wird das Buch daher in Zukunft ohne weiteres für PR-Zwecke eingesetzt werden können (so wie früher die Arbeiten des Soziologen Bryan R. Wilson). Dass einer der renommiertesten Wissenschaftsverlage der Welt ein solches Werk in sein Programm aufgenommen hat, erscheint kaum nachvollziehbar.

Eine etwas wohlwollendere, die Mängel aber ebenfalls benennende Rezension von Crawford Gribben findet sich auf der Website Reading Religion.


ironsidebwHenry Allen [recte Allan] Ironside: Die Brüderbewegung – ein historischer Abriss. Aus dem Englischen von Günther Schwalb und Alois Wagner. Bielefeld (CLV) 2018. 352 Seiten.

Über 75 Jahre nach Erscheinen der amerikanischen Originalausgabe (1942) wurde nun eine deutsche Übersetzung von Ironsides Historical Sketch of the Brethren Movement vorgelegt. Den neuesten Forschungsstand wird man daher nicht erwarten dürfen, wohl aber eine knappe, gut lesbare, relativ unparteiische (aber auch nicht standpunktlose) Darstellung der ersten hundert Jahre der Brüderbewegung mit Schwerpunkt auf dem englischen Sprachraum.

Gegenüber der Originalausgabe wurden über 500 Fußnoten mit historischen, biografischen, bibliografischen und sonstigen Hintergrundinformationen hinzugefügt (was zusammen mit dem großzügigen Zeilenabstand dazu führte, dass die deutsche Ausgabe um 60 % umfangreicher ist als die englische). Die meisten dieser Fußnoten sind hilfreich, manche aber auch etwas redundant, da mehrmals in identischer Form wiederholt (so z.B. die Publikationsliste Belletts zweimal in den Fußnoten 31–34 und 484, die Biografie Robert T. Grants dreimal in den Fußnoten 221, 251 und 362 oder die Publikationsliste Walter Scotts viermal in den Fußnoten 285, 403, 414 und 441). Einige längere Fußnoten wurden leider ohne Quellenangabe aus anderen Werken abgeschrieben (so die Fußnote 49 über Darbys Bibliothek aus Max S. Weremchuks John Nelson Darby und die Anfänge einer Bewegung, S. 63, oder die Fußnoten 324–325 über Frederick E. Raven aus Wikipedia).

Das Buch steht beim Verlag zum kostenlosen Download zur Verfügung, aber der Kauf der gedruckten Version lohnt sich allein schon wegen des bibliophil gestalteten Umschlags (Klappenbroschur; innen Porträts, Zitate und ein Manuskriptfaksimile). Eine Rezension von Gerrit Alberts (der auch das Vorwort zum Buch schrieb) erschien in fest und treu 1/2018, S. 22f. Lesenswert ist auch die Rezension von Hanniel Strebel auf amazon.de.


Edwin O. P. Mutton: History of the “Little Flock Hymn Book” and its Authors. Editing and Layout by W. S. Chellberg. Wheaton, IL (Bibles, etc.) 2018. 88 Seiten.

Kompaktes Nachschlagewerk zum Liederbuch Hymns and Spiritual Songs for the Little Flock in der von James Taylor jun. besorgten Ausgabe von 1962. (Der Autor gehört allerdings einer der 1970 von Taylor abgefallenen Brüdergruppen an.)


Carl-Erik Sahlberg: George Müller – ett liv i bön och tro. Värnamo, Schweden (Semnos Förlag) 2018. 92 Seiten.

Übersetzung des Untertitels: Ein Leben in Gebet und Glauben.


schnurrwarnsJohannes Warns: Gemeinde nach dem Neuen Testament. Schriften zur Gemeindefrage mit acht unveröffentlichten Manuskripten. Hrsg. von Hartwig Schnurr. edition Forum Wiedenest. Muldenhammer (Jota) 2018. 348 Seiten.

Im ersten Teil dieses Sammelbandes sind acht bisher unveröffentlichte Aufsätze abgedruckt, in denen sich Johannes Warns (1874–1937), der erste Leiter der Bibelschule Wiedenest, kritisch mit der Ekklesiologie der Geschlossenen Brüder auseinandersetzt: „Darbys Lehre über das große Haus und den Verfall der Kirche“ (S. 10–47), „Versammelt im Namen Jesu“ (S. 48–66), „Gemeinde oder Versammlung?“ (S. 67–77), „Aufnahme und Gemeinschaft“ (S. 78–90), „Gaben und Dienste“ (S. 91–112), „Die Gemeindezucht“ (S. 113–137), „Der Tisch des Herrn“ (S. 138–168) und „Die sogenannte Haushaltstaufe“ (S. 169–174). Im zweiten Teil folgen die bereits zu Warns’ Lebzeiten gedruckten Schriften „Georg Müller und John Nelson Darby“ (S. 176–224; ergänzt durch einen Briefwechsel zwischen Rolf Brockhaus und Johannes Warns, S. 225–231), „Die Kindertaufe“ (S. 232–251), „Gedanken über eine schriftgemäße Abendmahlsfeier“ (S. 252–291), „Kennt das Neue Testament die Bedienung einer örtlichen Gemeinde durch einen einzelnen Prediger?“ (S. 292–312) und „Grenzen der Schriftauslegung“ (S. 313–340). Abgerundet wird der Band durch einen Nachruf auf Johannes Warns von Erich Sauer (S. 342–348).

Eine erste Rezension (von Matthias Schmidt) erschien im Wiedenester Magazin Offene Türen.


AUFSÄTZE


Heft 13 (2017) der Brethren Historical Review erschien erst Ende Januar 2018 und wird daher auch erst in dieser Bibliografie berücksichtigt. Es enthält (neben etlichen Rezensionen) die folgenden Beiträge:

Roger N. Holden: „Are We Worshipping at the Right Shrine? Fitzwilliam Square, Dublin (S. 1–5)
Timothy C. F. Stunt: „An Early Forgotten Letter by J. N. D. (S. 6–8)
David Brady: „David Walther (1794–1871) and His Family: With a Catalogue of Walther’s Known Publications (S. 9–58)
Timothy C. F. Stunt: „John William Peters (1791–1861): Some Clarifications (S. 59–74)
Christina Evangelina Lawrence: „Carter’s Kitchen: ‘Extraordinary tea drinkings for the starving poor.’ (S. 75–94)
Roger Shuff: „Romantic Affinities: A Brethren-tinted Perspective on the Spiritual Journey of John Ruskin (S. 95–107)
Alastair J. Durie: „A Morningside Brethren Meeting. The Old Schoolhouse (S. 108–132)
Michael Ward Thompson: „George Ward Ainsworth (1882–1938): Brethren Evangelist (S. 133–141)
Ian Wallace: „Peter Brandon (1925–2015) (S. 158–164)
Graham Rand: „John Samuel Andrews (1926–2016) (S. 164–167)
Ulrich Brockhaus: „Gerhard Jordy (1929–2017) (S. 167–169)
Carl E. Armerding: „Ian S. Rennie (1929–2015) (S. 170–174)
Tórður Jóansson: „Zacharias Zachariassen (1935–2017) (S. 175–180)
Neil Dickson: „Alastair J. Durie (1946–2017) (S. 180f.)

Von Interesse sind besonders die Artikel von Holden (über den Ort des ersten Brotbrechens in Dublin: nach seinen Recherchen das Haus Fitzwilliam Square 45), Brady (über den Autor und Verleger David Walther, von dem bereits 1850 in Düsseldorf die von Poseck übersetzte Schrift Die Persönlichkeit des Trösters erschien) und Brockhaus (Nachruf auf Gerhard Jordy, in kürzerer Form auch in AGB aktuell 7/2017, S. 2 veröffentlicht).


bhr2018Heft 14 (2018) der Brethren Historical Review folgte dann im „richtigen“ Jahr. Enthalten sind (wieder abgesehen von den Rezensionen) nachstehende Aufsätze:

Timothy C. F. Stunt: „Robert Nelson (1798–1895): Administrator, Judge, and Plymouth Brother (S. 1–15)
Vijaya Raju Bandela: „The Brethren Movement in Andhra (S. 16–46)
Timothy C. F. Stunt: „A Note Concerning Hannah Kilham Burlingham (1842–1901) (S. 47–54)
Sylvain Aharonian: „The Open Brethren Movement in France (S. 55–77)
Rose Dowsett: „Brethren Listed in the CIM Register, 1865–1948 (S. 78–88)
Dániel Kovács: „The Hungarian Brethren Movement: History, Nature, and Outlook (S. 89–119)
Crawford Gribben: „The Church of God in Belfast: Needed Truth, the Vernalites, and the Howard Street Christians, 1890–1924 (S. 120–148)
Timothy C. F. Stunt / Neil Dickson: „The Plymouth Brethren: A Review Article (S. 149–156)
Michael Schneider: „New Writing on Brethren History (S. 157–164)
Ruth Collins: „Stephen Somerset Short (1920–2018) (S. 193–200)

Der Beitrag von Aharonian ist eine Zusammenfassung seines in der vorigen Bibliografie verzeichneten Buches von 2017, der Beitrag von Kovács eine Zusammenfassung seiner Wiedenester Abschlussarbeit von 2014, der Beitrag von Stunt und Dickson eine Rezension des oben genannten Buches von Introvigne.


christianhistory128Ausgabe 128 der amerikanischen Zeitschrift Christian History (erschienen im November 2018) war ganz dem Thema „Living on a prayer: George Müller, the Brethren, and faith missions“ gewidmet. Die einzelnen Artikel:

Roger Steer: „Delighted in God. The prayer-full, faith-full life of George Müller (S. 6–12)
George Müller: „Nothing but the blood of Jesus (S. 13)
Philip Thomas: „A substantial work. How God led Müller to provide homes for children (S. 14–17)
Dan Graves: „Even the wind obeyed. George Müller’s testimony of 50,000 answered prayers (S. 18–20)
George Müller: „‘Ready to do the Lord’s will’. How to ascertain the will of God, according to Müller (S. 21)
The Christian History Timeline: From orphans to martyrs. The influence of Müller, his friends, his movement was long-lasting (S. 22f.)
Tim Grass: „Müller and friends. The development of the Brethren (S. 24–28)
Robert Bernard Dann: „The ‘simple standard of God’s word’: Anthony Norris Groves (S. 29)
Lisa Nichols Hickman: „‘Thus far the Lord has helped us’. How Hudson Taylor learned to live by faith (S. 30–33)
Roger Robins: „Caught up to meet Jesus in the clouds. John Nelson Darby’s view of the last things (S. 34–36)
Jennifer Boardman: „For the love of God’s Word. A legacy of Brethren influence (S. 37–40)
[Jennifer Woodruff Tait / Phil Thomas:] „A Christian organization with integrity (S. 41)
Recommended resources (S. 42f.).

Das Heft kann kostenlos online gelesen und auch heruntergeladen werden.


Howard Barnes: „Sir Robert Anderson (1841–1918)“. In: Precious Seed 73 (2018), Heft 1, S. 22f.

Lebensbild des bekannten Autors, der in leitender Stellung bei Scotland Yard tätig war und zeitweise den Offenen Brüdern nahestand. Erschienen aus Anlass des 100. Todestages am 15. November 2018 (auch online).


John Bennett: „Robert Eugene Sparks 1844–1918“. In: Precious Seed 73 (2018), Heft 3, S. 28.

Der laut Artikel selbst im englischen Sprachraum heute kaum noch bekannte Sparks war von 1894 bis 1918 Mitherausgeber der Missionszeitschrift Echoes of Service. Das Lebensbild erschien zum 100. Todestag am 18. Oktober 2018 (auch online).


John Dennison: „The Seam of Light: The Bible, the Gospel Hall, the Poet“. In: Journal of New Zealand Literature 36 (2018), Heft 2, S. 160–169.

Autobiografische Notizen eines neuseeländischen Dichters (* 1978), der unter den Offenen Brüdern aufwuchs.


Neil Dickson: „‘Sweet feast of love divine’“. In: Partnership Perspectives 63 (Summer 2018), S. 47–51.

Kurzer Artikel über Abendmahlsverständnis und -praxis der „Brüder“ (auch online). Der Titel ist der Beginn eines Liedes von Sir Edward Denny, das ins Liederbuch der britischen Offenen Brüder Eingang fand (aber offenbar nicht in das der Geschlossenen).


Neil Dickson: „Brethren and their Buildings“. In: The Chapels Society Journal 3 (2018), S. 24–40.

Über Versammlungshäuser der britischen „Brüder“ (offen wie geschlossen) in Vergangenheit und Gegenwart.


Andi Fett: „Steinsturz vom Dom“. In: ders.: Steseloffe. 9 Vorlesegeschichten für junge Leute. Limm & Nies 6. Bielefeld (CLV) 2018. S. 5–13.

Julius Anton von Posecks Bekehrung und die Entstehung seines Liedes „Auf dem Lamm ruht meine Seele“ für Kinder nacherzählt.


Liselotte Frisk / Sanja Nilsson: „Raising and Schooling Children in the Plymouth Brethren Christian Church: The Swedish Perspective“. In: Liselotte Frisk / Sanja Nilsson / Peter Åkerbäck: Children in Minority Religions. Growing up in Controversial Religious Groups. Sheffield/Bristol (Equinox) 2018. S. 333–361.

Wie in mehreren anderen Ländern haben die Raven-Taylor-Symington-Hales-Brüder auch in Schweden eine Privatschule gegründet, die zurzeit von ca. 50 Kindern besucht wird. Der Aufsatz untersucht Erziehung und Schulbildung dieser Kinder, insbesondere mit Blick auf das Prinzip der „Absonderung“.


Crawford Gribben: „Continuities and disjunctions in evangelical thinking about the last things“. In: Partnership Perspectives 62 (Spring 2018), S. 46–52.

Über die calvinistischen Hintergründe des Dispensationalismus (auch online). Die frühen „Brüder“ waren laut Gribben die „young, restless Calvinists“ des 19. Jahrhunderts.


Franklin S. Jabini: „Plymouth Brethren“. In: Encyclopedia of Christianity in the Global South. Hrsg. von Mark A. Lamport. Lanham, MD (Rowman & Littlefield) 2018. Bd. 2, S. 641f.

Lexikonartikel über die Brüderbewegung mit Schwerpunkt auf dem Globalen Süden.


Andreas Liese: „Deportiert nach Theresienstadt. Zum 75. Todestag von David Kogut“. In: Zeit & Schrift 21 (2018), Heft 6, S. 26–29.

Erstes Lebensbild des im KZ Theresienstadt umgekommenen Judenchristen David Kogut (1877–1943), der den Geschlossenen Brüdern angehörte (auch online).


Gabriele Naujoks: „‚Das Leben ist für mich Christus‘. Zum 175. Geburtstag von Alexander Hume Rule“. In: Zeit & Schrift 21 (2018), Heft 2, S. 28–35.

Lebensbild eines schottisch-amerikanischen Evangelisten und Lehrers der Lowe-Brüder (1843–1906). Bereits im Mai 2018 hier im Blog vorgestellt (auch online).


John Piper: „Georg Müller. Eine Strategie, Gott zu zeigen – Glauben in Einfalt, Gottes Wort, Genüge in Gott“. In: ders.: Vereint im Vertrauen. Die Frucht siegreichen Glaubens im Leben von Charles Spurgeon, Georg Müller und Hudson Taylor. Aus dem Englischen von Alois Wagner. Bielefeld (CLV) 2018. S. 103–138.

Lebensbild Georg Müllers mit Schwerpunkt auf seinem Calvinismus (wie bei diesem Autor zu erwarten). Die Bethesda Chapel in Bristol wird als „eine Art unabhängige, calvinistisch geprägte Gemeinde“ bezeichnet, „die ein zukünftiges Tausendjähriges Reich auf Erden erwartete, das Mahl des Herrn wöchentlich feierte und auch Menschen ohne Glaubenstaufe als Gemeindeglieder aufnahm“ (S. 103f.), ohne dass die Zugehörigkeit zur Brüderbewegung auch nur erwähnt würde. Das Buch steht zum kostenlosen Download zur Verfügung.


Dave Porsche: „Brüdergemeinden – wo geht es hin?“ In: Perspektive 17 [recte 18] (2018), Heft 3, S. 44f.

Der Autor befürchtet, dass Brüdergemeinden aussterben werden, und zeigt sechs Symptome dafür auf (wenig Nachwuchs in Leitungsverantwortung und vollzeitlichem Dienst, wenig Innovationsbereitschaft, wenig neue Lieder, kaum neue Gemeinden, Zufriedenheit mit dem Status quo).


Martin von der Mühlen: „Eine kritisch-konstruktive Ergänzung zum Artikel ‚Brüdergemeinden – wo geht es hin?‘ von Dave Porsche in der ‚Perspektive‘ 3/18“. In: Perspektive 17 [recte 18] (2018), Heft 5, S. 26f.

Der Verfasser kritisiert die Ausführungen Porsches als einseitig und verallgemeinernd und ruft dazu auf, alle Generationen (und nicht nur die junge) im Blick zu behalten.


Bogdan Emanuel Răduţ: „Reflecţii privind impactul celui de-al Doilea Război Mondial asupra Asociaţiei Religioase ‚Creştinii după Evanghelie‘“. In: Arhivele Olteniei NS 32 (2018), S. 125–134.

Über die Auswirkungen des Zweiten Weltkriegs auf die Brüdergemeinden in Rumänien (auch online).


Barbara Schieb / Jutta Hercher: „Aktion ‚Arbeitsscheu Reich‘ im Juni 1938“. In: 1938. Warum wir heute genau hinschauen müssen. Hrsg. von Barbara Schieb und Jutta Hercher. Mit einem Vorwort von Klaus von Dohnanyi. München (Elisabeth Sandmann) 2018. S. 146f.

Kurzes Porträt des Judenchristen Kurt Seelig (1887–1954), der der „Christlichen Versammlung“ angehörte und im Juni 1938 zwei Wochen im KZ Buchenwald inhaftiert war.


Ian F. Shaw: „‘This Way of Living’: George Müller and the Ashley Down Orphanage“. In: Foundations: An International Journal of Evangelical Theology 75 (November 2018), S. 73–92.

Über Georg Müllers Waisenhausarbeit in Bristol (auch online).


Mark R. Stevenson: „The Brethren and Systematic Theology: Outspoken Objectors; Unconscious Practitioners“. In: Reflections from the Emmaus Road. Essays in Honor of John H. Fish III, David A. Glock, and David J. MacLeod. Hrsg. von Franklin S. Jabini, Raju D. Kunjummen und Mark R. Stevenson. Dubuque, IA (Emmaus Bible College) 2018. S. 112–131.

Über das zwiespältige Verhältnis der „Brüder“ zur Systematischen Theologie.


Timothy C. F. Stunt: „The Formation of a Seceder. John Nelson Darby at Trinity College, 1815–1819“. In: A Flight of Parsons. The Divinity Diaspora of Trinity College Dublin. Hrsg. von Thomas P. Power. Eugene, OR (Pickwick) 2018. S. 41–59.

Überlegungen zur Frage, welchen Einfluss das Studium am Trinity College (Dublin) auf Darbys geistige und geistliche Entwicklung hatte.


Helga Völkening: „Christliche Gemeinde Potsdam-Babelsberg (Brüdergemeinde)“. In: Glaube in Potsdam. Band I: Religiöse, spirituelle und weltanschauliche Gemeinschaften. Beschreibungen und Analysen. Hrsg. von Johann Hafner, Helga Völkening und Irene Becci. Baden-Baden (Ergon) 2018. S. 436–450.

Porträt der 1993 gegründeten „blockfreien“ Brüdergemeinde in Potsdam-Babelsberg mit folgenden Schwerpunkten: 1. Entstehung und Entwicklung; 2. Gebäude und Lage; 3. Gottesdienst, Ritual, Zusammenkunft; 4. Gemeinschaftsleben und Gruppen; 5. Mitgliedschaft; 6. Außenbeziehungen. Die Darstellung beruht auf Interviews mit der Gemeindeleitung und wurde von dieser gegengelesen. Der Einleitungsteil über die Brüderbewegung insgesamt enthält allerdings etliche Fehler (z.B. Darby habe an der ersten Versammlung in Dublin teilgenommen, 1842 seien die ersten „exklusiven“ Versammlungen in Württemberg und im Rheinland gegründet worden, das Verbot 1937 sei wegen der Organisationslosigkeit erfolgt, die größten deutschen Brüdergemeinden befänden sich in Bad Endbach und Düsseldorf!).


Hartmut Wahl: „Vergesst eure Lehrer nicht! War Karl von Rohr-Levetzow am Widerstand gegen Hitler beteiligt?“ In: Perspektive 17 [recte 18] (2018), Heft 5, S. 31f.

Erste Erkenntnisse über den Offenen Bruder Karl von Rohr-Levetzow (1878–1945), der bis 1939 BfC-Reisebruder war und im April 1945 unter ungeklärten Umständen von der SS ermordet wurde – möglicherweise wegen seiner Kontakte zum Widerstand (Henning von Tresckow war sein Neffe).


François Walter: „Les débuts de la chocolaterie Favarger à Versoix: éthique darbyste, exotisme et suissitude (1875–1940)“. In: Laurent Tissot, une passion loin des sentiers battus. Hrsg. von Francesco Garufo und Jean-Daniel Morerod. Neuchâtel (Éditions Alphil – Presses universitaires suisses) 2018. S. 103–127.

Über die Anfänge der Schweizer Schokoladenfabrik Favarger (ab 1875 in Versoix bei Genf), die von einer „darbystischen Ethik“ geprägt gewesen seien. Jacques Samuel Favarger (1857–1909), der Enkel des Firmengründers Jacques Foulquier, war ab 1884 mit Carl Brockhaus’ Tochter Emma (1860–1948) verheiratet. Der Aufsatz erschien in einer Festschrift für den Schweizer Historiker Laurent Tissot (* 1953).


Joseph Webster: „The Exclusive Brethren ‘Doctrine of Separation’. An Anthropology of Theology“. In: Theologically Engaged Anthropology. Hrsg. von J. Derrick Lemons. Oxford (Oxford University Press) 2018. S. 315–335.

Über Absonderungslehre und -praxis der Raven-Taylor-Symington-Hales-Brüder. Zu Beginn berichtet der Autor ausführlich über seine Schwierigkeiten, an einem ihrer Gottesdienste teilnehmen zu dürfen.


Für Hinweise auf weitere, von mir übersehene Neuerscheinungen bin ich dankbar!

Neuerscheinungen zur Brüderbewegung 2017

Es mag von Nutzen sein, am Ende des Jahres einmal die in den letzten zwölf Monaten erschienenen Veröffentlichungen zur Brüderbewegung übersichtlich zusammenzustellen und kurz zu kommentieren bzw. einzuordnen.


BÜCHER


Jill Aebi-Mytton: A Narrative Exploration of the Lived Experience of Being Born, Raised in, and Leaving a Cultic Group: The Case of the Exclusive Brethren. DPsych Thesis, London (Middlesex University / Metanoia Institute) 2017. 2 Bände. 221 + ? Seiten.

Psychologische Dissertation mit sechs Fallstudien über ehemalige Raven-Taylor-Brüder. Der Hauptband ist online verfügbar, der Anhangsband nicht.


Sylvain Aharonian: Les frères larges en France métropolitaine. Socio-histoire d’un mouvement évangélique de 1850 à 2010. Préface de Jean-Paul Willaime. Paris (Les éditions du cerf) 2017. 641 Seiten.

Ausführliche Sozialgeschichte der französischen Offenen Brüder. Die zugrunde liegende Dissertation ist auch online verfügbar.


Horia Azimioara: Mit beiden Flügeln fliegen. Das Leben von Teodor Popescu. Hückeswagen (CSV) 2017. 172 Seiten.

Teodor Popescu (1887–1963) gründete gemeinsam mit Dumitru Cornilescu (1891–1975) Anfang der 1920er Jahre in Rumänien eine Gemeindebewegung, die etwa zehn Jahre später mit den internationalen Kelly-Lowe-Continental-Brüdern in Gemeinschaft kam. Die hier vorliegende erbauliche Biografie erschien zuerst 2003 in englischer Sprache beim Gute-Botschaft-Verlag, Eschenburg.


Ian Burness: From Glasgow to Garenganze. Frederick Stanley Arnot and Nineteenth-Century African Mission. Studies in Brethren History. Lockerbie, UK (OPAL Trust) 2017. xvii, 339 Seiten.

Eine umfassende und gründliche Biografie des bekannten Afrikamissionars (1858–1914), die zum Standardwerk werden dürfte.


A[rthur] A. Fishburn: Resilience Tried and Tested. o.O. o.V. [Amazon CreateSpace] 2017. 474 Seiten. — Ders.: BCNW. Brethren Separating to God. o.O. o.V. [Amazon CreateSpace] 2017. 140 Seiten.

Beim erstgenannten Buch soll es sich um einen im Milieu der (Raven-Taylor?-)„Brüder“ angesiedelten Roman nach wahren Begebenheiten handeln, beim zweiten Buch um Hintergrundinformationen dazu.


Joan Kearney: Shaped to Fit. How God shaped a young woman for an unexpected calling to Brazil and back. Exeter (Onward & Upwards) 2017. 276 Seiten.

Autobiografie einer Wycliff-Missionarin (geb. 1936), die bis 1961 den Raven-Taylor-Brüdern angehört hatte.


Harvey G. Rees-Thomas: 100 Years on the Street. A Story of God’s Grace through Tory Street Hall, Elizabeth Street Chapel and The Street City Church. Wellington, NZ (HIS Services Limited) 2017. 547 Seiten.

Monumentale, aufwändig gestaltete Festschrift einer Offenen Brüdergemeinde in Neuseeland.


Robert Revie: India to Ethiopia. A 50 Year Journey. Kilmarnock, UK (Ritchie) 2017. 144 Seiten.

Autobiografie eines schottischen Missionars der Offenen Brüder.


stevensonMark R. Stevenson: The Doctrines of Grace in an Unexpected Place. Calvinistic Soteriology in Nineteenth-Century Brethren Thought. Foreword by Tim Grass. Eugene, OR (Pickwick) 2017. xvi, 304 Seiten.

Diese sorgfältig erarbeitete (und bibliophil gesetzte) Dissertation belegt, wie nahe die frühen „Brüder“ dem Calvinismus standen – näher, als sie selbst wahrscheinlich zugegeben hätten (und als vielen heutigen Lesern lieb ist, ich selbst inbegriffen). Nach zwei Kapiteln über die historische Entwicklung der calvinistischen Soteriologie seit dem 17. Jahrhundert untersucht Stevenson die ersten drei der „Fünf Punkte des Calvinismus“ und setzt sie zu den Schriften der „Brüder“ in Beziehung (jeweils nach Autoren geordnet). Es folgen ein hochinteressantes Kapitel über rettenden Glauben, Buße und Heilsgewissheit sowie eine zusammenfassende Bewertung.

Kritisch hätte ich anzumerken, dass der Autor seinem Thema nicht ganz neutral gegenübersteht: Er ist selbst calvinistischer „Bruder“ und hat daher ein offensichtliches Interesse daran, die Soteriologie der „Brüder“ als Variante des Calvinismus darzustellen; Lehren, die die „Brüder“ ablehnten (z.B. die doppelte Prädestination), erklärt er kurzerhand für weniger zentral oder für „hypercalvinistisch“. Bemerkenswert fand ich den Hinweis, dass die in der „Brüdertheologie“ übliche Unterscheidung zwischen Sühnung (propitiation) und Stellvertretung (substitution), „vorgeschattet“ in den beiden Böcken am großen Versöhnungstag (3Mo 16), eine originäre Erkenntnis Darbys war, die sich vor ihm nirgendwo in der Literatur findet (S. 180, Anm. 86).

Eine vorläufige Zusammenfassung der Arbeit erschien bereits 2010 in der Brethren Historical Review.


stottRebecca Stott: In the Days of Rain. London (4th Estate) 2017. 394 Seiten.

Das Genre der „Raven-Taylor-Aussteigerliteratur“ hat seit der Jahrtausendwende einen wahren Boom erlebt: Nach Ngaire Thomas (2004, ²2005), Em Amosa (2007), David Tchappat (2009), Lindsey Rosa (2010), James Bell (2014), Peter Wycherley Harrison (2014), Joy Nason (2015) und John L. Fear (2016) ist Rebecca Stott nun schon mindestens die neunte Vertreterin dieser Gattung in weniger als 15 Jahren. Aus zwei Gründen ragt ihr Buch allerdings aus der Reihe heraus: Es ist nach Meinung der meisten Rezensenten ungewöhnlich gut geschrieben (Rebecca Stott ist Literaturwissenschaftlerin und Romanautorin; ihre beiden historischen Thriller Ghostwalk und The Coral Thief liegen auch in deutscher Sprache vor), und es bietet Innenansichten aus einer „führenden Familie“: Rebeccas Großvater Robert Stott (1902–1976) war einer der Wortführer in der Aberdeen-Trennung von 1970 und verfasste gemeinsam mit seinem Sohn Roger – Rebeccas Vater (1938–2007) – die bekannte Schrift If We Walk in the Light. Die bisher ungedruckten Lebenserinnerungen von Roger Stott (der sich leider bald nach der Trennung ganz vom christlichen Glauben abwandte) sind im vorliegenden Buch mit verarbeitet – anders wäre es auch kaum zu schreiben gewesen, denn die Autorin selbst war zur Zeit der Trennung erst sechs Jahre alt. Kritiker wie der Religionssoziologe und „Sektenversteher“ Massimo Introvigne werfen dem Buch dennoch etliche historische und theologische Fehler vor. Laut der englischen Wikipedia ist auch eine deutsche Übersetzung in Vorbereitung.


Wilfried Weist / Reinhard Assmann: Dass das Wort des Herrn laufe und gepriesen werde. Die Schrifttumsarbeit im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden in der DDR. Baptismus-Dokumentation 7. Wustermark/Norderstedt (Oncken-Archiv des BEFG / BoD) 2017. 298 Seiten.

Der sehr interessante und sorgfältig recherchierte Band enthält auch einige Hinweise auf die Brüdergemeinden.


AUFSÄTZE


Christopher Cone / James I. Fazio (Hrsg.): Forged from Reformation. How Dispensational Thought Advances the Reformed Legacy. El Cajon, CA (Southern California Seminary Press) 2017. xiv, 582 Seiten.

In diesem zum 500. Reformationsjubiläum erschienenen Sammelband amerikanischer Dispensationalisten sind zwei Aufsätze über Darby enthalten:

James I. Fazio: „John Nelson Darby: The Unknown and Well Known Nineteenth Century Irish Reformer (S. 81–108)
Cory M. Marsh: „Luther Meets Darby: The Reformation Legacy of Ecclesiastical Independence (S. 109–144)


elthg2aHeinzpeter Hempelmann / Uwe Swarat (Hrsg.): ELThG². Evangelisches Lexikon für Theologie und Gemeinde. Neuausgabe. Band 1. Holzgerlingen (SCM R. Brockhaus) 2017. LVIII, 1954 Spalten.

1992–94 in drei Bänden erstmals veröffentlicht, erscheint dieses verdienstvolle Lexikon nun in einer weitgehend neu geschriebenen, stark erweiterten 2. Auflage. Band 1 umfasst die Buchstaben A bis E; die geplanten drei weiteren Bände werden dem Vernehmen nach erst in zweijährlichen Abständen folgen. Aus dem Themenbereich Brüderbewegung sind in Band 1 nachstehende Artikel enthalten:

Kl(aus) vom Orde: „Baedeker, Friedrich Wilhelm (1823–1906) (Sp. 598f.)
G(erd) Goldmann: „Blücher, Toni von (1836–1906) (Sp. 954f.)
W(olfgang) Heinrichs: „Brockhaus, Carl Friedrich Wilhelm (1822–1899) (Sp. 1046–1048)
ders.: „Brüderverein, Evangelischer (Elberfelder) (Sp. 1058–1062)
B(erthold) Schwarz: „Darby, John Nelson (1800–1882) (Sp. 1326–1329)
R(oland) Deines: „Deichmann, Heinz-Horst (1926–2014) (Sp. 1340–1342)
Chr(istoph) Raedel: „Dispensationalismus (Sp. 1490–1493)

Einen Artikel „Brüderbewegung“ gibt es seltsamerweise nicht; stattdessen wird – wie in der 1. Auflage – auf das Stichwort „Versammlung, Christliche“ (und damit auf den wohl nicht vor 2023 zu erwartenden Band 4!) verwiesen. Die gesamte Brüderbewegung unter dieser nur noch von Geschlossenen und konservativen Freien Brüdern verwendeten Bezeichnung abzuhandeln erscheint kaum angemessen.


Bruce A. Baker: „The Early Life and Influence of John Nelson Darby“. In: Journal of Ministry & Theology 21 (2017), Heft 2, S. 110–126.

Einführung in Darbys erste Lebensjahrzehnte und Charakterzüge. Hauptquellen sind Turner (1926/44) und Weremchuk (1992); die neuere BAHN-Literatur wird vollständig ignoriert. Baker hält sogar an dem bereits von Weremchuk widerlegten Irrtum fest, Darbys Mutter sei früh verstorben (auch online).


Howard Barnes: „Walter Wolston“. In: Precious Seed 72 (2017), Heft 3, S. 20f.

Lebensbild des bekannten Evangelisten und Autors, erschienen zum 100. Todestag am 11. März 2017 (auch online).


John Bennett: „John R. Caldwell“. In: Precious Seed 72 (2017), Heft 1, S. 24f.

Lebensbild des langjährigen Herausgebers der Zeitschrift The Witness, erschienen zum 100. Todestag am 14. Januar 2017 (auch online).


Peter van Beugen: „John Nelson Darby“. In: Focus op de Bijbel [9] (2017), Heft 35, S. 34–41.

Lebensbild Darbys in einer niederländischen Zeitschrift der „blockfreien“ Brüdergemeinden (auch online).


Arnd Bretschneider: „Kein Preis zu hoch!? Ein junger Mann stellt sich dem Anspruch von Jesus Christus“. In: Perspektive16 [recte 17] (2017), Heft 5, S. 21–23.

Über den Missionar und Märtyrer Jim Elliot (1927–1956), dessen Zugehörigkeit zu den Offenen Brüdern im Artikel allerdings nicht erwähnt wird.


Peter Ferry: „Assemblies in Thailand. From Islands to Hill Tribes“. In: Precious Seed 72 (2017), Heft 3, S. 28f.

Über die Offenen Brüdergemeinden in Thailand (auch online).


Ken Follett: „Wie ich meinen Glauben verlor“. In: Rheinische Post 228 (30. September / 1. Oktober 2017), Magazin, S. C1–C2.

Autobiografischer Essay des unter den „Needed-Truth-Brüdern“ aufgewachsenen Bestsellerautors, zuerst auf Englisch erschienen in Granta. The Magazine of New Writing 137 (2016), S. 53–61. (Die deutsche Übersetzung ist online verfügbar, vom englischen Original gibt es auf YouTube eine Lesung des Autors mit Interview.)


Erich Geldbach: „Geschichtsschau und Gemeindeideal bei John Nelson Darby und in der Brüderbewegung“. In: Freikirchenforschung 26 (2017), S. 167–175.

Vortrag auf der Herbsttagung 2016 des Vereins für Freikirchenforschung zum Thema „Reformatio oder Restitutio? Vorstellungen von Erneuerung der Kirche in der Geschichte der Freikirchen“. Die Ausführungen sind im Wesentlichen sachlich korrekt und mit Zitaten belegt, aber der bei Geldbach obligate Seitenhieb gegen die Romanreihe Left Behind (für die Darby nicht verantwortlich ist und die er niemals gebilligt hätte) darf selbstverständlich nicht fehlen.


Tim Grass: „Restorationists and New Movements“. In: The Oxford History of Protestant Dissenting Traditions. Volume III: The Nineteenth Century. Hrsg. von Timothy Larsen und Michael Ledger-Lomas. Oxford (Oxford University Press) 2017. S. 150–174.

Die Seiten 156–160 dieses Überblicksartikels sind der Brüderbewegung gewidmet. (Der eigentlich £ 95 teure Band kann merkwürdigerweise hier vollständig als PDF heruntergeladen werden.)


Óli Jacobsen: „Jógvan F. Kjølbro (1887–1967): Ein Geschäftsmann in der Brüdergemeinde der Färöer“. In: Tjaldur. Mitteilungsblatt des Deutsch-Färöischen Freundeskreises 57/58 (Juni 2017), S. 77–85.

Biografischer Artikel, zuerst auf Englisch erschienen in Brethren Historical Review 12 (2016), S. 34–48.


David C. Kirkpatrick: „‘Freedom from Fundamentalism’: Christian Brethrenism and the Rise of Latin American Protestant Evangelical Social Christianity“. In: The Journal of World Christianity 7 (2017), S. 211–233.

Laut diesem Artikel führte die Übergabe der Leitungsverantwortung von europäischen „Brüder“-Missionaren an Einheimische in Lateinamerika zu größerem sozialem Engagement und zu einer Abkehr vom Fundamentalismus.


Gerard Kramer: „William Kelly (1821–1906)“. In: Focus op de Bijbel [9] (2017), Heft 36, S. 18–23.

Lebensbild Kellys in einer niederländischen Zeitschrift der „blockfreien“ Brüdergemeinden (auch online).


Andreas Liese: „‚Wir konnten immer das Evangelium verkünden‘. Baptisten und Brüdergemeinden im ‚Dritten Reich‘“. In: Kirchliche Zeitgeschichte 30 (2017), S. 93–133.

Der Beitrag untersucht die Entwicklung von Baptisten- und Brüdergemeinden im NS-Staat bis hin zum Zusammenschluss im Bund Evangelisch-Freikirchlicher Gemeinden.


Armin Lindenfelser: „Elizabeth Paget (1783–1863). Die ‚Mutter der Brüderbewegung‘“. In: Zeit & Schrift 20 (2017), Heft 4, S. 31–35.

Lebensbild der „geistlichen Mutter“ von Anthony Norris Groves, Georg Müller und Robert Cleaver Chapman (auch online verfügbar).


Peter Lineham: „Learning from History: An Exclusive Brethren Story“. In: History Making a Difference: New Approaches from Aotearoa. Hrsg. von Katie Pickles, Lyndon Fraser, Marguerite Hill, Sarah Murray und Greg Ryan. Newcastle upon Tyne (Cambridge Scholars Publishing) 2017. S. 73–91.

Der erste Teil des Aufsatzes handelt vom Geschichtsverständnis der Brüderbewegung allgemein (einschließlich der Offenen Brüder), im zweiten Teil analysiert der Autor Material aus dem Geschichtsunterricht der Raven-Taylor-Hales-Privatschulen, das ihm von einem Aussteiger zugespielt wurde.


Berlin M[artin] Nottage: „Heroes of the Faith: Brothers Beloved“. In: Cornerstone 1 (2017), Heft 1, S. 12–14.

Über die drei von den Bahamas stammenden, aber hauptsächlich unter Schwarzen in den USA wirkenden Evangelisten Whitfield Nottage (1883–1986), Talbot Burton Nottage (1885–1972) und Berlin Martin Nottage (1889–1966) (auch online). Die Zeitschrift Cornerstone wurde dieses Jahr neu gegründet.


Sarah Ponzer: „‘Disease, Wild Beasts, and Wilder Men’: The Plymouth Brethren Medical Mission to Ikelenge, Northern Rhodesia“. In: Conspectus Borealis 2 (2017), Issue 1, Article 4. 25 Seiten.

Studentische Hausarbeit über ein sehr spezielles Missionsthema, erschienen in der Zeitschrift der Northern Michigan University in Marquette (auch online).


Bogdan Emanuel Răduţ: „Origini europene ale Bisericii Creştine după Evanghelie din România“. In: Arhivele Olteniei NS 31 (2017), S. 205–213.

Über britische, schweizerische und deutsche Einflüsse auf die Entstehung der Brüdergemeinden in Rumänien (auch online).


Richard E. Strout: „Ninety Years and Counting: The History of Assemblies in Quebec“. In: Cornerstone 1 (2017), Heft 2, S. 16f.

Zusammenfassung des vom selben Autor verfassten Buches Ebb and Flow. A History of Christian Brethren Churches in French Canada 1926–2010, Port Colborne, ON (Gospel Folio Press) 2016 (der Artikel ist auch online verfügbar).


Todne Thomas: „Rebuking the Ethnic Frame: Afro Caribbean and African American Evangelicals and Spiritual Kinship“. In: New Directions in Spiritual Kinship. Sacred Ties across the Abrahamic Religions. Hrsg. von Todne Thomas, Asiya Malik und Rose E. Wellman. Contemporary Anthropology of Religion. Cham, Schweiz (Palgrave Macmillan) 2017. S. 219–244.

Kulturanthropologische Studie über zwei afroamerikanische Gemeinden der Offenen Brüder in Atlanta (Georgia).


Für Hinweise auf weitere, von mir übersehene Neuerscheinungen bin ich dankbar!

Die frühen „Brüder“ und der Calvinismus

Mark R. Stevenson untersucht in seinem Artikel “Early Brethren Leaders and the Question of Calvinism” (Brethren Historical Review 6 [2010], S. 2–33) die Haltung der frühen „Brüder“ zum Calvinismus und kommt zu folgendem Schluss (Hervorhebungen durch mich):

Our study has shown that soteriological Calvinism was a firm conviction among the prominent leaders of the early Brethren movement. They were strict Calvinists who rejected the extremes of both high and hyper-Calvinism, and although they were not preoccupied with the doctrines of grace, neither were they afraid to profess their allegiance to those doctrines as precious truths of the faith. With Mackintosh we see a new attitude emerging. Although he accepted the basic tenets of Calvinism, he eschewed the Calvinist label not only to distance himself from the abuses of hyper-Calvinism that were common in his day, but also in an attempt to reject the wider Reformed system of theology which contradicted important Brethren distinctives. Mackintosh’s attitude is a logical outgrowth of the development of Brethren ideals, but later writers would abandon all vestiges of Calvinism, perhaps taking Mackintosh’s attitude to its logical conclusion. Be that as it may, it should now be obvious that the spirit of antagonism toward Calvinism that currently runs through the movement is, for better or worse, a departure from its origins.

Wichtig scheint mir hier der Hinweis, dass es nur um “soteriological Calvinism” geht, also um die „fünf Punkte“, und nicht um andere calvinistische Lehren wie z.B. Bundestheologie, „Kirche von Adam an“, Gültigkeit des Gesetzes usw. Aber auch bei den „fünf Punkten“ muss man sich fragen, ob die noch im Werden begriffene „Brüdertheologie“ der allerersten Jahre unbedingt als Vorbild für heute gelten muss. Von Darby z.B. werden fast nur Zitate aus der frühesten Zeit in Oxford angeführt; aus seiner Spätzeit kommen nur die bekannten Äußerungen zum freien Willen zur Sprache (inkl. Kontroverse mit Moody). Stevensons Einschätzung

In Darby’s voluminous literary output, he does not manifest a fixation on Calvinist doctrines. He did defend them when necessary, but for Darby those doctrines seemed to be settled; his attention was focused more on developing issues related to ecclesiology and eschatology.

scheint mir eine interessegeleitete Verharmlosung der Unterschiede zu sein, stehen doch gerade Darbys Ekklesiologie und Eschatologie in klarem Widerspruch zum Calvinismus.